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264 Englischen Blätter bloß von der Pracht der Dekorationen, von in dem Stäche vorkommen, nicht» aber von dem poetischen oder — Agnes Bernauerin in England. In .ondon wird jeyt auf dem Covent-Garden-Thealer ein Drama unter dem Ti tel „Agnes Bernauerin oder das Vehmgerichi gegeben. Die schöne Bader-Tochier scheint dort jedoch als Heldin eine» gc< Mannigfaltiges. — Der Essex-Ring. Der Ring, welchen Königin Elisa beth einst dem Grafen Essex geschenkt und der ihm als Talisman dienen sollte, die Gunst der Monarchin umer allen Umständen wieder zu gewinnen, befindet sich jetzt in den Händen des Briti schen Oberst Warner, dessen Familie das Kleinod als ein un veräußerliches Erbstück betrachtet. Ein einzelner Edelstein jn Form eines Herzens verziert den Ring, der noch ein anderes, historisches Interesse dadurch Hal, daß er der Königin Elisabeth von Maria Stuart bei deren Vermählung mit Graf Darnley im Jahre 1864 mit einigen Versen übersandt wurde. Bekanntlich war es Lady Nottingham, welche den Ring unterschlug, nachdem er ihr von dem zum Tode verurcheillen Grafen Essex anveriraul worden war, um ihn der Königin vorzuzeigcn. Als Elisabeth von der Lady Nottingham auf deren Todbetle den Zusammen hang der Geschichte erfuhr, erkrankte sic selbst und starb bald dar auf. Der Ring kam nunmehr in den Besitz König Iakob « I , der ihn dem Capiiain Warner, einem tüchtigen Seemänne, als Zeichen seines besonderen Wohlwollens schenkte. Die Aktenstücke, die zum Beweise dieser Tbalsachen dienen, werden von der Familie Warner seil beinahe 28» Jahren auf das sorgfälngste aufbewahri. Ich verweilte eini< „Fremdenstügeis" l zimmer", und das „blaue und gelbe Schlafzimmer"', und „das Kronschlafzimmer", und an diese stießen „Ankleidezimmer", alle sehr fein möblin und mit vielen Bildern geschmückt; im oberen Stock waren viele ähnliche Zimmer, die zu gleichem Zwecke be stimmt sind und zu welchen der bloße Besucher keinen Zutritt in ihren Augen als in allen ihren Bewegungen liegt. Doch Nichts geht über die bezaubernde Höflichkeit, mit der sie Einen durch einunddreißig Zimmer führt, die entweder um ihrer Archi tektur, Malerei, Skulptur oder Tapisserieen willen merkwürdig sind! iae Zeil in den Zimmern, die einen Theil des bilden: da war das „rolhe und gelbe Schlaf- funfzig Bilder beruhmier Meister angesehen, und nimmt sich vor, wenigstens die Kanons länger zu genießen. Vergebens! Die Gesellschaf«, an die man zufällig gebunden ist und die vielleicht nach diesen Stücken weniger Verlangen trägt, eil«, hinauszu kommen, und wer könnte so unhöflich seyn, sie Alle zurückhalien zu wollen, damit man seine eigene Prival-Neugier befriedigen könne? So muß man Raphael mit samnn den Uebrigen ver lassen und har von dieser Wanderung durch sämmtliche Gemächer gerade so viel gehabt, als Einer, der durch eine große Bibliothek spazier» und die Büchertitel alle nennen Hori. Doch freu« man sich wenigsten«, daß man weiß, was für Gemälde hier zu sehen sind, obgleich man dies aus einem Katalog eben so gut erfahren könnte und nicht erst eine Reise von dreizehn Meilen von London nach Hampton Couri zu machen braucht. Man könnte sich kaum enthalten, wenn man beim Herausgehen das Trinkgeld in die offenen Hände der Dame legi, diese Methode des Herumführens für eine unwürdige Schnurre zu erklären, wenn nicht da» In teresse für das höchst einnehmende Gesicht, das vor Einem steht, für den Augenblick jedes Kunst-Interesse zurückdrängie- Ich be greife nicht, warum man diese Zimmer nichl so lange offen läßi, wie die des Borghese-Palastes in Rom, wo der Fremde nach Belieben weilen und seine Kunstliebe befriedigen darf, so gul er kann. Der Fremde, der in Hvlkham House nur die Zimmer sehen will, trifft in der prächtigen Aegypiischen Halle eine stattliche Dame mil aristokraiischem Turban und weißen Handschuhen, die nicht mehr und nichl weniger ist, als die Person, welche der Herrin des ganzen Schlosses am nächsten stehi. Sie hat die wahre Ruhe der Englischen guten Erziehung, und wenn man bedenkt, daß von den sechzig Dienern, die zur Halle gehören, zwanzig weibliche nur unter ihrer Kotrolle stehen, dann wird man sich erklären, woher das Gebieterische komm«, da» sowohl HerauSgegeben von der Nedaction der Allg. Preuß. Staat»-Zeitung. Redigirt von I. Lehmann. Gedruckt bei A. W. Hayn. Salvator Rosa, eine andere von Domenichino, drei von Gaspar Poussin und sieben von Claude Lorraine. Von diesem Letzteren sind in Holkham dreizehn Stück, was für eine Privat-Sammlung außerordentlich viel ist, und die meisten darunter sind sehr wenh- voll. Nachdem wir diese Landschaften gehörig bewundert und durch das Fenster die noch schönere Naturlandschaft draußen be trachte«, gingen wir in die Bibliothek der Handschriften. Hier ist ein Bild in Lebensgröße von dem berühmten Roscoe. Dem Eifer und Geschmack dieses Gelehrten verdanken die acht hundert Bände Handschriften, welche diese Bibliothek enthält, eine Menge trefflicher literarischer Noien und Angaben über ihr Alter und ihren Werth. Diese Sammlung ist höchst interessant, uv, und nie hält« ich eine solche im Besitz eines Manne« vermuche«, ' wöhnlichen Melodrama'« aufzulrewn; wemgstens erzählen die der, fünfzig Jahre lang Parlaments-Mitglied, sich nie sehr mit dcr ' cc:ra:::r.:n, rrn Literatur beschäftigt Hai- Besonders merkwürdig und bewunderns- Feuersbrünsten, Turnieren, Bengamwen cxneuchlungen ic., die werih ist die Schönheit der Handschriften in einigen dieser Manu- in d:. " """ >>-— —— skripie- Es sind hier Lateinische Kopieen der vier Evangelisten dramatischen Werihe desselben- auf Pergament, in Gold- und Silbrrdeckeln ausbewahrt, mit bunicn Steinen geziert und reich illuminiri. Diese sind über 60» Jahr alt. Und doch wie schön und fein ist das Material, wie deutlich die Hand! Auch fiel mir ein Miniaturmeßbuch au« dem l3ten Jahrhundert auf, welches von dein geschickten Julio Clovio seyn soll, und dessen Kalligraphie mir die ichönsten Leistun gen der heutigen Presse zu übertreffen schien. Dann zeigte man eine Kopie des Pentateuch, die r»» Jahr al« und auf Einem großen Hirschhautbiatt von W6 Fuß Länge und 28 Zoll Breite geschrieben ist. Ls sind noch eine Menge ähnlicher Werke in dieser Bibliothek, die überdies sehr reich ist an Griechischen Kirchenvätern und Lateinischen Klassikern. Jn diesem Hause sind noch zwei Bibliotheken, von denen die eine durchaus klassisch und die andere gemischter Natur ist. Der literarische Theil des Schlosses ist in der Thai fürstlich eingerichtet und ganz ange messen der übrigen Pracht, die ein ungeheures Einkommen sei nem Eigenthümer gestattet Dieser Eigenthümer ist, wie schon gesagt, 8Z Jahr alt. Er empfängt jeden Fremden mit der größten Freundlichkeit und Zu vorkommenheit, als hätte er wer weiß was von seiner Freund schaft zu erwarten. Aus jedem Wort scheint Gastfreundschaft zu reden. Er entspricht vollkommen unserer Vorstellung von dem alten Englischen Gentleman. Der Charakter des Grundherrn spiegelt sich in seinen Umgebungen ab; Artigkeit und Gastfreund schaft sind der Grundzug seiner zahlreichen Leute, die alle mit wahrem Enthusiasmus von ihm sprechen. Unier den Bewohnern der kleinen Stadt Wells, die drei oder vier Meilen weiter liegt, ist nur Line Stimme über die Güte und Leutseligkeit de» ehr würdigen Mannes. Jeder spricht von der „Halle" wie von einem gemeinschaftlichen Mittelpunkt des Vergnügen«. Keiner geht in der Nahe vorüber, ohne dem Portier die Hand zu schul «ein und einen Blick in die stet« offenen Schätze der Speise kammer zu thun. Wohlwollen und Guimüthigkeit ist Alt ,nd Jung gemein, und wenn Ser Eigemhümer durch die ausgedehn ten Ländereien seines Guis seine Abendfahrt macht, sieht man mit Vergnügen, wie die lachenden Kinder seiner Pächter dem Wagen voranlaufen und wetteifernd sich bemühen, die verschie denen Thore, durch die er fährt, zu öffnen. Ich habe nie zufriedenere Gesichter oder feistere Gestalten gesehen, als heule: besonders scheint es den Dienern des Schlosse« sehr gut zu gehen — man fühlt sich ordentlich gestärkt, wenn man sie nur ansiehi; aber von allen jovialen Gesichtern kommt keines dem des alten Kellners gleich. Es ist ein wahres Muster bild von Behaglichkeit. Man kann cs eigentlich nicht roih nennen — es ist mehr ein glänzendes Kupfer, das zusammi dem runden Bauch umen ein unter Kannen, Krügen und Flaschen verbrachte» Leben ankündigi. Es ist wirklich unwiderstehlich; mau fühlt sich wie erwärmt in seiner Gegenwart und kann sich nicht enthalten, jenes Ale zu bewundern, das so erstaunliche Re sultate hervorbringl. Als die Thürmc von Holkham Hall mir zum letzten Male aus dem Gesicht schwanden, fiel mir ein, daß der würdige Be sitzer desselben auch bald verschwinden werde. Und welch' ein Abend ist dies für den Tag seines Lebens! — eines Lebens, das er lange dem Dienst seines Vaterlandes und dem schönen Stre ben gewidmet, in das Leben der ihm Untergebenen Saamen zu streuen, deren Früchte ihre Zufriedenheit und nnbcgränzie Liebe zu ihm sind. (lt«ml«> lVUs-ct-U.) hat. Dieser Zweck ist, wie der Name besagt, Fremde, die in irgend einer Jahreszeit das gastfreundliche Holkham Hall be suchen, und besonders die edlen Privaifreunde seines Besitzer« zu beherbergen, welche im Oktober und November aus vielen Ge genden dorthin zusammenströmen, um ihrem Lieblingsvergnügen nachzugehen. Das „braune Ankleidezimmer" ist merkwürdig durch seine bedeutende Anzahl origineller Skizzen mit der Feder und in weißer, schwarzer und roiher Kreide von Michel Angelo, Raphael, Perugino, Carlo Maratti, den Earacci's, Lanfranco und Anderen. Ich war zunächst äußerst begierig nach der Statuen-Galerie und ihrer Vorhalle. Diese Galerie ist über Hunden Fuß lang und enthält achiundzwanzig Antiken, unier welchen viele große Statuen sind. Mir gefiel besonders eine Diana, von der man vermulhei, daß sie Cicero gehört habe. Sie wurde vom Grafen Leicester für einen großen Preis gekauft und heimlich aus Rom forlgeschickt. Der Graf ward deshalb arretin, aber auf die Ver wendung des Großherzogs von Toskana bald wieder freigclassen. Sie ist von Parischem Marmor, westlich erhallen und in jene herrliche Gewandung gehülli, wie sie nur der Griechische Meißel hervorbringen konnte. Auch ist hier ein sehr hübsches Kunstwerk von Chanlrey, dessen Modell ich in London gesehen. Sir Francis, von dessen Schügemhaien einige Hügel in der Nähe des Triumph bogens den Namen „khsntroz' Hills, bekommen haben, was ein mal mit einem Schuß zwei Schnepfen, die er zur Erinnerung an diese That in Marmor verwandelte und Herrn Coke schenkte. Nicht« gehl über die Zanheil diese« Kunstwerks; auch ist es so natürlich: die Vögel sind nichl nach dem Leben dargestelll, sonder» wie sie im Tode sind. Das Landschaflszimmer, wie es genannl wird, gcwähne mir vielen Genuß. E« enihäli umer anderen eine kandschafl von