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Nummer 29 53. Jahrgang Blut undDvoen Haupts ch r isileitung Berlin 8>V 6ii stvrckstraße 71, Fernruf? 6,440« Wirtschaftszeitung des deutschen Gartenbaues Amtliche Zeitschrift für den Gartenbau im Reichsnährstand und Mitteilungen der Hauptvereinigung der deutschen Garten- und Weinbauwirtschast Berlin, Donnerstag, den 16. Juli 1936 Zsts/Z/gunA vnc/ gute /.eirsungsn werben fü> unsere Was zeigte die Juli-Sonderschau? Die 3. Hallensonderschau beanspruchte die gleichen Räume wie ihre Vorgängerin im Juni. Die große, damals der Bindekunst gewidmete Halle war von den Rosen besetzt, die anschließende Eckhalle wurde wieder den Stauden Vorbehalten. Außerdem spiel ten Kakteen eine bedeutende Rolle. An Stelle des Gemüses trat Frühobst. Schnittnelken und Topf pflanzen füllten die verbindenden Räume, so daß also für eine ausreichende Mannigfaltigkeit ge sorgt war. Freiland-Schnillrosen Den Höhepunkt bildeten die Schnittrosen; sie wur den von sächsischen Firmen gestellt und konnten mit Recht sich allgemeinen Beifalls erfreuen. In bezug auf Güte der Ware wurden meine Erwartungen übertroffen; denn es handelte sich um Freiland ware, meist aus Baumschulen geschnitten, die anders als Glashausschnitt angesehen werden muß. In be zug auf Aufbau sind wesentliche Fortschritte festzu stellen. Die früheren Schauen übten insofern einen vorteilhaften Einfluß aus, als sie dazu anregten, erfahrene Blumenbinder zum Aufbau heranzu ziehen. Mit ihrer Hilfe wurde durch geschmackvolle Vasenfüllung und Gliederung nach Höhen und Far ben ein wirkungsvoller Gesamteindruck erreicht. So hoben sich diese Gruppen vom steifen gleichartigen Nebeneinander früherer Schauen ab. Weite Abstände verhalfen dem Einzelstrauß, der Sorte, zur Geltung. Sorgfalt waltete im einzelnen, in Pflege der Blüte, der Einordnung in die Zusammenstellungen. Auch der Raum in seiner Gesamtheit gesehen, war wir kungsvoll, farbenreich; bewegte Linien durchbrechen die großen Wandflächen. Doch blieb der eine Wunsch: die insgesamt etwas kalkig wirkenden Wände hätten durch dunkles Grün gemildert werden sollen. Der Lichtanteil im Gesamtbild war zu groß. Vergleicht man die Sorten mit denen früherer Jahre, so stellt man folgendes fest: die Polyantha- Nosen gewinnen höheren Anteil, die Farbrosen machten Fortschritte in bezug auf Füllung, Festig keit, gestreckte Form. Die gelben Rosen erfuhren bedeutende Bereicherung: Geheimrat Duisberg, Pius XI., Goldenes Mainz. Die Remontanten tra ten zurück, selbst Frau Karl Druschki war wenig ausgestellt. Die dunkelroten Sorten sind der Ge fahr des Verblauens erheblich entrückt; einige Trop fen von Gelb haben sie lebendiger gemacht. Eine ähnliche Erscheinung wie bei Cyclamen, wo durch das Lachs aus Rosa und Rot das Blau verdrängt wurde. Ausnahmen sind freilich noch vorhanden: Hadley-Rose sah nicht gut aus, aber E. G. Hill, Mary Hart, W. E. Chaplin, Lord Charlemont, Heros, Mrs. H. Winnet, Etoile de Hollande als meist verbreitete dunkelrote Rosen wirkten gut und gaben gleichzeitig den starken ruhigen Farbton für die Lebhaftigkeit der übrigen. In weißen Tönen herrschten: Mine. Jules Bouche, Kaiserin Auguste Viktoria, Frau Karl Druschki, Edith Kraise; in Rosa: Dame Edith Helen, Briarcliff, Rapture, Vier landen, Mme. Butterfly, Los Angeles. Letztere bil det schon den Uebergang zu den Farbrosen; von ihnen trat President Herbert Hoover am meisten hervor, ferner Hinrich Gaede, Wilhelm Kordes, Mevr. G. van Nassem, Heinrich Wendland, Anni Jebens, Charles P. Kilham. Bei Polyanlha stehen Joseph Guy noch im Vor dergrund, Gloria Mundi nebst Sports und die Ponlscn'schen Sorten, Heidekind zeigte sich von der schönsten Seite, Gruß an Aachen, Tic Koster u. a. Als neuere wurde die duukelrote Mevrouw van Straaten mehrfach wirkungsvoll gezeigt. Alles in allem: die Rosen befriedigten und erfreuten. Für die Preisrichter war die Entscheidung unter vielen Leistungen gleichen Wertes schwer. Es war keine minderwertige Einsendung da. Schnitt-Stauden Weniger günstig ist meine Meinung über die Schnittstauden. Zwar fehlte es nicht an einer far bigen und freudigen Gesamtwirkung. Blumen sind ja immer schön, manche Gruppen waren auch gut gestellt. Aber bei Betrachtung im einzelnen ver mißte man jede Anregung in bezug auf neue oder seltenere Arten und Sorten und vollends die weni gen Sommcrblumen (Wicken, Chrysanthemen u. a.) lieken alles zu wünschen übrig, ausgenommen viel leicht einige wenige Oacletia. H. Rosenthal-Rötha brachte noch Päonien von Eislagerung, gut erhal ten. Da es an brauchbaren dunkelroten Sorten noch fehlt, vermerkte ich mir seine Monsieur Krelage (Crousse 1883), Louis van Houtte (Calot 1867), Prince Imperial (Calot 1859), alte Sorten, deren Wert an der Pflanze selbst nachgeprüft werden muß. Herr Schleinitz ist wegen seiner guten Gladiolen (Ivonne, Odin, Bleriot, Käte Neuland, Gelbe Marke) und sorgfältiger Aufstellung zu erwähnen. Topf-Pflanzen In der Topfpflanzen-Abteilung waren gute Glo xinien (Hoffmann-Striesen), Blattbegonien ohne besondere Leistungen in Sorten oder Kultur; Adolf Grille Söhne, Weißensee, brachten Celosien in Han delsware, ihre Topfrosen fanden allgemeinen Bei fall. Max Ziegenbalg, Dresden-Laubegast, stellte eine aus LouAuinvillea-Jungpflanzen, 'Blattbego nien, Incus und anderen Grünpflanzen gemischte Gruppe, A. Fichtner-Meißen große schöne ^ckian- tum, Richard Jurke, Wiesa-Görlitz, brachte er wünschte Abwechslung durch gute ^cüimenes, Wei gelt « Co., Erfurt, durch Epmcia, Herm. Ander- Seifhennersdorf durch zwei LeAünia-muItiklora- Gruppen, Trebst-Merseburg zeigte nochmals 8te- plmnötm-iloribünäs-Töpfe, die 'als Kulturleistung bewundert wurden, weil sie so kurz und jung reich mit Blumen besetzt waren. F. C. Heinemann-Erfurt war mit großblumigen Petunien-Samenpflanzen vertreten. Die Nelken von E. Münz-Waiblingen waren wieder ein wichtiger Schmuck, ebenso die von Seyschap-Nürnberg. In große weiße Vasen gestellt, zeigen sie ihren vollen Wert als langgestielte Schnittblume. Die Kakteen-Schau Schließlich die Kakteen. Eine Mittelhalle und zwei seitliche Räume nahmen sie auf, teils in Grundbeeten, teils auf Tischen, mit ihren Töpfen in Torfmull eingesenkt. Die Aufstellung war wir kungsvoll, Höhepunkte betonten die Raumgliede rung, die Beeteinteilungen. Die Mannigfaltigkeit der Formen, der Bestachelung war wohlüberlegt gegeneinander abgewogen. Der Reichtum an Arten und Sorten, die Sorgfalt der Pflege erfreuten. Kakteenfenster nach bestimmten Grundgedanken ge stellt, mußten wichtige Belehrung bieten. Kakteen häuschen von Liebhabern zeigten die Möglichkeiten der Unterbringung. Die Beteiligung zahlreicher Liebhaber verschiedener Leistungsstärke und der Er werbsgärtner usw. ließ erkennen, wieviel verschiedene Wege dank der Fülle des Stoffes gegangen werden können, ohne daß sich stets Gleiches wiederholt. Alles schön und gut, aber doch für mich eine Ent täuschung, gewiß auch für andere Wissensdurstige: kein einziges Namensschild! Aus schönheitlichen Gründen? Mir schien es unbegreiflich, für mich war die Ausstellung dadurch fast wertlos. Eine Rosenausstellung ohne Rosennamen würde selbst den Blumenfreund gänzlich enttäuschen. Wir können sagen, daß auf dem Rosengebiet der Lieb haber so weit vorgeschritten ist, daß er Namen ver langt. Auf dem Kakteengebiet sollte er auf gleiche Ansprüche gebracht werden. Ltekken. Obst und Gemüse Die fortschreitende Jahreszeit bringt es mit sich, daß in den monatlichen Somdevschauen das Gemüse hinter dem Frühobst zurücktritt. Die für Frühobst bereit gestellte Halle wurde beherrscht durch die Kirscheneinsendungen aus den verschiedenen Anbau gebieten Deutschlands. Dunkle Sorten der verschie denen Kirschenwochen herrschten vor; es waren z. T. pomologisch benannte Sorten, z. T. örtliche Sorten. Der größte Teil der Einsendungen war in den Einheitspackgefäßen des Reichsnährstandes zur Schau gestellt; womit bewiesen ist, daß auch hiermit künstlerisch einwandfreie Bilder geschaffen werden können. Kirschen hatten gesandt Freistaat Sachsen, Württemberg, Hessen-Nassau, Hannover, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg, Kurmark, Ostpreußen und Bayern. An sonstigen Einsendungen sind hervorzuhöben: Aus Württemberg Früchte von Stachelbeersämlingen, ans der Saarpfalz Pfirsiche, Stachelbeeren, ferner Zweige mit Früchten von Pfirsichen, Mandeln und Feigen, aus Hessen- Nassau Mombacher Aprikosen, Pfirsiche und Him beeren, aus Thüringen Johannisbeeren und ein kleiner Posten Ontarioäpfel, aus Sachsen- Anhalt Johannisbeeren, aus der Kurmark Johannis- und Stachelbeeren und aus dem Freistaat Sachsen Johannisbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren und Erdbeeren (Frau M. Schindler, Oberschlesien und Pillnitz). Der Vorsitzende der Abteilung „Obst" im ReichsverbanÄ der gartenbaulichen Pflanzenzüchter Macherauch zeigte in einer Lehrschau Zweige mit Früchten von Kirschen, Johannisbeeren und Stachelbeeren, ferner Stachel- und Johannisbeerfrüchte in zahlreichen Sorten. Zweige und Früchte stammten aus ver schiedenen Gegenden Deutschlands. Die Absicht, auch noch Erdbeeren in größeren Mengen zu zeigen, war leider durch die Witterung der letzten Wochen vereitelt worden. Den Aufbau der Schau und die Auswechselung nicht mehr einwandfreier Früchte besorgte der unermüdliche Obstbauinspektor R. Jänichen in Meißen. Räumlich getrennt von der Frühobstschau war das Gemüse untergebracht. I. Winkler in Schülp zeigte Weißkohl in guter Ausgeglichenheit. Die Kreis bauernschaft Zittau stellte die bekannten Erzeugnisse der Gemüsegärtner der Zittauer Pflege aus. Blumenkohl in bester Beschaffenheit, Rotkohl, Kohl rabi, Kastengurken, Kopsialat, grüne Bohnen und Karotten. Einen wohlverdienten ersten Preis des Reichsnährstandes erhielt Gemüsegärtner Johannes Martin in Dresden-N. für seine Ausstellung feinerer (Fortsetzung auf Seite 2) ^zzssräzzztt aus ckrr ckrzkirzz Orzzzzzrr.iozzckrz'Lr/zzzzz. /l-S.z T>zzsk Sum ^rzzckäFartrzzHazztaF. ZVvtLEp/e/rktt/rF /uz' ckezztsrTr TÄe/zzrUen. pozz azz^/äzzckzLrTrzz ülü^ken. /iu/Lübe/r cker ölume/r- unck Orzzzüse- rücZürmF. (/azkezzLzzzzst-TaFzzzzF in Orr^ckrzz. 6/ossezz. Dez' L>mez"Hsoüsküa«. Or/aTrzzzzFrzz zur/ öz-ozzzörerezz. Dez' cksEc/ze 7roc/rezz-lumezrzmbau. Or> scTözzskrzz «zrck Oaz-Tzwsrzz. Orrzzrezz ckrz- öerzz/LFrzzoLsezzsräzrM'rTezz Oa/tzzzzF. L8 zlkWozzezz Triez' /^ew^Lzrä^z'^iancksHeüz'äFe /uz' miiZÄerlez'. Oie vUeisiez- zEeees öeezz/es. Tfzzm/z/ ckee /llozziiia. §Mz-Fei§cMckiz'zzFe uzzck i^ee Ke^äzzz/z/zzzzF. Neichsqartenbaumesse Dresden Meldeschluß am 25. Juli. Die Reichsgartenbaumesse, die aus Anlaß des diesjährigen Reichsgartenbautages vom 22. bis 25. August im Rahmen der Dresdener Reichsgartenschau stattfindet, gibt dem gärt nerischen Berufsstand die Möglichkeit, die Lei stungsfähigkeit des deutschen Gartenbaues er neut unter Beweis zu stellen. Viele tausend Bcrufskameraden aus allen deutschen Gauen werden gerade in dieser Zeit in Dresden sein und die Gelegenheit gern wahrnehmen, mit den Lieferanten ihrer Jungpflanzen, der Neuheiten aller Art, Stauden, Azaleen, Eriken usw. auf der Reichsgartenbaumesse zu sprechen. Der per sönliche Kontakt und Gedankenaustausch ist immer der beste. Zugelassen sind nur deutsche Gärtner. Anmeldungen zur Reichsgartenbaumesse Dresden werden erbeten bis zum 25. Juli an die Ausstellungsleitung der Reichsgartenschau, Dresden, Lennestraße 3. Es wird dringend empfohlen, daß die An meldung zur Teilnahme und die Einsendung des Materials nicht zu den letzten von der Ausstellungsleitung festgesetzten Terminen vor genommen wird. Bei der sehr starken Teil nahme würde sonst eine Stauung bei der An lieferung des Materials entstehen, die den Aus stellern und der Leitung viel doppelte Arbeit und unnütze Auseinandersetzungen bereiten würden. Also nochmals: Nicht bis zum letzten Augenblick warten. Was ist Marktausgleich? Zu den wichtigsten Aufgaben des Reichsnähr standes gehört die Schaffung des Marktausglei ches für Lebensmittel aus der eigenen Scholle. Der Marktausgleich soll Warenanfall und Waren bedarf zur Sicherung der Volksernähvung mit einander in Einklang bringen. Die wesentlichsten Voraussetzungen für eine marktausgleichende Tä tigkeit sind, daß die auszugleichende Ware mög lichst einheitlich und übersichtlich anfällt, und daß die mit dem Ausgleich beauftragten Stellen die Ware auch wirklich in die Hand bekommen. Die Einheitlichkeit und Ueberfichtlichkeit der Ware wird durch die Festlegung verschiedener Sorten- und Güteklassen erreicht. Di« Zugriffsmöglichkeit auf die auszugleichende Ware sichert ein Markt zwang der verschiedensten Art, z. B. ein Markt zwang in der Viehwirtschaft, Errichtung von Be- zirksabgabestellen beim Obst- und Gemüsebau, MilchäblieserungsAwang. Alle diese Maßnahmen sind aber nicht Selbstzweck, sondern notwendige Voraussetzung für die Durchführung einer staat lichen Vorrätswirtschast und einer Stabilisierung der Preise, die der zeitliche und räumliche Markt ausgleich mit seiner Aufnahme von Erzeugungs- spitzen und der Ueberbvückuna von erzeugungs armen Monaten erst ermöglicht. Der erste Reichsgartenbautag 7 7L