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nach dem Heilmittel. Wir fürchten nicht, für Gegner der Ge sellschaften gehalten zu werden, wenn wir sagen, daß da» Uebel ein anderes ist al» da», was man so oft dafür ausgegeben Hal; daß e» nicht so gefährlich ist, als man behauptet, und daß wir in der gegenwärtigen Sachlage noch keinen Grund finden, welcher die Einmischung der Regierung und der Kammern noihwendig machte. An der Börse ist eine Krisis eingctreicn; diese Krise schien einen Augenblick die Zukunft aller Gesellschaften zu be drohen; aber ist diese Zukunft wirklich je ernstlich in Frage ge stellt worden ? Das können wir unmöglich zugeben. Es ist da durch die Erbauung keiner einzigen wichtigen und für die Wohl fahrt des Landes noihwendigen Eisenbahn verhindert worden, denn das ganze Gesellschafts-Kapital, der Gesammtbetrag der Aciien wird eingeschossen werden." Glücklicherweise, kann man sagen, ist dies prophetische Ver trauen nicht allgemein verbreitet, und es sind jetzt angesehene Finanzmänncr damit beschäftigt, die Mittel aufzusuchen, durch welche die Garamirung der Zinsen am besten mit dem Vortheil des Stams und der wirklichen Actionaire in Einklang gebracht werden könnte. Für jetzt ist diese Theorie noch im Forlfchreilen und in der Ausbildung begriffen, und wir können deshalb auch einige Einwendungen und Bedenklichkeiten, welche sich auf die Ausführungsweise beziehen, anführen. Hier ,st besonders ein Umstand zu beachten; eine Eisenbahn-Acne, welcher der Staat 4 pCt. Zinsen garantiri, von denen I pEu für die Amoriiflrung bestimmt ist, wird von den Käufern bald einer konsolidirlcn Reine gleichgestellt werden. Zwar sind die Zinsen geringer, aber die selben können auch sehr hoch steigen. Betrachtet man die neuen Fonds aus diesem Gesichtspunkte, so daß sie den sich darum be werbenden Gesellschaften, wie die fünfprocemige, vierproceniigc oder dreiprocemige Anleihe gegen versiegelte Gebote zugeschlagen würden, so ist nur noch Ein Schritt zu lhun, und dieser hat keine Schwierigkeit. So würde die Anlegung einer Eisenbahn wie eine Anleihe zugeschlagen werden, nur mit dem Unterschiede, daß die Konzession der Gesellschaft bewilligt werden würde, welche sich mit der Garamirung eines kleineren Ausführungs-Ka pitals begnügen wollte. Dies wäre ein Zuschlag zum Mimnum, wogegen eine Anleihe nur dem zugeschlagen wird, der das größte Kapital dafür bieiei. Wahrscheinlich würde der Kostenanschlag, den das Departe ment der Brücken und Heerstraßen entworfen hätte, bei der Ver steigerung als Ausgangspunkt dienen. Wenn man dies annimim, ist es dann wohl wahrscheinlich, daß eine Gesellschaft, welche di« Konzession dadurch erhalten hätte, daß sie am weitesten unter dem offiziellen, allgemein bekannten Kostenanschlag geblieben ist, viel Zutrauen im Publikum finden dürfte? Der offizielle Kosten anschlag dürfte ja, wie e« so viele Erfahrungen erwiesen haben, noch weit überschritten werden. In der Blüthezeit des Actien- schwindel« würde vielleicht der Zuschlag an den Mindestfordern den, wodurch die Garantie des Siame« von 4 pCt. auf 2 pEt. gesunken wäre, Käufer in Menge herbeigelockt habe», aber diese Zeit der Bechörung ist unwiederbringlich entschwunden. Gehen wir jetzt zu einer anderen Annahme über, daß nämlich das Pri vilegium einer Eisenbahnlinie fast zu demselben Preise, wie der ursprüngliche Kostenanschlag, enheilt würde. Daraus würden sich zweierlei Folgerungen ziehen lassen, entweder, daß keine ernst liche Konkurrenz stattgefunden habe, oder daß die Bewerber im Einverständniffe gewesen und nur der Schein einer Milbewer bung hätte hervorgebracht werden sollen. In beiden Fällen wäre es besser, wen» die Regierung unmittelbar und geradezu die Kon zession bewilligte und dabei die Veranschlagungen ihrer Inge nieure zur Richtschnur nähme. Jndeß scheint'uns keines von bei den Verfahren, weder der Zuschlag für einen zu niedrigen Preis, noch die direkte Ertheilung der Konzession an einige angesehene Spekulanten, die passendste Auskunft, wenn der Stam die Ga rantie der Zinsen für eine dem ursprünglichen Kostenanschlag« gleichkommende oder sich demselben annähernde Summe über nehmen will. Diese Hypochecirung auf den Nmionalschatz soll nicht den Börsenwucher befördern, sondern die Actionaire ent schädigen, wenn sie in ihren Hoffnungen gelauscht werden sollten. Scheint das Unternehmen den Aclionairen günstig, so steigen die Aciien schon vorder Ausgabe, und der Staatsschatz muß sich der Möglichkeit eines Verlustes auesctzen, um einer kleinen Zahl geschickter Menschen eine Prämie zu sichern. Weit vorzüglicher erscheint uns eine direkte Konzession, wenn sie mit einer Subscripnon verbunden wird, an der ein Jeder Theil nehmen kann. So würde das Sieigsn der Aciien nicht bloß die ersten Besitzer, sondern die zahlreichen Unterzeichner be reichern. Freilich können auch bei einer derartigen Snbscriplion mancherlei Fehlgriffe und Schwierigkeiten eimreien. Oie erste Schwierigkeit, der gordische Knoten, wäre die Denheilung des Gesellschafts-Kapital», so daß die einzelnes Unterschriften zwar beachtet, ihnen aber nicht sklavisch gewillfahrt würde. Der Börsenwucher kann sich auch hier einschleiche» und dadurch, daß er Leute stellt, die bloß ihren Namen hergeben, eine hinlängliche Menge von Actien zusammcnbringen, um das Vörsenspicl zu be ginnen. Früher haben wir schon einmal in einem anderen Arti kel ein Mittel gegen eine solche Verschwörung der Börsen-Spe- kulamen anzugcben versucht und wollen deshalb nicht darauf zu» ruckkommen. Ein anderer Einwand ist, daß die Unterzeichner von kleinen Summen, wenn man ihnen das Vorrecht der Ban- quiers bewilligt und sie die Actien aus erster Hand erhalten, auch wie Banquicis verfahren werden. Sie werden, sagt man, ihre kaum ausgegebenen Aciien in Masse nach der Börse bringen, wenn sich ihnen nur die Aussicht auf «inen kleinen Gewinn dar- bielet. Dagegen ließe sich nichts einwenden, wenn diese Actien von derselben Beschaffenheit wie die anderen jetzt umlaufenden Papiere wären. Die Garantie des Staates ändert indeß die Sache, und auch die Unterzeichner von kleinen Summen werden ihre Aciien eben so wenig wie die Renten au« den Händen geben. Ferner wendet man ein, indem man bei dem Vergleiche der von dem Staate garanlirten Aciien mit den Staatsschuldscheinen stehen bleibt, daß, so oft der Staal versucht hat, eine Anleihe durch direkte Subscripnon der kleinsten Summen und zum Pari- prcise aufzunehmcn, die Sache nie Hai rechten Fortgang ge winnen wollen. Aber dieser Vergleich hinkt durchaus. Die National-Anleihe setzt die Unterzeichner der Gefahr des Fallens aus und giebl ihnen wenig Aussicht auf Gewinn, denn die An leihe wird ja zum Paripreise in einer Seil eröffnet, wo der Kre dit schwankt. Bei den Eisenbahn-Aciien träte aber gerade das Gegemheil ein, denn 4 pCt- sind durch die Garantie gesichert, und außerdem kann sich ein Jeder den kühnsten Hoffnungen überlassen. Welchen von diesen verschiedenen Wegen man indeß auch bei der Garamirung der Zinsen einschlagcn möge, so sind immer drei verschiedene Arien von Eisenbahnen zu unterscheiden: I) die noch zu bewilligenden; 2) diejenigen, welche schon die Konzession erhallen haben, aber noch nichl in der Ausführung begriffen sind; 3) diejenigen, an denen die Arbeilen schon mehr oder we niger vorgeschritten sind, oder deren Bau gar schon in den letz ten Jahre» beendet wurde. Auf die Bahnen der ersten Klaffe fände da» auseinanderge- setzie System seine volle Anwendung, und hier könnte keine Ver legenheit entstehen. Mit den Bahnen der zweiten Klaffe müßte dagegen über die Bedingungen unterhandelt werden, unter welchen man ihnen die Begünstigung der Garantirung der Zinsen zu Theil werden lassen wollte. Ungerecht wäre es, wenn die Hauplbe- gründer der Bah» allein Nuyen aus dieser günstigen Verände rung zöge». Die» würde aber unfehlbar eimrelen, wenn ihre künftigen Verhältnisse und ihre Verflichiungen gegen die späteren Abnehmer nichl genau zum Voraus bestimmt würden. Im ge genwärtigen Augenblicke sind z. B. die Begründer und Kon zessions-Inhaber der Bahn nach Havre und der Hochebnenbahn im Besitz des größten Theils der Aciien, eniweder weil sie dieselben nichi unlerbringen konmen, oder weil sie dieselben zu einem niedrigen Preise wieder an sich kauften. Wenden wir uns nun zu den Bahnen der dritten Klasse, so wird die Entscheidung noch schwieriger, und dennoch ist die Frage nicht zu umgehen. Die meiste» der schon vollendeten Bahnen rechnen natürlich auf einen glücklichen Erfolg und werden auch jede Un terstützung verschmähen. Eine giebi es indeß, die nicht so spröde ihun wird, und das ist die Bahn nach Versailles auf dem linken Seineufer. Den Ruin derselben kann das Ministerium nicht wollen, da es zwei Bahnen nach Versailles genehmigt Hal. Die Dahn auf dem linken Ufer ist schon weil im Bau vorgeschritten, und sie muß also zu Stande kommen Aber wie? Man Hal jctzl zu einer Anleihe seine Zuflucht genommen, und cs kömmt daher nur darauf an, dieselbe zu befördern. Wenn die Regierung die Bahn nach Versailles auf diese Weise unterstützte, würde sie zu- aleich ein für die übrigen Gesellschaften sehr entmulhigcndcs Beispiel wegschaffen. Griechenland. Bruchstück« aus dem Neu-Griechischen Drama: Nikiratos, von der Griechin Evanthia. Vor einiger Zeil erwähnten öffentliche Blätter, daß in Athen, und am Hofe selbst, das Neugriechische Drama: Nikiratos, auf- gesührt worden scy. Dies veranlaßt uns, dasjenige hier mitzu- theilcn, was Alexander Smsos in seiner „ili-woiro ä<-1» rövolmiao groc.giw" (l'arix, 1829). S. 407 f. über dieses Gedicht selbst, so wie über dessen Verfasserin sagt, und die von ihm a- a- O. ent lehnten Bruchstücke daraus ebenfalls wiederzugeben. Im Jahre 182« — also beginn« Smsos seine Miltheilung — befand sich auf der Insel Syra der Professor Theophilos Kmris, ein eben so durch seine seltenen Tugenden, als durch seine aus- gebreilelen Kenntnisse ausgezeichneter Greis. Ich besuchte ihn eines Tages; unter dem nämlichen Dache mit ihm lebte, als Stütze seines Alters, die berühmte Evamhia, seine Schwester, Verfasserin eines Drama's, welches, unter dem Namen Nikira- loS, die Kaiastrophe von Missolonghi mit lebhaften Farben schil dert. Ich konnte mich eines Gefühls von Verehrung und einer innigen Rührung beim Eintritte in dieses Asyl nicht erwehren; ich sah damals zum ersten Male Evamhia, di«, jung und be scheiden, die Reize der Schönheit mit den Vorzügen geistiger Bildung vereinigte. Ich beglückwünschte sie »der den Beifall, den ihr vor kurzem erschienenes Gedicht gefunden hatte. „Ihr erinnert Euch", sprach sic darauf, „welchen lebhaften Eindruck die Nachricht des Falles von Missolonghi auf unsere Gemüihcr machte, welche tiefe Wunde» sie unserem Herzen schlug. Es war mir unmöglich, die vcrhängnißvollc Nacht des lOle» (22.) Aprils zu vergessen: diese ausgehungerten Helden, seit mehreren Tagen mit dem Tode kämpfend und nur wie durch ein Wunder aufs neue sich belebend, um bei nächtlicher Weile die feindlichen Hecrschaaren zu schrecken; der Abschied der Freunde und Ver wandten; die Klagen der Mutter; das Schluchze» der Kinder; dagegen jene Tapferen, cmschloffen, mn den Greisen und Ver-