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wöchentlich erscheinen drei Nummern. Prinlnneration«- Prei, 22i Sgr. (j Lhlr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für »al ganz« Johr, ohne Er- HSHung, in aNen Theilen der Preußischen Monarchie. a g a für die Man »ränumeritt auf dies»« Beiblatt der Mg. Pr. Staat«' Zeitung in Berlin in der Expedition (Friedrichs.Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Ausland« bei den WohllSbl. Posi - Armier». Literatur des Auslandes. s. Berlin, Montag den 2l. Januar 1839. Frankreich. Die Rückkehr von Varennes. Aus den Memoiren des Generals Mathieu Dumas. Ich befand mich auf meinem Landhause zu Solsy-sous-Eiioles, wo ich einige Tage zubringen wollte, als ich durch einen Courier, den meine Freunde an mich sandten, die sehr unerwartete Rach' richt von der Abreise des Königs erhielt; sogleich eilte ich nach Paris. Bald erfuhr man hier, der König sey in Varennes an, gehalten und werde nach der Hauptstadt zurückgefühn. Ich wurde in einen Ausschuß der ausgezeichnetsten Mitglieder der Rational'Versammlnng gerufen, wo ich auch den Marschall von Rochambeau anlraf; man berachschlagie über die unter diesen Umständen zu ergreifenden Maßregeln. Einstimmig erklärte man sich diesmal für die Aufrechihaltung de« monarchischen Prinzip« und der Ehrfurcht, die der Königlichen Familie gebührie, und die Versammlung beschloß daher, daß drei Kommissarien aus ihrer Mine dem Könige enigcgengchen sollten, um über seine Sicherheit zu wachen; ein Offizier von Rang sollte sie begleiten und bi« zum Einzuge de» König« in Paris den Oberbefehl über die Truppen führen, welche man auf seiner Reiseroute aufzustellen für nöthig erachtete. Mir wurde dieser Oberbefehl übertragen; die drei ernannten Kommissarien waren die Herren Barnave, Peiion und Latour-Maubourg. Der Moniteur vom Freitag den 24. Juni I79l berichtete darüber in folgender Weise: „Die Rational-Versammlung, nach» dem sie die Verlesung der Briefe und Aktenstücke angchört, welche ihr durch die Munizipalitäten von Varennes und St- Menehould, die Bezirks-Verwaltung von Clermont und die Be hörden des Marne-Departement« zugesandt worden, beschließt die kräftigsten und wirksamsten Maßregel» zur Beschügung der Sicherheit des König», des muthmaßlichen Thronerben und der anderen Personen der Königlichen Familie, welche den König be gleiten, zu ergreifen und ihre Rückkehr nach Paris zu bewachen; sie befiehl«, daß zur Ausführung ihrer Anordnungen die Herren Lalour-Maubourg, Peiion und Barnave sich nach Varennes und denjenigen anderen Oertern begeben, wo ihre Gegenwart erforder lich seyn sollte, und bekleidet dieselben mit der Vollmacht und dem Titel von Kommissarien der Rational-Versammlung; sie verleiht ihnen die Macht, die Naiional-Garden und Linien-Truppen in Bewegung zu setzen, den Verwaltungs» und S«adt-Behörden, so wie allen Civil- und Militair-Beamten, Befehle zu ercheilen und Alle« anzuordnen, was sie zur Erfüllung ihrer Sendung für nöihig erachten; sie empfiehlt ganz besonders den Kommissarien an, darüber zu wachen, daß die der Königlichen Würde gebüh rende Ehrfurcht streng beobachtet werde. Sie bestimmt noch fer ner, daß die besagten Kommissarien von dem General-Adjutanten der Arme«, Herrn Dumas, begleite« werden, der beauftragt ist, die Ausführung ihrer Befehle zu unterstützen." , Obgleich ,ch seh« wohl einsah, daß es die Pflicht eine« guten Burger« und eine« getreuen Unienhan« erheische, den mir «r< «heilten Auftrag zu übernehmen, so kostete es mir doch anfänglich viel Ueberwtndung, zum Beste» meine» Vaterlandes und für die Sicherheit der Königlichen Personen den Widerwillen zu be kämpfen, welchen mir diese peinliche Sendung «inflößte; ich ent schloß mich nur auf da« Zureden der ausgezeichnetsten Mitglieder, sowohl der Maioriicki al» der Minorität der Naiional-Versamm- lung; vorzüglich bestimmte mich dazu der Rath des Chevalier« von Coigny, eines der ergebensten und treusten Diener des Königs, und der des Erzbischof« von Bourges, Bruder» meines hochge schätzten Freunde», des Grafen von Puysegur. Den 23. Juni um 2 Uhr Morgen» reiste ich mit den drei Kommissarien nach ChalonS-sur-Marne ab; so schnell al« möglich eilten wir vorwärts und hielten nicht eher an, als bi» wir zwischen Chateau« Thierry und Ehalons, zwei Meilen Himer Dormans, die Wagen Ihrer Majestäten anirasen, welche von Naeional- Gardisten zu Fuß und zu Roß geleitet wurden; denn diese hatten zu Ehalons die Pferde der dort garnisonirenden Leibgarde in Be schlag genommen. Der erste Wagen war eine große Berlins, in welcher sich der König, die Königin, der Dauphin, die Prin zessin, Madame Elisabeth und Frau von Tourzcl, die Erzieherin der Kinder Frankreichs, befanden; in dem zweiten Wagen saßen zwei Damen der Königin. Drei als Courier« gekleidete Leib Gardisten in gelben Uniformen befanden sich auf dem Bocke der Berline. Als wir ausstiegen, hielten die Wagen gerade am Fuße eine« kleinen Hügels, wo der Weg sich dem linken Marne-Ufer nähen; die beiden Thüren der Berline standen offen, eine wilde lärmende Menge umringte den Wagen; man kündigte die Kommissarien dec Versammlung an, und es wurde uns Platz gemacht. Als wir uns der Berline näherten, befand ich mich neben Barnave, der dem Könige da» Dekret der National-Versammlung überreichte. Seine Majestät la» es mit lauter Stimme und sagte: „Meine Herren, es freut mich, Sie zu sehen; ich war kcincswegcs Willens, mich aus dem Königreich zu entfernen; ich begab mich nach Mommedy; meine Absicht war, dort zu bleiben, bis ich die neue Constitution frei geprüft und angenommen hätte." Barnave flüsterte mir zu: „Wenn der König bei dieser Aussage bleibt, so können wir ihn noch reiten." — Ich stand gerade der Madame Elisabeth zunächst, die auf dem Rücksitz des Wagens dem König gegenüber saß; die Prinzessin legte daher die Hand auf meinen Arm und sagte zu mir: „Es freu« uns, Herr Duma», daß Ihnen dieser Auftrag zu Theil wurde. Wir empfehlen Ihnen unsere drei Begleiter; nehmen Sie sich ihrer an, und geben Sie nicht zu, daß man dieselben von uns trenne." Barnave war unterdessen auf den Bock des Wagens gestie gen, und es entstand riefe Stille; er la« da« Dekret der Rational- Versammlung vor und wiederholte zweimal, daß ich mit dem Oberbefehl über die Eskorte beauftragt sey, und daß man mir un bedingt zu gehorchen habe. Auf die wiederholten Einladungen Ihrer Majestäten setzten sich Barnave und Penon noch in die Berline, welche nun acht Personen in sich faßte. Die drei Leib- Gardisten oder Couriere nahmen wieder ihren Platz auf dem Bock ein, und Laiour-Maubourg, der durch seine Stärke die Un bequemlichkeit der erhabenen Reisenden nur vermehrt hätte, stieg in den zweiten Wagen.') Mir brachte man ein Pferd. Ich versuchte, in die Masse der National-Gardisten und der bewaff neten und unbewaffneten Personen, deren Anzahl ich zusammen auf ungefähr zweitausend Mann schätzte, einige Ordnung zu bringen, und wir setzten uns dann im Schritt in Bewegung, weil wir wegen der Infanterie, welche vor uns her marschiric, nicht schneller vorwärts konnten. Die Nacht brach herein; die Menge drängte sich dergestalt um den Wagen des Königs, daß die Postillone nur mit Mühe weiter fahren konnten; ich bemerkte große Verwirrung und hörte sehr lebhaftes Reden. Ich stieg ab und ging zu Fuß vor dem Wagen her, damit man Platz machen sollte. Da trat ein Mann in der Uniform der Naiional-Garde, den ich nicht sogleich erkannte, zu mir heran und flüstert« mir leise ins Ohr: „Ich bin Evrard, ehemaliger Kammerdiener bei Herrn von Segur in Ame rika; die au« Rheim» herbeigekommenen Leute mißtrauen Ihnen; sie werden Ihnen Unannehmlichkeiten bereiten, denn sie verbrei ten da» Gerücht, Bouille nähere sich von der anderen Seit« der Marne, um den König zu entführen." Lawur-Maubourg verließ fast in demselben Augenblicke seinen Wagen und kam zu mir, denn er haue allerhand beunruhigende Reden vernommen. Wir gingen so mit einander bi« ungefähr eine Meile vor Dorman«, wohin ich schon geschickt haue, um dem Maire aufzuiragen, er solle eine Wohnung für di« Königliche Fainilie im Postgebäude «inrichien lassen. In einem Grunde, wo ein kleiner Fluß den Weg durchschnitt, ließ ich Hall machen, gebot Ruhe und erklärte, daß auf die Nachrichten, die ich erhalten hätte, und um jeden Ueberfall in der Nacht zu verhüten, die Königliche Familie in Dormans anhallen würde, wo mehrere Bataillone der Naiional- Garde aus d«r Umgegend zusammengezogen seyen; um den Auf enthaltsort de« Königs zu decke«,, würden wir hinter dem Flusse Posto fassen-, nur ein Theil der Eskorte solle den Wagen nach Dormans geleiten, die Uebrigen hingegen sollten Wachtfeuer anzünden und bivouaquiren, so gut al« die» hier möglich sey. Dies« Anordnungen beruhigie» die Gemächer; ehemalige Mili- tair«, die sich mir angeschlossen halten, waren mir bei der Aus führung derselben behilflich; um halb zehn Uhr Abends langten -Nack «akavette« Rnaahe, in seine» Memoiren, Hütte Lie Königin mit Larour Maubourg im »weiten Wagen Pla» genommen; da mdeit chenerai Dumas dcn a«m.<n Zua nacb PartG zurück sclrü qtlktket hat, lü semtt Aussage wohl mehr »u glauben. Man vergleiche Nr. «3 des MagaguS »o»> vorigen Jahre.