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verhüllt bleibe, den Nobile, sei es aus Unfähig keit oder sei es aus List, darüber zu breiten sucht. .Nobile hat im großen bewiesen, was unsere Zeit im kleinen so viel mehr als früher e leben muß: den Mangel an Verant- wortungs-, an Pflichtgefühl. Und dagegen bäumt sich jeder rechtlich Denkende und in besonders starkem Maße der geradsinnige Nordländer auf, dem Kultur und Forschung u ehr sind als das Polivinellspiel des Nordpol schellenkönigs Nobile. Das macht nicht nur die Sommerzeit! In Griechenland, in Serbien, in Mexiko, in Aegypten, — allenthalben ist Unruhe und poli tische Gewalttat. In Aegypten ist dabei der denkbar rückschrittlichste Streich möglich gewesen. Das Parlament, das bekanntlich die Freiheit wollte, ist vom „König" — der im letzten Grunde England heißt — auf drei Jahre aufgehoben worden. In Polen aber drohen so ernste Schritte gegen Litauen, daß sowohl Rußland als Deutsch land versucht haben, nachbarlich zum Frieden zu wirken. Im besetzten Gebiete mehren sich wieder die Zwischenfälle, und die französische Justiz hat wieder Gelegenheit, sich zu bewähren. „Wann wird die Freiheit kommen diesem Lande?" V. D. Reisen. Reisen bildet. Reisen kostet Geld. Reisen verbindet die Welt, und wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen oder — ver schweigen! Wes, je hachdem er sich gebildet, wofür er sein Geld vertan, mit wem er sich verbunden hat und welchen Dingen er nachging. Dem deutschen Gartenbau steht die Reise nach Hamburg bevor. Viel Nutzen, gesunde Freude und wenig Kosten — so heißt die Parole aller, die für diese Reise vorgearbeitet haben. Nutzen vor allem in der Neuheitenschau und den Beratungen, vielleicht noch mehr in den Rund- qängen durch Betriebe, für deren Entwicklung jahrhundertelange Erfahrung, günstige Er- zeugungs- und Großabsatzlage und das wirt schaftliche Vorbild des Welthandels gleicher maßen mitgewirkt haben. Dieses volle Ein tauchen in musterhafte Betriebsweisen allein und der Blick auf so ganz Anderes, Schönes, Groß zügiges und Neues ist schon Freude. Und gar die Fahrt nach der bedeutungsvollen Insel, wo „weiß der Strand, rot die Kant und grün der Rand" das Wappen geschaffen haben, sie soll Freude an der Natur,, am Meer und am Vater lands bedeuten. Wer aber draußen Fortschritt und Freude wohl zu genießen versteht, der wird daheim beim Zusammenrechnen der Kosten finden, daß er ein mäßiges Kapital angelegt hat für Erfolge, die sich lebenslang bewähren. Gedrückter Geschäftsgang. Seit April waren Stimmen zu vernehmen, welche daraus hinwiesen, daß der sonst mit dem Frühjahr sich entwickelnde Fortschritt dieses Jahr nicht in normalem Maße eingetreten sei. Mai und Juni brachten leider die Bestätigung, daß es sich nicht Aus Hamburgs Umgegend: Eine alte ürämerei in Neuengamme. um eine vorübergehende Zufälligkeit, sondern um eine Rückwärtsentwicklung in unserm Wirtschaftsleben handelt, von der heute noch nicht gesagt werden kann, wann und wie sie endet. Am Werkfleiße fehlt es in Deutsch land keineswegs, im Gegenteil, wer sich um- sieht, findet allenthalben ehrlichen Willen, den Ausstieg zur Tatsache werden zu lassen. Es fehlt aber der Absatz. Alle Welt, auch die ausländische, hat sich im größten Teile der Bedürfnisse, zumal in den lebensnotwendigen, die ausschlaggebend sind, einschränken gelernt, und alle Welt ist mit Erzeugnissen übersetzt. Daher ist allenthalben Ärbeits- mangel. Nur einzelne Zweige der Wirtschaft, welche Entwicklungswerte schaffen, wie die che mische Industrie, sind gut beschäftigt. Waldhof hat sogar seine gesamte Erzeugung an Zellstoff für das Jahr 1928 bereiä vergeben. Bei uns Gärtnern liegt allermeist nicht Mangel an Produktionsmöglichkeit oder Ver zicht der Verbraucher, sondern nur Schwierigkeit in der Marktbeschickung vor, der jetzt die Absatzorganisationen abhelfen wollen. Am schärfsten tritt aber die Gesamtnotlage im wirtschaftlichen Mittelstände, dem Handwerke und den mittleren und kleinen Gewerbe betrieben, hervor. Hier hat vielfach die öffentliche Hand sich schwer ver sündigt, indem sie sozialisierenden d. h. die Privatwirtschaft erdrückenderweise mit öffentlichen Mitteln Betriebe einrichtete, die allermeist mit Verlust arbeiteten, aber den selbständigen kleinen Mann rui nieren, ganz abgesehen von der Vergeudung der öffentlichen Mittel, für deren Ersatz der Steuerzahler, also nochmals der Ruinierte aus dem Mittelstände, aufkommen muß. Die Schwierigkeit der Gesamtlage des wirt schaftlichen Mittelstandes tritt uns unter anderem klar entgegen in einem Berichte des Reichsverbandes des deutschen Handwerkes. Es heißt da: Die Berichte über die Wirtschaftslage des Handwerks im Monat Juni 1928 zeigen durchweg, daß ein gewisser Stillstand in der günstigen Entwicklung der Beschäftigung ein getreten ist. Nur vereinzelt wird noch eine Besserung gegenüber dem Vormonat aufgezeigt. Bei der Beurteilung der Gesamt lage muß man sich vor Augen halten, daß der Monat Juni eigentlich der Monat ist, in dem die für die Sommersaison in Frage kommenden Handwerkszweige erfahrungs gemäß ihren Höhepunkt erreicht haben sollten. Es ist aber im Vergleich mit dem Vorjahre ein Zurückbleiben sestzu- stellen. — Also heißt's auch für uns vor sichtig sein, schaffen aber zurückhalten. Erfreuliches und Schmerzliches vom Weinbau. Vom Mittelrhein und auch von Mosel, Saar und Ruwer wird guter Stand der Weinstöcke berichtet. Die Winzer sind dort eifrig mit der zweiten Bespritzung beschäftigt. Peronospora konnte bisher noch nicht sestgestellt werden, da gegen treten Schmierläuse, zum Teil auch Schild- und Blutläuse, gerade in besseren Lagen auf. Aus dem Rheingau wird gemeldet, daß sich das freihändige Weingeschäst in ruhigen Bahnen bewegt. Die seitherigen Preise haben sich weiter behauptet. Die Rheinpfalz hingegen meldet leb haftes Geschäft. Dazu muß betont werden, daß in eben diese» Gebieten, insbesondere in den drei zu letzt genannten, es sich nicht um dies jährigen Fruchtstand, sondern nur um die Entwicklung neuer Triebe nach dem Froste handelt, von denen er st im nächstenJahre eine Ernte erhofft werden kann. Angesichts der Aussichtslosigkeit aus eine Ernte in diesem Jahre, ist der auf September nach Trier ange sagt gewesene Weinbaukongreß abgesagt worden und wird wahrscheinlich nicht vor 1930 tagen. Die wirtschaftliche Knappheit hat im übersättigten Amerika einen scharfen Aus druck gefunden in der Erhöhung des Tagegeld- zinscs in New York aus 10 Prozent, ein Satz, der seit 1920 in New York nicht mehr da war. Selbstverständlich baut man einen Haufen von „Gründen" für diese Tatsache zusammen, aber damit wird an der üblen Lage nichts geändert, vor allem nicht der Gegensatz gegen andere Jahre. Es kostet eben noch Jahre harter Arbeit, bis die Wirtschaft der Welt wieder in ein erträgliches Geleise kommt. Man mag von der „freien Wirtschaft", die vor Jahrzehnten das Stichwort war, gut oder übel denken, sie hatte jedenfalls den Grundsatz: leben und leben lassen! Heute kranken wir an dem großen Widerspruche, den es in sich schließt, daß aus der einen Seite über Genf weltweiten Pro jekten über Wirtschaftsordnung und Wirtschafts gemeinschaften das Wort geredet wird, während die Wirklichkeit einfortgesetztverschärf tes Fürsichselb st sorgen der ein zelnen Staaten ohne Rücksicht auf die Wirtschaft der anderen zeigt. An der Spitze dieser Egoisten marschiert England, während Amerika zwar nicht das Gegenteil tut, aber aus dem bisherigen Ueberflusie seiner Geld mittel und nicht ohne Rücksicht auf eigenen Nutzen wenigstens Mittel lieh, unserer und anderer Wirt schaft wieder aufzuhelfen. Von verschiedenen Seiten wird die Verschär- ung der amerikanischen Geldfrage sehr ver- chieden beurteilt. Die einen halten sie ür eine bald wieder vorübergehende Erscheinung, während die anderen längere Dauer befürchten, und man muß eher diesen als jenen zustimmen. Wie weit die Änderungen am amerikanischen Geldmärkte sich bei uns für dieKredit- nehmer auswirken, muß abgewartet wer den. Eine unmittelbare Gefahr besteht nicht, aber die Weiterentwicklung und der erwartete Fort schritt sind gefährdet, wenn die geldliche Lage überhaupt beunruhigt wird. Geld ist nun einmal für den Umlauf bestimmt, verliert aber seinen wirtschaftlichen Segen, wenn dieser Umlauf durch Störungen unregelmäßig wird und nicht mehr klar übersehen und in gewissem Grade voraus gesehen werden kann. In der Tat aber stehen wir vor Schwankun gen, die sich leicht in Erschüt terungen der Wirtschaft aus- wachsen können, wenn die Ueber » treibungen in der Massen« bi l d u n g, die aus selbstsüchtigen und sozial verwerflichen Gründen einzelner in einzelnen Wirtschaftszweigen eingerissen sind, das verdiente Schicksal des Zusammenbruches erleiden. Die euro päischen Beispiele dafür sind schließlich an den Fingern zu zählen, aber die seit Jahrzehnte einander überbietenden ungeheuerlichen Ansamm lungen von Wirtschaftsmitteln in der Hand einzelner, dre zu unwirtschaft lichen Stauungen führen müssen, stellen gerade Amerika dauernd — und nach Heu- tigen Wirtschaftsgesetzen damit di« gesamte Welt — vor die Gefahr plötzlicher Erschütterungen; es braucht nur eine solche Geldgröße unvermuteter- wcise aus dem Flugzeuge ins Meer zu fallen, so zittert die mit ihren Spekulationen verkettete Welt. Solches „freies Spiel der Kräfte" spielt aber letzten Endes auf denSchulternder Gesamtwirtschaft und wirkt sich in seinen üblen Folgen weit stärker und fühlbarer in den Kreisen dermittlerenundkleinen Wirtschaft aus als nach oben hin. Winfried Wenneberg standen die Hellen Tränen in den Augen, als er das erste Elb- scuerschiff sah, das auch hell illuminiert war. Die Schraube drehte sich nur noch ganz lang sam und doch kamen die Lichter von Cux haven sehr schnell näher. Win hörte nicht mehr auf das Radio, sondern sah nur das an die Decke projizierte Panorama der Elbmündung und schließlich das Schraubendock, das hell und blendenweiß im Lichte von Hunderten von Scheinwerfen vor ihm lag. Die Maschinen waren gestoppt — langsam und ruhig glitt das seltsam geformte Schiff in sein Dock. Win ließ den Schraubenmantel eine Vierteldrehung rückwärts machen, dann lag das Boot still. „Macht fest!" rief Win durch das Mikrophon nach oben. „Jawohl — sofort!" kam prompt die draht lose Antwort. Win hörte das leise Schieben und Knirschen der Docksbacken, die sich anschickten, zusammen zugehen, um das kiellose Boot festzuhalten. „Alles in Ordnung! — Wir gratulieren! Willkommen in Europa! — Hallo Wenneberg! — — —!" schrie es plötzlich durcheinander, so daß er die Hörer abriß. Durch einen Druck auf einen Schaltknopf ließ er die erste, dann die zweite, die äußere Luke aufrollen. Es war geschafft! Er sah auf die Uhr. Es war zwei Uhr und fünfzig Minuten. Sie hatten also nicht ganz zehn Stunden gebraucht, um den Ozean zu überqueren. Win hals Ruth die schmale Treppe nach oben, sie bestieg als erste unter dem brausenden Jubel einer vieltausendköpfigen Menge die Gangplanke, die über das Boot gelegt war. Als Win ihr folgte, erfüllte ein donnerndes, brausendes Hurrarufen die Lust. Die Flug zeuge hatten einen großen Kreis gebildet und umflogen so hintereinanderfahrend das Dock des Schraubenbootes. Sie alle hatten die Scheinwerfer auf die Aussteigenden gerichtet, die glücklich lachend an Land sprangen. Win hatte Ruth eingehakt, und nun winkten auch sie jedem einzelnen der Besatzung zu, die, vom donnernden Hoch der Menge begrüßt, auö dem Boot stiegen. * Drüben in Neuyork saß um die gleiche Minute Mrs. Sylvin Starret am Kamin, sie hatte die telegraphisch übermittelte Meldung i» der Hand: „euglena eben eingelaufen, Winfried wenne berg, seine braut ruth colmar und besatzung des bootes zehnstündige Fahrt glänzend über standen, großer empfang — europa gratuliert den vereinigten staaten zum großen erfolg." Sylvia sah still lächelnd auf das Papier. Ein edles, selbstloses Glück zog wie himmlisches Glockengeläuts in sie ein. — Ende — Einiges ans -er Entwicklung des Parkes von Lelvedere. Von Hans Koch in Saalfeld. Augenblicklich findet dort die Thüringer Gartenbauausstellung statt, und aus diesem Anlaß wird so mancher dort hinauskommen, der sonst vor der Entfernung zurückschrecken würde, denn der Park liegt ein ganzes Stück entfernt von der eigentlichen Stadt.' Aus diesem An laß soll hier in aller Kürze die Entstehung des Parkes von Belvedere gestreift werden. Gelegentlich einesJagdrittes im Jahre 1722 fiel dem Herzog Ernst August die wundervolle Gegend auf. Gar bald entschloß sich der Herzog, sein Jagdschlößchen München bei Bad Berka abzubrechen und hier wieder neu aufzubauen. 1724 begann man mit dem Aufbau des Schlosses, wobei gleichzeitig die Umgegend des Schlosses im französischen Gar tenstil, nach den Entwürfen des Thüringer Architekten und Schloßbaucrs Johann Adolf Richter gestaltet wurde. Aus den uns über lieferten Plänen sind Hecken zu sehen, -die Plätze mit farbenprächtigen Blumenbeeten um säumen. Steinbildwerke auf hochragenden Podesten grüßten den Beschauer und bringen Abwechslung in die Anlage. 1725 wird zum ersten Male die Orangerie erwähnt, die mehr als 400 Bäume enthielt. 1728 wird als das eigentliche Gründungsjahr von Belvedere bezeichnet. Neben der Orangerie stand die Kultur von gesüllten Remontantuelken auf hoher Stufe. In den Jahren 1744/45 wurden weitere 700 Stück Orangeriebäume und 68 Kasfeebäume erworben. 1748 starb der Herzog, womit zu nächst ein Stillstand in der gärtnerischen Ent wicklung Belvederes eintrat. Noch unter der Regentschaft der Herzogin Anna Amalia trat ein Wandel in der Ge schmacksrichtung ein. Mau fühlte sich von den starren Formen des französischen Stils eingeengt. So fielen denn die den Park von Belvedere umschließenden Mauern. DieWege- sührung erhielt freiere Formen. Unter Herzog Karl August, der 1775 die Regierung antrat, begann dann der zweite Abschnitt der Ent wicklung von Belvedere mit dem Höhepunkte der gärtnerischen Leistungen, wobei wohl Goethe nicht das kleinste Verdienst zuzuschreiben ist. Aus allen Ländern der Erde ließ Karl August seltene Sämereien und Zwiebelgewächse herbei schaffen. So entstand denn dort ein botanischer Garten, der in Deutschland zu jenen Zeiten nicht seinesgleichen hatte. Fürst Pückler-Mus- kau, schreibt in einem Briefe aus dem Jahre 1828, daß in Belvedere mehr als 60 000 ver schiedene Arten von Pflanzen zusammenge tragen seien. Auf jeden Fall war das zu jenen Zeiten bei den beschwerlichen Reisen eine ganz beachtenswerte Leistung. Nach dem Tode des Herzogs August Karl, im Jahre 1728, fällt der dritte und fast wichtigste Abschnitt von Belvedere in di: Zeit seines Nachfolgers, des Herzogs Karl Friedrich. Besonders seine Gemahlin, die Großfürstin Maria Paulowna, gestaltete im Sinne des Fürsten Pückler-Muskau den Park, wie er noch heute ist und immer von neuem Be wunderung erheischt. So sind es in diesem Jahre 200 Jahre her, daß Park und Schloß Belvedere entstanden. Als Karl August 1828 starb, waren so manche Gartenfreunde in und um Weimar besorgt, was nun aus den An lagen und Pilanzenichätzen werden sollte, denn Goethe war körperlich nicht mehr so rüstig, sich einer eventuellen Umstellung entgegcnzufetzen. So wurde dann bald nach dem Tode des Herzogs der Obst- und Garlenbauverein Weimar gegründet, so daß dieser in diesem Jahre auf ein hundertjähriges Bestehen zu rückblicken darf. Die erste Tat des Garten- bauvcreins war die Ernennung Goethes zu seinem Ehrenmitglieds. 1829 veranstaltete der junge Verein seine erste Gartenbauausstellung. Nicht schöner konnte der Abschluß der hundert jährigen Tätigkeit eines Liebhahervereins sein als mit der Veranstaltung der jetzigen Thürin ger Gartenbauausstellung. Dem rührigen Vor sitzenden des Weimarer Obst« und Gartenbau- Vereins, KammermusikuS Nüßner, gebührt das Verdienst, einen Begriff von Belvederes einsti gem Glanze als gärtnerische Kulturstätte uns vermittelt zu haben. Als gartenkünstlerischer Leiter der Ausstellung stand ihm Garteninspck- tor Sckell zur Seite^ dessen Name mit dem Parke von Belvedere seit 1796, wo der Großvater als Hofgärtner angestellt wurde, auf das engste verbunden ist. Der sprechende Gockeler. Folgendes wahres Geschichtchen wird der „Frankfurter Zeitung" vom Bodensee gemeldet: Der Gärtner B. hatte seines Nachbarn schönsten Hahn getötet. Es war das ein Unglück des stolzen Tieres, denn der Tod war ihm nicht zugedacht, sondern nur eine Strafe mittels Vogeldunst. Der Hahnbesitzer und der Hahntöter konnten sich über den Schaden nicht einigen. Sie waren aber klug genug, zur Beilegung des Streites nicht den Rich ter anzurufen, sondern baten im Anschluß an eine Gcmeinderatssitzung den Ortsvorsteher und zwei Gemeinderäte, „im Namen des Dorfes" Recht zu sprechen. Dem wurde stattgegeben, während die übrigen Mitglieder des Kollegiums als Zuhörer anwesend blieben; denn der Wahrspruch hatte praktische Bedeutung. Klug und weise, wie alle Ortsvorsteher sind, und derjenige von A-dorf ganz besonders, ließ er erst den Kläger sein Herz erleichtern. Er verlangte eine so hohe Entschä digung für seinen schönsten Gockeler, daß dafür zwei solcher Tiere hätten erstanden werden kön nen, aber „Schtros mueß sei", sagte er zum Schluß. „So, Gärtner, jetzt dürfet Ihr Euern Mage ausleere," sagte dann der Ortsvorsteher. Der Gärtner lehnte eine Entschädigung ab, weil er das Recht habe, fremdes Getier in seinem Gar ten wegzuschießen, diesen Gockeler aber ichon des halb, weil er ihn schon oft verscheucht habe, „immer aber kam der Kerle mit seinen drei Lieb- lingshcnnen wieder, führte sie in meine Erdbcer- beete und hieß sie fressen." „Na, na, Gärtner, der Gockeler konnte doch nit schwatze," meinte der Ortsvorstcher. Darauf der Gärtner: „Doch, der konnte schwätze. Kaum war er im Beet, dann ratterte er: Dock-dock-dock-dooo-stonn-se, dooo!Dock- dock-dock-dooo! Dooo! Dooo! Dostonn-se, dooo!" Er hatte die Sprache der Gockelcrs allen Ernstes so täuschend nachgcahmt, daß der Ratssaal vor Lachen dröhnte. ' Die Sache schien erledigt. Darauf aber meinte der Kläger, wenn icin Gockeler so schwätzen konnte, dann müsse er noch mehr fordern. Worauf der Gärtner schlagfertig erwiderte, daß er es nur konnte, weil er ieine Erdbeeren fraß, „nur meine Erdbeeren geben diesen Verstand und diese Sprache, Ihr hemm's jo an mir g'hört." Gegen diese Beweise Hais nichts. Und weil der Gockeler tatsächlich aal fremdem Boden war, mar der Kläger iroh. diß er die sprachbildenden Erdbeeren, die sein Gockeler gefressen hatte, nicht noch bezahlen mutzte.