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Stark sein im Beruf Ucber die Selbstschnlung zur Gtmemschaftsschulung Die Lehre ist beendet, frei bin ich nun als Gehilfe und vor allem dem lästigen Zwang der Berufsschule entronnen. Jetzt will ich mir mein Leben angenehm gestalten, drei Jahre habe ich geschuftet, nun soll die angenehme Seite des Lebens kommen. Nein, mein lieber junger Berufskamerad, nicht so, selbst sollst du dir nun dein Leben gestalten nach einem bestimmten Ziel und zum Manne reifen. Bedenke immer, daß dir die Lehrjahre nur die Grundlagen des Berufskönnens vermittelt haben, jetzt beginnt erst die eigentliche Lehre. Ohne jeglichen Zwang können wir uns nun den Wissensgebieten zu wenden, die unser besonderes Interesse in An spruch nehmen und uns dem gesteckten Ziele naher bringen. Welche Wege können wir da gehen? Noch können wir unsere Stellungen nicht beliebig auswählen, oft müssen wir etwas nehmen, um überhaupt unterzukommen. Wir werden vielleicht in eine kleine Stadt oder gar in ein Dorf verschlagen, wo der Kreis der Be rufskameraden sehr klein ist. Wir wollen aber nicht stehen bleiben, sondern Anteil haben an den Geschehnissen im Beruf und darüber hin aus im ganzen Vaterlande. Wertvolles Gut vermittelt uns unsere Fachzeitschrift! Warum ich zuerst die Zeitung nenne? Sie ist die billigste Möglichkeit der Fortbildung im Selbststudium und bringt gegenüber dem Fach mann immer das Neueste. Es gilt, das in der Zeitung Gebotene auch richtig auszuwerten. Wir nehmen uns eine Mappe, Schnellhefter oder auch ein altes Buch. Fein säuberlich wer den nun die uns wertvoll erscheinenden Artikel ausgeschnitten und nach Berufsgebieten geson dert eingeklebt. Ganz besonderes Augenmerk bitte ich da dem Fragekasten zuzuwenden, da hier Fragen der Praxis von erfahrenen Gärt nern beantwortet werden. Kommt Zeit und Muße, dann können wir die so zusammenge stellten Artikel in Ruhe durcharbeiten, d. h. das nun noch für uns Wertvollste in kurzen No tizen in ein festes Buch übernehmen. Diese Sammlungen kann ich auch den Kreis- und Ortsfachschaftsleitern empfehlen, da sie oft in entlcgeneren Kreisen für die Ausgestaltung eines Abends allein aufkommen müssen. Es ist interessant festzustellen, wie aufgerollte Fragen im Laufe der Zeit ihre Lösung finden, wie Meinung gegen Meinung steht und wie man als Lernender sich das nützlich macht. Wo fin den wir nun Gemeinschastspflege? Die Fachschaftsversammlungen sollen Aus druck unbedingter Kameradschasts- und Gemcinschaftspflege sein Daß es nicht nur Pflicht dem Beruf und sich selbst gegenüber ist, diese Versammlungen zu besuchen, ist oft genug betont worden. Darüber hinaus hat aber jeder die Möglichkeit, diese Zusammenkünfte lebendig zu gestalten. Du junger Berufskamerad mußt mit Anregungen und Wünschen an deinen Fachwart heran- treten, damit er aus der Fülle der Vorschläge das Wichtigste auswählen kann, um die Zu ¬ sondern es heißt in höchstem Maße Mitarbeiten. Wer sich im Selbststudium seinen Geist beweg lich hält, der wird auch den Geist mitbringen, der notwendig ist, um die Kameradschaft zur Tat werden zu lassen. Wertvoll ist es, wenn diese Tagungen mit den Betriebssichrer» ge meinsam durchgeführt werden können, um die jungen Berusskameraden für die großen Fra gen der Wirtschaft und des Berufes verständig zu machen und die Betriebsführer andererseits Verständnis gewinnen für die sozialen Belange der Gefolgschaft. Der im Verdienst stehende Junggehilfe oder der bemittelte Lehrling wird sich auch ein Fach buch leisten können. Das Fachbuch darf kein Ersatz für die praktische Ausbildung sein Daraus ergibt sich, daß wir zunächst nur solche Fachbücher erstehen, die uns eine theo retische Erklärung und Ergänzung des bereits praktisch erworbenen Wissens vermitteln. Es genügt nicht, daß wir ein Fachbuch besitzen, wir müssen es auch durcharbeiten. Vorzuziehen sind solche Bücher, die Spezialgebiete behan deln, da in den Universalbüchern oft manches nur in gedrängter Form vorhanden ist, das dem Suchenden und Lernenden nicht genügend Aufschluß geben dürfte. Diese Bücher sind für den Fortgeschrittenen als Nachschlagewerk brauchbar. Bei der Durcharbeitung der Fach bücher gehen wir ebenso wie bei der Zeitung vor, indem wir uns über bestimmte Abschnitte der Bücher Notizen in ein dafür angelegtes Heft machen. Diese Art der Bearbeitung hat gegenüber dem „Nurlesen" für den jüngeren Berufskamerad den Vorteil, daß das Nieder geschriebene viel leichter im Gedächtnis haften bleibt. di- Mim. sammenkünfte recht vielseitig zu gestalten. Wenn jemand glaubt und sagt, bei uns ist nichts los, dann ist mit ihm selbst nicht viel los. Der ehrenamtliche Betreuer, der oft im Berufe an verantwortlicher Stelle steht, kann nicht einzig und allein dafür verantwortlich sein. Er ist lediglich der Leiter, der all die vielen Wünsche und Anregungen harmonisch zusammenklingen läßt. Den Ton müssen die Gefolgschaftsmitglieder angeben. Gemeinschaft heißt nicht, nur in derselben etwas empfangen, Aus cker Arbeit ckex Uärtner«. lVaeb stum/en/anAen Lebu-erer Arbeit mu/t er mit rubiAer, lieberer t/umt cken o/t rtaub/eiuen Hamen yteiebmü/Uy auz- säen /rönnen, öenn mir c/ann bat er ctie LemiMeit, </«/) «eine i/ube /A/och bat. /M VOLLEN ZSNÜgt N/c/lt Die Vorbereitung zur Gartenmetsterprüfung Wohl jeder alte und junge Berufsangehörige, dem die fachliche Ausbildung der Jugend am Her zen lag, empfand in der Neuordnung der gärtne rischen Berufsausbildung eine Genugtuung. Durch diese Neuordnung wurde ein Zustand beseitigt, der lange, lange Zeit für unseren Berufsstand geradezu entwürdigend war. Der von jeher so hart und doch vergebens bekämpften Lehrlingszüchterei war mit einem Schlage ein Ende bereitet worden. Ebenso mußte der Begriff, daß der Gärtnerberuf ein Sana torium für geistig Schwache und körperlich Behin derte darstelle, einer für beide Teile besseren Ein sicht weichen. Der Gartenbau wird nur geistig hoch stehende und körperlich tüchtige, junge Menschen in einer Zahl aufnehmen, die auch die bestmöglichste Fachausbildung gewährleistet. Die Neuordnung der Lehrlingsausbildung gab auch erst unserer Gartenmeisterprüfung Wesen und Inhalt und sogleich neuen Impuls. Die grund legende Regelung des gärtnerischen Ausbildungs wesens erfüllte nämlich gleichzeitig eine langjährige Forderung derjenigen Berufsgenossen, die aus Be rufsidealismus sich der Meisterprüfung unterzogen. Mögen auch die in der Regelung enthaltenen Be stimmungen noch nicht von allen seitherigen Lehr meistern des Gartenbaues richtig verstanden und ihre Tragweite recht gewürdigt werden, ein sicht barer Erfolg ist immerhin schon die erhöhte Zahl der Anmeldungen zur Gartenmcisterprüfung. So, wie die Gehilfenprüfung den Beweis für die in ordnungsmäßiger Lehre erworbenen Fertigkeiten bringen soll, stellt der junge Gärtner bei der Meisterprüfung seine in jahrelanger Praxis und durch fleißiges Selbststudium angeeignete Befähi gung freiwillig unter Beweis. Die Meisterprüfung bildet den Abschluß gärtnerischer Werkausbildung. Von einem hohen Stand unseres Berufes zeugend und deshalb sehr zu begrüßen ist es, wenn viele junge Gärtner sich zur Meisterprüfung melden. Doch auch eine gewisse Gefahr liegt hierin. Mancher Berussgenosse, der sich bisher wenig um seine eigene Fortbildung bemühte, wird, um die Voraussetzung für die Genehmigung zur Lehrlingshaltung zu schaffen, die Anmeldung zur Meisterprüfung voll ziehen. Es solle aber niemand glauben, das ver langte Wissen könne aus den Aermeln geschüttelt werden. Unser Beruf ist vielseitig, und so viel seitig wie dieser ist auch Wissen und Können, das vom angehenden Meister bet der Prüfung und spä ter in der Praxis von .ihm verlangt werden. Nur eiserner Fleiß und zähe Ausdauer lassen das in der Meisterprüfung gesteckte Ziel voll erreichen. Wenn jemand die Voraussetzungen zur Meisterprüfung für seine Person nicht gegeben sieht, den soll die Eitelkeit nicht dazu treiben, sich trotzdem anzumel den. Der Zweck des Meistertitels ist es ja nicht, die Eitelkeit vieler zu befriedigen. Er soll ledig lich nach außen hin zeigen, daß sein berechtigter Träger während der Lehr- und Wanderjahre prak tische Erfahrungen sammelte und sich ein reiches Wissen aneignete. Außerdem muß für unseren Beruf die Gewähr gegeben sein, daß der Meister nach bestandener Prüfung seine Ausbildung nicht als abgeschlossen betrachtet. Wir Gärtner lernen bekanntlich nie aus. Aus dieser Betrachtung heraus muß ich die aus gesprochenen Gartcnmeisterlehrgänge oder -knrse, die verschiedentlich für die Prüfungsanwärter ver anstaltet werden, ablchnen. Wer sich alle Jahre vor der Prüfung seinem Berufe mit Liebe und In teresse hingab, der kann solche Lehrgänge entbehren. Demjenigen aber, der während des letzten Jahres vor der Prüfung sich das notwendige Wissen an eignen will, ist auch durch Vorbcreitungskurse nicht zu helfen. Auf solche Meister, die nur das Ziel haben, die Lehrberechtigung zu erlangen, um nach her dem alten Schlendrian wieder zu verfallen, kann unser Beruf getrost Verzicht leisten. Lehrgänge haben meines Erachtens nur Berech tigung, wenn sie von Zeit zu Zeit oder auch regel mäßig für jeden Berufsangehörigen ohne Be ziehung zur Meisterprüfung "veranstaltet werden. Bei der Vielseitigkeit der gärtnerischen Wissens gebiete ist es unmöglich, in einer Zeit von 8—10 Tagen das für einen Meister nötige Wissen zu über mitteln. Der gebotene Lehrstoff kann außerdem in dieser kurzen Zeit vom Hörer nicht richtig ausge nommen und verarbeitet werden. Wir haben aber eine umfangreiche Gartenbauliteratur, die es jedem begabten, selbst dem nur mit Volksschulbildung ausgerüsteten Gärtner möglich macht, sich ein gutes, gediegenes Grundwissen anzueignen. Der Gartenbau hat ferner eine ausgezeichnete Fach presse, die die Erfahrungen erfolgreicher Berufs genossen übermittelt und auch sonstige wertvolle Anregungen sür berufliches Schaffen und Beobach ten gibt. Dann gibt es eine zusätzliche, berufliche Schulung, die nicht nur fachliches Wissen übermit telt, sondern auch die Möglichkeit bietet zum Aus tausch praktischer Erfahrungen. Als wertvoll zur Schulung des angehenden Gar tenmeisters erachte ich solche Lehrgänge, die kein direktes Fachwissen übermitteln, sondern in wich tige Wissensgebiete einführen. Der junge Fachmann wird dann, wenn er wirklich ernsthaft interessiert ist, sich dem Studium dieser Gebiete widmen. Er wird ferner in der Praxis wertvolle Erfahrungen machen und manches beobachten, woran er sonst achtlos vorüberging. Das so erarbeitete Wissen ist nicht tot, es ist fest eingeprägt und kann deshalb immer in der Praxis verwertet werden. Wichtig ist auch, worauf ich ganz besonders Hin weisen möchte, daß vor der Ueberreichung der Themen zur schriftlichen Hausarbeit in einer Zu sammenkunft allen Prüfungsanwärtern Ausfüh- rungsrichtlinicn gegeben werden. Mancher ist ein sehr guter Praktiker, doch bietet ihm, besonders wenn er nur über Volksschnlbildung verfügt, die Ausarbeitung des Prüfungsaufsatzes verschiedene Schwierigkeiten. Es sind Schwierigkeiten, die weni ger auf berufskundlichem Gebiete liegen als in der übersichtlichen Einteilung des zu behandelnden Stoffes. Ein gestelltes Thema läßt sich nach ver schiedenen Gesichtspunkten ausarbeiten. Häufig ist dem Kandidaten nicht klar, welcher Gesichtspunkt für die Meisterprüfung der wichtigste ist. Er ver geudet dann an dieser Prüfungsaufgabe die meiste Arbeit, ohne dem gestellten Thema ganz gerecht zu werden. Um Zweifelsfällen entgegenzuarbeiten, gibt man auf meine Anregung hier in Hessen bei der Uebergabe der Themen, an Hand vorbildlicher Prüfungsarbeiten, entsprechende Richtlinien. Die fachlich-technische Lösung der Aufgabe muß der An wärter selbstverständlich ohne fremde Hilfe suchen. Ebenso bleibt ihm die Wahl der Ausdrucksform (Stil, Satzbildung) sowie die Verantwortung für Rechtschreibung selbst überlassen. Gute Beispiele für die Ausarbeitung der Themen und für die Ein teilung der Prüfungsarbeit enthält das Buch von Böhnert-Schuster „Die Gartenmeisterprüfung". Vielfach fand ich aber bei Prüfungswilligen die Ansicht vertreten, sie könnten aus dem vorerwähn ten Buch alles sür die Prüfung nötige Wissen ziehen. Das trifft nicht zu und soll auch nicht die Aufgabe des Buches sein. Vielmehr soll das Werk, das sich in zwei Teile gliedert, ein Leitfaden sein. Der erste Teil erfüllt diesen Zweck sehr gut; der zweite, die allgemeinen Prüfungsfächer behandelnde Teil dürfte das Ziel nicht ganz erreichen. Es wäre für künftige Auflagen dieses Buches vielleicht zweck mäßiger, an Stelle der Einführung in verschiedene Wissensgebiete mehr Beispiele und Hinweise auf das von einem Meister zu beherrschende Wissen und Können zu bieten. Besonders wertvoll wären solche Hinweise, die zu Ueberlegungen, zum Beobachten und zu Berechnungen in der Praxis anregen. Für das weitere Selbststudium könnten Literaturangaben und eingehende -bcsprcchungcn wertvoll sein. Das Buch wird dann künftig allen vorwärtsstrcbcnden Gärtnern schon in den ersten Berufsjahren weni ger eine Wissensquclle als ein Führer zum plan mäßigen Lernen sein. Der junge Berufskamerad, dem nicht die Möglichkeit zum Besuch einer gärt nerischen Fachschule gegeben ist, braucht nämlich einen solchen Führer. ». Sommer, Darmstadt.