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426 Wic treffend sind hier mit einem Worte die unrechtmäßigen Ehe» charakterisirt, jene Verbindungen, in denen das, was in der rechtmäßigen Ehe den lieblichsten himmlischen Segen bekundet, nur als ein Unglück, als eine Strafe angesehen wird. Trotzdem läßt der Christ auch den in der Sünde erzeugten Kinder» nichts Unlicblichcs widerfahren. Während das Mcrlhum die Kinder aussctzt, ernährt und erzieht sie Vas Ehristcntbum, unbekümmert, ob sic aus einer recht- oder unrechtmäßigen Ehe entsprossen. An dem Tage, au welchem Augustin die heilige Taufe empfing, geht sein Sohn neben ihm her unk wird zugleich mit ihm getauft. Trotz seiner Reue liebt er das Kind, als eine beständige Erinnerung seiner Schwäche, als eine aus dem Fehltritte selber hervorgegangcnc Pflicht: und welch eine angenehme Pflicht! Wie sehr liebt er kiesen Sohn, den er nicht betrachten kann, ohne zu gleicher Zeit ausö Innerste gcdcmüthigt und gerührt zu werken! Wie findet sich der Baier in dem jungen christlichen Sohne wieder! Aber auch mit welcher Ergebenheit bringt er ihn dem Herrn dar zum Opfer, als Gott denselben in einem kaum sechzehnjährigen Alter von der Erde abruft! Nach dem Tode dieses Kindes blieb in dem Herzen dcö heiligen Augustinus nur eine Erinnerung voll süßer Wchmuih zurück, die von seiner Frömmigkeit zwar stets in den Schranken der Vergessenheit gehalten, aber nie ganz erstickt wird. „Adeodat", sagt er, „das Kind meiner Sunde, ward init mir zugleich getauft. Du hattest das Kind gesegnet, mein Gott! Kaum in einem Alter von fünfzehn Jahren, ragte es an Geistesgabcn über manchen achtbaren und gelehrten Manu hervor. ES waren deine Gaben, Herr, die ich in ihm zu rühmen hatte. Es hatte dir Wohl gefallen, die Frucht meines Fehltritts zum Guten umzuwandeln. Du hattest ihm Alles gegeben; denn von mir hatte das Kind nichts empfangen als seine unmittelbare Eristcuz, in der meine Sünde sich kund that. Du hattest mir den Willen cingcgcbcn, meinen Sohn in der Liebe zu deinem Gesetze zu erziehen. Du hast ihn zu dir genom men, als er kaum sechzehn Jahr alt war, und jetzt denke ich daran, ohne mich mehr darüber zu betrüben. Ich habe nichts mehr weder in Betreff seiner Kindheit, noch seiner Jugend, noch seines reisen Al ters zu besorgen. Er ruht in Frieden in deinem Schoße. Wie sehr freute sich damals mein Herz, als ich ihn zugleich mit mir in dem Guadenwasscr wiedergcborcn werden sah!" Wir finden in der „Beichte" Augnstin'S keine schönere Scene, als diese Taufe Adeodat'S; wohl aber haben wir au einigen Stellen etwas mehr Leidenschaft bemerkt. Nur muß man nicht etwa an jene wilden Ausbrüche der Leidenschaft denken, welche die gemeine Grund lage der modernen Romane bilden. In der „Beichte" bewegt sich die Leidenschaft zwar noch, aber sie kommt nicht zum Ausbruche. Sie ist ruhig und ernst, sie gleicht der Leidenschaft, wie sie die Bild hauer des AltcrthumS plastisch darstcllen, der Leidenschaft, die, treu dem Gesetze des Schönen, jeder Verzerrung und Grimasse abhold ist. Das Christcnthum verbannt eben so aus der Leidenschaft alles Schreiende und Verzweifelnde und findet das Schöne nur in der Ucbcrcinstimmung mit dem Gesetze. DaS Gute ist die Grundlage des Schönen. „Ich mußte", sagt Augustin, „die Frau von mir entfernen, die ich so lange geliebt hatte: sie stand meinem Entschlusse, eine recht mäßige Ehe cinzugchkn, im Wege; ich schied mich demnach von ihr, aber mein Herz blutete bei dieser Trennung und sehnte sich noch lange Zeit nach dem Herze» zurück, a» das cs früher so gefesselt war. Sie aber kehrte nach Afrika zurück, indem sie den Himmel zum Zeugen anricf, daß sic nie mehr mit einem Mannc sich verbin den wolle." (Schluß folgt.) England. Gesundheit, Krankheit und Sterblichkeit in England und seinen Kolonieen. (Schluß.) Nachdem noch in den Berichten nachgewicsen wird, daß die Sterblichkeit unter den Garden zu Fuß noch um die Häiftc stärker ist als bei der Garde zu Pferde, gehen die Verfasser zu den Stationen des Mittelländischen Meeres über, und zwar zu Gibraltar, Malta und den Jonischen Inseln. In Gibraltar ist das Klima starken Nebeln ausgesetzt, obgleich «S im Sommer trocken und schwül ist. Die Ostwinde, welche das Mittelländische Meer durchstrcichen, sind mit Feuchtigkeit geschwängert und führen die ungesunde Jahreszeit mit sich, welche von Juli bis zum November dauert. Die Heftigkeit dieser Winde ist den Wunden gefährlich, hitzige Krankheiten zeigen sich und viele in der Genesung Begriffene bekommen wieder einen Rückfall und sterben; während die Westwinde klar, trocken und erfrischend sind und glücklicherweise gerade der Stadt zuwehen. Regengüsse dauern mit großer Heftig keit bis Ende Scptcmbcr und fallcn fortwährend, obgleich zuweilen mäßiger, bis zum Mai; diesen, Regen folgt Dürre, während welcher die Vegetation ersterben würde, würde sie nicht auf künstliche Weise bewässert. Der Herbst ist voll von starkem Thau und dickem Nebel, für die Empfindung sehr unangenehm. In Malta, dessen Temperatur der der Tropenländer gleicht, fällt der Regen in heftigen Güssen vom Dezember bis zum Februar, fo daß bis zum März die Luft mit Feuchtigkeit geschwängert ist. Von da an fallt kaum ein Regentropfen während vcr nächsten fünf Monate, und der Himmel ist ohne eine einzige Wolke. Der Sirocco oder Südostwind webt heftig i» den Hcrbstmonatcn und ist eine Quelle großer Belästigung für Vie Empfinvung unv von großem Nachtheil für den Gesundheitszustand. Man hat behauptet, Gibraltar und Malta hätte» eine sehr günstige Lage für die Gesundheit und ge währten einen Schimmer von Hoffnung für diejenigen, welche an der Schwindsucht leiden; aber diese Annahme wird vurch den vorliegende» Bericht wwerlegt. Dcnn aus diesem ergirbt sich, daß, mit Aus nahme der Ionischen Inseln, bas Mittelländische Meer nicht, wie man gewöhnlich glaubt, für die Lungenschwindsucht lindcrnv ist, sondern gerade Vas Gegentheil statlsindet. Was andere Krankheiten betrifft, so ist gewöhnlich in Gibraltar einmal des Jahres ein Jever unter ärztlicher Behanvlung. Tovcs- sälle vurch Fieber sind um die Hälfte mehr als in England, und die Zahl der von Vieser Krankheit Ergriffenen zweimal so groß. Jcdoch ist nicht das gewöhnliche, sondern das zu Zeiten herr schende gelbe Fieber an der vermehrten Zahl dcr Sterbenden schuld. Katarrhe sind trotz Nebcl und Feuchtigkeit nicht so häufig als bei u»S, und die Lungenentzündung kommt zwar öfter vor, aber ihr Charakter ist bei weitem milder. In Großbritanicn stirbt einer von 18, in Malta I von 45. Auf den Jonischen I nseln ist dir Zeit des stärksten Regengusses zwischen November unv März: die dcr Trockenheit vom Juni bis September. Erdbeben sind häufig. Das Klima, obgleich veränder lich, ist allen Lnttgenkrankbeittn günstig. Scknupfcnfieber sind weder halb so vorherrschend, noch halb so lebensgefährlich, als in Gibraltar, Malta oder in England. Die Anfälle von Sebwindsucht und die Sterbefälle überhaupt sind weit geringer als in Malta. In Malta, Gibraltar und Großbritanien werden unter 1000 Menschen gewöhnlich 6 von dcr Schwindsucht befallen — auf den Ionischen Inseln mir 5. In Westindien wird die Hitze neun Monate des Jahres hin durch von den Paffatwindcn, die von Osten her wehen, August und Dezember ausgenommen, gemildert. Die stürmische Jahreszeit dauert vom August bis gegen Ende Oktober, während welcher Zeit von großen Verwüstungen einige dieser Inseln heimgesmbt werden. Die Zahl vcr wcißen Truppen vom Jahrc 1817 bls I8ZV bctrug 4333, wovon jeder Manu durchschnittlich zweimal des Jahres unter ärzt licher Aussicht gestanden zu haben scheint, das heißt, Vie Krankheitsfälle siiiv im Ganzen ungefähr zweimal so zahlreich wie in England. Bei uns stirbt unter 67 Kranken nur l; in Westindien stirbt von 24 Einer, Es starb jährlich ein Eilftcl dcr Kriegsmacht, welches die sechsfache Zahl der Sterblichkeit unserer Truppen in England ist. So arg dieses auch sepn mag, so scheint doch der zerstörende Einfluß deS Klima'S sich gemildert zu haben, wie mau auS der Sterbeltste innerhalb dcr vierzehn Jahre, die dem Jahre 1817 vorangingcn, nämlich von 1863 bis 1816, ersehen kann. In dieser Zeit find jährlich von uxw Mann weißer Truppen >38 gestorben, over ungefähr die eine Hälfte mehr als die Durchschnittszahl ver letzten zwanzig Jahre.') Nicht unerwähnt vürfeu wir lassen die Einrichtung der Kasernen, die als ein wahres Muster großer Nachlässigkeit oder Unwissenheit gelten können in Allem, was Vas menschliche Leben anbetrifft. In einem warmen Klima werden so viele Menschen in einem Zimmer beherbergt, als die Breite ihrer Körper es zuläßt. Auf einen jeden Mann kommen 23 Zoll, oder gerade Naum genug, die Hängematten zu befestigen, in die, anstatt der Bettstellen, sie neben einander gelegt werden. "Dieser Zustand dcr Dinge blieb bis 1827 so. Von dieser Zeit an wurden drei Fuß unv drei Zoll jedem Manne gestattet, so daß die Kaserne in jevcr Hinsicht ein viel geräumigeres und bequemeres Ansehen erhielt. Dieser Raum ist indessen für dcn Gesundheitszustand so klein, wofern nicht ein künstlicher Luftzug angebracht wird. Die Fieberkrankheiten sind sehr stark in Demerara, Berbice und Trin idad, wo die Kasernen i» sumpfigen Gegenden sind. In den anderen Inseln sind sie weniger herrschend. Auf Tobago, Guiana, St. Lucia unv Domingo wüthen oft das gelbe unv andere bös artige Fieber. Es stirbt ver 23stc Kranke dort, statt bei uns der 28ste. Dagegen sind die mit Ausschlag begleiteten Fieber (ernprivv Gv.-rs) so selten, daß während eines Zeitraums vou 2t) Jahren nur 13 Mann daran erkrankten, wovon ein einziger starb. Wie groß der Einfluß der Lokalität auf die Sterblichkeit dcr Truppe» iu Westindien ist, mag Folgendes lehren. Von tausend Mann weißer unv schwarzer Truppen starben jährlich zu Park Camp 140,s Por« Nopal 113,> Fort Antigua 73,» Spanish Town.... l«r,< Honep Hill W,2 Port Antonio >49,, Falmouth ....... 102,6 Moutego Bap .... 178,» Maroon Town.... 32,7 Lucca 84,» Die Entfernung zwischen Maroon Town und Montego Bay ist bloß >8 Engl. Meilen, unv voch ist ver Unterschied der Sterblichkeit so groß, weil letzteres an dcr Sccküstc licgt und von drei Seiten durch Berge eingeengt ist. Die Hitze ist dadurch stärker, und die Verbin dung der Seeluft mit ter Feuchtigkeit der Hügel erzeugt wahrschein lich Malaria. Wir haben noch einige Worte über unsere heillose Niederlassungen in West-Asrika zu sagen, die zn behalten uuS ein wahrer Wahnsinn scheint. Die Verfasser der Berichte bedauern dcn Mangel an genauen Nachrichten und setzen hinzu, daß alle Jene, welche ihnen die Aus schlüsse und Materialien bringen sollten, vorher in vcr Kolonie gc- '> Da irrt sich der Vc>»affcr schr, w-nn cr diese Vcrschiedenbcit »cm wandelbaren Klima zuschreidt. Der Krieg mit Frankreich und ylmenka m jenen Jahren »nachte den Dienst der Soldaten erschovsender, und anderer,eits konnte das Mutterland nicht so leicht für die Ncrosteguna der fernen Truvven sorgen, da man zu Hause so viel zu thun hatte und auch ras Meer unsicher war-