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Das Salzfaß Von Hans Riebau Herr Bosch kommt nach Haus. Frau Bosch trägt die Suppe auf den Tisch. „Na," lächelt Herr Bosch und gibt ihr einen Kuß, „was Neues?" „Das Mädchen hat wieder eine Tasse zerschmissen " ,H>m", macht Herr Bosch und stellt das Salzfaß, das links neben seinem Teller steht, rechts neben seinen Teller. „Nnd dann hat vorn wieder der Ofen ge raucht. Und dieser Aerger, den man mit dem Maler hat! Erst hat er das ganze Treppen haus voll Farbe geschmiert, und anstatt daß er sagt, wir sollten den Teppich aus dem Salon nehmen, sagt er es natürlich nicht! Und jetzt ist alles voll Kalk und Farbe, und ich kann den Teppich ausbürsten." „So, so", sagt Herr Bosch und stellt das Salzfaß wieder links neben den Teller. „Und das will ich dir gleich sagen: Lange halte ich es ohne Staubsauger nicht mehr aus. Was denkst du dir, was das bedeutet: einen Teppich mit der Hand ausbürsten? Du hast doch schließlich auch deine Bequemlich, leiten, einen Rasierapparat, einen elektrischen Zigarrenanzünder und — — —" „Allerdings," sagt Herr Bosch und dreht bas Salzfaß um seine Achse, „aber ein Rasier apparat ist denn doch ein bißchen billiger als —" „Als ein Staubsauger. Jawohl. Aber auch billiger als ein Winterhut, den ich unbedingt haben muß! — Laß doch endlich das Salz faß in Ruh! — Oder als ein Schirm? Mein alter taugt auch nicht mehr viel. — Laß das Salzfaß stehen! Salzumschülten bedeutet Streit!" Herr Bosch zieht die Hand zurück. „Wollen wir nicht mit der Suppe änfangen?" fragte er. „Natürlich! Da lenkst du sofort wieder ab! Daraus weißt du nichts mehr zu erwidern. Aber das sage ich dir, so wie ich bin, kann ich mich auf der Straße nicht mehr sehen lassen! Die Handschuhe trage ich nun schon fast zwei Monaten, der Mantel hat einen Knick und dann der Staubsauger — einen Staubsauger muß ich sofort haben! Du trinkst doch schließlich Freitags auch dein Bier, ich aber soll mich — — laß das Salzfaß in Ruhe! Da haben wir schon die Bescherung! Das ganze Salz auf dem Tischtuch. Und wer muß jetzt wieder in die Küche laufen und " ,Limmelherrgottsakrament!" schlägt da Herr Bosch auf den Tisch, daß die Teller Hüpfen und die Suppe überfchwapvcrt. „Siehst du?" sagt Frau Bosch und steht aus, „ich habe es dir doch gleich gesagt: Salz umschütten bringt Streit!" Antwort auf mehrfache Anfragen Seit dem Erscheinen unseres Wörterbuches sind eine Reihe Nachfragen eingelaufen, die erfreulicherweise erkennen lassen, daß doch viele Gärtner die Pflanzennamen, besonders in ihrer Schreibweise, nicht unbesehen hin- nehmen. — Andere wieder haben ihre Preis verzeichnisse eingesandt und die Arten ange strichen, die in unserem Wörterbuch noch nicht enthalten sind. Beides ist freudig zu begrüßen und läßt darauf hoffen, daß doch allmählich allo zu der Uebcrzeugung kommen, daß rich tige Namen die beste Reklame für eine Firma sind, besonders jetzt, wo jeder Gärtner darauf aufmerksam geworden ist. Zu den Fragen schreibt uns der Verfasser unseres Wörterbuches: „Von den mir zuge- lciteten Anfragen lassen sich zwei Gruppen von Fragen deutlich kennzeichnen und leicht allgemein beantworten. Die eine Gruppe um faßt Nachforschungen nach Schreibweisen. Ent weder werden Vergleiche mit anderen Büchern «»gestellt oder es wird mit lateinischen Re geln argumentiert. Hierzu läßt sich grund sätzlich sagen: Dio internationale, bereits fest stehende Regel besagt, daß die Pflanzennamcu Copyright 1S28 by Ernst Keils Nachf. (Aug. Scherl) G. m. b. H., Berlin SW 68 (Schluß.) Hilde hatte den Bruder nur einen Augenblick sprechen können. „Die erste Stunde gehört dir und Luisa. Ich warte." Aber in dieser ersten Stunde gehörte Geisen heim allen. Hunderte von Händen mutzte er schütteln, aus Hunderte von Fragen Antwort geben. Namen hören, die er sofort wieder ver gaß, Reden anhören. Endlich drängte sich ein etwas auffallend ge kleideter Herr brüsk durch. „Das war nicht leicht, Geisenheim!" Der erkannte Lossen. „Nicht wahr, da wundern Sie sich. Alles Bonzen und Obcrbonzen, und dazwischen Lossen, ganz einfach Lossen, als wenn er sein Leben lang nichts anderes getan hätte als Luftschiffe erwar ten. Absperren haben sie mir den Weg wollen, mir — seitdem ich Kaufmann bin, versperrt mir kein Mensch einen Weg, den ich mir in den Kopf gesetzt habe. Also, da bin ich. Und nun, grüß 'Gott! Wir sind alle da, die Frau Lore, der Rudorf. Na ja, die arme Sonja hat's ja nicht erleben sollen. War schon ein desparatos Frauenzimmer." Andere wollten Lossen zurückdrängcn. Aber der wehrte sich. „Die Slcnzer nennt ihre Pension seit gestern, „Pension Ozeania". Fesch, was? Sie hat's sich ausgemacht, daß Sic bei ihr wohnen." „Ich heirate, lieber Lossen. " Eine wegwerfende Handbeweanng. „Das; weiß ganz Buenos Aires. Wahrscheinlich wissen wir mehr als Sie. Aber trösten Sie sich, in der ,Prensa' in der ,La Plata Post und wo Sie sonst wollen, können Sie alles haargenau lesen: Empfang des Kommandanten und der Besatzung im Reglerungsgebäude, Festdiener, Flugparade, Korsofahrt, Diner im Jockeyclub, Empfang in der Germania." „Du lieber Gatt!" „Eine geräuschvolle Hochzeit, nicht wahr? Aber auch da ist alles vorgesehen. Morgen gehö ren Sie der Braut und den Festgästen." Zu denen ich Sie bestimmt rechne — und die Rudorfs." . Lossen kratzte sich den Kopf. „Man wird bei den alten Familien nichts von Deltasicdlern und Provisionsvertretern wissen wollen." „Man wird!" Geisenheim warf den Kopf in den Nacken. „Hören Sie mal, das ist ja sehr ehrenvoll für mich und die Rudorfs, aber es ist weder etwas für Sie noch für uns. Man soll nichts mit Ge walt durchbiegen wollen. Das habe ich gesehen, als ich unter die Landwirte hab' gehen wallen. Kommen Sie auf eine halbe Stunde zu Ihren alten Freunden, wenn Sie Zeit haben, aber lassen Sie alles schön auseinander, was nicht zusam men patzt. Gelt? Aber hören Sie, da ist eine Dame, die etwas von Ihnen will." Unbemerkt war Hilde herangctreten. „Meine Schwester." „Küß die Hand! Also, wenn ich dem Fräu lein Schwester dienen kann? Buenos Aires kenne ich." „Und ich kenne Ihren Namen", lachte Hilde. „Wird, gerne angenommen. Und wenn Sie gleich Ihr Meisterstück machen könnten und mich unbemerkt aus diesem Chaos herausbugsierlen, wäre ich dankbar. Volksfeste sind nichts für mich, aber die Stadt reizt mich um so mehr. Haben Sie schon einmal einem Menschen ge sprochen, der noch niemals einen Wolkenkratzer gesehen hat?" „Ich denke, meine alte Mutter in Krems gehört auch dazu. Also, wird gleich besorgt, und den Anschluß an den Herrn Bruder verschaffe ich Ihnen auch rechtzeitig." Der war wieder das Opfer redender Hono ratioren, bis ihn der Flugches selbst befreite. „Ein paar dienstliche Formalitäten, Herr Kom mandant." Und als die Tür hinter ihnen zuge- fallcn war: „Am Nebcnausgang steht mein Dienstwagen, der leicht durchkommcu wird. Der Chaufseur weiß, wohin er zu fahren hat." Geisenheim zögerte. „Ich will die argentini schen Herren nicht kränken/ Der Oberst lachte. „Bei uns geht Frauen- dicnst allen anderen Dingen vor."' Und dann ernsthaft: „Dio Wetterlage ist unübersichtlich, wir haben seit drei Tagen den Sondo. Wäre Ihr Schiff nicht gekommen, kein Mensch, der cs nicht nötig hat, wäre auf der Stratzc. Die Luft ist mit Elektrizität geladen, ein Gewitter jetzt, und wir bekommen den Pampero, ehe mir es selbst glauben. Lasten Sie eine starke Be satzung am Schiff." '„Dann werde ich..." so geschrieben werden müssen, wie sic der als gültig anerkannte Autor an der Stell« vorgeschrieben hat, wo er dis lateinische Dia gnose gegeben hat. Wenn er oder ein anderer aus sprachlichen oder anderen Gründen den Namen später geändert hat, z. B. weil der Name falsch gebildet wurde (sprachlich richtig wäre Cypripedilum, aber der Autor schrieb Cypripedium!), so ist die an sich zutreffende Verbesserung trotzdem unzulässig. In unserm Wörterbuch ist tunlichst die Originalfchreibweise beachtet worden. Livistouea, Mamillaria, Bo- rago, Zantoxylum, Ailantus usw. können da her keine Berücksichtigung finden. — Die an dere Gruppe umfaßt Nachfragen, wieso es mög lich sein soll, daß zwei grundverschiedene Pflanzen, die bisher unter verschiedenen Namen bekannt waren, auf einmal denselben Namen führen sollen? Hier liegt entweder eine Ver wechslung vor, d. h. ein bereits als Synonym gekennzeichneter Name ist ohne Autornamen im Gartenbau für eine andere Art irrtümlich ausgenommen, dann sind beide Arten natürlich verschieden. Der Name allein hilft hier nicht, aber mit Hilfe der Autorcnaugabe läßt sich schnekl nachlesen, ob die fraglichen Pflanzen überhaupt richtige Namen tragen. Ein an derer möglicher und im Gartenbau häufiger Fall beruht darauf, daß eine Pslanzenart bald so, bald anders benannt wurde, sagen wir und 8, wenn das 3-benannte Exem plar in andere Kulturbedingungen gelangt ist, so kann es dort seinen Ausbau bis zur Un kenntlichkeit geändert haben. Man denke nur an die Bilder Bonniers in den Botanikbüchern bezüglich Hochgcbirgs- und Ebenenformen der selben Arten oder man kultiviere einmal Sumpfpflanzen im Trockenen (vgl. sukkulente Euphorbien, die wie Cereusartcn aussehen). Das Exemplar 8 kann also ganz anders Aus- seken angenommen haben. Das fiel bisher nicht auf, weil es unter anderm Namen lies. Es ist eine Kulturform entstanden, die bisher keinen eigenen Namen erhielt, der sich aber nötig macht, sobald eindeutig seMeht, baß Exemplar 8 (die Kulturform) artgleicy ist mit Exemplar In solchen Fällen empfiehlt es sich, nicht wegen der Namen anzusragen, sondern die beiden Exemplare im blühenden Zustand cinzusenden. Auf alle Fälle muß aber vermieden werden, nun will kürlich andere Ramen zu wählen." Soweit unser Wörterbuch also Fragen affen läßt, bitten wir, sich stets an die Haupt geschäftsstelle, Abteilung Bücherei zu wenden. Dort werden auch Pach wie vor die Katalog- Prüfungen vorgenommen. Wir bitten unsere Leser, sich zwecks Bestel lung, sowohl der hier besprochenen als auch anderer sonst gewünschter Bücher, an die Gärtnerische Bcrlagsgcfcllschaft m. b. H., Berlin TW. 48, Friedrichstraße 16, zu wenden Alexander Stühler, „Radio hören, leicht gemacht". Mit 6d Bildern. Preis kartoniert RM. 2,80. 100 Seiten. Der Text des Buches hält, was in seinem Titel gesagt wird. Das Buch ist für jeden Liebhaber ein wertvoller Ratgeber in allen Radioangelegenheiten und ein Leitfaden für Bastler, die selbst einen Apparat bauen wollen. Der Text ist einfach und klar gehalten, so daß jeder Liebhaber nach diesem Buch eine Radioanlage schassen kann. Die Abbildungen sind dem Text übersichtlich ungegliedert worden. Sie dienen zur Ergänzung des Textes und als Unterlagen für Bastler. Dg. Westermanns Monatshefte. Auch von dem neuen Jahrgang sind uns die beiden ersten Hefte zur Einfichtnahme mit der Bitte zuge sandt worden, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen. Wenn nur bei jedem Buche die Besprechung so leicht fiele! Der Inhalt und die Ausstattung dieser Hefte sind immer so gut „Noch ist keine Gefahr, Senor." Unerkannt fuhr Geisenheim auf die Stadt zu, durch die heute besonders stillen Straßen. An der Plaza de Mayo vorbei, an Straßen, die er ost gegangen war, auf denen er jeden Fußbreit kannte. Das Auto fuhr an der Villa an der Plaza San Martin vor. Und eine Minute später stand Geisenheim Luisa gegenüber. Was sie zuerst gesprochen hatten, wußten sie nachher selbst nicht mehr zu sagen. Sie hielten sich bei den Händen, sahen sich in die Augen, redeten, Wichtiges und Unwichtiges durcheinander. Luisa sah ihn groß an. „Ich habe nie Augst um dich gehabt, das muß ich dir zuerst sagen." Er verstand sie. „Andere haben mir Angst und Furcht auf drängen wollen, ich habe an dich geglaubt. Vielleicht ist's das deutsche Blut in mir." Und leise: „So will ich immer an dich glauben." Und er: „Du wirst noch mehr glauben müssen." Sie nickte. „Ich weiß, deine Arbeit ist noch nicht zu Ende. Du wirst nicht lange hier- bleibcn." „Es muß sein." „Ick, weiß, wie deutsche Männer denken, und ich will es verstehen." Er sprach von Hilde. „Ich habe mein Schwesterchen mitgebracht." „Dann soll Hilde mich nach Deutschland be gleiten." „Du wolltest —?" „Natürlich will ich! Ich will meinen Mann in Deutschland erwarten." Die erste Stunde verging ihnen wie im Fluge, dann kamen die Pflichten. Die Zofe half Luisa beim Ankleiden, das Auto fuhr wieder vor, und bald standen sie in dem Festsaal des Parlaments dem argentinischen Staatspräsi denten gegenüber. Bei dem Diner saß Luisa neben Geisen heim und winkte Hilde zu, die ganz in der Nähe Platz gesunden hatte. „Wir werden viel miteinander zu bereden haben." Die benutzte einen ruhigen Augenblick. „Ich gratuliere dir, Fritz, es ist mir schwer ge fallen, mir eine Arau für meinen Bruder vor zustellen." „Sei gut zu Luisa", bat er. „Sie ist selbständig und weiß, was sic will. Brauchen wird sie mich nicht, aber erzählen will ich ihr, von dir und von Deutschland —" Der Flugchef unterbrach sie. „Ein Telephon gespräch vom Flugplatz." Baumeister war au, Apparat. Er hatte den Empfang nicht mitmachen wollen. Feste lagen ihm nicht, so hatte er dringende Arbeiten am Schiff vorgeschützt. „Eine schwarze Wand zieht auf, Geisen- heim. Ich lennc das Wetter hier nicht, aber es sieht nicht gut aus, und ein Mast ist unk bleibt nun einmal ein Mast." „Wieviel Betriebsstoff haben wir?" ,Menig". „Sind die Gasflaschen angeschlossen?" „Seit einer Stunde pumpen wir ein." „Ich komme. Halten Sie alles, was drau ßen ist, aus den Stationen." Im Saal flüsterte er Udenhof hastig ins Ohr: „Erzählen Sie den Leuten, was Sie für richtig halten, ich fahre zum Schiff." Der Nordwind hatte sich Plötzlich gelegt, die Hitze drückte auf Stadt und Menschen. Nun noch Luisa. „Ich bin bald zurück." Dann raste das Auto wieder durch di« Straßen und in das freie Land hinaus. Die Scheinwerfer blinkten. „Der Weg ist schwer zu sehen, Senor." „Fahren Sie, so rasch Sie können." Jetzt blitzte es über der Stadt aus, Tages- Helle, dann wieder tiefe Finsternis. Im gleichen Augenblick ein prasselnder Regen. Der Chauffeur wandte sich um. „Pampero, Senor." „Fahren Sie!" Wieder Tageshelle, ein Krachen, Regen, alles durchdringender Regen, aber noch war die Lust ruhig. ,Menn das Wetter vorbei ist, wird der Wind kommen." Der Weg dehnte sich in alle Ewigkeit, end lich bog der Wagen auf den Platz ein und hielt an der verankerten „Ozeania". Geisenheim eilte in den Führerstand. „Gasstand, Baumeister?" „Reicht für acht bis zehn Stunden." Der Kommandant hörte nur die Zahl, dann am Telephon: Wetterstation! — Was? Zu nehmender Südwind — Sturm aus der Pampa — Stärke? — Wie? Die Alarmglocken schrillten durch das Schiss. „Aus die Stationen." „Wollen Sie starten, Geisenheim?" ,M)ir können einen Pampero am Mast nicht durchkämpfen, aber in der Lust." Verschlafene Gesichter, die rasch straff wur den, als Geisenheim die Situation erklärte. „Schiff frei!" Die Motoren sprangen an. Im gleichen Augenblick bogen sich die Bäume unter einem rasenden Südsturm, der Staub wirbelte hock; auf, hüllte Platz und Schiff ein. „Luftschifs marsch!" Aber der Wind ließ es nicht los, wollte es zu Boden drücken, drehen, dreitausend Pferde kräfte kämpften einen verzweifelten Kamps gegen die rasend gewordene Natur. Blitz und Donner dazwischen — Regen. Das triefende Schiff zitterte und bebte. „Seile frei?" Der Offizier vom Dienst starrte in die Dunkelheit. „Nichts zu sehen." „Wie hoch stehen wir?" Die „Ozeania" tanzte. Jetzt sah es ans, als wolle sie der Pampero wie einen Kindcr- ballon bock) in die Lüfte heben, jetzt, a!s presse er sie mit seiner ganzen Gewalt zu Bodeiu,