Volltext Seite (XML)
53. Jahrgang Berlin, Donnerstag, den 15. Oktober 1936 c//6 /?6/c/i5AOff6N5c/icru /n O^SLc/sn ÄtutundRvden Nummer 42 Vergebung derStaatspretse Nm Montag, dem 12. Oktober, hatte die Aus- stellungsleitung in Dresden die Aussteller zu einem Schlußempiang geladen. In seiner Begrüßungs ansprache dankte Oberbürgermeister Zörner den Ausstellern für ihre Mitarbeit. Im Anschluß daran gab Professor Dr. Ebert als Beauftragter des Reichsnährstandes bekannt, daß der Staatspreis, den der Reichsminister für Er nährung und Landwirtschaft R. Walther Darrö bei der Eröffnung der ersten Reichsgartenschau ange kündigt hatte, dem Gärtnereibesitzer Paul Ro bert Hofmann, Dresden, zuerkannt sei. Darüber hinaus hatte der Reichsminister noch eine große silberne Staatsehrenmünze zur Ver fügung -gestellt, die dem Baumschuler M. H. Lange, Pirna, zuerkannt wurde. Außerdem wur den dem Direktor des Ausstellungsamtes in Dres den, Dr. Schumann, dem Stadtgartendirektor Balke, dem staatl. Direktor Schüttauf und dem ständigen Vertreter des Reichsnährstandes bei der Ausstellung, dem Gartengestalter Stein, je ein Bild des Reichsbauernführers mit eigenhändiger Unter schrift überreicht. Den Dank der Aussteller brachte der Geinüseanbauer Martin, Dresden, aus. » Am 11. Oktober 1936 hat Lie 1. Reichsausstel- lung des deutschen Gartenbaues ihre Tore geschlos sen. Ter deutsche, insbesondere aber der sächsische Gartenbau darf auf die Gesamtleistung stolz sein. Fast 314 Millionen Besucher hatte die Ausstellung aufzuweisen, unter denen auch die Zahl der Aus länder, verstärkt durch die Olympiade, einen erheb lichen Anteil hatten. Für den ersten deutschen Reichsgartenbautag gab die Ausstellung den glück lichsten Rahmen. So wollen wir uns dieses Erfol ges freuen, ohne aber damit die Mängel zu ver kennen, die mit ihr noch verbunden waren, und die noch zu manchen Betrachtungen Anlaß geben werden. Erfreulich war die wesentlich größere Zahl von Ausstellern gegenüber den früheren Ausstellungen, besonders erfreulich, daß sich in verstärktem Maße Betriebe aus dem ganzen Reich beteiligt haben. Und dennoch — es war nur ein Anfang. Allzu viele haben noch gefehlt. Auch hierzu wird schon in Kürze mehr gesagt werden müssen. Die Ausstellung brachte den Versuch, eine Lei stungsschau mit guter gestalterischer Wirkung nicht nur im Freien, sondern auch in den Hallenschauen durchzuführen. Der Versuch hat zweifellos zum Erfolg geführt. Ter Weg ist im Grundsatz richtig und gangbar. Es kommt nun darauf an, ihn bei den künftigen Ausstellungen auszubaucn. Das gilt besonders für das Freigelände. Die Form der Durchführung als Leistungsschau ermöglichte erstmals den mit Preisen des Reichs nährstandes ausgestatteten Leistungswettbewerb, der einen besonderen Anreiz dadurch erhalten hat, daß der Reichs- und Preuß. Minister für Ernäh rung und Landwirtschaft, Reichsbauernführcr R. Walther Darre, einen besonderen Staatspreis stif tete, der nur bei den vom Reichsnährstand veran stalteten Reichsausstellungen des deutschen Garten baues vergeben werden darf. Neben dem Ehren preis des Reichsministers und der großen silber nen Ehrenmünze des Reichsministers wurden 138 goldene, 182 silberne und 131 bronzene Preis münzen des Reichsnährstandes verliehen und von der Ausstellungsleitung zusätzliche Geldpreise be willigt. Neuartig war das Preisrichten selbst inso fern, als die Preisrichter die Kulturleistung zu be rücksichtigen hatten, die ihre Ergänzung im Um fang der Darbietung, gemessen an der Leistungs fähigkeit des Ausstellerbetriebes, fand. Die Auf stellung der Ausstellungserzeugnisse selbst unterlag in weitestgehendem Maße den Anordnungen der Ausstellungsleitung und mußte in der Regel für die Beurteilung ganz zurücktreten, während die Ausstellung von Neuheiten usw. unberücksichtigt bleiben mußte, weil sich der Reichsnährstand die Prüfung und Anerkennung von Neuheiten in ande rer Form Vorbehalten hat. Trotzdem wurden Neu heiten und Wiederentdeckungen reichlich gezeigt, denn Lie Aussteller warben für sie mit gutem Er folg bei den Besuchern. Die praktische Erfahrung zeigt auch hier, daß der eingeschlagene Weg richtig tst. Es bedarf des Ausbaues für die Freiland schauen, obwohl hier große Schwierigkeiten gegeben find, weil beim heutigen Verfahren der Aussteller selbst die Weiterentwicklung seiner Pflanzen nach Anlieferung nicht mehr in der Hand hat. Vollkommen neu gestaltet wurde die Behandlung der Aussteller selbst, Lie in früheren Jahren fast alle Leistungen allein zu tragen hatten, während der finanzielle Erfolg der Ausstellung ganz ihrem Veranstalter bzw. Träger verblieb. Diesmal wurde den Ausstellern nicht nur die Fracht für An- und Abtransport vergütet, sondern sie erhiel ten auch, soweit Ankäufe der Pflanzen nicht in Frage kamen, einen gewissen Ersatz des ihnen ent standenen Schadens in Hundertsätzen des Aus stellungszeitwertes, der etwa 30 A unter dem Großhandelspreis lag. Ein Ausschuß erfahrener Berufskameraden setzte diese Vergütungen fest. Aussteller und Ausstellungsleitung kamen dabei zu ihrem Recht. Es ergab sich also auch hier ein Weg, der für künftige Ausstellungen beibehalten bleiben wird. Neuartig war ferner, daß die Ausstellungs leitung insofern in ihrem Verkehr mit Len Aus stellern entlastet wurde, daß bei Beanstandungen von Lieferungen nicht sie selbst über die Zulassung zu entscheiden hatte, sondern daß vom Reichsnähr stand beauftragte Berufskameraden gegebenenfalls unter Hinzuziehung von Sondersachverständigen über die Zulassung entschieden oder Wertminderung verfügten. Es konnte festgestellt werden, daß die Arbeit der Ausstellungsleitung durch diese berufs- ständische Unterstützung wesentlich erleichtert wurde. Im ganzen gesehen kann schließlich auf Grund des gehabten Schriftverkehrs behauptet werden, Laß die Aussteller zu ihrem Recht gekommen sind, ganz abgesehen davon, daß viele von ihnen auch recht gute Geschäftsabschlüsse im Verfolg ihrer Darbie tung verzeichnen konnten. Die allgemeine Werbung für Len Gartenbau, ja überhaupt für deutsche Gartenkriltur, ist unbestreitbar. Die 1. R e i ch s a us st ellung des deut schen Gartenbaues „Dresden 193 6" ist tot. — Eslebedie 2. Reichsaus st el lung Les deutschen Gartenbaues „Essen 1 93 8"! Sie soll zeigen, daß wir alle von dieser 1. Reichsgartenschau gelernt haben und nun auch die Verpflichtung in uns fühlen, die ge sammelten Erfahrungen für die nächste Ausstellung nutzbar zu machen, die hinsichtlich Ler Aussteller behandlung unter den gleichen guten Prinzipien stehen wird. Aufgabe des Beruses ist es aber, sich jetzt schon auf Lie Ausstellung planmäßig vorzu bereiten. Es mangelt zweifellos bei vielen Be triebsinhabern an dem notwendigen Pflichtgefühl gegenüber der Berussgemeinschaft. Sonst hätten nicht die großen Lücken bei Sonderkulturen bestehen können, von denen bekannt ist, daß sie in Deutsch land in hervorragender Form im Anbau sind. Zur Vorbereitung der 2. Reichsgartenschau in Essen 1938 und der 3. Reichsgartenschau in Stutt gart 1939 wird der Reichsnährstand im Laufe des Winters eine Bestandsaufnahme in den Betrieben insofern durchführen, daß er durch seine Organe seststellen lassen wird, welche Sonderkulturen und von wem sie betrieben werden. Auf Grund dieser Feststellung werden die Schauen im Freiland und in den Hallen rechtzeitig vorbereitet werden, damit jeder weiß, wann für ihn die Beteiligung zum neuen Leistungskampf in Frage kommt. Es muß erwartet werden, Latz jeder, der für diese Beteili gung in Frage kommt, sobald als möglich mit den Vorbereitungen beginnt, und das um so mehr, als der Internationale Gartenbaukongreß 1938 in Deutschland stattfindet und seinen Abschluß in Essen finden wird. Aufruf! Es sind nicht alles Meckerer, Lie dies oder jenes Grundsätzliche, sei es als Aussteller, sei es als Be sucher, sei es als fachlich Interessierte, an der 1. Reichsausstellung des deutschen Gartenbaues zu bemängeln haben. Im Gegenteil, manch einer könnte vielleicht wertvolle Anregungen geben, wie man es besser machen oder was man ergänzend hinzunehmen kann, aber nicht jeder möchte damit in die Oeffentlichkeit, weil er bei offener Dar legung Streitigkeiten oder dergl. scheut. Kritik wird ja nicht immer gern gesehen. Der Reichsnährstand hat aber den dringenden Wunsch, Hand in Hand mit der Praxis das zu verbessern, was durchführ bar ist. Es ergeht daher an alle Gartengestalter, Aus steller und Besucher die Bitte, dem Verwaltungs amt des Reichsnährstandes aufbauendc Kritik zuzu- lciten, die auch Vorschläge zum Besseren bringt Die Zusendungen sind nicht zur Veröffentlichung oder Bekanntgabe an weitere Kreise bestimmt. Es ist auch nicht möglich, die Zuschriften, außer in Sonderfällen zu beantworten. Sie dienen ins gesamt der Vorbereitung für künftige Reichsgarten schauen. Darüber hinaus wird gebeten, Fotoaufnahmen von der Dresdener Reichsgartenschau und den da mit verbundenen Veranstaltungen Les Reichsnähr standes kostenlos einzusenden. Zuschriften sind zu richten an das Verwaltungs amt des Reichsnährstandes, Berlin SW. 11, Dessauer Straße 26. prok. Or. Lbert (Berlin). Ost' kpfo/g c/sp Ks/c/iLgopfsnLckov: Ueber 3/ Millionen Besucher! Die 1. Reichsgartenschau in Dresden hat ihren Abschluß gefunden. Begünstigt von herrlichem Herbstwetter brachte der Sonntag erneut einen starken Zustrom von Besuchern aus nah und fern. Nicht weniger als 54 000 Personen waren es, die am letzten Tage die Schönheiten dieser großartigen Schau noch einmal genießen wollten. Während der fast halbjährigen Dauer Ler Ausstellung haben insgesamt 3 260 000 Personen Lie Ausstellung be- suckt. Ole ketrte Orenkaer LomkerLc/m« Oer liiert cker öifkemFärk/rerberakll/rF Oer O-Ä- «uck OemÜLemarLk Lesart aus Osten Or/a/rranAen mit 4lotormMern Oer -4/r§prueL au/ l/rämä l^erkraFL-ruek! m/rck bestraft LettraFLorckaanF für 6e/at^eba/tL- mftLÜecker Oarteabaa »t /.aackuürteebaft La^ertrebe Oeiverbesteaer ikü'e boeb rubtt man //^potbeben^lnse^ ObraaF für /ob. öott/rer ckea Netterer Mensch und Maschine In China erzählt man sich folgende Geschichte: Ein Philosoph sah einst einen Bauern mühsam einen Eimer Wasser nach dem anderen aus dem Brunnen schöpfen. Er fragte ihn, warum er kein Schöpfrad baue unL sich so die Arbeit erleichtere. Der Bauer antwortete: „Wer Maschinen baut, der bekommt ein Maschinenherz." In Ler Tat konnte man in früherer Zeit manch mal beobachten, daß di« Maschine den Menschen durchaus nicht den Iftrtzen brachte, den viele erhoff ten und ersehnten. Je besser und schneller wir pro duzieren, je mehr Maschinen erbaut und benutzt wurden, desto übler waren wir oft dran. Maschinen verdrängten die Menschen aus ihrem Beruf. Sie nahmen ihnen Lie Arbeit ab, aber wahre Arbeits- ersparms darf doch mau in dem Trauerspiel der Arbeitsnot zum Ausdruck kommen, sie nrutz sich viel mehr als Vermehrung von Ruhe und Frieden aus wirken, als Gelegenheit zum freieren Atmen. Jede neue Maschine vergrößerte früher die Ar beitslosigkeit. Schon wurden Stimmen laut, die zum Maschinensturm aufriefen. Wenn anfänglich kritiklose Bewunderung der Maschine herrschte, ent stand bald vielerorts eine fast panische Angst vor der Veränderung Les sozialen Lebens, wie sie die Technik brachte. Doch Schuld trug nicht die Ma schine; die Menschen selbst waren es, die für den Mißbrauch der Maschine verantwortlich waren. Es ist keineswegs so, daß die Maschine Len Menschen von der Arbeit verdrängen muß; im Gegenteil, wenn sie richtig benutzt wird, muß sie nicht nur die Arbeit erleichtern, sondern neue Arbeitsmöglich keiten schaffen. Wie in vergangener Zeit die gesamte Wirtschaft von fremdem Geist beherrscht wurde, wie nicht der Mensch, sondern der Verdienst allein Sinn der Wirtschaft war, war auch die Technik Handlangerin wesensfremder Kräfte. Sie stand nicht im Dienst des Volkes. Nur kapitalistisches Denken regierte, das nicht nach Lem Wohl und Wehe der Menschen fragte. Die Wirtschaftsgesetze patzten für ein Narrenhaus. An dem Chaos war also letztlich nicht die Maschine schuld, sondern das Wirtschaftsdenken und die Wirtschaftsstruktur. Durch die Tatsache, datz der Nationalsozialis mus die Lehre verbannte, daß Lie Wirtschaft Selbst zweck sei, mrd daß er den Menschen wieder über die Wirtschaft in den Mittelpunkt alles Geschehens stellte, wurde der Technik wieder der zukommende Platz gegeben. Sie wurde das, was sie sein soll: Dienst an den Menschen, Dienst an der Gesamtheit. Es ist nicht Sinn und Zweck der Erfindungen des menschlichen Geistes, Unglück zu bringen. Die Ma schine ist, Wenn der Mensch sie beherrscht und sich nicht beherrschen läßt, kein böser Feind, der über mächtig sich selbständig macht und die Kultur ent seelt und die Herzen hart macht, sondern sie ist ein Freund des Schaffenden, ein von den Menschen zu ihrem eigenen Vorteil beherrschtes Werkzeug. Die Maschine soll Helferin sein, den Lebenskampf des einzelnen und des Volkes zu erleichtern. Sie kann gewiß auch Zerstörerin sein, wenn man sie falsch einsetzt und die Grenzen des für die Wirtschaft und den Menschen Erträglichen nicht einhält, es sind aber dann stets die Menschen selbst, Lie für den Mißbrauch verantwortlich sind. Mit der Ausschaltung aller Fremdeinflüsse hat der Nationalsozialismus auch erreicht, daß die Ma schine nur dazu dient, die Arbeit zu erleichtern und die Erzeugung zu steigern. Sie ist aber niemals ein billiger Konkurrent menschlicher Schaffenskraft! Tie Anwendung der Maschinen mrd technischen Mit tel kann dem Menschen, der sie erdacht hat und unablässig verfeinert, zum höchsten Vorteil ver helfen. Gerade der Gärtner hat schon in vielem erkannt, daß die Maschine ein wertvoller Helfer ist. Oi- //üOe cker «nck OrÄ-e/r a«/ cker ZrÄttFr-mckrz-Lr/mm