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Die Gartenbauwirtschaft Nr. 19. 8. S. 1930 folge scheint der Vizskönig mit dieser Taktik tat sächlich einige Erfolge zu haben, wie ein Aufruf des Führers der Mohamedaner m Bombay er kennen läßt; alle Mohamedaner weroen aufgefor dert, sich nicht an der Gandhi-Bewegung zu be teiligen. Immerhin hat die Verhaftung Gandhis unter den Kreisen seiner Anhänger selbstverständ lich einige Erregung hervorgerufen, und es scheint, als ob die Verhaftung Gandhis noch schärfere Maßnahmen der englischen Regierung zur Folge haben wird. Die Führung der Be wegung rst durch die Frau Gandhis über nommen worden. Der Besuch der deutsche» Flotte im Mittelmeer hat nicht nur die Aufmerksamkeit weiter Kreise des deutschen Volkes, sondern auch des Auslan des hervorgerufen. Sicher ist, daß diese Mittel meerfahrt neben der Schulung der Besatzung vor allen Dingen auch der Außenpolitik zu die nen bestimmt ist. Die Freundlichkeit und die Begeisterung, mit der die Flotte nicht nur von den deutschen Kolonien in Italien, sondern auch von den Italienern begrüßt worden ist, läßt keine Zweifel darüber, daß Italien gewillt ist, die Versuche Frankreichs, einen Ring von schwer bewaffneten Bundesgenossen zu legen, zu ver eiteln. — Die Reise des österreichischen Bundss- kanzlerch Schober nach Paris und London ist in Deutschland be sonders aufmerksam beobachtet worden, und die Presse hat lebhaften Anteil nicht nur an der Verleihung des Großkreuzss der Ehrenlegion an Schober, sondern auch an seine Stellungnahme zu dem Verhältnis zwischen Deutschland und Oesterreich genommen. Daß für die zukünftige Entwickelung Oesterreichs gute Beziehungen nach Paris und London notwendig find, ist wohl kaum eine Frage. Oesterreich befindet sich zwischen zwei Fronten. Auf der einen Seite die Front französtsch-orientierter mitteleuropäischen und Balkanstaaten, auf der anderen Seite die ita lienisch orientierten Balkanstaaten. Daß diese Lage ganz besonders schwierig ist, bedarf keiner besonderen Betonung, zumal deutlich zu erken nen ist, daß sowohl Rom als auch Paris Oester reich trotz seiner politischen Machtlosigkeit mehr denn seither umwerben. Es bleibt Oesterreich, das sich z. Z. weder nach der einen noch nach der anderen Seite, noch nach Berlin entscheiden kann, nichts anderes übrig, als zu lavieren. So ist es verständlich, wenn Schober auf seiner An kunft in Wien betonte, sein Besuch in London und in Paris sei vor allen Dingen ein Akt der Höflichkeit gewesen. Ueber Probleme der Reichspolitik haben sich in der vergangenen Woche maßgebende Mitglieder des derzeitigen Kabinetts geäußert. Reichskanzler Dr. Brünning erklärte in einer Rede auf dem westfälischen Zentrumsparteitag, es müsse endlich in der Politik unter verant wortungsvoller Mitarbeit aller Parteien eine ge rade Linie gefunden werden. Die Aufgabe der neuen Regierung sei es, das von ihm ausgestellte Programm mit dem Parlament durchzuführen, um nach einer sich langsam anwachsenden durch entsprechende Gesetzgebung begünstigten Auf wärtsentwicklung in den nächsten 5 Jahren zu einer Gesundung des Wirtschaftslebens und der Finanzen und damit der ganzen Lebenshaltung des deutschen Volkes zu gelangen. Reichsar beitsminister Stegerwald beschäftigte sich am gleichen Tage eingehend mit der deutschen Sozialversicherung. Aus soziale Zwecke und Pen sionen entfielen 12,2 Milliarden Mark, auf die Sozialversicherung einschließlich der Arbeitslosen versicherung und Arbeitslosenfürsorge 6 Milliar den Mark. Reichsarbeitsminister Dr. Steger wald erklärte, er stehe nicht auf dem Stand punkt, daß die deutsche Arbeits losenversicherung in ihrem orga nischen Aufbau ein Kräutlein „R üy r-m i ch - n i ch t - a n" sei. Er sei je doch der Auffassung, daß in der gegenwärtigen Stunde, in der Stunde der Massenarbeitslosig keit, durchgreifende Verbilligungsreformen kaum herbeigeführt werden könnten. Im übrigen sähe er in den nächsten Jahren nicht in der Sozialversicherung das Kern stück der Sozialpolitik, sondern im folgenden: „Es müsse alles aufge boten werden, um die Arbeitslosen wieder in den Produktionsprozeß einzufügen; durch ent sprechende Wirtschaft?- und Steuerpolitik müßten die Voraussetzungen für eine aktive Reallohn politik geschaffen werden; das sogen Arbeits- Vertrags- und Tarifvertragsrecht müsse fortent wickelt werden, und es sei zu arbeiten an der gleichberechtigten Eingliederung der Arbeiter in den Gesellschafts- und Wirtschaftsorganismus." — Zum Schluß noch einige kurze Bemerkungen über die Stellungnahme der Industrie und des Handels zum Agrarprogramm. Professor Dr. Duisberg hat auf die schwe ren Bedenken hingewiesen, die die Judustrieaus- fuhr noch mehr als bisher erschweren müßte, wenn das Ausland wegen Erhöhung der land wirtschaftlichen Zölle Repressalien ergreifen sollte, und hat hervorgchoben, daß der Zollschutz nur ein Mittel sein könne, um der Landwirtschaft eine Schonfrist zur Umstellung auf die veränder ten wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu geben. Der Vorsitzende der Industrie- und Handelskam mer zu Bochum betonte, die wesentlichen Hilfs maßnahmen der Landwirtschaft müßten in der Rationalisierung und in der Absatzorganisation liegen. Die Handelskammer zu Nürnberg gibt besonders entschieden ihrer Meinung dahinge hend Ausdruck, daß die Durchführung des Ägrar- programms geeignet sein müßte, Ausfuhrindustrie und Ausfuhrhandel aufs schwerste zu gefährden. Es sei zu befürchten, daß der Uebergang zum Hochschutzzoll für Agrarerzeugnisse eine Verteue rung der wichtigsten landwirtschaftlichen Pro dukte und durch die damit verbundene Steige rung der Lebenshaltungskosten eine Beeinträchti gung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen In dustrie auf dem Weltmärkte nach sie ziehe. Die Landwirtschaftskammer Nürnberg glaubt, daß die Landwirtschaft mehr als seither versuchen solle, mit Hilfe durchgreifender Rationalisierungs matznahmen ihre Gestehungspreise zu senken, da durch Maßnahmen, die nur auf handelspoliti schen Gebieten liegen, der Notstand der Land wirtschaft nicht zu beheben sei. Dis Jndustrie- und Handelskammer München weist insbesondere darauf hin, daß die Umgestaltung oder gar die Kündigung bestehender Handelsverträge den schärfsten Widerspruch der gewerblichen Wirt schaft finden müsse. Diese wenigen Aeußerun- gen der öffentlich-rechtlichen Vertretungen der deutschen Industrie und des Handels lasten deut lich erkennen, mit welchem Widerstand von in dustrieller Seite gegen eine Kündigung der Han delsverträge zu rechnen ist. Abgeschlossen am 7. Mai 1930. Sv. Persönliche WleUungen Wir bitten unsere Mitglieder, uns bei der Ausgestaltung dieser Rubrik durch möglichst schnelle Berichterstattung über alle persönlichen Angelegenheiten, die für die Allgemeinheit von Interesse sind, unterstützen zu wollen. Es sind verstorben: Leonhard Leyh, Bamberg, Bez.-Gr. Bamberg. Alfred Stöckigt, Dresden-Stetzsch, Bez.-Gruppe Dresden. Am 29. April 1939 starb in Erfurt hochbe tagt im 81. Lebensjahre der Seniorchef der all bekannten Samenzuchtfirma, Karl Pabst. Mit unermüdlichem Fleiße und ungemeiner Willens kraft hat er es verstanden, sein Geschäft im Laufe der Jahre zu einer Weltfirma zu machen. Er wird betrauert von vielen Freunden und Be kannten und nicht zuletzt von seinen Angestellten, denen er ein väterlicher Freund war. Landesverband Thüringen: i. A.: Koch - Saalfeld. Unser langjähriges Mitglied Auto» Gruber in Pasiau ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Wie kaum ein zweiter hat er sein langes Leben zur Arbeit ausgenützt und bis zum letzten Atem zuge in seinem Betriebe geschafft. Klein hat er angefangen. Zähigkeit und Können ermöglich ten es ihm, seinen Betrieb zur Blüte zu führen und schließlich sogar zur größten Passauer Gärt nerei auszübauen. Weithm galt sein Ansehen in Passau und Umgegend. Wir, seine Kollegen, die mit ihm in engster Fühlung standen, werden sein Andenken in Ehren halten. Bezirksgruppe Plattling: Joh. Kien dl. Nach kurzer Krankheit verstarb am 8. Mai, dem Tags seines Geburtstages, im Alter von 57 Jahren unser lieber Kollege Ernst Lüdtke, Politzig, Kreis Meseritz. Die Bezirksgruppe ver liert in ihm einen tüchtigen und fördernden Mit arbeiter, der zu keiner Versammlung gefehlt hat. Sein gerader und kollegialer Gedanke wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Bsz.-Gr. Meseritz-Schwerin: Husemann, Schriftführer. * Am 4. Mai dieses Jahres feierte in seltener Frische wieder ein Pionier unseres Berufes, Gärtnereibefitzer Julius Erdmann in Arnstadt, seinen 70. Geburtstag und sein SOjähriges Gs- schäftsjubiläum. Wir freuen uns, unserem lieben Kollege» Erdmann zu seinem Doppeljubiläum herzliche Glück- und Segenswünsche aussprechen zu dür fen. Mit großem Interesse nahm er an allen Verbandsangelegenheiten teil, erfreute in den Versammlungen die Teilnehmer durch wissen schaftliche Vorträge und stellte, als in Arn stadt die Gärtncrfachklasse gegründet wurde, seine reiche Erfahrung an praktischem und theoreti schem Wisse» für den Fachunterricht zur Ver fügung. Wir danken Julius Erdmann auch an dieser Stelle für seine Treue, die er dem Verbände ge halten hat all die vielen Jahre hindurch. In dankbarer Anerkennung und Würdigung seiner Verdienste um den thür. Gartenbau, wurde dem Jubilar die Ehrenurkunde des Landesverban des Thüringen, verliehen. Wir hoffen und wünschen, daß I. Erdmann noch recht lange sein sonniges und heiteres Wesen erhält zur Freude seiner vielen Freunde und Bekannten. Landesverband Thüringen: I. A.: Koch-Saalfeld. Am 25. April beging unser lieber Kollege. Ludwig Frankenbach, Wiesbaden, sein bOjähriges Berufsjuoiläum. Geboren am 2. Oktober 1862 in Oberrod bei Idstein, erlernt« Frankenbach die Gärtnerei in dem der älteren Generation noch bekannten Rostelschen Betrieb in Wies baden. Nach der Lehrzeit bildete er sich in verschiedenen führenden Gärtnereien von Ham burg, Berlin, Erfurt usw. weiter aus, um im Jahre 1893 den Grundstein für sein heutiges Geschäft zu legen, indem er den damaligen Gar tenbaubetrieb von Ronsick, Wiesbaden-Aukamm, käuflich erwarb. Diesen Betrieb verstand Fran kenbach in verständnisvoller Weise derart aus zubauen, daß er heute einen sehr schönen Schnitt blumen- und Topfpflanzenbetrieb sein Eigen nennen kann, der sich eines recht guten Rufes auch über die Grenzen des engeren Bezirks hinaus erfreut. Reges Interests zeigte Frankenbach stets un seren Arbeiten in der Bezirksgruppe. Mit Stolz kann er heute aus seinen Sohn blicken, der kürzlich seine Obergärtnerprüfung cm der Land wirtschaftskammer ablegte und heute als Schriftführer unserer Bezirksgruppe tätig ist. Die Bezirksgruppe gratuliert dem Jubilar recht herzlich zu seinem Festtag. Bez.-Gr. Wiesbaden-Rheingau. Am 1. April bestand die bekannte Gewächs- hausfirma Höntsch L Co. in Dresden 35 Jahre. Der jetzige Inhaber, Georg Höntsch, ist zugleich Gründer des Unternehmens. Oskar Böhm in Suhl i. Th. konnte am 1. Mai das 30jährige Bestehen seiner von ihm selbst gegründeten und aus kleinsten Anfängen zu ihrem jetzigen Stande emporgeführten Firma, feiern. Fees Stimme merkt man, daß es eine erregte Unterhaltung ist. Als Fee nach einiger Zeit wieder eintritt, merkte man ihr eins gewisse Verstörtheit an. „Doch nichts Unangenehmes?" fragte Grete von Marwitz die Freundin. „Leider ja. Ich muß sofort nach Berlin ab fahren. Es ist wieder ein Tier von meinem Mann eingegangen." „Oh, wie traurig!" ruft Ria Bentheimer. „Aber daran kannst du doch auch nichts mehr ändern. Wir könnten doch so nett noch ein Weilchen zusammenbleiben." „Ja, schade — aber ich muß doch fort." Fee zuckt die Achseln. „Die kleine Cilly Berndt war am Apparat. Sie sagt mir, daß mein Mann wie irrsinnig ist. Er säße seit heute morgen schon mit dem toten Raben in den Händen auf einem Schemel im Stalle und starre den Tierkadaver an, ohne einen Ton zu reden." „Gott, das ist ja schauderhaft!" sagt Otto von Kroidt. „Ich kann mir vorstellen, wie unglücklich er ist. Ich werde nie vergessen, wie er sich vor einem Jahr in Buenos Aires schluchzend über den Körper von dem toten Wolf geworfen hat. — Nun ist doch seine Nummer völlig kaputt? Erst der Wolf, jetzt der Bär und der Rabe!" „Ja, die eine Nummer ist natürlich erle digt," meint Fee. „Es würde mindestens ein Jahr dauern, bis er Ersatztiere so weit dressiert hat, wenn es überhaupt gelingt. Aber zu seiner andern großen Nummer braucht er ja nur die Tigerin. Die wird er also wohl vorläufig weitermachen." Bentheimer schüttelt den Kopf: „Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Ob da nicht ein Racheakt von jemand vorliegt?" „Das ist so gut wie sicher," erwidert Fee. „Bei dem Bären haben wir ja keine Todes ursache festgestellt. Aber wie Cilly sagt, ist der Vogel eines gewaltsamen Todes gestorben; man hat ihm einfach den Hals umgedreht und ihn wieder in seinen Kasten geworfen. Jeden falls sehr ungeschickt!" „Das ist ja infam!" fährt Marwitz auf. „Hat denn dein Mann einen besonderen Feind beim Zirkus, dem so ein Racheakt zuzutrauen ist?" „Schon möglich. Vielleicht hat er in seinem Jähzorn wieder jemand geschlagen. — Aber so bedauerlich die ganze Sache auch ist, ich wäre froh, wenn sie mit dazu beitragen würde, daß er jetzt vom Zirkus wegginge und die Stellung beim Zoo annähme." Kroidt sieht Fee plötzlich mit einem sonder baren Blick an. „Hör mal, Fee, solltest du da nicht vielleicht ein bißchen Vorsehrmg ge spielt haben?" Ein paar Augenblicke herrscht allgemeines Schweigen. Man hat wohl nicht gleich ver standen, was Kroidt meint. Dann aber schlägt Fritz von Marwitz mit der flachen Hand auf die Tischkante und ruft: „Otto, das ist uner hört! Wie kannst du so etwas zu Fee jagen! , Ich verbitte mir jedenfalls, daß «in« Dame in meinem Hause durch einen solchen Verdacht beleidigt . . ." „Na, na, na, na! Macht doch keine Ge schichten hier!" beruhigt Bentheimer. Fee fühlt, wie aller Blicke gespannt auf sie gerichtet sind. — „Ich muß sagen . . . ich . . . ich habe überhaupt nicht verstanden, wovon ihr da redet!" „Daß du vielleicht bei dem Tode der Tiere deine Hand im Spiele hättest, hat Otts ge meint!" platzt Ria Bentheimer raus. „Das ist doch gar nicht so weit hergeholt!" Marwitz erhebt sich brüsk. Aber Herr von Kroidt drückt ihn auf seinen Stuhl zurück: „Nun mach hier kein Theater, Fritz! Ich gebe zu, daß ich etwas entgleist bin und bitte hier mit Fee vielmals um Verzeihung. — So, nun dürfte der Fall wohl erledigt sein." Fee erhebt sich. „Schade, daß diese schönen Stunden noch mit einem solchen Mißklang enden. — Ich muß aber jetzt wirklich gehen." * Tagelang hat Bux das Stallzelt nicht ver lassen, außer um mit Judith aufzutreten, sich umzukleiden und zu schminken. Niemand außer Cilly, Fee und den drei Tierpflegern darf den Raum betreten. Selbst die Nächte verbringt Bux, aus einem Feldbett schlafend, im Stall, denn er fürchtet weitere Attentate auf seine Tiere. — Für den Direktor ist der Fortfall von Buxens erster großer Nummer ein schwerer Schaden, um so mehr, als man Bux in Berlin noch vom Zirkus B . . . her in bester Erinnerung hat. — Tom droht, jeden zu erwürgen, der sich unbefugt einem der Tiere nähern würde. — Lorenzo zetert, daß im Zirkus jemand sein müsse, der den bösen Blick habe. Auch er will nicht mehr von seinen Pferden Weggehen, die, wie er be hauptet, in der gleichen Gefahr schwebten, wie die andern Tiere. Nur Dhakjee läßt sich nicht aus seiner gewohnten Ruhe bringen. Er weiß, daß seinem Brahma so leicht niemand etwas anhaben kann. — Endlich nach fünf Tagen läßt sich Bux, nachdem er etwas ruhiger geworden, von Fee überreden, wieder in seinem Wagen zu schlafen. Vorher aber ist eine Neuordnung der Stall wache getroffen worden: Bisher haben sich Tom und Lorenzo immer in der Art abge wechselt, daß einer von ihnen eine ganze Nacht im Stall auf einer Pritsche schlafend verbrachte. Nun aber hat Bux bestimmt, daß Tom und Lorenzo beide nachts im Stall bleiben sollen. Einer muß immer wach bleiben. Alle zwei Stunden sollen sie sich ablösen. Am Tage sollen sie dann die versäumte Ruhe nachholen. Beide haben sich sofort dieser Neuordnung mit Eifer gefügt. Als sich Bux das erstemal im Wohnwagen zur Ruhe begibt, rückt Fee mit dem Angebot des Zoologischen Gartens heraus, — aber nur wie nebensächlich spricht sie davon: Sie habe sich doch heute mit Marwitzeus in Ler Stadt getroffen, und da jei Kroidt dann auch erschienen und habe etwas gefaselt, daß das neue tierärztliche Werk bei der Direktion des Berliner Zoo, zu der Kroidt wohl irgend welche Beziehungen unterhalte, so sehr großes Interesse erregt habe und daß man so etwas plane wie ein Engagement. „Ein Engagement? Was soll das heißen?" fragt Bux offenbar interessiert. „Ich weiß nicht, ob ich Otto recht ver standen habe", sagt Fse leichthin. „Aber ich glaube, sie möchten dich als Tierarzt für den Zoo haben." „Donnerwetter!" ruft Bux lebhaft. „Das wäre keine üble Sache — für später einmal!" „Warum denn erst für spater?" „Na, jetzt kann doch noch keine Rede davon sein. Ich habe doch noch meine Tiere." „Aber deine eine Nummer ist doch kaputt." „Ich werde eben etwas anderes mit den Tieren einüben — oder neue Tiere anschaffen. Das wird sich schon finden. Und mit Judith verdiene ich immer noch so viel, daß wir uns vorläufig durchschlagen können." „Bekommst du denn jetzt weniger?" fragt Fee verwundert. „Na hör mal, der Direktor kann mir doch nicht für zwei Nummern Gage zahlen, wenn ich bloß eine mache!" Fee hat Mühe ihre Empörung zu verbergen: Also einschränken soll man sich auch noch! Und sie soll vielleicht noch jahrzehntelang „Frau Zirkusclown" bleiben! Sie beißt sich aber auf die Lippen und schweigt. „Aber freuen tut mich die Sache mit dem Zoo doch, falls sie überhaupt stimmt!" schließt Bux, während er ein Schlafmittel nimmt. „Willst du nicht versuchen, mal wieder ohne Medikamente zu schlafen?" fragt Fee. „Ja, bald. Aber ich bin jetzt noch zu ner vös, um ohne Mittel schlafen zu können. Der Tod von Teddy und Mohrchär hat mich doch furchtbar mitgenommen. Besonders mein gutes Mohrchen . . . Das werde ich so bald nicht verwinden." Und Bux seufzt tief auf. Es ist in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober — etwa eine Woche nach diesem Gespräch zwi schen Bux und Fee — da wacht Tom, der seit zwei Stunden auf dem Feldbett im Stalle fest geschlafen hat, Plötzlich auf. Kein Geräusch hat ihn geweckt, sondern ein jäher unerklär licher Rnck, der ihm durch die Glwder ge fahren ist. Noch hat er sich nicht aufgerichtet, aber seine wie im Schreck aufgerissenen gro ßen schwarzen Negeraugen sehen im Scheine der trüben Stallaterne, wie ein Mann ans nackten Sohlen eben auf Judiths Käfig zu- schleicht, — in der Hand die eiserne Gabel, daran ein Stück rohes Fleisch. Es ist Lorenzo! Mit einem Satz springt Tom von seinem Lager empor. Lorenzo wendet sich erschreckt um, stößt einen Schrei aus, läßt die Eisen gabel sollen nnd will entfliehen. Aber schon hat ihn Tom erreicht und schmettert ihn mit einem furchtbaren Schlag seiner harten Faust zu Boden. Nun steht Tom tiefaufatmend vor dem Ohnmächtigen. Er scheint nachzudenken, was jetzt zu tun ist. Endlich öffnet er das leere Käsigabteil, in dem Teddy gehaust. Es ist nur durch eine starke Schiebewand von Judiths Abteil getrennt. Tom hebt Lorenzos regungs losen Körper hoch, wirft ihn wie ein Bündel in den leeren Käfig und schließt diesen ab. Dann rennt er aus dem Zelt, um Bux zu rufen. Bux fährt sofort ans seinem Schlaf empor, als an das Fenster über seinem Sofabett geklopft wird: „Ja, was ist? Wer ist da?" -slistsr Lux! domo out! Luieklv! I oaugkt dim, tkat ckirt^ kivck ok a muräsrer!» In wenigen Augenblicken ist Bux schon draußen, und während er neben Tom her dem Stallzelt zueilt, berichtet der Neger mit ei» paar Worten, was geschehen ist. Lorenzo ist schon wieder zu sich gekommen und starrt durch die Gitterstäbe mit angst- zerrtem Gesicht seinem Herrn entgegen. „Nun sag' gleich alles!" keuchte Bux. „Du hast Judith vergiften wollen!" „Nein, nein Seüor, — ich gute Judith wollen futtern!" „Lüg' nicht! Das Fleisch ist vergiftet! Das werden wir sofort feststellen! Und du hast auch Teddy getötet und Mohrchen! Schurke! Tu den Mund auf oder . . „No, no, Seüor — ich unschuldig!" Bux zittert am ganzen Leibe. „Die Zamge reiß' ich dir aus dem Hals, wenn du nicht redest!" — Plötzlich kommt ihm ein Ein- fall: „Gib den Haken her, Tom!" — Und nun saßt er mit dem Eisenhaken, den ihm Tom mit einem wilden Jubellaut gibt, in die Oese an der Schiebewand. Judith ist längst wach. Sie wittert den Mann im Nebeukäfig, der nur durch die starke Holzwand von ihr getrennt ist. Sie weiß auch, daß es Lorenzo ist, mit dem sie nie auf freundschaftlichem Fuß gestanden. Aufgeregt springt sie in ihrem Käfig hin und her. „Wenn du jetzt nicht gestehst, ziehe ich den Schieber aus!" sagt Bux hart. Er scheint zu dieser Wahnsinnstat fest entschlossen. „No, no, Seüor! Unschuldig!" schreit Lorenzo. Bux faßt den Haken und stemmt den Fuß gegen den Wagen, wie um die schwere Wand nach vorn herauszuziehen. Tom sieht es, und Plötzlich brüllt er, jubelt er: „Schieber auf! Schieber aus! In, ja! Schieber auf!" Er springt von einem Bein aufs andere. Die ganze Wildheit seiner asrckarnschen Ahnen bricht jäh aus ihm hervor. Bux spannt die Muskeln, lehnt sich zurück. Die Wand bewegt sich «i» wenig unter dem Druck. Judith stößt ein wildes Gebrüll aus. Da schreit Lorenzo in Todesangst: „Ja, ja, Senor! Ich hab' getan. Gnade, Seüor! Gnade!" (Fortsetzung folgt.)