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matt einen starken Kerl wählen muß, da der Fall wenigstens viermal eintritt. Auch muß der Führer mehrmals in der Grotte gewesen seyn, weil man mehrere Ocssnungen auf dem Wege findet, die den unkundigen Wanderer ul Zweifel setzen, nach welcher Seite er sich zu wenden habe, um den Grund der Grotte zu erreichen. Anfangs findet man auf dem Wege Lagen von Gypscrde (turine fosLile, culcorens terruekorrne ) und diese Substanz bedeckt sehr oft das Bett des Baches. An zwei Stellen findet' sich auch ein sehr rother Eisenoker, den man recht gut zu grober Mah lerfarbe brauchen könnte, und an mehreren andern sieht man große Klumpen von einer Serpentin-Breccie mit kalkartigem Binde mittel. Sie ist schwarz und glanzend wegen des häufig beigemischten Glimmers. Die Eingebornen halten diese Erde für wahres Golderz, das man in der Vorzeit auszog. Ein lautes Geräusch fesselt die Aufmerk samkeit des Wanderers, wenn er zwei Drit theile von der Lange der Grotte hinter sich hat. Es ist ein Wasserfall, der von dem, über der Grotte liegenden, Felsen herabstürzt. Der Dach, welcher die Grotte ihrer ganzen Länge nach durchströmt, wird gebildet und genährt von dem Wasser dieses Falles und eilles größeren, der im Hintergründe der Grotte sich zeigt. Diesen ersten Wasserfall nennen die Bauern le peüt ^issai, den kleinen Pisser. Nach einer Viertelstunde ändert sich der Boden. Die Kalklagen verschwinden, oder werden vielmehr von einer Thonschicht bedeckt, welche das Wasser, das hier, wie überall, von den obern Felsenwänden und dem Ge wölbe der Grotte herabtröpfelt, sehr schlüpfrig macht. Jetzt wird der Weg desto gefährli cher, da man sich bisher gewöhnt hat, den Fuß auf jede Erhöhung der ablaufenden Fel senwände frei aufzustemmen. Wollte man hier auf diesen thonigen Unebenheiten eben so sorglos gehn, so würden die falschen Stalag miten sich abiösen, und man würde in den Bach hinabstürzcn, dessen Tiefe hier nicht unbe trächtlich ist. Diese Thonader laust zum Glück nicht weit, und man hat bald wieder das Vergnügen, auf sicherm Kalkboden zu wandeln. Nach einem Wege von anderthalb Stun den hört man ein heftiges Geräusch; man glaubt sich einer hudraulischen Maschine zu nähern. Es ist der zweite Wasserfall, der weit mächtiger als der erste ist, aber erst im Hintergründe der Grotte erblickt wird. Hier scheint die Natur der Kühnheit und dem Muthe des unterirdischen Wanderers den Preis aufbewahrt zu haben. Ein Saal, ei nem weiten Kirchengewölbe gleich, zeigt sich seinem erstaunten Blicke. Ueber seinem Haupte steigt ein gothischer Dom empor zu unermeßlicher Höhe; denn das Licht von zwei Fackeln vermag den Schluß des Gewöl bes nicht auszuhellcn. Ein starker Bach stürzt senkrecht hinab von dem Gewölbe auf eine schneeweiße Marmorplatte. Die im Falle zer stiebenden Wassertropfcn schlagen stark an Hän de und G.'sicht: ein neuer Beweis für die Höhe dieses unterirdischen Doms. Der Luft- strom, heftig bewegt von dem Wassersturze, löscht beinahe die Fackeln aus, als ob nurFLn- strrniß in dieser Einsamkeit herrschen mußte. Diesem unglücklichen Zufalle beugt man vor, wenn man einen Dogen Papier um die Fackel