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Der blühende Vaum O blühender Baum! Ich blick in dich und fasse dich mit beiden Augen kaum. Wie himmlisch Zelt steigst du um mich, tief innerlich von eignem Licht erhellt Es wohnt in dir der Sonnenschein, der Mondenschein und tausendfach Getier. Die Sterne gehn schön auf in dir und bleiben hier wie unvergänglich stehn. Als ich noch klein, warst du schon groß. Dein Schatten schloß schon meinen Vater ein. Und auch mein Kind steht einst noch hier und hört in dir des ew'gen Lebens Wia. Du göttlich' Haus, beschirm mich du und schütte Ruh und Frieden in mich au O blühender Baum! ,nh blick in dich! ?"in Herz faßt sich ^r Staunen und Anbetung kaum. Will Vesper (Der blühende Baum) Dieses Gedicht ist dem Buche „Baum im Lied" entnommen, dessen Besprechung in der „Bücherschau" wir zu beachten bitten. Aus dem heutigen Herr Alfred Unger in Heidelberg war so liebenswürdig, uns den nachfolgend abgedruckten Vries zur Verfügung zu stel len. Obwohl der Brief nicht eigentlich von gärtnerischem Interesse ist, dürften die darin enthaltenen Schilderungen des Pslanzerleben in unserer jetzt von den Engländern als „Mandat verwalteten" — wie der Versailler Friedensvertrag so zartfühlend die Wegnahme umschreiht — Kolonie Deutsch-Ostafrika doch sicherlich unseren Lesern mancherlei Anregung bie ten. Der Brief ist von Geh. Regisrungs- rat Graß geschrieben worden, der bereits vor dem Kriege lange Jahre als Rsgis- rungsbeamter in Deutsch-Ostafrika tätig war und jetzt nach Wiederfreigabe der deutschen Einwanderung durch die Eng länder als Privatmann dorthin zurückge kehrt ist. Der Brief ist ursprünglich min für eine Veröffentlichung bestimmt ge wesen; wir haben jedoch den Eindruck des Briefes nicht durch Streichung der persön lich gehaltenen Stellen schwächen wollen. Die Schriftleitung. Morogoro-Kibuku, 30. 3. 29. Sehr geehrter Herr Unger! Regentage sind Schreibtage und dazu da, Ver sprechen einzulösen. Bei gutem Wetter hat man draußen auf dem Felde zu tun, oder man fängt Schmetterlinge und Käfer. Letzteres ist immer noch besser, als wenn man Grillen fängt. Nun werden Sie fragen, was ich wohl auf dem Felde zu tun habe. Ich bin gerade noch zur rechten Zeit bei der mir befreundeten Fami lie angekommen, um ihr bei der Erstanlage einer Kaffeepflanzunb behilflich zu sein. Da der Mann im Glimmerbsrgbau sich betätigt, kann er der Pflanzung nicht nachgehen. Erst kurz vor Weihnachten kam die Familie von auswärts zu rück. Da ich genügend Pflanzen im Saatbeet vorfand, ging ich lustig mit allerdings nur etwa 5—7 Mann, daran, 2X da zu klären und die Pflanzlöcher abzustecken, und bin nun so weit fertig daß diese Fläche bepflanzt ist. Die Zeit ist schon zu ungünstig des Regens wegen, auch schon zu weit vorgeschritten, um eine größere Fläche in diesem Jahre fertigzustellen. Die Vor arbeiten müssen während der Trockenmonate, „Deulsch-Ostafrika" Juli bis Oktober geschehen. So mußte ich denn die Pflanzen in den Saatbeeten verjchuleu, eine Arbeit, die ich in den letzten Tagen in der Hauptsache beendet habe. Zwischendurch habe ich einen 16X2 m langen Schweinestall gebaut und eine Menge Holz als Brennholz und zu Bauzwecken aufarbeiten lassen. Die Gegend, in der ich wohne, Westuluguru 1700 m hoch, ist beinahe kahl durch die Feld wirtschaft der Eingeborenen. Nur hier auf dem Kibukuhöhenzug ist Wald, angelegt von unserer Forstverwaltung, die sich seinerzeit zur Aufgabe machte, die kahlen Uluguruberge aufzuforsten. Auch die Vorbesitzer von Kibuku, ein Bruder des derzeitigen Besitzers, hatte auf seinem Gebiet auf geforstet. Cypressen verschiedener Arten, Gerber akazien und Eukalhsoten. Die Kulturen haben sich sehr schön entwickelt und bilden schöne Be stände, die an den Schwarzwald erinnern. Sie können sich wohl vorstellen, mit welchen Gefühlen ich die Bestände durchwandere. Ich gedenke der hingebungsvollen Arbeit der Förster, die hier oben gewohnt, das Haus ist verfallen — und meines Studiengenossen Forstrat Dr. Holz, der diese Aufforstungen betrieb. Er ist im Lande gefallen. Wie notwendig wäre es, daß eine forst lich gebildete Hand erzieherisch in die Bestände eingriffe. Die Engländer scheinen die Arbeit nicht weiter zu fördern. Zwar sind die Bestände als Waldreservat geblieben, aber Wildfeuer und Waldfrevel sorgen dafür, daß sie langsam zu grunde gehen. Bedeutenden Schaden haben uns im Walde die Wanderheuschrecken angerichtet. Sie können sich unmöglich ein Bild machen von der unge heuren Menge der Insekten, die uns am Mittag des 13. Februar überfiel. Bis zum Abend dauerte der Zug. Um diese Zeit war die ganze Gegend, soweit wir sehen konnten, schmutzigrot gefärbt von der Masfe der auf ihr lagernden Gäste. Nicht nur starke Zieste der Bäume brachen, auch Stämme bis zu 20 am Durchmesser knickten unter der Last zusammen. Die ganze Nacht hindurch hörte man das Brechen der Aeste und Stämme. Am nächsten Tage gegen 11 Uhr zogen sie weiter. Es würde notwendig sein, manche Seite zu schrei ben, wenn ich Ihnen das Erlebte schildern wollte. Daß die Felder der Eingeborenen, vor allem Mais, im Handumdrehen kahl gefressen waren, ist einleuchtend. Im Lande müssen sie ungeheuren Schaden angerichtet haben. Noch an manchen Tagen sahen wir in den nach Süden und Westen zu gelegenen Niederungen unglaub lich große Schwärme durchziehen. Ueber das Gelände schien ein Sandsturm seine rötlichen Massen Sand zu treiben. Hoch oben in der Luft erschienen die Heuschrecken wie dunkle Rauch wolken. Die Lage von Kibuku ist derart, daß wir nach Süden und Westen einen weiten Aus blick in das Flachland haben, während nach Osten und Norden höhere Bergzüge die Aussicht beschränken. Ziemlich abgeschlossen von der übrigen Welt, der Lage im hohen Schwarzwalde ähnlich, haben wir keinen Verkehr. Morogoro, die Bahnstation, liegt 145 Kin entfernt. Ein mit Kraftfahrzeug befahrbarer Weg führt nicht in das bergige Ge lände. Einige prächtige Blumen habe ich im Dezem ber blühen sehen, eins ganz eigenartig gestaltete Orchis und eine von der Art, wie Sie solche aus Japan in Ihrem Garten so herrlich hatten. Doch ist der Stengel der hiesigen rankend. Die Samen der Orchis waren leider schon ausgefallen, als ich ging um ihn zu sammeln. Da wir so vollkommen abgelegen wohnen, und meine Tätigkeit sich zurzeit noch auf das Gebiet hier beschränkt, kam ich auch noch nicht dazu, photographische Aufnahmen zu machen, die für Herrn Schmeil von Wert sein könnten, denn weit im Umkreise von uns wohnen nur Einge borene, die Mais, Süßkartoffeln, europäische Kar toffeln und Bohnen bauen. Eine Ausbeute für Herrn Schmeil kann ich nur erwarten wenn ich nach der Regenzeit reise. Auch die Witterung läßt photographische Arbeiten meist nicht zu. Der gewöhnliche Gang der Witterung ist: Um 6 Uhr bis etwa 9 Uhr klar. Dann steigen die Nebel dis Täler herauf, umhüllen den 2200 m hohen Rücken des Gebirgszuges, um gegen Mittag als Regen wieder niedsrzufallen. Oft kommen kalte Tage, an denen der Nebel überhaupt nicht weicht und die Sonne nicht sichtbar ist. Noch haben wir warm, tags etwa 0, nachts 16—18°. Doch in kurzer Zeit wird es kühler werden, und das Ofenfeuer muß uns Ersatz für die Sonne sein. Freude machen mir auch Bambusstecklinge, die recht schön angehen. Es ist indischer, der seinerzeit von uns eingeführt wurde, und ver einzelt noch erhalten ist. Ich will ihn vermeh ren. Schöne Schmetterlings habe ich auch schon durch Aufzucht der Raupen erhalten. Augen- Der Sohn des Dschungels Eine Elefantengeschichte von Egon v. Kapherr Copyright 1929 by Sieben Stäbe — Verlags- und Druckerei - Ges. m. b. H., Berlin. (5. Fortsetzung.) Als der Tamilenhirt seine Kühe und Kälber zum Ufer trieb, um das Vieh trinken zu lassen, sank schon der Abend. In den Mangroven lärmten Assen, schwirrten Prachtfinken, flatter ten Atzeln, und über die Grasländer zogen Krähen ihren Schlafplätzen zu. Der Tamile war ganz sorglos, rauchte seinen schlechten Tabak, den er vom Händler im Städtchen bekommen hatte, und brummte den Klang der Abendglockcn mit — melodische Terzen, dis von den indischen Schiffen im fernen Hasen herüberklangen. Plötzlich sah er, wie der junge Bulle seine Vorderhufe verzweifelt in den Schlamm stemmte — angestrengte Bewegungen mit Schultern und Hals machte, um von etwas lvszukommen, was seinen Kopf im Wasser fest- hielt, hörte Wasserrauschen, Angstbrüllen fliehender Rinder. . . Und hatte noch gerade Zeit, bis ans Ufer zu laufen, um zu sehen, wie das Jungrind im Strome verschwand und ablrieb. Weiter unterhalb tauchte der tote Bulle wieder auf. Sein Leib ruckte und zuckte hin und her. Der Tamile wußte Bescheid: Krokodile eisseu an ihrem toten Opfer. — Er kam heim und klagte seinem jungen Weibe sein Leid: wcnn's noch die alte Kuh gewesen wäre oder ein Stück Rind vom Sahib selbst — aber der junge Bulle; den er sich nuf- zog als Zugtier... * Einige Tagc später waren unterhalb einige Jungen beschäftigt, Muscheln am User und im flachen Wasser zu suchen. Es war an der Mündung — das Meer — flimmerte durch die Stammreihen der Kokospalmen, Dampfer fuhren aus dem Hafen, ein großer Ostindien- fahrer hatte am Kai festgemacht, weißgekleidete Passagiere gingen aus Ufer. Deutlich tönte das Rufen der Händler herrüber — singhalesische Laute. Da hieß es, sich sputen — denn viele der Fremden, die zum erstenmal in Indien find, kaufen immer bunte Muscheln und zahlen jo manchen Penny,.» . Gerade hat sich einer der Jungen im knie tiefen Wasser gebückt, um eine zackige Rosen muschel aufzuheben — da schießt ein dunkler Schatten unter der glitzernden Oberfläche heran — ein langer, schwarzer Gegenstand fliegt empor, ein Klatschen ertönt — ein Schrei... Entsetzt flohen die Knaben. — Als die Bonitofischer von der See heim kamen und die gelbe Frühfledermaus über dem Flusse gaukelte, sahen sie ein riesiges Krokodil aufs Ufer kriechen. „Allah," sagte der alte Tamile furchtsam, „da ist der Menschenfresser wieder, der vor drei Monaten hier hauste..." „Der wird in der See gewesen sein oder oben im Strom", meinte der andere, ein brauner, weißhaariger Hindu. „Oder beim Scheitan", sagte der dritte. „Wenn dies ein gewöhnliches Krokodil ist, so will ich kein Gläubiger sein. .." Eine Woche später verschwand eine Kuh in den Fluten, ein junges Zebu des Sahib Bridgeman, nicht weit von den Reisfeldern am Strom. Als aber die junge Frau des Tamilen hirten am Ufer war, um Wasser zu schöpfen, haute eine dunkle Masse ans dem Wasser her aus — ein Klatschen tönte, ein schriller Angst schrei .... Der Cheebussard rüttelte erschreckt steil in die Luft, als er den Graus sah, und die Hut affen machten ein großes Gezeter. Der Tamile wartete auf seine Frau, bis es Abend wurde, denn er dachte, sie hätte sich verspätet und schwätzte mit den anderen Tamilenfrauen, die vom Dorf heraufkamen, um Bataten zu holen oder frische Betelblätter zum Kauen. Dann aber machte er sich auf und suchte sein Weib. Er fand Spuren im Userschlamm — Blut, einen Tuchsetzen... Er lief zum Sahib — Der saß auf der Veranda seines Bungalow, rauchte seinen Shag und trank Whisky und Soda, Mit der eigentümlichen Ruhe und Gefaßt heit mohammedanischer Tamilen berichtete der Unglückliche von seinem Mißgeschick. „Sahib — fünf Kälber und eine Ziege mußte ich für sie geben", erzählte der Inder traurig. „Das ist freilich viel", meinte der Sahib. „Wenn du dir nun wieder ein Weib nimmst, dann mußt du wohl wieder einige Rinder zahlen?" Der Tamile nickte. „Mache dir keine Sorgen," meinte der Brite lächelnd, „ich zahle für dein« nächste Frau." Ueber die braunen Gesichtszüge des Eingeborenen huschte ein Schimmer von Freude . .. Anderen Tages hat der Sahib sich ein Boot genommen, und Toomai und zwei der Boni- sischer ruderten ihn in die Nähe der Sandbank im Strom. Drei Pariahunde hatte er für einige Pence gekauft, hatte schwere Stahl haken an den Halsbändern, die er ihnen um getan, angebracht, mächtige Vorfächer daran gelegt. An jedem Vorsach und Haken aber war eine lange, starke Lein« mit einem dicken Schwimmer daran. Im Strom warf der Engländer die Hunde aus. Langsam, doch nur wenig behindert strebten die lebenden Köder dem Ufer zu. Die Männer im Boot lauerten. Da begann einer der Hunde zu eilen, zu jaulen — ein dunkles Etwas tauchte aus — der Hund verschwand im Strom. Schnell schwamm der Schwimmer stromab — tauchte unter, kam an der Sandbank wieder an die Oberfläche. Der Sahib ließ sich Zeit — er rauchte seine Pfeife. Dann gab er ein Signal: drei Boote mit Männern stießen vom User ab, näherten sich. Das Jagdboot schoß den Fluß hinab. In schneller Fahrt schwamm jetzt der Kork schwimmer davon — stromaufwärts. Das Boot eilte hinterdrein. Kreuz und quer ging die Jagd über den Strom. Aengstlich flatterten die Flamingos von der Schlammbank auf, die Kropfstörche strichen fort. Da erreichte das Boot den Schwimmer — der Brite bückte sich, faßte den Korkballen, zog die Leine ein wenig aus dem Wasser, knüpfte schnell eine lange, sehr starke Manilaschnur daran, ließ sie ruhig ablaufen. Die anderen Boote ruderten herbei, im Bogen, trieben das flüchtende Krokodil. Das Jagdboot stieß auf der Sandbank auf. Drei Männer sprangen ans User, faßten dis Leine, holten sie langsam ein. Bis zum Schwimmer. Da gab es einen mächtigen Ruck — Wasser schäumte auf — ein dunkler Schatten glitt fort — fast wären die Männer ins Wasser gefallen. Wieder ließ der Brite die Manilaschnur ab laufen, ruhig, gelassen. Die Treibboote ruderten mit aller Kraft, um das Krokodil Lon der Tiefe in flaches Wasser zu treiben. Es gelang: trotz Wut und Schmerz ist die Echse furchtsam. Jetzt zogen sieben Paar Hände an der Schnur — faßten den Schwimmer, die Haupt angel .... Ein Paar Nasenlöcher tauchten auf — ein bezahntes Riesenmaul, ein gezackter Rücken, Wasser rauschte, schäumte .... Der Sahib nahm die schwere Korditbüchse an den Kopf — als der Riesenschädel des Sauriers auftauchte, donnerte der Schuß. Ein Ausbäumen, wüstes Peitschen des blutigen Wassers — der Schwanz der Echse schlug empor.... Mit Brüllen zogen die Leute am Seil.... Dumpf dröhnte der zweite Schuß. Das Tier lag nun still. Sieben Männer zogen den schweren Leib auf die Sandbank. Zäh, fest ist Krokodilhaut, Moschusgeruch reizte die Leute zum Husten, fast zum Speien. Endlich lag der Magen offen. Der Tami lenhirt bückte sich, wühlte mit dem ganzen Arm im Innern. Warf den toten Pariahund heraus — spuckte zornig aus, als er Schweineknochen sand, zog einen Rinderknochen, menschliche Reste hervor. Und Spangen, Sil berringe, wie sie Frauen in Indien um Fuß- und Handgelenke tragen. Dann Glasschmuck, Ohrringe. „Sie sind von meinem Weibe", meinte er dann ruhig. „Den Glasschmuck kaufte ich vor einigen Wochen von einem Singhalesen, die Ohrringe auch. Sie sind aus englischem Metall..." Ein Geier, drei Kropsstörche kreisten über der Sandbank, warteten auf Fraß. „Vier junge Rinder willst du mir geben, Sahib?" „Fünf meinethalben", sagte der Brite lachend. „So ist das Leben . . ." * Der alte Pudmi, der dem großen Elssan: . fang entgangen war, lebte einsam und zoruu tief hinten in den Hills. Elefanten Habens wenn sie alt werden, geheime Wisseuschast, uno sie wissen um die Geister und Götter besier Bescheid als alle Tiere und Menschen, und so kam es, daß Pudmi in seiner Wanderung durch die Hügel auf ein altes, längst per-,