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zur Belehrung und Unterhaltung. 75^'^ Stück, den 26. September igoZ. Johann Winckelmann.*) E8 inckelmann wurde am yten Decbr. L7I7 zu Stendal in der Altmark geboren. Er war der einzige Sohn eines armen Schuh machers daselbst. In der Taufe erhielt er die Nahmen Johann Joachim, bediente sich aber späterhin in seinen Schriften bloß des ersten. Bei der großen Armuth seiner Aeltern mußte Winckelmann, dessen Neigung zum Studrren früh erwachte, seine Jugend in äußerster Dürftigkeit htnbringen, und sich mühsam durch Noth und Hindernisse hin durch winden, um endlich in der zweiten Hälfte seines Lebens das Ziel seiner Bestre bungen zu erreichen. Den ersten Grund seiner Geistesbildung legte Winckelmann in der Schule seiner Va terstadt, wo er sich durch semen Fleiß bald zu den vbern Klassen hinaufschwang. Der damalige Rektor der Schule, Tappert, ein würdiger Greis, der ihn lieb gewonnen hatte, erleichterte seine Lage dadurch, daß er ihn zu sich ins Haus nahm; und als Blind heit den alten Lehrer befiel, war er dessen Führer und Vorleser, und genoß täglich der lehrreichen Unterhaltung desselben; auch ward ihm die Aussicht über die kleine Schulbiblio thek anoertraut, welche mehrere vorzügliche Ausgaben alter Klassiker enthielt. Durch diele seinen Fleiß begünstigenden Vortheile, machte er in der lateinischen und griechischen Sprache solche Fortschritte, daß er darin als ein Muster für seine Mitschüler rühmlich ausgezeichnet wurde. Aus dem in der Schul- bibliothek befindlichen Neu eröffneten adelt chen Ritterplatze, den er mit großer Begierde las, lernte er zuerst die be rühmten Werke der Maler- und Bildhauer kunst kennen. Im Jahr 1735, dem itzten seines Atters, ging er nach Berlin auf das Köllnische Gym nasium, wo er ein Jahr blieb, und wahrend dieser Zett eine Fußreise nach Hamburg mach- *) Auszug auö der Lebensaeschichte, welche vorgesetzt ist der neuen, von Fernow besorgten, Aus gabe von Winckel m aun 6 Werkenwovon so eben der erst r Band in der Walthe r- schcn Buchhandlung zu Dresden ausgcgeben wird- Em preiswürdiges Unternehmen, das sich der Tbeilnahme jedes gebildeten Freundes der Literatur von selbst empfiehlt. d. R. Eeee