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Die Saumsthule Mitteilungen üer Zachgruppe Saumschulen -er Unterabteilung Harten -es Reichsnährstan-es Reichsfachbearbeiter Ru-olf Tetzner Nummer 2 Seilage zu „Vte Gartenbauwirtschaft" 2Z. Januar 19ZH ou/^/s kntvv/c/c/vng c/sE Wv5^s/n 6s,' /'ungsn ^pss/6övmsn Veredlung und ZwisKenveredlung Das Zusammengesetztsein der meisten unserer Obstgehölze aus zumindest zwei Bestandteilen, der Unterlage als Wurzel und dem ober irdischen Stamm mit der Laubkrone aus dem Edelreis, dazu gelegentlich noch einem Zwischen stammstück (Zwischenveredlung), hat schon wiederholt die Frage nach der wechselseitigen Beeinflussung dieser zwei oder drei verschie denen Teile aufeinander zur Erörterung ge bracht, zumal das Wissen hiervon für den Praktiker wichtig ist. Aus der jüngsten Zeit liegen praktisch-wissenschaftliche Untersuchun gen aus Amerika an jungen Apfelbäumen vor, die im folgenden wiedergegeben werden sollen. Daß eine Beeinflussung des Edel keils (der Krone) durch die Wur zel (Unterlage) stattfindet, war schon länger bekannt; aber auch die umgekehrte Einwirkung des Edelreises auf die Unterlage, auf die Gestaltung der Bewurzlung, wurde im vorigen Jahrhundert festgestellt. Die amerikanischen Baumschulisten wußten, daß z. B. der „Oldenbourg"-Apfel mit steil aufstrebender Krone tiefgehende Wur zeln mit sehr wenig Fasern entwickelt, wäh rend der „Rote Astrachan", bei dem gleichen Boden und auf der gleichen Unterlage, ein flachstreichendes, außerordentlich faseriges Wurzelwerk bildet, und so setzten sie beim Aus graben von Bäumen jener Sorte mehr Arbeits kräfte an. Weiter liegen aus Europa Mit teilungen vor, daß in strengen Wintern sogar frostharte Unterlagen mit Edelreisern kälte empfindlicher Sorten vollständig erfroren. An dieser Stelle soll auch die Ansicht von Swarbrick und Roberts wiedergegeben wer den, die glaubten, feststellen zu können, daß bei Veredlungen in den Stamm der Unterlage das Edelreis nicht den gleichen Einfluß auf die Gestaltung des Wurzelwerks ausübe wie bei Veredlungen in die Wurzel (root-greafted). Sie schlossen, daß „der Stammteil einer Pflanze unverkennbar den Haupteinfluß auf die «gesamte Pflanze habe". Swarbrick sagt weiter: „Man ist berechtigt, den Schluß zu ziehen, daß ein großer Teil der Abänderung, die vermutlich durch die Verwendung von Sämlingsunterlagen hervorgerufen wird, sich von dem englischen Brauch herschreibt, den Sämlingsstamm 15—20 cm hoch über dem Erdboden zu veredeln . . . Die Bäume zeigen infolge dieses eingeschobenen Stammstückes das Aussehen einer Doppelveredlung." Wäh rend Swarbrick und Roberts betonen, daß dieser Einfluß auf die Unterlage sehr oft qua litativer Art sei, d. h. auch die Form und das Aussehen der Wurzeln verändere, erkennt Hatton bei der Verwendung von Unterlagen klonen nur eine nicht sehr große quantitative Wurzelbeeinflussung, d. h. Veränderung der Wurzelmasse. Die Verfasser ließen im Januar 1928 1800 Wurzelstücke des Französischen Holzapfels mit 14 Sorten und Klonen von Aepfeln in 43 ver schiedenen Zusammenstellungen in einfacher oder doppelter Veredlung durch Hungenver edlung pfropfen; die Vorbereitung und Aus führung der Arbeiten war die denkbar sorg samste. Bei der Zwtschenveredlung wurde ein 5 cm langes Zweigstück zwischen dem Holz- aPfel-Wurzel tück und der Spitzenveredluna ein gesetzt, wöbe ein und dieselbe Sorte einmal für die Spitzen-, das andere Mal für die Zwischenveredlung genommen wurde. Zwischen- und Spitzenveredlung wurden während der Ruhezeit vorgenommen, und es wurde darauf geachtet, daß sich an dem Zwischenstück keine Blätter bildeten. Die Veredlungen wurden auf Ontario-Ton- und -Lehmboden, einem im westlichen Neuyork üblichen Baumschulboden, in Geneveva, inmitten eines der großen Baum- schul^biete Amerikas ausgepflanzt und von praktischen Baumschulfachleuten gepflegt und beregnet. Die Bäume wurden zur genauen Beobachtung der Wurzelentwicklung am Ende der ersten Wachstumsperiode ausgegraben. Dann wieder eingepflanzt, wurden die drei jährigen — von der Veredlung an gerechnet — Bäume im Herbst 1931 ausgegraben und noch mals genauestens beobachtet. Die Beobachtun gen des ersten Jahres ließen erkennen, daß die Spitzenveredlung das Wurzelsystem der Unterlage einseitig zu bestimmen bestrebt war, unter Ausschaltung der Zwischenver edlung. Es bestand eine eindeutige Beziehung zwischen einem kräftigen Durchtreiben der Krone und der Größe und Gesamtzahl der neu gebildeten Wurzeln. Damit bezeugt die Ent wicklung in der ersten Wachstumszeit vor allem, daß die Zwischenveredlung — wenn sie, wie im Versuch, keine sorteneiaene Blattmasse bildet — einen bei weitem geringeren Einfluß auf die Gestaltung des Wurzelkörpers ausübt als die Spttzenveredlung. Hat indes ein Teil der Pflanze Veranlagung zum Zwergwachs tum, wie z. B. Malling IX (Gelber Metzer Paradies), so beherrscht diese Eigenschaft die Gesamtentwicklung der Pflanze. Ihr ganzer Wuchs wird zwergig, und sie entwickelt die für schwach wachsende Pflanzen kennzeichnenden abwärtsgehenden Wurzeln. Bei den Ausgrabungen der dreijährigen Bäume im Jahre 1931 stellte man zunächst fest, daß zwei Faktoren anscheinend das gesamte Wachstum beherrschen, nämlich einmal die naturgegebenen Eigenheiten der Spitze'n Veredlung und andererseits die Verträglichkeit der durchdie Ver edlungverbundenen zwei oder drei Sorten oder Arten. Ueberall, wo die Verbindung geglückt war, bestimmte allein die Spitzenveredlung die Gestalt des Wurzelkörpers. Schon früher wurden ver einzelt derartige Beobachtungen gemacht. Hedrik sucht dies im Jahre 1915 folgender maßen zu erklären: „Es ist möglich, daß die Nahrung, die durch das Laub der Veredlung hergestellt wird, verschieden ist von derjenigen, die die Pflanze durch ihr eigenes Laub er halten hätte." Wiederholt ist schon aus der Praxis berichtet worden, daß z. B. die Ober veredlung einer rotschaligen Sorte auf einer grünschaugen auch unter der Spitzenveredlung entstehende Früchte rot werden läßt. Wahr scheinlich beeinflußt auch das frühere oder spätere Austreiben der Knospen, die Laubgröße und die Farbe (Chlorophyll) der Blätter des Edelreises die Wurzelentwicklung der Unter lage. Entwickelt dagegen die Zwischenver edlung Blätter, und wächst sie ein oder mehrere Jahre, ehe die Spitzenveredlung das Ueber- gewicht bekommt, so beeinflußt sie zunächst die Wurzelgestaltung in der ihr arteigenen Richtung. Das zwergiae Wachstum der ganzen Pflanze bei einer Zwischenveredlung einer Zwergform (Malling IX) erhielt sich, ebenso wie eine Zwergform als Spitzenveredlung oder als Unterlage Zwergwuchs der ganzen Pflanze Herbeiführt. Bei der Vereinigung bleiben stets die einzelnen Zellen vonUnter- lage und Veredlung getrennt, und die Verbindung bleibt ein mehr oder minder festes „schwalbenschwanzartiges" Zusammen fügen von Unterlage und Veredlung, ohne daß jemals die Gameten aus beiden sich vereinigen, um die Zygote zu bilden. Dabei betonen die Verfasser, daß der „Grad der Vereini gung", die Berührungsstelle beider Gewebe, eine ausschlaggebende Rolle spielt. Vsnms/invng c/v5c/l ö/afs/cno§psn5ksck/ings Himbeeren und Brombeeren Diese Art der Vermehrung wird von den Amerikanern Stoutemayer, Manch und Piekett näher beschrieben. Da Lie Heranziehung von Spitzenablegern bei schwarzen Himbeeren sehr langsam vor sich geht und auch Stecklinge mit 1 oder 2 Augen im Vermehrungsbeet weder Gallus noch Wurzeln bildeten, so wurden Ver suche gemacht, neue Pflanzen durch Blatt- Knospenstecklinge heranzuziehen. Das Ver ¬ fahren besteht darin, daß zugleich mit dem Blatt und dem im Blattwinkel befindlichen Auge ein kleines Stück Rinde weggenommen wird. Dieses Fußstück, das also Blatt und Auge trägt, soll aber nicht länger als V2 Zoll und nicht dicker wie Zoll sein, weil sonst die Wurzelbildung verzögert wird (s. Abbildung). Im kalten Kasten ist der Erfolg bei weitem nicht so groß wie im erwärmten. Bei Erwär mung durch Stalldünger oder auf elektrischem Wege bei 24° L und Ende Juli in mit Torf vermengtem Sand gesteckt — Sand allein war nicht so günstig —, fand eine 100A>ige Be wurzelung statt. Ein ähnliches Ergebnis, wenn auch nicht ganz so gutes, wurde auch noch An fang August erzielt. Es gelang auch, Blatt- Knospenstecklinge in Brunnenwasser zur Be wurzelung zu bringen, es wurde schließlich auch ein gutes Wurzelsystem und ein kräftiger Trieb gebildet, aber es verging dabei etwa dreimal soviel Zeit wie beim Stecken in Sand oder in Sand vermengt mit Torf. Die jungen, bewurzelten Pflanzen wurden eingetopft, all mählich abgehärtet und ins Freie gepflanzt, wo sie Ende August schon 3 bis 10 Zoll lange Triebe hatten. Darauf begann eine schnelle Weiterentwicklung. Nach zwei Monaten hatten alle Pflanzen 2—5 Ruten von 20 bis 30 Zoll Länge. Die „schwarzen" Himbeeren leiten sich von kübus occicientklis ab. Mit den roten Him beersorten Chief und Latham glückte bisher der Versuch nicht; Blattknospenstecklinge von Brombeeren wurzelten auf warmen Fuß, wenn Sand und Torf als Medium verwandt wurden, zu 28 H>. Professor Or. Evert, Landsberg (Warthe) Lckv/vngrkagvng Lonksnbau in 6or/o5 Aufgaben der Baumschulen In der Zeit vom 6. bis 10. Februar 1936 findet in Goslar eine Schulungstagung der Landesfachwarte und -beträte Gartenbau so wie Unterabteilungsleiter und Sachbearbeiter II L 9 statt, und zwar am 8. Februar 1936 die der Fachgruppen Gemüsebau, Baumschulen, Blumen- und Zier pflanzenbau; am 10. Februar 1936 die der Fachgruppen Obstbau und GartenauS- führende (einschließlich Friedhofsgärtner), wahrend am 9. Februar 1936 eine ge meinschaftliche Tagung aller Fachwarte, Bei räte und Unterabteilungsleiter gemeinsam mit der Hauptvereiniqung der Deutschen Garten- und Weinbauwirtschaft und den Vorsitzenden der Gartenbauwirtschaftsverbände stattsindet. Die Tagesordnung der Fachgruppe Baum schulen ist folgende: Tagesordnung der Fachgruppe Baumschulen am 8. Februar 1936 in Goslar (Tagungslokal wird noch bekanntgegeben) I. Die Aufgaben der deutschen Baumschulen zur Erzeugungsschlacht, Stand und Ziele der Erzeugung von Baumschulerzeug- nissen Lei den Erzeugnisgruppen , 3) Obstbäume und Walnüsse, Beerenobst und Haselnüsse, d) Wildlinge und Veredlungsunterlagen aller Art, c) Rosen, ci) Alleebäume, Zierbäume und Zier sträucher (Laubhölzer und Nadel hölzer), e) Heckenpflanzen, Gehölzjungpflanzen, 1) Rhododendron, Freilandazaleen. 2. Erzeuaungsordnung statt Anbauregelung. 3. Die Markenfähigkeit der deutschen Baum schulen s) der Stand der Einführung und Ver wendung des Markenetiketts, b) Organisation der im Jahre 1936 be ginnenden regelmäßigen Betriebs besichtigungen zur Anerkennung der Markenfähigkeit, c) Richtlinien für die Betriebsbesich tigungen der Baumschulen und Schu lung der Betriebsprüfer. 4. Zusammenfassung der Tagungsergebnisse. Alle Angehörigen der Fachgruppe Baum schulen, die ihre Erfahrungen, Anregungen, Wünsche, Stellungnahmen aus dem Fachgebiet Baumschulen zu Gehör bringen wollen^ reichen diese ihrer zuständigen Landesbauernschast ein, damit die Berufsbelange in gemeinsamer Bearbeitung zwischen Landesbauernschaften und ehrenamtlichen Mitarbeitern geklärt und im Reichsnährstand zusammenfassend vertreten und gefördert werden können. Den Fach gruppenbeiratsmitgliedern wird von der Ta gung durch die Landesbauernschaft Kenntnis gegeben und anheimgestellt, teilzunehmen; Kostenerstattung ist hier leider nicht möglich. Eine berufsöffentliche Haupttagung so anläß lich des diesjährigen Gartenbautages im August in Dresden stattfinden. D, c/sm Wisc/s^^snicävfsn Kein Rosen-Sonderangebot Im Frühjahr 1935 hat der Reichsnährstand ein Sonderangebot für niedrige Rosen an den Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler gemacht. Dasselbe erfolgte für Rosen mittlerer Wahl zu einem Vorzugspreis. Der Grund da für war, eine Notlage erleichtern zu helfen« Es ist müßig, darüber zu reden, daß diese Notlage von zahlreichen Rosenschulern mit verschuldet war, die durch Steigerung der Er zeugung bei aus verschiedenen Gründen ent standener Absatzverminderung entstand. Es mußte versucht werden, den am meisten Be troffenen wenigstens in etwas zu Helsen, und dazu genügen nicht allein gute Lehren und fingerdrohendes Stirnrunzeln, sondern wirk liche Hilfe. Die Verantwortlichen im Reichsnährstand sind sich damals vollkommen darüber klar ge wesen, daß ein solches Vorzugsangebot im Hinblick auf andere Berufskreise eine bedenk liche Maßnahme ist. Viel lieber wäre eine staatliche Hilfe erwirkt worden, anstelle einen Weg zu gehen, der aus der allgemeinen Absatz seite Scherben schlägt. Es gab aber keinen an deren Weg der Hilse, und so wählte man den Weg des kleineren Uebels. Der Beruf muß also Wissern daß man im Reichsnährstand weiß, daß der Weg dieses Vorzugsangebots ein Uebel war. Der Beruf muß aber auch für die Zu kunft zur Kenntnis nehmen I. daß es für wirtschaftlichen Unsinn (hier maßlose Ueberzeugung von niedrigen Rosen und desgleichen in minderen Qualitäten) keine Staatshilfe gibt, 2. daß die verantwortliche Berufsführung es niemals zulassen wird, für den wirtschaft lichen Unsinn der Anbausteigerer die ver nünftigen Erzeuger durch Preiszerschla- gungen unverdient zu bestrafen. Alke gartenbaulichen Wiederverkäufer können darüber beruhigt sein, daß ihnen ein derartiges Sonderangebot niemals mehr Schaden durch Absatzstockungen bringen wird. I, Oer ric^kigs Weg Baumschuler tagen in Köln Am 6. Januar 1936 hielt die Fachgruppe Baumschulen der Landesbauernschaft Rhein land im festlich geschmückten Hochzeitssaal der Bürgergesellschaft ihre Schulunastagung ab. Der Besuch war derartig, daß der Saal die Menge der Teilnehmer nicht fassen konnte, so daß teilweise der Vorraum mit benutzt werden mußte. Ich schätze eine Besucherzahl von 220—250 Personen, was einer fast lOOAigen Beteiligung gleichkäme. Zum ersten Male sah man auch ältere Gefolgschaftsmitqlieder unter den Betriebsführern, was die Volksgemein schaft im neuen Deutschland angenehm betonte. Trotz dieser Fülle herrschte eine mustergültige Ruhe und Disziplin. Die Tagesordnung, die mir anfangs etwas zu reichhaltig erschien^, wickelte sich dennoch flott ab, da die Vor tragenden die ihnen gestellten Themen ausge zeichnet beherrschten. Größtes Interesse fand der Vortrag des Frh. von Solemacher-Bonn über Walnußzucht, deren Förderung sich dieser in Baumschulkreisen so beliebte Herr zur Le bensaufgabe gemacht hat, sowie der Vortrag unseres Berufskameraden Fritz Herr-Mecken- heim über Veredlungsunterlagen, der wohl heute brennendsten Frage der Fachgruppe Baumschulen. Der gesamte Verlauf der Ta gung war ein leuchtendes Beispiel dafür, wie heute Versammlungen abgehalten werden sollen. Dank und Anerkennung für dieses Ge lingen gebührt neben dem Landesbeirat Pg« Nicolin, der der richtige Mann auf richtigem Posten ist, der rheinischen Landesbauernschaft, die in verständnisvoller Weise eine derartige harmonische Zusammenarbeit erst möglich ge macht hat. Reichsbeirat Baumschulen: Otto 8tepkaa, Das amtliche Organ der Fachgruppe „Baum schulen", in dem die fachtechmschen Fragen behandelt werden, ist die Zeitschrift „Der Blumen, und Pflanzenbau" vereinigt mit „Die Gartenwclt". Verlag P. Parey, Berlin SW. 11