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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration«- Prei« 22j Sgr. fj THIr.) nierteljähriich, 3 Thir. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. z t n a g a für die Man pränumeriri auf dieses Beiblatt der ANg. Pr. Staat«. Zeitung in Berlin in her Expedition (Friedrich«,Straße Nr. 72); in der Propin; so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Aemtcrn. Literatur des Auslandes. 59. Berlin, Freitag den 17. Mai 1839. Australien. Besuch bef Pvmarrö, der Königin von Tahiti ). Am 2tz. November waren wir im Angesicht der Insel Tahin, und am folgenden Morgen ankerte ich vor Mataval. Ich erfuhr, daß die Fregatte „Venus" und die Korvetten „L'Astrolabe" und „La C«l«e" im vorjährigen Dezember gleichzeitig hier gewesen seyen. Der Capital» der „Venus" Hane die Genuglhuung, die er verlangen sollte, erhalten und war dann abgesegelt. Noch an demselben Tage besuchten mich mehrere Häuptlinge, worunter auch der Gemahl der Königin und der Häuptling Pafai, der sich immer als Freund der Franzose» gezeigt hat. Letzterer rieih mir, de» Ankerplatz vor Maiaval, welcher im Dezeniber, Januar und Februar sehr gefährlich ist, zu verlassen und nach Papeni zu gehe», wo die Königin wohin. Dies ihat ich am folgende» Morgen. Herr Mörenhout, den ich bei meiner Ankunft sah, erzählte mir, daß man ihm nicht gestatten wollte, ei» Sluck Land, welches sein Haus umgiebl, käuflich zu erwerbe». Seit der Abfahrt der „Ve»us" ist »ämlich ein Gesetz ergangen, welches den Auslän dern jeden Grundbesitz aus Tahiti untersagt. Ich riech ihm, eine direkte Eingahe an die Regierung zu machen, und zwar noch ehe wir vor Pomarre zur Audienz erschienen; denn es war mein Vorsatz, im Falle sein Gesuch zurückgewiesen würde, der Königin zu bedeuten, daß ei» Französischer Konsul auf Tahiti so wohnen müsse, wie es seiner Würde gezieme, und dem Britischen Konsul nicht nachstehen dürfe- Herr Mörenhout erreichte jedoch ohne meine Verwendung seinen Zweck. Am folgenden Freitag verließ ich, von einigen Offizieren der „Heroine" begleite«, die Korvette und besuchte die Königin in ihrem neuen Hause, das recht schön, aber noch unvollendet ist. Sie empfing uns in einem großen Zimmer, das fast ganz ohne Möbel war und in welchem außer ihrer Mutier, ihrer Tame und einigen Hofdamen auch der Häuptling Taii, der ihr ganzes Vertrauen zu genießen scheint, und noch andere Personen sich eingefund-n hatten. Pomarr« stand von ihrem Sitze auf und reichte mir die Hand. Darauf winkte sie einer Tahiterin, die sehr gut Englisch spricht, und gab mir zu verstehen, daß diese Dame unsere Dolmetscherin seyn sollte. Vermuchlich wollte sie nicht gern durch die Vermittelung des Konsuls hören» was ich ihr zu saacn hatte- Ich begann damit, der Königin mein Kompliment darüber zu machen, daß der Zwist, welcher die Reclamationen Frankreichs herbeigeführt Hane, glücklich beendet sey. Ich sagte ihr, daß ich hoffte, die zwischen beiden Siaale» bestehende Eintracht werde nicht ferner gestört werden; daß der König mit allen ausländischen Nationen in Frieden zu leben wünsche, insonderheit aber mit den Tahilern, die unsere Seefahrer ihm als ei» sanfics, guice und gastfreies Volk geschildert hätten. „Wenn Eure Majestät", so fuhr ich fort, „die Franzosen genauer kennen lernen, so wird cs Ihnen nicht verborge» bleiben, daß mail sie verleumdet hat, und daß sie der größten Rücksicht werih sind- Zwar haben bis jetzt erst wenige Franzosen in Ihren Slaaicn sich gezeigt; der Grund liegt aber nur darin, daß der Handel in diesen Meeren erst seit kurzem für uns wichtig geworden ist. Möchte» Eure Majestät nicht, durch falsche Einflüsterungen verleitet, anzunchmcn geruhen, die Franzosen seyen kein mächtiges Volk, und also unfähig, ihren Landsleuten in der Ferne Schutz angedeihen z» lasten " Die Königin ließ mir durch ihren weiblichen Drogman ant worten, sie habe in der Thal noch wenig von der Französischen Nation spreche» höre» und kaum jemals einen Franzosen gesehen; nun aber, da sie mil uns Bekanntschaft gemacht, sollten wir in Tahiti herzlich willkommen seyn und mit aller schuldigen Rück sicht behandelt werden, auf daß der Friede zwischen beiden Na tionen foribestehe- Ich sagte ihr noch, wir schätzten uns glücklich, nach Tahiij gekommen zu seyn; unser Landsmann Bougainville, der zweite Seefahrer, welcher die Insel seit ihrer Entdeckung besucht, sey hier so freundlich ausgenommen worden und habe eine so reizende Schilderung von Tahiti gemacht, daß wir dem - -das Folgende ist «>n Slusjug au« dem Berichte, ken Herr ööcille, Eapitain der Norvette „H-roine", an den Französischen Minister des Handel« abgestattet hat- lebhaften Drange, diese Insel zu besuche» und mit ihren Be wohner» eine» Frcu»dschafis-Bu»d zu knüpfe», nicht halten wider stehen können. Beim Schluffe der Audienz lud ich die Königin ei», a» Borld dec „Höroine" zu komme». Diese Einladung machte sie sehr verwirrt; sie zögerte lange mit einer Aniwori. Ma» sah, daß widerstrebende Gefühle in ihr kämpften. Die Gegenwart des Eiluna') war, wie ich bald erfuhr, die Ursache dieser König lichen Verlegenheit. Die Gefangennehmung dieses Häuptlings Halle auf der ganzen Insel eine gewaltige" Wirkung hervorge- brachl, und Pomarrö fürchtete, sie würde, gleich ihm, als Ge fangene behalten und nach Frankreich geführt werden. Endlich faßte sie ei» Herz und verhieß, nächsten Momag an Bord zu kommen. Wir beurlaubten uns von der Tahitischen Herrscherin. Man Hane nur das Ende unseres Besuches abgewarlei, um eine öffenl- liche Feierlichkeit zu beginnen, von der auch wir Zeuge» seyn sollte». Irre ich nicht, so war ein junger Prinz geboren, und man brachte Pomarrö bei dieser Gelegenheit Geschenke und Hul digungen. Seil mehrere» Tage» wimmelte cs im Hafen von Pirogue», die aus andere» Gege»dc» der Insel und von den benachbarten Eilanden kamen, und blumenbekränzte Indianer beiderlei Geschlechts trieben sich an der Küste herum. Eine große Quantität Lebensmittel — vorzüglich gebratene Schweine, Fische, Bananen, Brodsrucht u. dgl. — Hane man in einem eingefrie- digien Raume angehäusl. Diese Lebensmittel waren die Ge schenke der Königin an ihre Gäste. Das Volk drängte sich um den eßbaren Berg, wurde aber durch ein Paar Polizei-Beamte außer den Schranken gehalten. Auf ein Signal der Königin nahmen zuerst einige privilegine Personen de» ihne» zukommen^ de» Aniheil; dann stürzte der Haufe über die Vorrälhe her, und Jeder schleppte fort, was er habhaft werden konnte. Diese Plüns derung veranlaßte die drolligsten Scene», ging aber in bester Eintracht von Siattem Etwas später am Tage geruhte Pomarrö, den überbrachten Tribut in Empfang zu nehme». Sic war in ihren Palast zu- rückgckehri und hatte umer einem anstoßende» Schuppe» Platz genommen. Alles ging hier sehr ruhig und anständig von Slattem Jeder Slam», erschien im Prozessions-Schrine, die Frauen an der Spitze; und sobald letztere bei der Königin ange- lang« waren, legten sie ihre Blumenkränze und ihre leichte» Ge wänder huldigend nieder. Im Widerspruch mit der alten Sine» befand sich aber umer dein Kleide, das sie ablegte», ein zweites, welcher Umstand die Scene viel weniger eigentbümlich machte, als in früherer Zeit. Nach den Frauen kamen die Männer und legten ihre Gaben, welche auch in Schweinen, Früchten u. dgl. bestanden, der Königin zu Fußen. Herr Mörenhout und ich hatte» während der Eeremonie umer einer Veranda des Palastes, von welchem One aus wir Alles beguem überschauen konnten, Post» gefaßt. Man brachte uns al« Königliches Gastgeschenk mehrere Körbe voll Mundvorrach und ein Paar feite Schweine; wir be gnügten uns aber mit einem Korbe, welcher Ananas enthielt, und ersuchten den Obcr-Veriheiler der Königlichen Gaben, das Ucbrige für sich zu behalicn. Bei Gelegenheit dieser Tahitischen National-Versammlung wurde der muihmaßliche Thronerbe, der erst einige Monate zählt, mit einem schönen Tuche umwickelt, dem Volke vorgezeigt. Am Montage, als dem Tage des zu erwartenden Besuches Ihrer Majestät, begab ich mich, von zwei Offizieren begleitet, in die Wohnung des Herr» Mörenhout, »in die Königin von dort aus abzuhole». Der Häuptling Taii, den wir bei dem Konsul fanden, bat uns, »ich, zu eilen, und wir schlossen daraus, daß auch die Dame» von Tahiti zu ihrer Toilette Zei« brauchen; allein der Konsul sagte uns, Taii habe seit ein paar Tagen öfter bei ihm äuge fragt, ob die Königin und Er wirklich ohne Gefahr an Bord der „Heroine" kommen könmen, und ob wir sie nicht gewaltsam mit nach Frankreich nehmen wollten. Diese Bcsorg- niß war so allgemein, daß man von mehrere» Orten der Insel Deputationen an die Königin schickte, um ihr die Erfüllung des gewagten Versprechens zu widerrachen. Der Konsul benahm dem Häuptling seine Zweifel, und gewisse festliche Dorbereiiun- Ein Neu Seelandttcher Häuptling, der al« Settel an Bord der Kor vette sich befand-