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2 Die GartenLauwirtschaft Nr. 25. 26. 8. 1926 Wahlberechtigte Körperschaften ES stad ü Mitglieder zu wühlen In Bezirken »» sind g Mitglieder ! zu wühlen mit weitaus s E» sind 2 Mitglieder ! zu wühlen iberwieaend § § städt. Charalt. ländlich. Lharakt. städt. LharaN. ländlich. Charakt. städt. ' Charatt. I. Landwirt- schafts(Bauern) kammer 3 2 2 2. Handels-,Hand werks- oder Ge werbekammer 1 3») 1 2*) -- 2*) 3. Oeffentlich- rechtliche Ver tretung der - freien Berufe - 1 — I *) In diesen Fällen können die örtlichen Haus- und Grundbesitzervereine den wahlberech tigten berufsständischcn Vertretungen geeignete Personen zur Wahl in den GrundwsrtauSschuß Vorschlägen. Dis Wahl erfolgt nach den Grundsätzen der Verhältniswahl, und zwar für jede Abteilung gesondert. Die zu wählenden Mitglieder sollen sachkundig in der Bewertung und mit den ört lichen Verhältnissen des Bezirkes vertraut sein. ES soll außerdem darauf Bedacht genommen wer den, daß möglichst die verschiedenen Gruppen des von den einzelnen Abteilungen zu bewertenden Vermögens je nach der örtlichen Bedeutung neben dem landwirtschaftlichen Besitz vertreten sind. Falls durch die Wahl eine Berufsgruppe, die auf angemessene Vertretung Anspruch erheben kann, nicht genügend berücksichtigt ist, soll der Ausgleich durch die ernannten Mitglieder <1. Ta belle III) erfolgen. Eine weitere AuSgleichSmög- lichkeit ist durch die Vertreter gegeben, denn 18 der Verordnung schreibt ausdrücklich vor, daß bei der Auswahl oer Vertreter möglichst d i e Becmögensgruppen zu berücksichtigen sind, die vorher keine Berücksichtigung gefunden haben. Der Präsident des Landesfinanzamtes hat für Innehaltung dieser Vorschrift zu sorgen. Das Amt der gewählten Mitglieder ist ein Ehrenamt, ihre Tätigkeit wird angemessen ent schädigt. Fehlt ein Äusschußmitglied bei einer Versammlung ohne genügende Entschuldigung, so kann der Vorsitzende über dieses eine Ordnungs strafe (Geldstrafe) verhängen. Die Wahl gilt jeweils für die Dauer von drei Jahren. Die Aufforderung zur Einreichung von Vor schlägen wird in Kürze durch die Landsfinanz ämter ergehen. Die Vorschlagslisten müssen ent halten: den Namen, den Berns (Stand), den Wohnort und die Straße des Mitgliedes sowie den Ausschuß (bzw. die Mteilung), für den der j Vorgeschlagene in Frage kommt. Die Geschäfte der Abteilung führt der Vor steher deS Finanzamtes bzw. sein ständiger Ver treter. Ihm liegt die Einberufung des Aus schusses ob, die schriftlich oder mündlich erfolgen kann. Die Abteilungen sind beschlußfähig, wenn außer dem Vorsitzenden mindesten? zwei Mit glieder anwesend sind. Die Beschlüsse der Ab teilungen sind bis zum Schlüsse der Sitzung schriftlich festzulegen; es genügt Eintragung in die Listen, lieber jede Perhandlung ist ferner eine Niederschrift anzufertigen, deren Inhalt durch 8 26 der Verordnung genau vorgeschriebcn ist. Die Ausschüsse wirken nur bei der endgül tigen Feststellung mit, nicht dagegen in den Fäl len, in denen ein vorläufiger Feststellungsbescheid erlasset; ist, bzw. wenn ein Feststellungsbcscheid zurückgenommen oder geändert wird. Die Amtsdauer der jevt zu bildenden Aus schüsse läuft bi» zum 31. Dezemoer 1328. — Die Gewerbeausschüsse werden nach den glei chen Grundsätzen wie die Grundwertausschüsse ge bildet mit der Maßgabe, daß an die Stelle der Landwirlschaftskammern in der Regel die öffent lich-rechtlichen Berufsvertretungen von Handel, Industrie, Gewerbe und der freien Berufe treten. Die Landesverbände und die LandeSverbands- stcuerausschüsse sind mit genauen Weisungen ver sehen. Wir empfehlen deshalb allen Bezirks- aruppen und solchen Cinzelmitgliedern, an die die Behörden wegen Bildung der Grundwertaus- schüsse herantreten, sich sofort mit ihrem Landes verband in Verbindung zu setzen. —ck. Lie Vordereiktms der HMMschen Einsicht. Von M. W. Uhlig in Berlin. In einem RundschrStven der holländischen Verlagsgesellschaft „C Misset", Doetinchen, welches in diesen Wochen einer großen Anzahl deutscher Obst-, Gemüse- und Südfruchtimpor teure und -Händler zugcgangen ist, wird für März und April daL Erscheinen von drei „Ex port-Nummern" des -Lsotrsal-orgaaa voor cksu haväsl in aarckuppslsn, xroentsn en lruit», des „Offiziellen Organs sämtlicher holländischer Ver eine von Exporteuren und Händlern in Gemüsen, Obst und Kartoffeln" angelündigt. Diese wer den besonders den Interessen des Exporthandel? nach Deutschland gewidmet. Die in dem Schrei ben versuchte Werbung zur Antnüpsung von Be ziehungen mit holländischen Exporteuren durch Ausgabe entsprechender Anzeigen kann uns ja nach der-Lage der sattsam bekannten Einfuhrver hältnisse nicht überraschen. Immerhin ist e? interessant zu lesen, was über die in den letzten Jahren planmäßig gesteigerte gartenbauliche Er zeugung in Holland gesagt wird: „Die Produktion des holländischen Garten baues verspricht im Jahre 1626 sehr groß zu werden. Nicht nur dis Anzucht in' freiem Grunds, sondern auch die Gewächshauskulturen sind bedeutend ausgedehnt worden. Natürlich muß die vermehrte Erzeugung ihren Absatz durch einen stark vergrößerten Export finden. Selbstverständlich ist der übergroße Teil hier von für Deutschland bestimmt." Dem deutschen Gärtner kann bei solchen Aus sichten freilich bange werden. Aber er darf sich durch nichts den Glauben an die eigene Kraft rauben lassen! Er muß sich weit mehr als bis her mit Gedanken beschäftigen, um nach Kauf mannsart der ausländischen Konkurrenz ent gegentreten zu können. Höchst, beachtenswerte Hinweise sind von den Führern in unserem Reichs verband des deutschen Gartenbaues in den letzten Jahren oft genug gegeben worden. Nach gerade ist es Zeit, danach zu handeln! WilSimsserer zum hlmderWriM Seslehen der,Liors", Sächsische Gesell schaft für VMM und Garlen- bau in Dresden. Von Max Pohlig, gepr. Overgärtner in DreSden-Tolkewitz. Die genannte, altberühmte Gesellschaft, die zu den ältesten Gartcnbauvereinen Deutschlands zählt, feierte am 22. und 23. Februar die Jubelfeier ihres hundertjährigen Bestehens in dem wundervollen Festsaale des Dresdener Rat hauses. Eine Selbstverständlichkeit ist es für eine Gartenstadt von der Bedeutung Dresdens, daß die gärtnerische Ausschmückung überaus reich haltig und meisterhaft durchgeführt war. In den Fensternischen glühten in langen Kästen die Einiges aus der Geschichte der GarlenkuM. Von Dr. P. Martell in Berlin-Johannisthal. (Schluß.) Daß eS gelegentlich hier zu künstlerischen Ent artungen kam, ist im Reiche der Kunst, auch der Gartenkunst, nicht Ausnahme, sondern Regel. So verfielen die Wasserkünste gelegentlich unfrucht barer Spielereien, wie sie beispielsweise die soge nannten Wasserorgeln darstellen. Man ließ in den Grotten Wasser in hohle Röhren stürzen und trieb auf diese Weise die Luft in eine Pfeife. Nach diesem Grundgedanken erbaute man ganze Wasserorgeln, die in ihren dürftigen Leistungen erklärlicherweise eine Beleidigung der Musik be deuten. Es fehlte auch nicht an schlechten Was- serscherzsn, so gab es Grotten, die, an bestimmten Stellen betreten, den Besucher durch eine unver mutete Wasserbespritzung erschreckten. Aehnlich gab es boshafte Gartenbänke, die beim Nleder- sitzen Wasserstrahlen entsandten. Alle diese Er scheinungen haben natürlich mit der Gartenkunst nichts zu tun. Auch das sogenannte Gartenlaby rinth trat als eine Sonderheit der italienischen Renaissancegärten auf. Beschnittene Buchs- und Tarushecken liefen in einem Wirrwarr durchein ander, oft in einer Sackgasse endend. Florenz war der Ausgangspunkt für die Renaissance-Gartenkunst, wo man heule noch eine Reihe jener alten, auf den vornehmsten künst lerischen Rhythmus in Form und Linie abge stimmten Renaissancegärten bewundern kann. Auch die vatikanischen Gärten Roms sind klassi sche Beispiele jener Zeit. Man darf bei allen diesen dekorativ so wundervoll wirkenden italieni schen Gärten nie vergessen, daß diesen die so formenreiche südliche Pflanzenwelt spielend zu Hilfe kommt. Die dekorativ unübertreffliche Zypresse stellt eine Klasse naturgeborener Archi tektonik für sich dar. Im Noroen hatte sich um das 16. und 17. Jahrhundert die holländische Gartenkunst eine gewisse Selbständigkeit errungen, ohne Be deutendes zu bieten. Auch hier bestimmte die Natur des Landes, die Ebene, in vieler Hinsicht Aufbau und Gestalt des Gartens. Den holländi schen Gärten fehlte die Größe und damit auch die Monumentalität des künstlerischen Aus druckes. Die Parole lautete mehr auf Zierlich keit, daneben machte sich der dem Holländer ty- vische Zug nach Reinlichkeit und Ordnungssinn in der Gartenkunst insofern geltend, als alle? ständig unter dem Druck der Schere ge halten wurde. Zwergobstbäume in Kübeln und Töpfen, Porzellanfiguren, Muscheln zur Beet- einfassung gaben dem holländischen Garten im merhin ein bestimmtes Gepräge. Daneben ent wickelte sich auch ein überaus reicher Blumen flor, gipfelnd in Tulpen und Hyazinthen, den holländischen Modepflanzen, die in immer neuen Farben und Formen fast zu einer nationalen Angelegenheit wurden. Der holländische Garten blieb auf Deutschland und England nicht ohne Einfluß. Deutschland, nach dem 30jährigen Kriege lange Zeit zu wirtschaftlicher Ohnmacht ver urteilt, hatte zur Pflege der Gartenkunst kaum Mittel übrig. In Frankreich war es im 17. Jahrhundert ein einzelner, der Architekt Le Notre, der im Dienste des Sonnenkönigs Louis XIV. den sogenannten französischen Garten schuf, gekennzeichnet durch die Steifheit seiner Formen, durch ein theaterhaftes Wesen, ent sprungen aus dem pomphaften damaligen fran zösischen Hofzeremoniell. Der von Le Notre ge schaffene prunkvolle Garten des Schlosses Ver sailles machte damals in ganz Europa Schule und führte zu zahlreichen Nachahmungen. Deutschland, das sich leider ost dem Einfluß seines Todfeindes ergeben hat, ließ auf seinen Fluren gleichfalls einige Gärten französischer Art entstehen. In diesem Sinne sind zu nennen die bayerischen Gärten zu Nymphenburg, Schleiß- Heim und Lustheim, ferner die Gärten des Würz burger und Mainzer Bischofs. Auch der Große Garten und der kleinere Zwingergarten zu Dresden, sowie der berühmte badische Garten zu Schwetzingen sind Beispiele dieser Art. Im 18. Jahrhundert kam dann der Land- schastsaarten zur vollen Herrschaft, der von Eng land seinen Ausgang nahm. Besonders der senti mentale Garten erlangte eine große Beliebtheit. Die poetisch-sentimentale Welt von Goethes „Werthers Leiden" bedurfte eines passenden äuße ren Rahmens, der sich in dem mit künstlich ge schaffenen Ruinen, dem Teich belebten, mit Schlangenwegen durchzogenen Garten sand. Tem roten und rosa Kelche der Tulpen und die karme sinroten Dolden der Obconicaprimsln. Um die Rednertribüne und das Podium der Musiker, an der Stirnseite des Saales, aber woqte und leuch tete ein Wunderwald majestätischer Palmen, Hun derte blühender Kamellien, die dichten Bluten- büschel getriebener Alpenrosen und Ilzaleen. Die ganze große Gruppe war von einem breiten Bande unzähliger blühender rosa Tulpen eingefaßt. Gegen 11 Uhr vormittag? füllte sich der weite Saal mit einer illustren Gesellschaft srohsestlich gekleideter Damen und schwarzbesrackter Herren. Der erste Vorsitzende der Flora, Stadigarten- direktor von Uslar, begrüßte in feierlicher Weise die erschienenen Vertreter de? Sächsischen Staatsministeriums, des Wehrkreiskommandos Sachsen, des ReichSverbandes de? deutschen Gar tenbaues, der verschiedenen staatlichen, städtischen und gartenbaulichen Behörden und Verbände. Nach einem knappen geschichtlichen Abriß der Entwicklung des Jubeloereins im zurückliegen den Jahrhundert seines Wirkens folgte die Be kanntgabe von VercinsauSzeichnungen. Es folgte eine lange Reihe der verschiedenartigsten Be- glückwünichungSansprachen. Der Vertreter des Sächsischen WirtschastS- ministeriums, Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Klien, teilte unter großem Beifall mit, daß das Sächsische Staatsnnnisterium zur Wie- deranffüllung der Friedrich-Angust-Reifespende für strebsame junge Gärtner einen Jubilüums- grundstock von 2060 Mark gestiftet habe. Ober- dürgermeister Blüher betonte die erfreuliche Tatsache, daß Stndtbehörde und „Flora" stets auf dem Boden gegenseitiger Befruchtung gestanden Haben. Auch die Stndtbehörde stiftet als Dank für die verdienstvolle Tätigkeit der Flora in Hinsicht auf die landschaftliche Verschönerung Groß-DresdenS einen weiteren Stiftungsbeitrag von 1000 Mark. Oekonomie- und Stadtrat Simmgen als Präsident der Fachkammer für Gartenbau des Freistaates Sachsen teilte mit, daß auch diese Behörde als Dank und Anerkennung für die von der Flora-Gesellschaft dem sächsischen Gartenbau geleisteten wertvollen Dienste 250 Mark zu der Reisestiftung beisteuern wolle. Gleichzeitig stiftet die Gartenbaukammer ihr tragbares Ehrenzeichen in Silber für den hochverdienten Ehrenvorsitzen den, Oöergartendirektor a. D. Hofrat Bouchö, der 27 Jahre die Veretnsgeschicke leitete, und dem Stadlgartendirektor von Uslar. Die große Zahl weiterer Begrüßungen gestattet nur eine listenartige Aufzählung der Rednernamen. Es sprachen: der Rektor der Technischen Hochschule, Prof. Dr. Heiduschka, Rektor der Tharandter Forstlichen Hochschule, Prof. Dr. Busse, ferner Prof. Tw. Tobler, Direktor des Dresdener Botanischen Garten?, Landesökonomierat Ech- termayer, Berlin-Dahlem, im Namen der staatlichen Lehranstalten und Forschungsinstitute für Gartenbau in Preußen, Oekonomierat Dr. Schindler, für die Staatliche Gartenüquschule zu Pillnitz, der Direktor der Stadlgartenver waltung Berlin, Barth, im Namen der ReichS- hauptstadt; ferner im Auftrage des ReichSvsr- bandes des deutschen Gartenbaues dessen Vor sitzender Bern stiel, unter lleberreichung einer Ehrenurkunde, für den Verband deutscher Baumfchulbesitzer dessen Vertreter Scholz, Gärtnereibesitzer Heinrich Seidel für die säch sischen Gartenbuuverbände, Karl Romer für den Landesverband Sachsen des ReichSverbandes des deutschen Gartenbaues mit einer Spende von 500 M., Ministerialrat Ba- ruther, Nitze, für den Landesverband für Obst- und Weinbau, Gartenarchitekt Rönisch im Namen der Dresdener Gesellschaft für Gar tenkunst, Herr Conrad für den Verband deut scher BlumengeschäftSinhaber, Hofrat Professor Seyffert für den Verein sächsischer tzeimat- pelbauten, Monumente berühmter Männer such ten den Garten zu einer klassischen Stätte des Gedenkens zu machen, was letzten Endes nicht seine wahre Aufgabe war. Das 19. Jahrhundert gab dann der deutschen Gartenkunst zwei klas sische Meister, deren bewunderswerte Leistungen uns noch heute mit Stolz erfüllen. Es ist dies Peter Joseph Lennö, der Schöpfer der weltbe rühmten königlichen Gärten zu Potsdam, mit dem Park von Sanssouci im Mittelpunkt, und Fürst Pückler, Muskau, der in seinem unver gleichlich herrlichen Schlosspark zu Muskau ein vollendet künstlerisches Beispiel deutscher Garten kunst bot. Fürst Pückler Katte seinerzeit seine durch reiche praktische Erfahrungen unterstützten künstlerischen Anschauungen in einem Werke nie- deraelegt, das zu den klassischen Büchern auf dem Gebiete der deutschen Gartenkunst zählt. Lennö? gärtnerisches Wirken mar in jeder Hinsicht mustergültig und bahnbrechend, eine seiner besten klassischen Schöpfungen war der Garten der reizenden Villa Eharloltenhof, dem König Fried rich Wilhelm IV. von Preußen gehörig, damals Kronprinz. Tie Villa im altrömischen Stil von keinem geringeren als Schinkel entworfen, emp- ftng von Lennö einen reizvollen Garten mit Terrassen, regelmäßig ungeordneten Blumen beeten, Laubengängcn und Pergolen. Es fehlte auch nicht an einer Merkwürdigkeit, nämlich an einem von einer Laube überdachten Kanal, der sich gradlinig durch den Garten zog. Selbst das einst von Plinius beschriebene Hyppodrom war mitgeschaffen worden. Lennö erklärte sich seit dieser Zeit als ein Anhänger des regelmäßigen architektonischen Gartens. Schinkels geniale künstlerische Schöpferkraft war im Leben Lennö? sicher ein geistiger Faktor, dem er sich niemals entzog. Eine der schönsten gartenkünstlerischen Arbeiten LennöS war die prächtige Terrassen anlage vor der bei Sanssouci gelegenen neuen Orangerie, durch Friedrich Wilhelm IV. erbaut, der ein Freund der Kunst und Wissenschaft sich und seine Zeit hierdurch ehrte. Auch in Baycin sand die deutsche Garten kunst durch von Effner einen genialen Vertreter. Man begann damals sich den alten historischen künstlerisch bewährten Formen der Gartenkunst wieder zuzuwenden, wobei man das Alte glück lich mit Neuem befruchtete. Zunächst begann von Effner im Jahre 1862 im Auftrage Lud- wigs I. von Bayern das ausgedehnte Parterre schütz, Dr. Clemen für den Gewerbeverein zu Dresden, Oekonomierat tzartmannfür die Oekonomische Gesellschaft, und schliesslich Frau von Uslar unter lleberreichung der Damen spende, ein künstlerisch auSgeführteS Redner pult. DeS weiteren schenkte die Bezirks gruppe Dresden des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues durch ihren Obmann Ru- dols Böhm der „Flora" einen Vor führungsapparat. Im Anschluß daran sprach der Direktor der Fachkammer für Garten bau, Herr Walter Dänhardt, über die geschichtliche Entwicklung de? Vereins „Flora" und ihre Bedeutung für den vaterländischen Gar tenbau. Der Vortragende faßte abschließend das Er gebnis seiner Ausführungen in folgendem zusam- Ntcn: Von jeher bis zum heutigen Tage stellte die „Flora" die gemeinsame neutrale Plattform für alle Kreise bar. Trefflich verstand sie es von jeher, eins Brücke zu schlagen von der Wissenschaft zur Praxis, darin liegt ihr unver kennbar grosser Verdienst. Nach kurzen Dankes warten des Florevorsitzenden klar„ die eindrucks volle Eröffnungsfeier aus. Zweiter JubiläumStag der „Flora". DienStag, den 23. Februar versammelten sich wiederum die Vertreter staatlicher, städtischer und gartenbaulicher Behörden und Verbände, Vertreter der Fachpresse, sonstige Ehrengäste und die Mitglieder mit ihren Damen in der Aula der Technischen Hochschule. Der Ehrenvorsitzende, Obergartendirektor a. D. Hofrat Bouchö, hieß in einer kurzen Begrüssungsansprache alle Er schienenen herzlich willkommen, sprach dem Hektor masnilicu^ der Technischen Hochschule seinen Dank aus für die Ueberlassung der schönen mit wertvollen Gemälden geschmückten Aula, und widmete besonders herzliche Worte dem Geheimen Rat Prof. Dr. Drude, der vor 25 Jahre», am 7öjährigen Jubiläum, die Floramitglieder, gleichfalls wie heute, mit einer bedeutsamen Fest rede erfreut habe, und sich heute zu aller Freude noch voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit erfreue. Hierauf verbreitete sich Negierungs baumeister Dr. Sülze an Hand sehr instruk tiver Lichtbilder über römische Gartenpläne. Der 2. Vortrag des Dr. Flimm el, Leiter des Fürstl. Liecksienstcinschen Pflanzenzüchtungs- instituis EiSgrub-Mähren, behandelte, gleichfalls von gutem Lichtbildccmaterial unterstützt, die Be deutung der stimulierenden Wirkung des Kreu- zunasaktes für die gärtnerische Pflanzenzüchtung. Der 3. Vortrag Alexander Steffens, Di rektor der Staatlichen Versuchs- und Beispiels gärtnerei Pillnitz, behandelte das äußerst zeitge mäße Thema: „Gärtnerische Arbeitslehre und gärtnerische Betriebsführung". Nun bestieg Geheimrat Prof. Dr. O. Drude, Dresden, das Rednerpult, um eine gedrängte Heerschau der Gartenflora Deutschlands im Jahrs 1926 abzuhalten. Nach einem kurzen Dankeswort des Ehren vorsitzenden an die vier Redner beschloß ein Blu menfest mit Tafel und Ball die denkwürdige Feier. Eine ausführliche rcichillustrierte Fest schrift von 278 Seiten, verfaßt von Herrn Walter Dänhardt, wurde den Festteilnehmern zur dauernden Erinnerung an die Hundertjahrfeier als wertvolles Angebinde mit auf den Weg ge geben. Schriftleitung: K. Fachmann, Berlin. Ver antwortlich jür den wirtschaftspolitischen Teil: K. Fachmann, Berlin; für die Verbands nachrichten: R. Sievert, Berlin; für die Marktrundschau: C. G. Schmidt, Berlin. Verlag: Gärtnerische VerlaqSgesellschaft m. b. H., Berlin SÄ 48. Druck: Gebr. Radetzki, Berlin SW 48. im französischen Garten deS Schleißheimer Schlos ses wiederkerzustellen. In dem künstlerisch genialen Ludwig II. fand von Effner dann einen Kunstmäzcn, der die Ausführung der großartig sten Gartenanlagen gestattete. Eine gartenkünst- lerischs Meisterleistung stellt der durch'von Effner geschaffene Garten des Schlosses Lindcrhof dar, wo in den bayerischen Alpen eine prächtige Gar tenanlags im italienischen Stil entstand. Dis Lehren des Fürsten Pückler fanden hier ihre Er füllung, nach welcher in einer von der Natur mit malerisch landschaftlichen Reichtum bedachten Gegend auf den Landschaftsgarten Verzicht ge leistet werden soll. Es wurde also eine an künstlerisckien Reizen reiche regelmäßige Garten- anlage geschaffen, die sich aus dem Naturbild der umliegenden Alpenlandjchaft dekorativ abhebt. Terrassen steigen vom Schloß herab, um vor einem großen marniornen Wasserbecken Halt zu machen. Kaskaden oder Wassertrsppen und Springbrunnen beleben dieses Bild üppiger Gar tenarchitektur. Vor dem Schloß liegt ein von Hocken umschlossenes Blumenparterre, eingerahmt wird das Schloß von Laubengängen, gebildet aus Efeu und wildem Wein. Aus den Nischen der Laubengänge heben sich vom dunklen Grün wir kungsvolle Statuen ab. Dem Schlosse gegenüber ragt auf Terrassen ein BenuStempel. Ein» Nach bildung der berühmten blauen Grotte von der felsigen Insel Capri gehört zu den Sonderheiten von Schloß Linderhof, dessen Garten zu einem Juwel der deutschen Gartenkunst zählt. Die in der Nähe der kiauen Grotte mit ihrem Wasser fall gelegene Hundingshütte des Königs, aus Richard Wagners „Walküre" entnommen, offen bart in der Gesamtheit der Schöpfung die mär chenhafte Romantik dieses Bayernkönigs, der sei nem Lande mit die besten Kunstwerke gab. Ein zweites Mol feiert die Genialität des Garten künstlers von Effner einen Triumph in dem von ihm geschaffenen wundervollen Blumenparterre vor dem Schlosse Ludwigs II. auf der Herren insel im Chiemsee, das zu den klassischen Werken der deutschen Gartenkunst zählt. Die moderne deutsche Gartenkunst hat kaum Gelegenheit, monumentale Gärten, wie sie die nlthistorischen Schloßgärten verkörpern, zu schas sen. Hierzu fehlt es in der Gegenwart an allem, zunächst auch an dem unerläßlichen Wohlstand der Nation. An berufenen Gartenkünstlern würde cs unS nicht fehlen.