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der Gutsbesitzer Schmidt seine« Stall betrat, fand er in demselben ein Pferd tot am Boden liegend, obgleich an ihm keine Verletzung zu bemerken war. Nach längerem Untersuchen fand sich an der Stirn des Gaules eine kleine schnittartige Wunde, Blut war aber nirgends zu bemerken. Da der Kaviller, der herbeigerufen war, sich diesen Fall nicht erklären konnte, wurde ein Tierarzt zu Rate gezogen, der nach genauer Untersuchung Tötung durch Blitzschlag konstatierte. Ein gemeiner Streich ist gegen den Besitzer des Gasthofes zum Bär in Geithain verübt worden. Es meldete ein Vereinsvorstand, Lehrer Bickert vom Wettiner Hof in Dresden, eine aus 60 Mann bestehende Gesell» schäft für vorigen Sonntag schriftlich an, welche beabsichtigte, die Kirche zu besichtigen uüd sodann im genannten Gast hofe zu speisen. Es wurde auch ein gegenseitiges Einver- stündniß erzielt; dir Gesellschaft wollte ^12 Uhr auf dem Bahnhofe eintreffen und der Bereinsvorstand bat noch, sie mit Musik empfangen zu wollen. Alles war noch Wunsch vorbereitet, doch als die Stunde der Ankunft gekommen war, traf keine Gesellschaft ein. Eine später abgefandte Postkarte kam mit dem Vermerk „Adressat unbekannt zurück. Wilkau. Ein eigenartiger Unfall kam hier vor. Die Pferde des Bierhändlers Müller wurden durch einen Donnerschlag scheu und gingen nach dem Hofe ihres Besitzers durch, wo sie durch die Bohlen in die Düngergrube brachen. Die Tiere sollten nun durch einen Flaschenzug wieder aus ihrer Lage gehoben werden, dabei gab aber die Mauer nach, auf welche ein starker Balken gelegt war, und verletzte drei Mann im Ein stürzen. Trotz des gefährlichen Aussehens sollen doch die Verletzungen derselben keine lebensgefährlichen sein. Zwickau. Ein Bauunternehmer in Obercrinitz hatte einem Dritten eine Witzkarte häßlichen Inhaltes gesandt. DaS hiesige Landgericht verurteilte ihn des halb zu 100 Mark Geldstrafe oder 20 Tagen Ge fängnis. Ganz besondere Rohheit hat die Dienstmagd Gaß- muth in Ceesewitz bei Rochlitz an den Tag gelegt. Dieselbe hat bei einem Gutsbesitzer, weil die Kühe sie mit dem Schwänze ins Gesicht geschlagen, denselben die Schwänze gebrochen, sodaß sich die armen Tiere nicht mehr der Insekten wehren können. Diese rohe That ist zur Anzeige gebracht. Zschopau. Der Stadtrat hat für den Bezirk der Stadt Zschopau angeordnet, daß in öffentlichen Schank stätten das Reinigen und Ausspülen der in Gebrauch gewesenen Gläser nicht mehr wie bisher in mit stehendem Wasser gefüllten Gefäßen (Fässern, Wannen und dergl.) erfolgen darf, daß vielmehr dieses Spülen und Reinigen in Zukunft nur noch mittelst laufenden Wassers zu er folgen hat. Zeithain. Die China-Freiwilligen, bestehend aus 2 Kompagnien Sachsen und 3 Kompagnien Preußen, haben täglich mit der neuen Waffe Schießübungen auf dem Jnfanterieschießplatze Heidehäuser. Sonnabend geht es mit Extrazvg über Wittenberg und Magdeburg nach Bremen, um dort eingeschifft zu werden. Das gesamte militär-fiskalische Gebiet von Albert- stadt-Dresdeu liegt so hoch, daß von den städtischen Wasserwerken dort nicht der genügende Druck ausgeübt werden kann. Demzufolge ist für die gesamte Albert stadt die Errichtung eines eigenen Wasserwerkes geplant worden. Das Wasser, Elbthalgrundwasser, wird einen 47 Meter tiefen Brunnen mit elektrisch betriebenen Irem des Wrot. Roman von Walter Allenstein. 69 „Mehr freilich," nahm Frau Maidorn wieder daS Wort, „werden wir nicht thun können. Denn der Rest unseres Vermögens liegt fest in westlichen BorortSgrundstücken. Die lassen sich leider vorläufig ohne großen Schaden nicht versilbern wegen der neuen Bauordnung. Aber in zehn oder zwanzig Jahren .. Der Lieutenant nagte heftig an seinem Schnurrbart. Am liebsten wäre er ohne weiteres aufgeflanden und hätte diesen Plebejern, die nicht einmal reich waren, den Rücken gekehrt. Was dachten sich denn diese Spießbürger eigentlich? Glaubten sie, er würde zu ihnen herabsteigen und die simple Maurermeisterstochter zu einer Frau Lieutenant machet», wenn ihm diese Selbstverleugnung nicht mit Geld ausge wogen wurde? Auf zweihunderttausend Mark hatte er min destens gerechnet, und nun wollten sie ihn mit den» lum pigen Kommisverinögen von vierzigtausend Mark mb- speisen! Er mußte alle seine Selbstbeherrschung aufbieten, am wenigstens äußerlich seine Haltung zu bewahren. Frei- ach, die Miene unangenehmer Enttäuschung ko mlte er nicht ganz verbergen. „Gnädige sehen mich überrascht, außerordentlich über- rascht," brachte er endlich heraus. Er zermarterte sein Ge hirn, um sich einen einigermaßen anständigen Abgang zu ichern. „Sie hielten unsere Verhältnisse für glänzender ?" warf Zrau Maidorn lauernd «in. „Allerdings. Und ich weiß nicht, oL ich unter diesen Umständen wagen darf..." Herr Maidorn machte eine Bewegung unwilligen Stau nens. „Aeh.. wagen darf, tmJntereff« Ahr« Fräulein Toch ter, meine Bewerbung aufrecht zu erhalten." .Im Interesse unserer Tochter?" mischte sich nun der Pumpe» entnommen und dem Rohrnetze von 1500 Kubikmeter Fassungsraum zugehoben. Dresden. Die festliche Weihe der Kreuzkirche findet Sonntag, den 9. September d. I., statt. Von einer größeren festlichen Veranstaltung soll Abstand ge nommen werden und die Feier soll nur in Festgottes dienst bestehen. In Dresden ist der im 91. Lebensjahre stehende Generalmajor z. D. v. Cranach gestorben. Einen nicht üblen Witz hatte sich in Cotta bei Dresden ein Wohlthäter geleistet. Am Bretterzäune der Gasse am Bahndamm hingen ein Paar tadellose fein gewichste Männerschaftstiefel. Man glaubte erst, ein bier- oder stiefelmüder Nachtwandler habe seine „Trittchen" hier abgelegt, doch ein Plakat sagte deutlich: „Für Unbemittelte". Zahlreiche Leute gingen vorbei, doch keiner wollte offiziell für „unbemittelt" gelten. Erst nach 9 Uhr waren die Stiefel verschwunden. Jedenfalls hatte sich ein Handwerksbursche der herren losen Trittlinge angenommen. Einen eigenartigen Tod erlitt ein unverheirateter Wirtschaftsbesitzer in Reitzendorf bei Pillnitz. Beim Holzhacken hatte er sich eine ungefährliche Verletzung des Fußes zugefügt. Nachdem er sich hierauf in seine Wohnung begeben und ein Becken herbeigeholt hatte, um das Blut zu stillen, setzte er sich auf das Sopha. Ob er hierüber eingeschlafen oder es ihm unwohl ge worden ist und er die Besinnung verloren hat, war nicht zu ermitteln. Nach längerer Zeit fand man ihn tot vor. Verblutung erklärte der Arzt als die Todesursache. Oederan. Der hiesige Stadtrat hat beschlossen, Ehrenzeugnisse „für Treue in der Arbeit" einzuführen. Bedingung für Verleihung dieser Ehrenzeugnisse ist 25jährige ununterbrochene Arbeits- oder Dienstzeit auf der nämlichen Arbeitsstelle. Reichenbach. Der hiesige Brieftaubenzüchteroerein „Pfeil" ließ am 14. d. M. 12 Brieftauben in Kiel aussteigen. Das Wetter ist in der Zwischenzeit mehrfach ungünstig gewesen. Bis jetzt sind nur 7 Tauben in die heimischen Schläge zurückgekehrt. Bor einigen Tagen ist —wie der „Obervogtl. A»z." erfährt — ein bereits zum ostasiatischen Expeditionskorps eingezogen gewesener Reservist Namens Adolf Wild aus Schönlind wieder in seinem Wohnorte eingetroff.n. Auch die Eltern des Grenadiers Voigt aus Markneukirchen, welcher bereits eingeschifft wurde, sind von der Militär behörde benachrichtigt worden, daß ihr Sohn demnächst wieder in die Heimat zurückkehren wird. Die Wasserläuse im Bogtlande und im Erzge birge sind fast wasserleer. Die kleineren Bäche sind in ihrem Flußbette ziemlich ausgetrocknet und die Be triebe, welche mit Wasserkraft arbeiten, leiden unter dem Wassermangel. Vermischtes * Ein Chinakämpfer wider Willen. Ein biederer Handwerksmeister aus Hannover hatte jüngst mit seiner Ehehälfte einen heftigen Streit gehabt. In seiner Wut ging er schnurstracks zum Bezirkskommando und meldete sich zum Eintritt in das ostasiatische Expeditionskorps. Er wurde auf seine Tropendienstfähigkeit hin untersucht und auch für tauglich befunden. Hinterher kam die Reue, aber es half alles nichts; denn dieser Tage mußte er mit der 3. Kompagnie des 5. ostasiatischen Infanterie- Regiments nach Lockstedt abreisen, um daselbst den letzten Schliff für die Kämpfe am Peiho zu erhalten. Maurermeisterin die Unterhaltung. „Wie meinen Sie daS, Herr Lieutenant?" „Nun . . äh . . Fräulein Lisbeth ist verwöhnt, ist aus gewachsen in» Reichtum. Ich wüßte mir ja Vorwürfe ma chen, wäre ich genötigt, ihr Entsagungen aufzuerlegen, könnte ich sie an meiner Seite nicht ganz glücklich sehen." „O, was das betrifft, da machen Sie sich nur keine Skrupel! Lisbeth ist bescheiden und kann sich nach der Decke strecken. Die nimmt im Notfall mit Pellkartoffeln und Hering vorlieb." Der Lieutenant lächelte spöttisch. „Mein lieber Herr Maidorn (er hatte auf einmal den früher so freigebig ge- fpendeten Titel „Baumeister" vergessen), so frugal könnte ich mir nun allerdings meine Tafel nicht denken. Mein Stand, meine gesellschaftlichen Beziehungen le ge»» mir gewisse Rücksichten auf. Als Offizier muß ich meine Frau meinen verheirateter» Kaineraden präsentieren, muß Einladungen aunehmen und erwidern, mit einem Wort: ein Haus machen. Ich weiß nicht, ob ich den erforderlichen Aufwand mit den Zinsen der mir freundlich in Aussicht gestellten vierzigtauseud Mark würde bestreiten können." Herr Maidorn wußte nicht, sollte er sich über seine Frau oder über den Lieutenant ärgern. Er hatte sich schon als Schwiegervater des adligen Offiziers betrachtet, und nun schien die ganze Sache wieder in Frage gestellt. „Nun,nm»,"suchte er einzulenken, „natürlichim Stich würden wir Sie ja nicht lassen, und einen kleinen Extra zuschuß hie und da ..." Aber der Lieutenant unterbrach mit kühl abwehrender Handbewegung. „Pardon, aber auf so unbestimmte Zu sagen kann ich meine Zukunft, kann ich die meiner Frau nicht aufbauen." Dein Maurermeister brach der Angstschweiß aus. „Aber, mein lieber, bester Herr Lieutenant, das würde sich ja alles finden. So schlimm steht es ja auch garnicht und .. die Hauptsache ist doch imrner, daß Ihr Euch liebt, Lis beth und Sie!" Herr von Wollfram runzelte die Stirn. DaS vertrau- * Ein Großfeuer ist in den Stallungen der be kannten Schweinezuchtanstalt des Domänenrats Meyer in Friedrichswert bei Gotha ausgebrochen. Gegen 200 der wertvollsten Zuchtschweine sind verbrannt. * Die Stadt Uhnow (Galizien) ist zur Hälfte niedergebrannt; etwa 500 Häuser und Wirtschaftsge bäude wurden eingeäschert. Ueber 1000 Personen sind obdachlos. * Die „Schl. Ztg." schreibt, die fiskalische Zentral- Verwoltung in Oberschlesien habe beschlossen, zum kom menden Winter keine Steigerung der Kohlenpreise vor- zunehwen und auch auf den »'»blichen Winterzuschlag zu verzichten. * Es ist berichtet worden, daß König Viktor Emanuel auf seinen Ausfahrten von einer Leibwache umgeben sei. Der Schutzdienst scheint aber noch mangelhaft zu sein, denn aus Rom liegt folgende Meldung vor: Ein arbeits loser Mensch durchbrach bei der gestrigen Ankunft des Königspaares in Neapel den Truppenkordon stieß das Pferd deS Kapitäns der Leibkürasfiere zurück und schwang sich auf das Trittbrett des kgl. Wagens, in den er eine Bittschrift hineinwarf. Ein Geheimpolizist faßte ihn sogleich. Indem er ihn zurückdrängte, erhielten Beide Säbelhiebe von den Leibgardisten. Das Jndividium scheint politisch nichts auf dem Kerbholz zu haben. * Eigene Wohnhäuser wollen sich die Beamten der Stadt Charlottenburg bet Berlin erbauen. Unter den dortigen Magistratsbeamten betreibt man zur Zeit die Begründung einer Wirtschafts-und Heimstättengesell- schofl. Dieselbe soll die Form einer Genossenschaft mit beschränkter Haftung erhalten. Als erster Zweck der Ver einigung gilt dje Errichtung von Wohnhäusern, die aus schließlich für städtische Beamte bestimmt sind. In zweiter Linie soll eine Einkaufsgenossenschaft zum gemeinsamen Bezug von Waaren jeder Art gebildet werden. * Aus Trasvaal zurückgekehrt. Mehr als fünfzig Deutsche, Männer und Frauen, trafen mittels Extrazuges, von Vltsfingen kommend, auf dem Bahnhofe Goch (Rhein- land) ein. Die Reisenden, welche von den Engländern in Transvaal verhaftet und nach England geschafft worden waren, von wo sie über die Grenze abgeschoben wurden, erzählten schreckliche Szenen über ihre Behandlung durch die Engländer. Bei ihrer Ankunft In Genep (Holland) wurden die Bedauernswerten mit Musik empfangen. Auch in Goch wurden ihnen stürmische Ovationen dargebracht. Nach fast eiustündigem Aufenthalte daselbst setzten sie ihre Fahrt nach verschiedenen Richtungen fort. Die Ge- sammtzahl der Reisenden betrug ursprünglich etwa 400, von denen der größte Teil in Holland zurückgeblieben war. Astronomischer Kalender Freitag, de« 31. Angnst 1SVS. Sonnenaufgang 5 Uhr 10 Min. Sonnenuntergang 6 Uhr 50 Min. Mondaufgang 12 Uhr 2 Min. Monduntergang 8 Uhr 43 Min. Tpielplan der Leipziger Siadttyeater. NeucS Theater. Freitag, den 31. August: Die Trojaner. 1. Teil (Die Ein nahme von Troja). Anfang 7 Uhr. Sonnabend, den 1. September: Czaar und Zimmermann. Anfang 7 Uhr. Altes Theater. Freitag, den 31. August: Zum 1. Male: Das Bärenfell. Schwank in 3 Akten von G. Kadclburg. Anfang ' Uhr. Sonnabend, den 1. September: Die Puppe. Anfang ' 28 Uhr. liche Ihr erregte sein aristokratisches Mißfallen. „Mem lieber Herr Maidorn, von der Liebe kann man nicht le ben." Er zog seinen Säbel an sich und erhob sich. „Nach den überraschende»» Mitteilungen Ihrer Frau Gemahlin muß ich Sie bitten, mir eine kurze Bedenkfrist zu gewäh ren." Und noch ehe der erschrockene Maurermeister eine Ge- genaußerung thun konnte, war er nach einer kurzen, förm liche»» Verbeugung an der Thür. „Den sind wir los," sagte Frau Maidorn, nachdem sich die Thür hinter dein Lieutenant geschlossen, „den sehn wir im ganzen Leben nicht wieder." ES waren noch keine vierundzwanzig Stunden ver gangen, da traf ein Brief des Lieutenants ein. In drei Zeilen, ganz kurz und bündig, erklärte Herr von Woll- srain, daß er unter den obwaltenden Umständen lieber auf das Glück, Lisbeth die Seine nennen zu können, verzichten müsse. Herr Maidorn wütete, er schalt auf seine Frau und schimpfte auf den Lieutenant. Paul aber fand in dem Miß geschick seiner Schwester einen gewissen Trost für sich selbst. So hatte sie es auch nicht besser als er. Lisbeth selbst weinte einen ganzen Tag. Sie hatte eS sich doch so schön gedacht, an der Seite des eleganten Offi ziers durch das Leben zu gehen und mit Clara, der viel Bewunderten und Beneideten, in ein schwesterliches Ver hältnis zu treten. DaS war nun alles ein bloßer Traum gewesen. Ein paar Wochen lang ließ sie sich vor niemand als ihren Angehörigen sehen; am eiligsten floh sie aus dem Wohnzimmer, wen»» Herr Mehring abends in seiner ge wohnten Weise kam. Als sie dem jungen Architekten zum erstenmal wieder begegnete, war sie nicht wenig befangen. Sie hatte im stillen seinen Spott und seine boshaften Anspielungen gefürch tet. Aber nun berührte er die peinliche Geschichte mit kei ner Silbe, und sie war ihn» von Herzen dankbar dafür. * . * 70,18