Volltext Seite (XML)
Meine ^ahrt nach Elberfeld. Bvu Hciiry Pcrl. pitachdcml vcrlwlcn^ ach dem Lade meiner Eltern zog ich zu meiner Lame Mathilde, nm mit ihr vereint Kans zn halten. Die arme, kinderlose Fran hatte sechs Mvnnte ziivor den größten Verlust erlitten, der sie tressen kannte, es ivar ihr der Gatte ge< starben, Ich nab mir redlich Mühe, sie ihre» traurigen Gedanken ^» cntreircn, allein cs gelang niir dies nnr in den ansicrsten Fallen. Da kam mir eine Idee: „Tante Tildchen," sagte ich eines A Bvijap auSzusühreii iväre, nnd vier Aachen später hallen wir den vardcren Flügel unseres Hauses in Stand Mehl, nnd cs wahrte gar nicht lauge, sv hatte» sich auch die Micther ei»gcs»»dc». Gi» halb Dntzeud jiuiger Leute, die wir iu Pcusivu gcuvmmcu, mnchteu i»ts aber hiurciclieud zu schasscu, sv das, Tnutcheu weniger Zeit ziun l),'achdcnkcn blieb nnd ich meinen laugwährendeu Braut stand nnd die gezwnugene Alnvesenheit meines Verlobten iveuiger hart empsaud. Die Freundlichkeit, Güte nnd Ordnungsliebe der Majvriu Tildchen Schmidt fingen an sich eines gewisse» NuscS zu ersreueu, und sa wurde ihr auch eines TngcS vvu einer Bekannten der Antrag gestellt, eine reiche Fabrikbesitzerin ans Elberfeld, die Abschied des Deutschen Kaisers van nach China abgehenden Truppen in Vremerhaven. Tages, „Hare, wie wäre es, wen» wir unsere graste Mahnung auS- nützcn und einige Micther ins Hans nehmen wallten, n ie unsere Nachbarin, die Fran Näthiu, gctha», als sie Wittwe geworden?" Taute schüttelte deu Kaps uud wallte nichts dnvan hären, ich aber gab mich nicht znsriede» und fuhr fart: „Eö wird Dich zer streuen, Tantchen, glaube mir; Du wirst nicht mehr die Zeit haben, beständig au den Onkel zn denken, nicht den ganzen Tag die Plätzchen anfsurhcn, wv er während der letzten Zeit seines Lebens geweilt hat, Und überdies, liebes Tantchen, wird es uns varwärts helfen" — und verschämt setzte ich hinzn — „Du weisst ja, ich milchte gerne bald heirnthen, nnd mein Ludwig hat nvch immer keine Anstellung, je mehr ich demnach znsammenspnre, desto leichter werden wir es am Anfang haben." Dieser letzte Grnnd machte mein gutes Tnutcheu zugänglicher, sie fing an, sich mit mir zu bernthen, wie der Vvu mir geplante während einiger Wochen iu Bvuu zu thuu hatte, snmmt ihrem Ttlchtercheu iu unserem Hanse anszunehmen. Da war guter Nach theucr, deuu wir hatteu nur nvch die sogenannte Prnnkstnbe für nnö, nnd daran anstostend mein Zimmerchen, das sich zur Noth iu ein Schlafgemnch umwnudelu liest. „Wv gerntheu wir hiu!" ries Taute Tildchen, „jetzt sollen wir gar nur eine Stube für uns beide behnlteu! Wcuu das mein seliger Mann wüsste!" „Was schadet das sür die kurze Zeit, Tantchen? Später, weuu ich verheirnthct sein werde, kommst Du zu mir uuv sollst deu grästteu Theil meiner Wohnung für Dich allein habe». Darin» last »»s die Gelegenheit benützen, die uns rascher znm Ziele führt. Obendrein wird es Dir ja mich zur Zerstreuung dienen, denn Fran Hasenclever nnd ihr Tbchterchen werden nns eine angenehme Gesellschaft sein."