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aiebt schon die Erfahrung so manche traurige Ant» worr. Der besorgte Lehrer, wird in der decla- matorisckcn Lcseübung selbst die Idyllen eines Ges ners mit Vorsicht brauchen, in die Dild'er, die mancher Unterricht mit sich dringt, tief eindrin gen, und eben deswegen sich an die prüfende Ver nunft halte!'., dasi Lrcht und Wärme nn traulichen Bunde bleibe. Der ettle Mann braucht Parade kinder. Aber nnc überspannten Ideen werden auch die junger: Declamatoren in das wirkliche Leben emtreren, und die Welt, Lie Menschen, den Mei ster, dir Herrschaften, den Mann und das Weist, ganz anders finden, wie es ihr Dichter besang; gewisse Leidenschaften, die mit den Jahren erwa chen, vermehren das Uebel; die Romane werden verschlungen; die gute Predigt, die sich in schlich tes Gewand cUrhülit, ist dem einen ein Aerger, der andern eine Thorheit, denn sie wollen nicht belehrt, sondern durch wohlklingende Phrasen un terhalten seyn; ja sie finden am Ende Len ganzen Gottesdienst, so einfach, so kalt; und wer bürgt, dasi nicht der declamatorische Lehrjunge gern seinen undeclamatorifiben Meister verlast, weil er auf eine abentheuerliche Art auch sein Fortkom men findet? — denn der Funke, den man in die Kindheit wirst, entwickelt sich oft im spätem 'Alter. — am zo. Marz »816. ch. Geistererscheinungen. Eine äußerst merkwürdige Erscheinung unsers aufgeklärten Zeitalters ist das Ueberspringen vom Unglauben zum Aberglauben. Viele leitete die Macht des Unglücks vom Unglauben, aber ihnen genügte der früher verspottete Glauben nicht; sie verfielen in das Extrem des Aberglaubens: So entstand die weiße Frau, deren Er scheinen das Schicksal eines gewissen Staates vor ausbestimmen sollte, und von welcher sogar ein amtliches Blatt (das AaclNer Journal les Mittel- und Niederrhemes, uni Ende des Jahres sich nicht schämt, mit allem Ernste der Wahrheit eine ausfi.hrllche Erzählung zu geben; — der rothe Mann mck weichem Bonaparte im Bunde gewesen ssyn soll; — das wüthende Heer in Hessen, welches die Rückkehr des letz- tern von Elba angelündigt; — der propheti sche Dauer, und dergleichen Unsinn mehr daß man sich in das roheste M ttelaiter verletzt i'.cht. Möchten wir doch nicht so leicht von einem Extreme zum andern Hüpfen, sondern die Mit- telstraße suchen, um gleich wett entsend vom Un- alaubcn wie von: Aberglauben im treuen Glau ben hinzuwanbeln. Der Geist des Churfürstcn Moritz und die Sachsen. Moritz. Hab' ich umsonst mein ganzes Leben Dern Wohle meines Volks geweiht, Und siegend in dem Freiheitsstreben Des Ruhmes Kranze Euch gestreut? Die Sachsen. Der Väter S^werd in der geübten Rechten, Ihr Muth in treuer Drust, — So trotzen wir des Schicksals trübsten Nachten, Der Kampf wird uns zur Lust. Mori tz. Heil Euch! Doch wird des Wissens Dlüthe, Die ich auf Eurer Flur gehegt, Von Euch mit dankendem Gemüthe Und kräftgcm Wirken treu gepflegt? Die Sachse n. Des Glückes Strahl kann ein Geschick uns rauben, Doch nie des Wirkens Preis;