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Don Flughafen zu Flughafen: l. Innerhalb Deutschlands nach Oesterreich, Holland, Dänemark, Schweiz, England und vlva vsisa. ...... 1"/<>, 2. Ruhland, Polen, Nandstaaten und vics versa Bon Haus zu HauS: I. Jnnerhulb Deutschlands, nach Oesterreich, Holland, Dänemark, Schweiz, England Und vics versa l)4"/°o 2. Ruhland, Polen. Nandstaaten und vioe vvrsa 3)<!"/oo Die Blumenbranche ist es, die zuerst die ge schilderten Vorteile, welche der Flugzeugtrans- port ihren Artikeln bietet, erkannt hat. Nahezu ein Drittel aller beförderten Artikel find Blumen. Es fällt ihr der Verdienst zu, am Ausbau und an der Entwickelung des Luft frachtverkehrs, auf den die Handelswelt bald nicht mehr wird verzichten können, geholfen zu haben. In den ersten Jahren des Luftverkehrs ver traute man dem Flugzeug nur Probesendungen oder Sendungen „ä koncks percku" an. Schließlich konnte man auf Grund der guten Erfahrungen, dis man gemacht hatte, regelmäßig mit dem Flugzeug versenden, und es kamen täglich 20—30 Ku in Hamburg und Berlin an. Wie sehr der Luftweg sich allmählich das Vertrauen der Interessenten erwirbt, beweist die Tatsache, daß nunmehr in diesem Jahre täglich 300 KZ sowohl in Hamburg als auch in Berlin an kommen. Außerdem gehen noch größere Mengen von Amsterdam über Düsseldorf-Köln nach dem Westen und Süden Deutschlands und in die Schweiz. Sehr oft ergibt sich die Notwendigkeit einer Kombination von Flugzeug- und Eisen bahnversand. Es find nicht "nur die an das LuftverkehrSnetz unmittelbar angeschlossenen Städte in der Lage, ihre Blumen auf dem Luft wege zu beziehen, sondern in demselben Maße Orte, die in der Nähe einer Flughafenstadt liegen. Häufig muß auch dort die Bahn einge schaltet werden, wo kein Fluganschluß besteht und die Reisedauer durch eine solche Kombination wesentlich verkürzt werden kann. Auf diese Weise werden u. a. Chemnitz, Breslau und Glei- witz über Berlin versorgt. Die Frachtraten sind im Lause der Jahre schon wesentlich ermäßigt worden. Noch im vori gen Jahre zahlte man für eine Sendung Blumen von Amsterdam nach Berlin Pro kss hfl. 1.25. Heute kostet das Kilogramm nur noch hfl. 0.75. Wenn diese Rate auch noch höher als die Ex- preßrate ist, so sind die Vorteile des Lustver sandes in der heißen Zeit, wie von Fachleuten bestätigt wird, so außerordentlich groß, daß bei pünktlicher Ablieferung dieser Preis gern ge zahlt wird. Der weitaus größte Teil der mit Flugzeug beförderten Sendungen kommt aus Holland nach Deutschland und über Deutschland nach Kopen hagen, Malmö, Riga, Reval, Warschau usw. Im letzten Jahre konnten wir auch schon Blumen aus Kopenhagen nach Berlin und Homburg be fördern, und letzthin beginnt auch der Versand von deutschen Schnittblumen innerhalb Deutsch lands mit dem Flugzeug. Eine Firma in Frankfurt a. M. bietet ihrer Kundschaft in ganz Deutschland ihre Gärtnereiprodukte an und weist auf die verschiedenen günstigen Versendungs- Möglichkeiten mit dem Flugzeug hin. Diese Art von Austragswerbung ist unbedingt ein Zeichen unserer Zeit. Wir sehen uns genötigt, alle unsere bisherigen Begriffe von Entfernungen zu revidieren, denn die Erde hat ein völlig an deres Gesicht bekommen, was uns unerreichbar dünkte, scheint plötzlich in greifbare Nähe ge rückt, denn das Flugzeug vermag z. B. in Europa alle Entfernungen auf ein Drittel zu verkürzen. Zu viel Siauden. Line Warnung. Von Staatl. dipl. Gartenbauinspektor Fr. Saftend erg in Leipzig. Stauden sind ähnlich wie Kakteen als Topfpflanzen heute die große Mode unter den Freilandschmuckpflanzen. Das ist erfreulich. Aber wie es leider schon immer im Erwerbs ¬ gartenbau üblich war, haben sich, um eins stark volkstümliche Redensart zu benutzen, nur allzu viele Gartenbaubetriebe auf Stauden „gelegt". Allerdings sind die deutschen Gärten für Staudenanpflanznngen noch in hohem Maße auf nahmefähig. Das gilt vor allem für die bei weitem größere Mehrzahl der besseren privaten, parknrtigen Gärten. Das gilt auch für die öffentlichen Anlagen, besonders der kleineren und mittleren Städte, während die Großstädte in eigenen Gärtnereien große Massen an Stauden herangezogen haben, die in Kürze ihrem Zwecke zugeführt werden. Trotzdem dürsten aber in der nächsten Zeit möglicher weise auch die großstädtischen Gartenverwal tungen noch gute Abnehmer für Neuheiten sein, die sie dann freilich ihrerseits in Vermehrung nehmen werden, so daß für den Erwerbsgarten bau das Geschäft vermutlich nur eine einmalige kurze Freude bedeuten wird. Ferner ist es eine betrübliche Tatsache, daß diejenigen privaten Gärtnereibetriebe, welche man in der Vorkriegs zeit unter dem Sammelbegriff „Herrschafts gärtnereien" zusammenfaßte, und die damals in der Hauptsache Abnehmer, nur in Ausnahme füllen aber Wettbewerber der Erwerbsgarten baubetriebe waren, heute nur noch sehr schlechte Kunden, wohl aber, zum Teil wenigstens, recht beachtliche Konkurrenten sind. Es blieben also noch als Käufer der heute in der Anzahl von vielen Millionen mehr als früher heran gezogenen Stauden die Haus- und Kleingarten besitzer aller Art. Auch diese dürsten als zweifelhafte Käufer zu buchen sein. Denn der Hausgartenbesitzer, der wohl als identisch mit dem bürgerlichen Mittelstündler anzusehen sein dürfte, ist heute keineswegs auf wirtschaftliche Rosen gebettet, daher ist er, selbst als Stauden- sreund, nicht in der Lage, Opfer für seine Lieb haberei zu bringen. Der Klein- und Schreber gärtner aber befindet sich ebenfalls nicht minder und teilweise — soweit er ein Opfer des Arbeitmangcls geworden ist — noch in höherem Maße als der Vorkriegshausgartenbesitzer in einer wirtschaftlichen Klemme. Deshalb wird auch er kaum die von den nur allzu zahlreichen Nachinflationsstaudenzüchtern erhofften Kunden scharen stellen können. Zum anderen aber ist außerdem noch zu bedenken, daß die alten, von Obstbäumen und Beerensträuchern zu dicht be setzten Kleingärten nicht ollzuviele Möglichkeiten zur Anpflanzung von Stauden bieten. Es sind endlich als besondere Gruppe die Siedlungsgärten anzuführen. Zwar ist hier noch Platz für Staudenanpflanzungen. Aber auch die Bewirtschafter dieser Gärten sind kaum besser gestellt als die anderen hier genannten Gruppen von Garteninhabern. Es ist schließlich noch notwendig, auch des Eigenbedarfs der Er werbsgartenbaubetriebe zu gedenken, soweit Stauden zur Schnittblumengewinnung benötigt werden. Gewiß wird immer eins bestimmte Absatzmöglichkeit für die dem Zweck ent sprechenden Gattungen, Arten und Sorten bestehen. Aber auch hier werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Denn die große Masse der Kundschaft ist mehr auf Narzissen, Rosen, Nelken (letztere sind ja, streng genommen, allerdings auch Stauden), Goldlack, Levkojen und manchs andere Sommerblumen, z. B. Edel wicken eingestellt als auf Staudenblüten. In der Tat liegen die Dinge so, daß eine deutlich er kennbare Ueberzeugring besteht, die sich in einer nicht zu bestreitenden Preissenkung äußert. Man findet leider nicht selten Schleuderangebote in den Tageszeitungen. Es mag ja sein, daß es sich hier sehr häufig um nicht als solche erkenn bar gemachten Offerten von Jungpflanzen handel). Danach fragt aber der Durchschnitts laie nicht. Er kauft, weil die Ware billig ist, und es ist ihm dann gleichgültig, ob sie kräftig und gut vorkultiviert ist. Den Gipfel auf diesem Gebiet erreicht eins Erfurter Firma, die in den Leipziger Neue st en Nachrichten folgendes Inserat brachte, das hier zur Freude der Staudengärtner wiedergsgeben sei: Sonderangebot: Diese und die kommende Woche stellen wir einige Quartiere Stauden zu sehr billigen Preisen zum Verkauf. Gartenprimeln, Malven (Stockrosen), Königskerzen, Riesen ¬ gartenmohn, Riesenglockenblumen, Edel weiß, Riesen-Akelei, Riesen-Fingerhut, Schneeglöckchen und viele andere pracht volle Siauden, jene dankbaren Garten gewächse, die, einmal gepflanzt, jedes Jahr immer wieder blühen, mehrere Menschenalter hindurch den Garten oder die Grabstätte mit Blumen schmücken, das ganze Jahr fortgesetzt entzückendes Material zu Sträußen und Vasen füllungen darbieten. 100 der schönsten Stauden, Sorten unserer Wahl, M. 2.—. Die Aufträge werden der Reche nach, in der sie einlaufen, ausgesührt, soweit die Quartiere hsrgeben. Aus allen diesen Gründen ist vor einer Ucberspannung der Staudenzucht zu warnen. Andernfalls ist zu befürchten, daß große Massen unverkäuflich bleiben werden oder zu Preisen, die nicht einmal die Selbstkosten decken, ab gesetzt werden müssen, um das erforderliche Bar betriebskapital wenigstens teilweise wieder ein zubringen. Vom«ssetz«ngen zur gärtnerischen Luchsührung. Von Staatl. Gartenbauinspeltor Otto Löwe in Veitshöchheim b. Würzburg. Die Buchführung soll dem Erwerbsgärtner jederzeit Einblick in den Geschäftsgang, das Vermögen und eine Uebersicht über den Be triebserfolg gestatten. Soll letzterer befriedigen, dann müssen die im Betrieb angelegten Kapita lien sich gut verzinsen, die am Betrieb be teiligten Personen ihrer Stellung nach ent sprechendes Auskommen finden und die Pro duktion sich in aufsteigendec Linie bewegen. Wir unterscheiden eine einfache Buchführung, wo jeder Geschästsvorfall nur einmal, d. h. entweder in Einnahmen oder Ausgaben, und eine doppelte Buchführung, wo jeder Geschäfts- Vorfall zweimal, somit gleichzeitig in Ein nahmen und Ausgaben erscheint. Für die Gartenbaubetriebe ist das System der einfachen Buchführung, wie sie auch die vom R.d. d. G. hcrausgegcbene Stcucrbuchführung darstellt, vorzuzichen. Welches System gewählt wird, die Haupt sache ist immer, daß die Führung der Bücher klar und wahr ist und den gesetzlichen Be stimmungen entspricht. Diese sind nach der R.A.O. 8 102 folgende: 1. Die Eintragungen in die Bücher sollen fortlaufend und richtig ausgeführt werden. 2. Die Geschäftsbücher sollen, soweit dies geschästsüblich ist, gebunden sein und Blatt für Blatt numeriert werden. 3. An Stellen, die der Regel nach zu be schreiben sind, sollen keine Zwischenräume gelassen werden. 4. Die Tilgung einer unrichtigen Eintragung soll nicht unleserlich gemacht und nicht radiert werden. 5. Quittungen und Belege sollen mit laufen den Nummern bezeichnet werden. 6. In die Bücher darf nur mit Tinte oder Tintenstift, aber nicht mit Bleistift ge schrieben werden. 7. Die Kassenbeträge sind täglich aufzu schreiben. 8. Wenn die Eintragungen in die Geschäfts bücher erst später erfolgen, müssen auch die ersten Ausschreibungen .aufbewahrt werden. 9. Die Geschäftsbücher dürfen keine Ein tragungen erhalten, welche auf falschen oder erdichteten Namen lauten. Die Buchführung ist aus eingangs genann ten Gründen und mit Rücksicht auf die Steuer gesetze für den Erwerbsgärtnner, wenn dessen Betrieb noch so klein ist, von außerordentlicher Wichtigkeit. Außerdem ist eine geordnete Buch führung wichtig bei Prozeßangelegenheitcn, Tei lung .bei Erbschaften, Gewährung von Leib renten, Enteignung oder Verkauf des Grund besitzes resp. des Betriebes und bei Konkursen. In all diesen Fällen kann das Gericht die Vor lage der Bücher zwecks eingehender Prüfung der Verhältnisse verlangen. Weiterhin steht auch dem Finanzamt jederzeit das Recht zu, Einsicht in die Bücher zu nehmen. Für einen geordneten gärtnerischen Betrieb genügt es, über folgendes Aufzeichnungen zu besitzen: 1. über bas Vermögen und seine laufenden Veränderungen; 2. über die Grundstücke und das Kultur artenverhältnis; 3. über die Einnahmen und Ausgaben; 4. über den Eigenverbrauch; 5. über die in den Haushalt aufgenommenen Arbeitnehmer; 6. über Forderungen und Schulden; Am zweckmäßigsten ist die Zusammenfassung dieser Tabellen in ein gebundenes Buch mit fortlaufender Seitennumerierung. Sehr brauchbar ist in dieser Hinsicht die vom Reichs verband des deutschen Gartenbaues e. B- herausgegebene „Gärtnerische Buchführung" (Steuerbuchführung), deren Nutzungsdauer sich bei ordnungsmäßiger Führung auf ein Wirt schaftsjahr erstreckt. Abschluß des Wirtschaftsjahres. Nach den vom Rcichsverband des deutschen Gartenbaues ausgestellten Regeln soll in gärtneri schen Betrieben das Wirtschaftsjahr nicht mit dem Kalenderjahr abgeschlossen werden, weil zu dieser Zeit viele Betriebe noch in voller Tätigkeit und folglich noch viele Vorräte resp. Bestände vorhanden sind. Der beste Abschluß des Wirtschaftsjahres ist der Zeitpunkt, wo die wenigsten Bestände vorhanden sind und da durch die Bestandsaufnahme (Inventur) ver einfacht wird. Ferner sollen die Bestände beim Abschluß der einzelnen Betriebsjahre möglichst gleich groß sein, damit hier nur das Mehr des Winterbestandes fcstzustellen ist. Weiter ist zu beachten, daß steuerlich ein Mehrbestand als Einnahme, ein Miuderbestand als Verlust rechnet. Außerdem ist ein Zeitpunkt zu wählen, wo der Betriebsleiter die für den Abschluß nötige Zeit besitzt. Die günstigste Zeit zum Abschluß des Betriebsjahres ist für Obst- und Gemüsebaubetriebe am 28. Februar, wobei sich das Wirtschaftsjahr vom 1. März bis 28. Februar erstreckt. Für alle übrigen Betriebe der 30. Juni als Wirt schaftsjahr gilt dann die Zeit vom 1. Juli bis 30. Juni. LoWMf für die Landschaftsgärtncrci im Torifbezirk der Krcishauptmannschaft Dresden, ab 9. Juli 1928. Durch Schiedsspruch des Schlichtungsaus schusses der Kreishauptmannschaft Dresden vom 5. Juli 1926, verbindlich erklärt durch den sächsischen Landesschlichter am 27. Juli 1926, wurden die Stundenlöhne mit Wirkung ab 9. Juli 1926 folgendermaßen festgelegt für Obergärtner und Anlagenleiter . . 1,— M Gehilfen über 20 Jahre alt, die ein Jahr auf Landschaft gearbeitet haben 0,85 M Gehilfen über 20 Jahre alt, noch nicht brnnchekundig 0,80 M Gehilfen unter 20 Jahre alt . . . 0,75 Dl Arbeiter über 20 Jahre alt, die ein Jahr auf Landschaft gearbeitet haben 0,80 Dk Arbeiter über 20 Jahre alt . . . 0,75 Dl Arbeiter unter 20 Jahre alt . . . 0,70 Dl Arbeiterinnen 0,55 All Die Auslösung beträgt pro Tag . . 4,20 Dl Vorstehende Löhne können mit monat licher Kündigungssrist erstmals zum 31. Dezem ber 1926 ansgekündizt werden. Im übrigen gelten die Bestimmungen des NahmentarifvertragcS vom 5. Juli 1926. Dresden, den 27. Juli 1926. Arbcitgebervereinigung des sächsischen Gartenbaues. W. Bock. Verband der Gärtner und Gärtnereiarbeiter. L. Haucke. Aus des deutsche« Haus baumes TagebkWällem. Dr. Robert Zander in Halle a. d. Saale. „In den Kronen alter Linden Rauschts geheimnisvoll und leise". O, wer cs zu deuten versteht, dies Raunen von Germaniens ältesten Lagen bis in die jüngsten Zeilen, dies Singen und Sagen von Urväter Tagungen, von Frühlingsfesten, Minne sang und Schwerterklang unter der Linde in mitten des Dorfes, die aller Kultur zum Trotz ihre führende Stelle in der Geschichte auch über alle Religionskriege hinaus behauptet hat! Dieser heilige Baum Friggas, der nordischen Ve- nuS, dieser "geweihte Baum der slawischen Liebes göttin Krasogani blieb von den Arthieben des grimmen Frankenkönigs Karl verschont, blieb und wurde mehr denn ehedem des Dorfes Mittel punkt als Beschützer des Herdes vor Wetter und Blitz In die heiligsten Stätten zog er ein und „im Konvent zu Dreizehnlinden saß der Abt in stiller Zelle; o, wie klang vom Lindenaste heut der Drosselschlug so Helle!" Es klang dem alten Mann ins Gemüt wie einst des Waldvögleins Stimme dem Knaben Siegfried, bevor er sich gürtete zum Kampf mit dem Drachen, dessen Blut ihn bis auf jene Stelle härtete, auf die das Lindenblatt fiel. War's Vogelsang, war's Rauschen in den Kronen, das deutsche Dichterherz erlauschte sich die Weisen und fang von Liebe und Leiden unter der Linde. Froh kündet uns Walther von der Vogelweide: „Unter den Linden aus der Haide, Wo ich mit meiner Trauten saß", während Wolfram von Eschenbach jenes tiefge fühlte Bild schafft, um daS Liebesleid von Par- sival und Sigune zu malen; „Er lenkt dahin und fiel;', es saß Auf einer Linde, betaut vom Naß Der Augen, eine weinende Magd." An manchen edlen Namen aus dem deutschen Dichterwald knüpfen sich solch liebfrohe und lieb- wehe Erinnerungen unter einsamer Linds, sei es „Der Baum im Odenwald" (O. Roquette), sei es „Am Brunnen vor dem Tore" (W. Müller), oder sei es „Die Linde auf dem Kirchhofe" (I. G. Jacobi). — Anders der Sang von der Linde in des Dorfes Mitte: „Nun geigt er und singt er, nun singt er und geigt, Die Herzen bezwingt er, sobald er sich zeigt; Im Dorf an der Linde, im Fürstenpalast Wie drängt sich geschwinde der Schwarm um den Gast!" (Geibel.) Oder Goethe im Faust: „Schon um die Linde war es voll, Und alles tanzte schon wie toll. Und von der Linde scholl es weit: Juchhe! Juchhe! Juchheißa! Heißa! He!" Gar mancherlei ulte Schriften zeugen von solchen Volksfesten unter dec Linde, aber der deutsche Hausbaum weiß noch viel, viel mehr zu erzählen. Vor der Kirchtür mischt er sein Blättergemurmel in das Läuten der Glocken und ruft den Gläubigen zum Gebet (Rob. Prutz). Uber Klopstocks Grab zu Ottensen rauschen die Lindenbäume und raunen von deutscher Art und Frauenliebe (Rückert). Unter der Linde am Ende des Friedhofs möchte Werther seine Ruhstatt finden (Goethe) und das mag begründet sein dadurch, daß Goethe selbst den Stoff zu seinem „Werther" unter der Linde fand. — Auch Deutsch lands größter Volksdichter Schiller hatte seine Lieblingslinde, zu der er immer wieder nach Mühlau bei Mannheim zurückkehrte, und die bis an ihr Ende als Schillerbaum verehrt wurde. Hoffmann von Fallersleben (der Dichter von Deutschland über alles), Uhland, Geibel, Eichen dorfs, Hebbel, Freiligrath, bedarf es noch mehr der hehren Namen deutscher Dichter, die die Linde besingen? Wer kennt nicht Remicks Lied „Wohin mit der Freud?" und Baumbachs fröh lichen Sang auf die „Lindenwirtin"? — Und bis um die neueste Zeit schlingt die Lindenromantik ihr Band, singen Dichter wie Gottfr. Keller, Strindberg und Rainer Maria Rilke von „Tag und Traum" unter der Linde. Wie der Lindenkult aus heidnischer Vorzeit in den welterobernden Katholizismus über nommen wurde, hörten wir schon, und wissen aus Führern durch Museen, daß die alten Hei ligenbilder aus Lindenholz geschnitzt wurden. Daß später auch der Protestantismus ein Stück Lindenerbgut übernahm, kennen wir ans Orna menten in rein protestantischen Kirchen und durch die Lutherlinde zu Halle. Des deutschen Hausbaums Bedeutung in der Geschichte ist aber auch damit nicht erschöpft. Täglich lesen und hören wir Namen von Fa milien, Straßen, Städten, die auf die Linde (bot. Mlia, slawisch I-ipa) zurückgehen. Sic stammen vielfach aus der Zeit Karls des Großen, der die Anpflanzung von Linden befahl zum Schutz der Häuser. Wir hören Namen wie die von Lindc- guist, Linne, Tiliander, Lindelius. Ueber diese letzten drei schwedischen Familien berichtet Mau- Hardt, daß sie sich herleiten von einem dreiteiligen Lindenbaum. Von den Lindenstraßen erlangte Weltruf „Unter den Linden" Berlins. Von Städtenamen sei besonders genannt Leipzig, ent standen aus Lipzie — Lindenort. Hier finden wir abermals einen Hinweis auf die im Osten Deutschlands wohnenden Slawen, bei denen der Baum gleichfalls heilig und Volksbaum war. Diese Namengebung führt z. T. auf eine weitere Bedeutung der Linde in unserer Ge schichte zurück, auf die Rechtsprechung unter der Linde, die danach den Namen Femlinde erhielt. Die Nechtsprüche wurden unterzeichnet „Gegeben unter dec Linde...". Zu diesen Femlinden, die in der Geschichte teils bedeutende Rollen spielten, gehört die Dortmunder, die um 1910 wegen Bahnhofserweiterung versetzt werden sollte. Sie wird bereits 1337 in den Akten erwähnt. Be rühmt und bekannt ist ferner die Haushamer Linde und die Femlinde im Ambergau, die nach weislich bis in das achte Jahrhundert zucückver- folgt werden kann. — Mancherlei Geschichten ließen sich an die bekannt gewordenen Femlinden anknüpfen, doch soll noch einiger anderer Be ziehungen der Linde zum Menschen gedacht werden, die seltsamerweise alle in wechselseitigem Verhältnis zueinander stehen. In der griechischen Sage heißt es, Zeus habe Baukis, dis Frau Philemons in eine Linde, ihn in eine Eiche verwandelt bei ihrem Tode. So treu ergeben wie die beiden zu Lebzeiten ein ander waren, sollen sie es auch nach dem Tode sein, wenn sich beide Bäum^ mit ihrem Wurzel werk einen. Hierin liegt ein leiser Anklang an den germanischen und slawischen Mythus, aus dem sich bis in unsere Zeit die unerschöpfliche Lindenromantik entwickelte, die alle Beziehungen zum häuslichen Herd bedingt, und die eine Parallele fand in der Rechtsprechung, die in alter Zeit zumeist um Haus, Hof und Ehe ging. Aus ihr sei zum Schluß noch eine weniger be kannte Art Gottesgericht genannt, die anklingt an das Tannhäusermotiv: „Wie dieser Stab in meiner Hand nie mehr sich schmückt mit frischem Grün...". Es ist das Urteil durch die Ver- kehrtlindcn. Wer Einspruch erhob gegen seine Verurteilung, wer für schuldig erkannt wurde, ohne daß man ihm die Schuld nachweisen konnte, bekam eine junge Linde in die Hand, die er verkehrt einpflanzen mußte, mit der Krone in die Erde. Wenn sie dann trotzdem Blätter trug, so war seine Unschuld bewiesen. Die Sage weiß von vielen solchen Verkehrtlinden zu erzählen, aber die Wissenschaft hat längst selbst die scheinbar echten Fälle von Verkehrt- linden aufgeklärt.