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Telegramme: Reichsgartenbau, Berlin des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues e. v. Fernsprecher: Berlin, Hansa 8608-13 Der Marktrundschau liegen wocheuschlutzberichte von 25 Märkten, darunter 14 Grotzmärkten, zugrunde. vcmvse Die Temperaturen find trotz der Aenderung -es Wetters noch immer so hoch, daß ein Nachlassen der Zufuhren nicht anzunehmen ist. Auch in der letzten Januarwoche war das An gebot an Gemüse durchweg groß, die Nachfrage war außerdem wegen des Ultimos noch geringer als bisher; die Preise sind für viele Artikel daher gesunken. Für Grünkohl, Rosenkohl, Rot- und Wirsingkohl, stellenweise auch für Radies, Rha barber, Feldsalat und Schwarzwurzeln war das Interesse stärker als bisher. In Westdeutschland wird Spinat viel aus Frankreich importiert und dort ist von einer Knappheit an Spinat kaum die Rede. Der französische Salat ist qualitativ nicht auf der Höhe. Nach ausländischen Be richten herrschte in Südfrankreich ungünstige Erntewitterung, es gab viel Regen und dadurch wurde die Qualität des Salats von vornherein ungünstig beeinflußt. An den Großmärkten ist die Nachfrage nach Treibhausgurken und Treibhaustomaten immer noch gut und die Preise sind hier stabil, auch Kohlrabi und Radies werden jetzt aus Treib häusern stärker angeboten, doch ist das Absatz geschäft in vielen Frühgemüsearten nicht so, wie es bei Beginn einer Saison sonst zu sein Pflegt. Man befürchtet überhaupt, daß Frühgemüse in diesem Jahre ziemlich zeitig angeboten werden und dann mit den Wintervorraten sehr stark kollidieren wird, Absatzschwierigkeiten sind dann nicht zu vermeiden. An den holländischen Beilingen hat man fetzt schon Erdbeeren aus Treibhäusern zu hfl. 3,50 je 1 kg angeboten. Im Braunschweiger Bezirk hat man auf einem Felde schon Spargel gestochen. Natürlich ist das eine anormale Erscheinung, sie unterstreicht aber die Vermu tung, daß im Freiland in diesem Jahre die Ernte früher einsetzen wird. Wenn der Winter doch noch größere Kälte bringen würde, hätte der Frühgemüsebau jetzt größere Verluste mit Sicherheit zu erwarten. Am ungünstigsten sind die Marktverhältnisse für Porree, Sellerie und Wurzelgemüse. Daneben ist für Weißkohl und Zwiebeln ebenfalls die flaue Tendenz bestehen geblieben. Auch in Spanien haben die Preise für Zwiebeln eine Senkung erfahren, die Ex porteure sollen dort die Absicht haben, den Export einzuschränken, weil sie durch eine Devisenver ordnung vom IS. Januar gezwungen sind, bei der Ausfuhr nachzuweisen, in welcher Währung ihre Rechnung bezahlt wird. Sie sind dann verpflichtet, 80A der erhaltenen Devisen in spa ¬ nische Währung umzuwandeln'). Im übrigen vermehren sich die Nachrichten darüber, daß dis Lagerfähigkeit der Zwiebeln schon stark nach gelassen hat. Mit einer Besserung der Tendenz für Zwiebeln ist angesichts des großen Angebotes einstweilen noch immer nicht zu rechnen. Im übrigen wird die Absatzmöglichkeit für deutsches Gemüse weiterhin durch die starke Einfuhr ita lienischen Blumenkohls beschränkt. Angeblich beabsichtigt man, auch für französisches Gemüse den Reexpeditionstarif in Frankfurt am Main anzuwenden; das würde wieder eine unverständ liche Begünstigung des Auslandes sein, zumal da auch französischer Blumenkohl in diesem Jahre voraussichtlich in größeren Mengen als im vorigen Jahre geerntet werden wird. Andererseits wird die Ausfuhrmöglichkeit für deutsches Gemüse immer mehr beschränkt. Nach dem Bericht einer tschechoslowakischen Zeitung verlangt der Verband der tschechoslowakischen Gemüsebauer eine Zollerhöhung für Zwiebeln, Knoblauch und anderes Gemüse, Erweiterung der Geltung der Einfuhrscheine auf Gurken, Ge müse und Gemüsekonserven und die Uebertra- gung des ausschließlichen Rechtes, Gemüse und industrielle Gemüseerzeugnisse einzuführen, an eine besondere Jnteressenorganisation der Ge müsebauer. Man sieht, in der Tschechoslowakei sind die Gemüsebauer schon weiter als bei uns, sie werden allerdings nicht durch den Friedens vertrag in wirtschaftlicher Beziehung in ihrer Handelsfähigkeit beeinträchtigt. Mit einer erheblichen Besserung der Geschäfts lage ist weiterhin schwerlich zu rechnen. *) Diese Verordnung ist nach den letzten Zeitungsberichten von der neuen spanischen Re gierung wieder aufgehoben worden. Durchschnittsnotierungen im Großhandel Blumenkohl l 30—45, Kopfsalat 10—20, En diviensalat 15—20, Treibkohlrabi 10—20, Bier rettich 5—10, Meerrettich I 25—30, dito II 12 bis 20, Sellerie 15—25, Porree 1,50—5, Ge wächshausgurken (Berlin) 100—250 RM. je 100 Stück, Weißkohl 2,50—10, Rotkohl 6—10, Wirsingkohl 7—12, Grünkohl 6—16, Rosenkohl 18—30, Feldsalat (Rapunzel) 50—100, Schnitl- spinat 15—M, Wurzelspinat 15—20, Möhren 3—12, Schwarzwurzeln I 20—35, II 15—20, Rote Rüben 4—8, Kohlrüben 3—10, Petersilien- wurzeln 15, Sellerie 12—20 (Berlin von 5 an), Porree 8—20, sortierte Zwiebeln 4—8, Rhabar ber 20-- 40, Treibtomaten 35—60 RM. je 50 kg, Petersilie grün 0,50—1,50 RM, je 1 Pfund. Norm und LiMlomderlMlc Verki«, den 4. Februar 1930. Inländisches Gemüse: Weißkohl 3 bis 4, Berl. Gärtnerware 3—4,50, Wirsingkohl 7,50—9, Berl. Gärtnerwave 9—12, Rotkohl 7,50—8,50, Berl. Gärtnerwar« 8—10, Rosen kohl 12—16, Grünkohl 8—10, Mohrrüben «ngew. 3—4, gew. 3,50—4,50, Karotten 30 dis 60, Kohlrüben 3—4, Vetschauer 3,50—4,50, Rots Rüben 4—5, Rübchen 40—45, Salat (Rapunzel) 60—70, Treibrhabarber 10—25, Meerrettich 25—35, hiss. Zwiebeln 3,50—4,50, Sellerie I 12—15, II 5—10, Petersilienwur- zeln 8—14, Champignons 130—180 RM. je 50 KZ. Ausländisches Gemüse: Holl. Wir singkohl 7—9, Feld-Wirsingkohl 10—12, holl. Rotkohl 7—8,50, holl. Rosenkohl 15—18, holl. Kohlrüben 4—5, Brüsseler Spinat 50—60, franz. Spinat 20—27, Blattspinat 30—35, Ungar. Zwiebeln 4—5, holl. Schwarzwurzeln 20—30, alger. Kartoffeln 18—25 RM. je 50 kg, ital. Blumenkohl 18—40, franz. Salat 16—23 RM. je 100 Stück. Obst: Dafeläpfel I 15-30, N 10—22, Kochäpfel 8—20, italienische Aepfel 15—28, steierische 15—25, holl. 12—20, Schweizer 15 bis 30, hies. Tafelbrrnen 20—32, Kochbirnen 10—20 RM. je 50 KZ. Marktlage: Obst- und Gemüsezufuhr reichlich, Geschäft ruhig, Preise in Gemüse wenig verändert, in Obst fast unverändert. Dresden, den 31. Januar 1930. Inländisches Gemüse: Weißkohl 4, Rotkohl 7—8, Wirsingkohl 10—11, Grünkohl 10, Rosenkohl I 30, II 28, Feldsalat (Rapun zel) 40—50, Wurzelspinat 40—50, Freiland-» kohlrabi 10—12, gewaschene Möhren I 8—6, ungewaschene l 4—5, Schwarzwurzeln I 40, II 35, Rote Rüben 8, Kohlrüben 4,50, Sellerie 18—20, Zwiebeln 5,50—7 RM. je 50 KZ, Treibsalat (Köpfe) 20—30, Endiviensalat 20 bis 25, Freiland kohlrabi mit Kraut 10—15, Bierrettich 8—12, Meerrettich I 50, II 40, Sellerie (Gärtnerwar«) 15—30, Porree 2—3 RM. je 100 Stück, Petersilie grün 0,50 RM. je 1 Pfund. Ausländisches Gemüse: Blumen kohl 3,50—7 RM. je Stiege, Wirsingkohl 11 bis 12, Rotkohl 8—9, kanarische 6—7, Malta- Kartoffeln 19,50 RM. je 50 KZ, Kopfsalat l 25, Endiviensalat 12 RM. je 100 Stück. Inländisches Obst: Kabincttäpfel 35, Tafeläpfel 30, Eßäpfel 15—25, Fabrik- und Mostäpfel 10 RM. je 50 KZ. Ausländisches Obst: Amerikanische Aepfel 35—42, holländische Aepfel 12—20, Weintrauben 63—70, Bananen 40, Walnüsse 45—62 RM. je 50 KZ, Apfelsinen 6—16 RM. je 100 Stück. Marktlage: ruhig. Das Hauptinteresse bestand für Spinat, Radies und Treibsalat. In folgenden Artikeln blieben lieber stünde: Kochgemüse und italienischen Blumenkohl, der in größeren Mengen eintrifft. Auch französisch« Salatarten sind über Bedarf vorhanden. Nur in Spinat konnte der Bedarf nicht gedeckt werden. Wasserburg a. Bodensee, den 29. Januar 1930 Welsch Jsner la 13,10—14,20, Bismarckäpfel 16, Ontario la 17, Böhm. Brünnerling 14,50, Welsch Jsner II. Sortierung nicht unter 55 mm 12 RM. je 50 KZ. Marktlage: Angebot ist gegenüber der Nachfrage zu wenig. Die Erzeuger halten bei den heutigen Preisen noch teilweise mit der Ware zurück. Gutsortierte Ware ist sehr gesucht. Kitzingen, den 30. Januar 1930 Winterkohl 8,90—9, Spinat 25—25,80, Blau kraut 6,50, Wirsing 6,90—7, Feldsalat 19,40 bis 19,50, Sellerie 15, Rote Rüben 3, Rosenkohl 24,50 RM. je 50 KZ. Marktlage: Anfuhr mittel, Nachfrage lebhaft. Nur großer Sellerie gefragt. Vie K«n8ervenwau8lrle im Fsimsr isro Die Fabrikation ist im allgemeinen beendet, die Industrie befaßt sich lediglich noch mit der Verarbeitung von Halbfabrikaten zu Marmela den und Konfitüren. Die Lage am Konserven markt hat sich vorläufig noch nicht belebt. Das milde Wetter gestattete eine reichliche Versor gung durch Fnschgemüse. Trotzdem liegt kein Grund zu ernstlicher Beunruhigung vor, da die Hauptverbrauchszeit noch bevorsteht und erfah rungsgemäß in Jahren mit milder Witterung später eintrat. Die durch die große Arbeits losigkeit verursachten ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse trugen des weiteren dazu bei, daß im Berichtsmonat eine allgemeine Geschäftsstille festzustellcn war. ' Infolgedessen herrschte auf dem Absatzmarkt eine gedrückte Stimmung, die auch durch Untergebote infolge verschiedener größerer Zusammenbrüche beeinflußt wurde. Der Absatz an besseren Marmeladen und Konfitüren hatte auch durch die allgemeine Depression in der Wirtschaftslage zu leiden. Die Konfitüren wer den zur Zeit vom Publikum weniger gefragr. Die Zahlungsweise der Kundschaft hat sich ver schlechtert und war mit Ausnahme der als gute Zahler bekannten Firmen zögernd. Die letzte Januarwoche konnte eine Fort setzung der Aufwärtsbewegung am Aepfelmarkt natürlich nickst bringen, weil beim Handel der Ultimo in dieser Saison noch mehr Schwierig keiten verschafft als sonst. Die Qualität der Apfelsinen hat erheblich nachgelassen. Einem englischen Bericht zufolge hat ungünstiges Wetter in Spanien daran Schuld, auch dort sind die Temperaturen zu hoch und dazu kommen starke Regenfälle. Mitte Januar wurden aus Spanien 291 000 Kisten Apfelsinen nach dem Kontinent transportiert; seit Ende November ist das eine Rekordziffer. Die Preise für Apfelsinen sind sehr niedrrg, sie werden im Straßenhandel in Berlin mit etwa 414 Pfg. per Stück verkauft, vermutlich zwingt die milde Temperatur die Importeure zu stärkerem Ver kauf um jeden Preis. Verschiedene Apfelsinen händler dürften Verluste erlitten haben. Im üb rigen wird im Kleinhandel viel minderwertiges Obst angeboten; es sind noch große Mengen vor handen. Sehr gutes Tafelobst wird von den Großhändlern gesucht. Hier ist die Tendenz zwei fellos fest. Es kommt Hinzu, daß augenblicklich zwar amerikanisches und russisches Obst stark an geboten wird, die Verladungen aber sehr stark zurückgehen. In der Woche, die am 25. Januar endete, wurden in den Vereinigten Staaten nur wenig mehr als die Hälfte der Vorwoche ver laden, im Vergleich zum vorigen Jahre. Dis Preise sind in Amerika fest geblieben. In Deutschland haben sie wegen des schlechten Ab satzes teilweise etwas nachgelassen. In der Woche bis zum 25. Januar sind aus den atlantischen Häfen Kanadas und Nordamerika 4900 Kisten und 2800 Faß Aepfel nach dem Kontinent verladen worden gegen 7600 Kisten und 11100 Faß in der Woche davor; nach Ham burg speziell sind 600 Faß verladen worden ge gen 1100 Faß und 1500 Kisten in der Woche davor. Aus den Pazifischen Häfen find unterwegs nach Hamburg 90 000 Kisten bis Anfang März, das ist verhältnismäßig wenig. Die letztere Zahl ist auch nicht ganz sicher, jedenfalls erheblich niedriger als die bisherigen Verschiffungszahlen. Bis Australien mit größeren Sendungen bei uns ist, wird an guten Aepfeln Knappheit bestehen bleiben. Es ist auch noch nicht sicher, welche Qualitäten die australische Ernte bringen wird. Mc mleM Me tton8ervea Inaii8lrie Uder US8 Zaur 1929 una ule uunMSen kuMMen? Führende Männer der Konservenindustrie haben zur Jahreswende 1929/30 ihre Ansicht über Vergangenheit und Zukunft ihres Berufes in ihren Verbandsblättern niedergelegt: Geradeso wie der Gartenbau hat auch die Konservenindustrie eine große Aufgabe zu er füllen, nämlich dis Förderung der Qualitäts produktion und des Qualitätsschutzes. Auch in der Konservenindustrie drückt die Minderware schlecht arbeitender Firmen auf die Preis« der genannten Konservenfabrikate, und es ist nicht verwunderlich, daß aus diesem Grunde die For derung nach einheitlichen Qualitätsbezeichnun gen mit besonderem Nachdruck allgemein vertreten wird, daß aber auch das Verlangen nach gesetz lichen Bestimmungen zum Schutze dieser Quali tätsbezeichnungen betont wird. Es ist nicht zu bezweifeln, daß für die Konservenindustrie die Lösung der Qualitätsfrage um so mehr erleichtert wird, als der Anbau hier vorangeht und mit der Industrie zusammen arbeitet. Die Aussichten für den Konservenabsatz wer den allgemein an sich günstig beurteilt, es wird hervorgehoben, daß in den Haushaltungen sich das Bestreben immer mehr durchsetzt, zur Er sparnis an Arbeit mögl. kochfertige Lebensmittel zu verwenden, für bestimmte Fabrikate, insbes. für Sauerkraut, zeigt sich außerdem eine ständig wachsende Vorliebe in allen Staaten. Nach Mit teilungen der Vertreter der sächsischen Konserven industrie ist gerade für Obstkonserven die Absatz lage bisher sehr günstig gewesen. Immerhin wird auch hervorgehobcn, daß vielfach die Preise der Konserven für die große Masse der Bevölkerung noch zu hoch sind, und daß hier ein Wandel un bedingt erfolgen muß. Als Gründe für die ver hältnismäßig hohen Preise der Konservenindu- strie werden auf der einen Seite hohe Einkaufs preise für das Rohmaterial angegeben, auf der anderen Seite wird aber auch anerkannt, daß eine große Zahl von Fabriken noch unrationell arbeitet, und hier wieder wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß einheitliche Qualität und Sor tierung oes Rohmaterials die Rationalisierung, u. a. die Verwendung von arbeitssparenden Maschinen fördern würde. In bestimmten Zwei gen der Konservenindustrie klagt man über hohe Produktionskosten an sich, u. a. erklärt die Rheinische Obstkrautindustrie, daß die Sozial lasten, Steuern und Löhne den Betrieb außer ordentlich belasten. Von besonderem Interest« sind die Aeußerun- gen, die sich mit der Produktionspolitik im An bau und in der Industrie befassen. Aus den verschiedenen Aeußerungen tritt klar di« Auf fassung hervor, daß auch die Konservenindustrie an einer übertriebenen Produktion kein Inter ests hat. Eine übertriebene Produktion von Konservengemüse und Konservenobst führt zu einer gesteigerten Fabrikation von Konserven und dadurch entstehen der Industrie Absatzschwie rigkeiten, die sich letzten Endes ebenfalls in einem Preisdruck auswirken müssen; hinzu kommt die starke Konkurrenz des Auslandes in Frisch gemüse und Frischobst. Gerade während der Hauptabsatzmonate für Konserven, nämlich wäh rend des Winters, hat die zunehmende Errichtung von Kohlscheunen, Lagerräumen usw., wodurch es ermöglicht wird, Frischware auch im Winter der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, zweilellos für den Konservenabsatz besondere Ge fahren, dagegen ist die Konkurrenz durch Aus landskonserven einstweilen noch wenig bedeutend. Durch die Steigerung der Konservenproduktion auch im Ausland« wird jedoch verhindert, daß die deutsche Konservenindustrie sich im Auslande neue Absatzgebiete für gesteigerte Produktion suchen kann. Ein besonders klares Beispiel dafür ist die erhöhte Fabrikation von Sauerkraut in Amerika. Ueber die Lage im Jahre 1929 selbst gehen die Ansichten übereinstimmend dahin, daß man zunächst glaubte, mit einer Knappheit an Kon serven rechnen zu müssen. Beim Rohmaterial insbes. Spargel, Erbjen, Bohnen und Weißkohl gab es anfänglich knappe oder höchstens normal« Ernten, dafür waren die Erträge bei allen tzerbst- gemüsen aber so reichlich, daß auch die meisten Konservenfabriken vielfach in übertriebenem Umfange zur Herstellung von tzerbstgemüsekon- serven schritten. Gegen Ende des Jahres mußt« also festgestellt werden, daß die Vorräte an Kon serven sehr hoch sind, und mit einem glatten Absatz wäre nur dann zu rechnen, wenn dis Saison 1929/30 wieder einen ähnlichen strengen und langen Winter wie die Saison 1928/29 auf weisen würde. Dazu fehlen bisher alle Vorzeichen, vielmehr scheint der Winter 1929/30 ausnahms weise milde zu bleiben und voraussichtlich ist deshalb auch aus diesem Grunde mit Preisunter bietungen zu rechnen, die sich infolge der Ueber- produktion in Gurken schon sehr ungünstig aus gewirkt haben. Einschränkungen in der Fabri kation werden deshalb allgemein als wünschens wert bezeichnet. Nichtsdestoweniger hat im übri gen die Konservenindustrie das Geschäftsjahr gut überstanden. Die Zusammenbrüche bleiben vorwiegend auf solche Firmen beschränkt, die übermäßig produziert und dann zu billig ver kauft haben. Auch in der Beerenweinindustrie war di« Kampagne 1929 normal, hier befürchtet man starke Konkurrenz durch die billigen Südweine, Tarragona usw. Für Apfelwein waren die Ab satzverhältnisse ungünstiger, weil die Konserven industrie sich in der vorigen Saison mangels ausreichender Erträge an Obst nur zu hohen Preisen hatte eindecken können. 1930 wird da gegen Apfelwein nicht teurer sein brauchen, weil die Apfelernte bekanntlich sehr groß gewesen ist. Für das Jahr 1930 werden schon einig« Pro gnosen gestellt. Es wird erklärt, daß die Preise für das Rohmaterial, namentlich für Spargel, Erbsen, Gurken, Bohnen, Obst usw., niedriger sein müssen, damit die Konservenindustrie keine Absatzschwierigkeiten bekommt. Ferner müsse eine Verständigung über den Produktionsumfang er folgen, und zwar nicht nur über den Produk tionsumfang bei der Konservenindustrie, sondern auch über den Anbauumfang. Absatzschwierig keiten für die Konservenindustrie führen zweifel los auch zu Absatzschwierigkeiten beim Anbau, bei Senfgurken haben sich diese Schwierigkeiten ja bekanntlich schon sehr stark ausgewirkt. Be merkenswert ist die Beurteilung der Aussichten für den Spargelbau. Die Anbauflächen für Spargel haben sich zweifellos vergrößert, und Schwierigkeiten im Absatz und in der Preisbil dung sind nach Ansicht der Konservenindustrie unausbleiblich, wenn die Industrie nicht dazu gelangen sollte, für Spargelkonservcn Exportmög lichkeiten zu schaffen. In dieser Beurteilung liegt zweifellos viel Wahrheit, es wäre sehr be dauerlich, wenn die pessimistische Beurteilung der zukünftigen Aussichten sich bewahrheiten sollte. Die Auswirkungen der befürchteten Schwierig keiten würden sich ja nicht nur auf eine Saison erstrecken, sondern sie würden zweifellos sich van Jahr zu Jahr vergrößern, und damit wäre nicht nur die Rentabilität auch des Gartenbaues in Gefahr, sondern auch alle privaten und öffent lichen Bestrebungen auf Steigerung der Qualität der inländischen Produktion würde ihre finanzielle und betriebliche Grundlage verlieren. Es ist vielleicht falsch, nur die pessimistische Seite der Konjunkturbeurteilung bevorzugt zu behandeln. Es geht aber aus allen Erörterungen über das Verhältnis zwischen Anbau und Kön- servenindustrie ^lar hervor, daß der Obst- und Gemüsebau und die Konservenindustrie wirtschaft lich in jeder Hinsicht eng Zusammenhängen, daß sie die gleichen Aufgaben und Sorgen haben, es ist daher nur zu hoffen, daß die seit Jahren schon regelmäßig stattfindenden Verhandlungen zwischen den Berufsverbänden beider Gruppen über die Preise des Rohmaterials auch für die kommende Zeit zu einem Ergebnis führen, das beiden Teilen Arbeits- und Erfolgmöglichkeiten gibt. D r. T h r.