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Die Gartenvauwkrtschaft Nr. 16. 1S. 4. 1SM Welt bekannt. Ans Oberschledorn liegen dem Völkerbund nicht weniger als acht Klagen des Völkerbundsbevollmächtigten Caionder über die Bedrückungen durch Polen vor. „Mutter Frankreich" stellt ihre elsässischen Kinder, die ihr politisches Recht wahren wollen, wegen „Landesverrats" vor di« Gerichte. Unendlich viel Schnurer werden sie noch zu tragen haben, unsere Brüder und Schwestern jen seits der böswillig gezogenen Gren zen. Nur vom Norden her kommt versöhnlichere Nachricht. Den Umwohnern der deutsch- dänischen Grenz« erwuchs das Bedürfnis einer Airsjprach«, in welcher der früher« dänische Ministerpräsident ehrlich klingend« Ver sicherungen ausspcach, über den Schuh der Volsrechte auf Muttersprache und Bolkskultur und politische Freiheit, in denen dicMinder- heit nicht zurück stehen dürfe hinter den Binnenländischen. Das sind Balsamworte in einer Zeit der Grausamkeit gegen di« Minderheiten anderer Gebiet«. Mögen sie mehr bedeuten als nur freundlich gesprochene Worte. Dann werden sie ein Beispiel und Beitrag sein zur Linderung des Elends auch der Minderheitsbrüder iu den übrigen Grenz- gÄieien! Schwedische Pressestlmmen über Südtirol. „Stockholm, 4. April. (VDZ.) Di« schwedi sch« Presse fährt fort, sich mit Südtirol zu beschäftigen. So schreibt „Svenska Dagbladet": Di« faschistische Bewegung in Bozen war nur möglich durch Gewalt und Aufhe bung aller Rechtsprinzipien. Durch alle Mittel werde Jung und Alt mit wenigen Ausnah-ni«n unter di« Faschisten gepreßt. Auf dem Papier nennt man sie zwar „Freiwillige", aber wer sich nicht freiwillig nach den Wünschen der Machthaber richtet, wird allen möglichen Repressalien ausgesetzt. Man arbeitet au der Verwirklichung der Drohungen, die Mussolini fchon in seiner letzten Rede gäußert hat: Noch schwärzere Tag« stehen Südtirol bevor." Russisches Gold. Im Anfang war die russische Herrlichkeit in Las Evangelium verschworen, daß das Geld vertilgt werden müsse von der Erde. Ihr greulichster Schreck ist eben der „Kapitalismus", und selbst der russisch« Soldat muß in seinem Schull«sebuch und feiner Instruktion lernen, Ivie schrecklich der Kapitalismus ist. Daß aber nicht nur Geld Kapital ist, sondern jegliche Veranstaltung, die nicht unmittelbar von der Hand in den Mund geht, dafür scheint in Rußland der Sinn noch wenig entwickelt zu sein, und der Soldat wird staunen, wenn er einmal erfährt, daß die russische Wirt schaft eigentlich nichts anderes als eine Kon zentration allen Kapitalismus in die Staats hand ist. Gleichviel — Rußland hat gelernt, baß «S Verbindung mit Staaten halten muß, die auf seine neue Weisheit nichts geben und noch bei der alten Mode des Geldgebrauches ge blieben sind. Das alles ist nicht verwunderlich. Aber seltsam ist, was einer russischen Gold sendung passiert ist. Sie ist, offenbar ohne daß sie verlangt war, nach Amerika gesandt worden. Dort lagert« sie zunächst, ein ganz nettes Sümmchen darstellend, rund 21 Millionen Mark. Als Frankreich vom Eintrefsen des russischen Goldes in San Francisko hört«, ver suchte es aus telegraphischem Wege Beschlag darauf zu legen, um sich für alte rufst- sch« Schulden bezahlt zu machen. Ob dieses Versuches der Wegnahme oder aus einem anderen Grund«, hat Rußland schleunigst sein Milltonengold wieder auspacken und nach Deutschland verschiff«» lassem. An wen es da gehen soll, ist einstiveilen noch Geheimnis. Jedenfalls war Deutschland nicht das Ziel der neukapitalistischen Sendung, und auf keinen Fall führt der normale Weg von Moskau nach Berlin um di« ganz« Erde herum. Zu den Wahle». Dl« Wahlen werden in der Hauptfach« von unseren leider allzuvielen Parteien gemacht. Als Gärtner haben wir wenig Ursache, uns in deren engeres Getriebe zu verstricken. Was wir brauchen und deshalb auch in den Wahlen suchen müssen, ist der Schutz unserer Arbeit. Wer uns den gibt, ist unser Mann. Welchem Berufe oder welcher Partei er angehört, ist uns einerlei. Wir gehören ja zweifellos bei weitem nicht alle zu einer und derselben Partei. Wer freilich erst am Wahltagmorgen sich umsteht darüber, wem er wohl seine Stimme geben wolle, der läuft leicht irre. Wer aber im letzten Viertel jahre die Augen offengehalten hat, in welchem gerade unsere Wirtschaftspolitik und insbesondere di« Ernährungspolitik so reichlich an der Tages ordnung war, der weiß, wo die Sachfreund« des Gärtners, wo die lockenden Wahlredefreunde und wo seine Gegner stehen. Er wird vor allem nicht seine Stimme in den Papier korb der Splitterparteien werfen. Wie dem Berufe, ist auch dem Vaterlande nicht gedient mit Verzettelung der Kräfte. Wir haben Forderungen, für deren Erfüllung wir eine Macht brauchen, die uns die Splitterparteien niemals geben können. Es mag ja löblich sein, daß sie eine klare Gesinnung herausarbeiten und zum Ausdrucke bringen wollen, aber was wir für unsere großen wirtschaftlichen Aufgaben brauchen, muß auch in große Hände gelegt werden. All solche Ueberlegungen aber wären zwecklos, wenn uns noch nicht' klar wäre, daß wählen zu gehen unser« heilige Pflicht nnd Schuldigkeit gegen unS selbst, unseren Beruf und da? Vater, land ist. Wer in unseren Tagen der Wahl fern bleibt, gleichviel wieviel Grund er dafür sich ein bildet, der stellt sich selber das Zeugnis der bürgerlichen Minderwertigkeit aus. Das mag geschehen in Berufen, in denen nian auch ohne viel Sinn und Verstand dahinleben kann. Der Gärtner von heute, der auch der Gärtner von morgen sein will, ist sich feiner Pflicht bewußt, nimmt sein gutes Recht wahr und wählt! B. D. Endlich deutsch« Reparationsarbeit innerhalb Frankreichs. Oft hat Deutschland sich erboten, die Wiederaufbauarbeiten im zerstörten Gebiete Nordfrankreichs von sich aus, also von deutschen Arbeitern und mit deutschem Material, leisten zu lassen. Dagegen erhoben sich stets di« denk- bar heftigsten Stimmen aus Frankreich. Ein mal war die französische Arbeiterschaft dagegen wegen der Arbeitskonkurrenz, sodann waren die Politiker dagegen, welche der Welt so gerne das Schaustück von der „Barbarei der Deutschen" zeigten, von dem ja immer noch ein Stück vor handen ist. Nun ist aber Frankreich von deut schen Lieferungen so satt, daß es nicht mehr recht weiß, wohin mit dem vertragsmäßig Ab zunehmenden. Müssen wir doch schon für Französisch-Afrika liefern! Jetzt ist endlich ein mal die Ausführung einer Talsperre in S ü d o st fran kreich in deutsche Hand gelegt worden. Zwischen fünf- und sechshundert Arbeiter werden dafür nach Vernon geh«», und auch das Material wird Deutschland liefern. Der Sach- und Arbeitswert des Werkes wird sich auf rund elf Millionen belaufen. Soziale Fürsorge von Staats Wege» scheint in England noch wenig entwickelt zu sein. Zahlreick)« Bergleute sind dort arbeitslos und in größter Not. Ihr Staat aber gibt ihnen nichts, und er begründet es dahin, daß er sagt: „Gebe ich den einen, so kommen auch die andere» und wollen haben." Folglich — gibt ex keinem was und sieht gerührt zu, daß sich private Sammlungen auftun, um de» Notleidende» zu helfen. Es ist das vollen dete Gegenteil dessen, was Deutsch land feit langen Jahren bis zur Erschöpfung leistet. Amerikanische Gäste. An den größeren Verkehrsplätzen Deutsch lands ist jetzt schon die Zahl der aus Amerika in den nächsten Monaten zu erwartenden Ge- fellschaftsreisenden bekannt. Sie war im Dor- jahr« über Erwarten stark und steigt 1928 um weiter« zwanzig Prozent. Das Ansteigen des amerikanischen Interesses für Deutsch land gilt keinesivegs nur der deutschen Land schaft. In ihm kommen vielmehr auch die nationalen wie di« geschäftlichen Sympathien der Amerikaner für Deutsch land zum Ausdruck. Diese Sympathien ver dienen nach mehr als einer Hinsicht Aner kennung und Dank, und hoffentlich besinnen sich diejenigen Kreise, mit denen die Gäste in geschäftliche Berührung kommen, auf den Rückschlag, den sie vor zw«i Jahren dem Fremdenverkehr in Deutschland und jpezim demjenigen aus Amerika zugefügt haben dura) Preisstellungen, die abschreckend und verstim mend wirkten. Angenehm berührt werden von d«r Erhöhung der Bejuchszissern aus der ganzen Reisestrecke auch di« Blumen- und besseren Gemüsegeschäfte durch den erhöhten Bedarf an Geschenk- und Delora- tionsblumen und an Obst- und Speisegemüfen. Weder unsere Hotels noch die Reisenden selber pflegen zu knausern, wenn ihnen auser lesen« Ware angeboten wird, und so mit bietet di« Reifezeit Gelegenheit, Bestzucht- oder Standardware nicht nur vorteilhaft an den Mann zu bringen, sondern auch Verbindun gen anzuknüpfen, di« auch über die Reisezeit hinaus n-ertvoll sein können. Die Jahresabschlüße der größeren Unternehmungen weisen fast durch weg Steigerungen der Reingewinne gegenüber dem Vorjahre auf, die eine Erhöhung der Divi denden gestatteten. In einer großen Zahl von Berichten erscheint der Dividendensatz in un gefähr der Höhe der gegenwär. tigen Hypothekenzinssätze, nicht selten auch darüber. Das spricht für eine gün stige Entwicklung des deutschen Geschäftes, die sehr zu begrüßen ist. Bedarf, Einfuhr und NnfShigkeitsbeweis. Auf eine üble Fehlerquelle in der Be- urteilung der Leistungsfähigkeit des deutschen Gartenbaues weist in der .Gartenbauwirtschaft" vom 12. April eine Arbeit Dr. Eberts hm. Immer wieder wird aus der Tatsache riesiger Einfuhrmengen der falsche Schluß gezogen, daß damit bewiesen sei, der deutsche Gartenbau könne den Bedarf nicht decken, und jene Einfuhr sei deswegen nötig. Die Ebertsche Arbeit kennzeichnet ein großes Teil jener Uebereinfuhr als ein planloses und von keiner deutschen Stelle verlangtes Her- einwerfen der fremden Ware auf den deutschen Markt. Der Grundsatz für solche .wilden" Ein fuhren muß natürlich heißen: Losschlagen um jeden Preis. Dadurch werden aber nicht nur die Preise gedrückt, sondern die Bedarfsneigung der Verbraucher wird auch verschoben. Der deutsche Handel würde nicht versäumen, das Notwendige zu b e st e l l e n. Jene Markt überschütter warten nicht die Bestellung ab, son dern werfen die Ware aus gut Glück in Masten herein. In der Einfuhr st ati st ik sieht man aber den Zahlen nicht an, ob sie gesunde Bedarfsware oder unverlangten Ramsch ver zeichnen. Unter gesunden Orgauisaiioirsver« hältnisten dürfte es den Außenstellen, also den Ortsgruppen, nicht schwersallen, die Einfuhren nach diesem Gesichtspunkte zu beobachten und ihr« Erfahrungen den Landesstellen oder dem Neichsverbande mitzuteilen. Denn ohne unser Zutun wird der Unfug nicht aufhören, den Gartenbau in Mißkredit zu bringen und den Gärtnern zu schaden. Noch «in Paar Sekunden ungeduldigen Wartens, dann flammte plötzlich über dem Eingang eiu buntes Transparent aus: „Vsrietä Dinon" „VauckevUie sack Dancing* Di« Kellertür wurde geöffnet, und sie stapf ten hintereinander hinunter. Der Keller mußte in den Zeiten vor dem Alkoholverbot zu einer Brauerei gehört haben. Schwere Gewölbe teilten den Raum in drei Teil«. Zweieinhalb waren mit Tischen und Stühlen angefüllt, L«r übrige Raum wurde von einer provisori schen Bühne eingenommen. Die drei nahmen an einem Tisch vor der Bühne Platz. Nanette be grüßt« besonders den riesigen Neger mit aus gesuchter Höflichkeit. Sie stand in weißer Bluse und hoher schwarzer Lockenfrisur hinter dem Bartisch. „dl> new do^," sagte sie verschämt lächelnd, als Sam über die leeren Tisch« weg fragend auf Win deutel«, der mit einer blauen Schürze »eben ihr stand. „Na, dann dring mir mal zwei weich gekochte Eier," sagte Sam zu Win und zwinkerte mit den gutmütigen Augen. „Er weiß Bescheid," sagte Nanette lachend. Win bracht« zwei Eier ohne Salz und ohne Löffel an den Tisch des Negers. Mit einem Messer schlug er die Spitze ab — das Ei war gefüllt mit schönem, goldigem Kognak. So umging man hier unten das Alkoholverbot. MadameS „weichgekochte" Eier waren in Hoboken bekannt. Da» Lokal füllt« sich allmählich. Der Alkohol zog immer neue Gäste herbei. Das Variete Pinon war der Polizei längst bekannt. Das Volk da unten war meistens betrunken, w«nn eine Razzia in den Keller kam, doch mau konnte niemals Alkohol finden. Auch wußte man nicht, wie er in den Keller geschmuggelt wurde. Win hatte schnell verstanden, «m was eS sich hier handelt«. Man bestellte Limonade, harte und weiche Eier, die für den Eingeweihte» die verschiedenen Sorten von Spirituosen bedeute ten, die di« ausgeblasenen Hühnereier enthielten. Win fuhr plötzlich erschrocken herum, als er hinter dem Glasschrank an dem Bartisch ein leises Klopsen vernahm. Er machte Nanette auf das sich wiederholende Geräusch aufmerksam. Nanette lachte über seine Besorgnis. „Komm' nur mit, das ist Charly, der bringt neuen Stoss." Sie führte Win in «in dunkles Neben gemach hinter dem Bartisch, in dem es modrig und faul rochWSie öffnet« eine kleine niedrige Tür. Win erkannte im Dunkeln zwei Ge- stallen, die von einer Petroleumlampe ge spenstisch beleuchtet waren. Sie standen in einem schmalen Boot, in dem noch einige Kisten lagen. „Wir haben wenig Zeit heute abend, macht schnell!" „Schon gut, Boys, gebt nur herauf." Win mußt« einige von den schlüpfrigen Stufen hinuntergehen und sah im Schein d«r trüben Lampe einen schwarzen Strom unab lässig an seinen Füßen vorbeiziehen. Er mußte die schweren Kisten abnchmen und nach oben tragen, was bei den schlüpfrigen, glatten Stufen nicht leicht war. Die Hälfte der Listen kamen zu Nanette. Tharly mußte noch weiter. Nanette reichte ein ansehnliches Paket Dollar scheine hinunter, Charly dankte und dann paddelten sie weiter in den düsteren, stinkigen Kanal hinein, einem Hauptsiel HobokenS. Win war froh, als er wieder hinter dem Bartisch stand. Das Bild hatte skh inzwischen wesentlich verändert. Das Lokal war überfüllt. Aus der Bühne sang ein spindeldürres Mädchen zweideutige Lieder. Die Männer und Weiber gröhlteu nach jedem BerS den Refrain mit. Win hatte alle Hände voll zu tun. Doch bald fühlt« er «ine unabweislich« Müdigkeit und Erschöpfung in sich aussteigen. Der Tabaks qualm, der in einer dichten Wolke im Raume schwebte, btizte sein« Augen, di« vom vielen Sehen ohnehin abgespannt waren. Kurz ent schloss«» verschwand er die Darmädchen konnten seine Arbeit auch besorgen. In seinem Zimmer angekommen, schob er das Fenster nach oben und ließ die frische Nacht luft Hereinströmen. Er sog den reinen würzigen Duft vom Meer mit tiefem Behagen «in. Dann zog er sich langsam aus, verschloß di« Tür und legt« sich schlafen mit der Ab- sicht, sich durch nichts mehr stören zu lassen. Zwei Polizisten kamen die Straße herauf. Dor dem Schild „Dariete Pinon" blieben fie stehen und lauschten. Das Transparent leuchtet« unschuldig in di« Nacht hinaus. Die beiden Blauröcke gingen, den Gummiknüppel fest in der Hand, langsam weiter. Die Gaslampen flackerten höhnisch aus. Und unten im Keller bei Madame Pinon entfesselt der Alkohol Orgien. ES war ein schöner, warmer Sonntagnach mittag. Eine lange Reihe Autos schob sich in den Pennsylvania-Bahnhof hinein, die schräge Rampe zu den Bahnsteigen hinunter. Michael Singer entstieg einem Wagen und begab sich hinunter zu de» unterirdischen Bahn steigen. Der Zug nach Long Island stand schon im Bahnsteig tief unter der Erde. Singer setzte sich und legte — schon vollkommen amerikanisiert — die Füße auf das Polster gegenüber. Der Zug setzt« sich bald in Bewegung. Er fuhr in einem Tunnel quer unter Neuyorks Wolkenkratzern dahin, dann lief er in rasender Geschwindigkeit in den Tunnel hinab, der unter dem East River hindurchführt. Etwa nach drei Viertelstunden rief der Beamte die Station „Cedarhurst" ab. Singer stieg aus dem Wagen und lag in den Armen Evelyns. „Ich bin so glücklich, Michael, daß du Wort gehalten hast." „Und wi« geht es dir?" erwidert« Singer, der bemüht war, den Empfang aus einen etwas kühleren Ton zu stimmen. Er befreit« sich aus ihren Armen und sah sich um. „Evelyn, du bist unvernünftig, du weißt, daß ich von Photographen geradezu verfolgt werde." „Mein Gott, freu dich doch darüber!" „Und was würden deine Eltern sagen, wenn sie in den Zeitungen ein Bild sähen, aus dem wir uns in den Armen liegen?" „Nicht auszudenken! Ich bitte tausendmal um Entschuldigung!" „Du bist zu unvorsichtig, Evelyn! Ich, als Direktor der Singer —" ,/Ou bist ein Narr und hast wahrscheinlich Hunger!" Sie lies durch die Sperr« auf einen kleinen hübschen Wagen zu, dessen Schlag sich öffnete. Die Leute, di« mit Singer in Cedar hurst ausgestiegen waren, sahen bewundernd der zierlichen Figur nach, die im weh«nd«n Mantel vor ihrem Wagen stand. Evelyn Rogers war unbedingt schön. Sie hatte viel von der Welt gesehen, war reich und be gehrenswert — man schätzte sie in Cedarhurst aus achtmalhunderttausend Dollars. Aber sie wollte sich ihren Mann selbst aussuchen. Singer nahm neben ihr Platz und der Wagen fuhr in raschem Tempo davon. Dor einem schloßartigen Gebäude machte Evelyn halt. Mr. Roger» und sein« Kran standen im Haus«ingang und begrüßten den Ehrengast. Mr. Rogers klopfte dem Reisegefährten aus die Schulter. „Äh, Mister Singer, nun weiß ich, warum Sie immer so in sich gekehrt waren auf der ganzen Reis«. Ich hatte Evelyn schon ge- schölten, sie soll« Sie in Ruhe lassen, sie seien hochmütig, aber sie wußte es immer besser und nun lese ich, ganz Neuhork, di« ganzen Staaten sprechen von Ihnen. Di« Krauen haben doch einen verdammt guten Riecher!" Ich freue mich, einen solchen Gast zu be- Herbergen!" sagte bewundernd Mrs. Rogers. Man las ihr die Eitelkeit vom Gesicht ab. Singer mußte überhaupt über die in schwarze, bauschige, knisternde Seide gehüllte kleine Frau lächeln, die aufgeregt wie eine gackernde Henne durch die Diele rauschte. Nach dem Abendessen gruppierte man sich um die behaglich knisternde Flamme des Kamins. Nachdem man eine gute Stunde plaudernd am Kamin gesessen hatte, erhob sich Mr. Rogers plötzlich und unvermittelt und sagte freundlich zu Singer: „Entschuldigen Sie uns, bitte, wenn wir uns zurückziehen, wir sehen uns nachher noch einmal. Ich habe noch eine kleine Billardpartie zu spielen." Evelyn sah, ein leises, glückliches Lächeln in den Augen, die Eltern fortgehen, dann fah sie Singer an, der etwas pikiert in die lodernden Scheite blickte. Die flackernden roten Reflexlichter gaben seinem Gesicht etwas Diabo lisches, unglaublich Energisches. In diesen etwas brutalen Zug hatte sie sich verliebt. Dieser Zug in seinem Gesicht hatte sie bezwungen, als die sternklare Nacht und die unendliche Stille des Meeres fie ihrer kühlen Vernunft beraubt hatten. „Michael, liebst du mich noch wie in fenen Stunden der Ueberfahrt?" »Ja," sagte Singer, denn er sprach di« Wahrheit, auch damals hatte er Evelyn nicht geliebt, „aber ich weiß nicht, was werden soll!" Evelyn zuckte zusammen. „Was hast du für Plän«?" fragte sie leise. In ihren Auge» glänzten ein paar Tränen. Die Zauberfahrt Spalte 26 „Evelyn, ich muß doch heut« an meine Aus gabe denken!" „Du bist also völlig von deiner Jd«e be fangen?" Sie starrte mit weitausgerissrnen Augen in die Flammen und fürchtete sich vor der Antwort. Ein Scheit bäumte sich plötzlich unter der verzehrenden Glut der Flammen auf und fiel knisternd und qualmend auf die Vorlage. Beide sprangen auf und warfen es mit dem Gerät wieder hinein in die lodernde Glut. Sie knieten dicht nebeneinander vor dem Kamin wie vor einem Altar. Ihre Schultern berührten sich. Michael umarmte sie plötzlich und drückte ihr einen langen Kuß auf den Mund. Evelyn ließ sich aus ein große« Fußrissen, das vor dem Kamin lag, niedergleiten und blickte fragend zu ihm auf. Singer zog eine» Sessel dicht ans Feuer und sagte leise: „Ich hab dich heute eben so lieb, wie in den schönsten Stunden meines Lebens aus dem dunkelblauen Ozean. — — Aber ich kann nicht für eine Frau allein leben, di« Uinwelt wartet auf mich." „AIS Frau werde ich dich wohl nie ver stehen. — — Müssen wir darum also aus- einandergehen?" fragte sie nach einer Pause. „Nein, Evelyn, nicht, wenn du den Mut host, so weiter zu leben, wie du es jetzt tust." Evelyn gab kein« Antwort. Ihre Auge» waren an die glimmenden Scheite gebannt. Die Wärme o«r Sonne läßt das Holz wachsen — das Holz gab heut« die Wärme wieder her. Wir müssen alles wieder her geben so oder so. Die leichtsinnige» Ge danken der emanzipierten Amerikanerin ge wannen die Oberhand — sie setzte sich dicht zu Michael. Erst spät am Mend verließ Singer das Haus. Ihm war es recht. Evelyn schien ihn zu lieben und seine Freundin bleiben zu wollen. Wozu sollte er ihr sagen, daß j«? für ihn nur eine Episode war? Eortsetzung folgt^