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ImWr V MiHten MN für DnGbin, SmebljM, Ichmhaiil, Jecha, Jarsdarf, Ma, Mmanichain, KchljM 8nßßMn,, Sliii», W«, SltWsu, SleWMn,, Äü-np, Pm^ni, SnsMM, Stnikitz, Tim, MlsshW. 3««!ifich Mi llMMi. Mtt einer illustrierten Sonntags - Beilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum de« nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der AmtShauptmannfchast Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 34 Mittwoch, den 21. März 1900. 11. Jahrgang. Bekanntmachung. Die Frühjahrskontrol-Versammlung für die in Naunhof wohnenden Unteroffiziere und Mannschaften der Landwehr I. Aufgebots, der Reserve und zur Disposition Beurlaubten, sowie der Ersatz Reservisten findet Dienstag, den 3. April 1900 Bormittags LV Uhr im Rathaussaal zu Naunhof statt. Naunhof, am 20. März 1900. Der Bürgermeister. Igel. England als Sieger. ii Im Eingänge des vorigen Leitartikels wiesen wir darauf hin, daß es in England — fast mehr wie in anderen Ländern — Leute giebt, die am eigenen Volke unnachsichtige Kritik üben und, was das Bemerkens werteste ist, das bis vor dem Siegesrausch thun konnten, ohne als „Vaterlandsfeinde" gebrandmarkt zu werden. Nachstehend geben wir eine Probe dieser Kritik wieder, nnd zwar in gekürzter Form einen Aufsatz von Matthew Arnold in der hochangesehenen Monats schrift: Es heißt dort unter anderem: Die Ursachen der geistigen Minder wertigkeit in England liegen offen zu Tage. Zu einem großen Teil sind sie in dem hochgesteigerten Luxus zu suchen, in der geradezu automatischen Art und Weise, wie die Nation in ihrer Gesamtheit riesige Kapitalien aufspeichert ufld das Ausland dafür arbeiten läßt. Wie steht es heut mit der englischen Literatur, mit englischer Kunst und englischem Er findungsgeist? Wo haben wir eine wirkliche literarische Kritik? Das Schauspiel liegt bei uns in den Banden des jeweils auf der Tagesordnung stehenden Mode vorurteils; es trägt den Stempel einer oberflächlichen Sinnlichkeit, die weder durch Kraft noch durch Auf richtigkeit der Kritik sich über das niedrigste Niveau erhebt In rein wissenschaftlicher Beziehung ist Eng land schon längst aus der Reihe der Vorkämpfer aus geschieden, die ihm Darwin und Spencer erschlaffen halten. London steht in der Anwendung elektrischer Beleuchtung und Kraft unter allen großen Städten an letzter Stelle; es giebt wohl kein zivilisiertes Land, ob groß oder klein, das uns nicht in der Verwendung des Telephons im öffentlichen Verkehr wie im Hause weit übertrifft. Deutschland ist durch planmäßige Organi sation zu einem Industriestaat ersten Ranges geworden, ohne daß sich in einem einzigen seiner großen Fabrikationszentren die traurigen sozialen Verhältnisse niedrigster Art entwickelt hätten, wie sie in Liverpool und Glasgow vorherrschen. Norwegen übertrifft uns auf allen Gebieten der Kunst. Wer ist im Ausland als einziger schaffender Musiker Englands bekannt? Ein Operettenkomponist! .... Unsere alteingesessenen Industrien vermögen wir ja noch ausrecht zu erhalten, aber keineswegs unbestritten — wie die Fortschritte der Amerikaner in der Fabri kation von Werkzeugmaschinen und Druckpressen täglich lehren. Einer der führenden englischen Ingenieure ver sicherte dem Verfasser, daß er bei Gelegenheit einer beruflichen Reise auf dem Kontinent in Oesterreich und Italien Maschinenfabriken gesehen habe, die weit besser ausgestattet und geleitet würden, als die ersten Fabriken dieser Branche in England. Um auf die englische Erziehung zu kommen, so existiert eine solche kaum in dem Sinne einer geistigen Ausbildung, wie sie eine große Volksgemein schaft braucht, die sich der natürlichen Begabung und Erfindungskraft der modernen Amerikaner und der gründlichen und zielbewußten Organisation der Deutschen gegenüber sieht. In unserer technischen Ausbildung haben wir ja gewisse Fortschritte gemacht; aber wir stecken in dieser Beziehung noch immer ganz in den Anfängen. Nichts kommt bei der gegenwärtigen Krisis klarer zum Ausdruck, als die großen intellektuellen Schwächen eines wohl charakterstarken und gesunden, aber auf jedem Gebiet menschlicher Geistesthätigkeit nur minderwertig vertretenen Volkes — kurzum einer geistig eingeschlafenen Nation. Vergeblich sucht man nach moralischer Kraft, nach Aeußerungen tieferen Nachdenkens in einer so gearteten und, im Gegensatz zu ihr geringen Beherrschung der wahren Lebenskunst, so sehr mit ihren materiellen Erfolgen zufriedenen Gesellschaft. Unsere Niederlagen in Afrika werden hoffentlich auf lange Zeit hinaus diese Ueberhebung vernichtet hoben. Die Nation erwartet von ihren Leitern mehr, als die leere Befriedigung nationaler Eitelkeit, die Anstachelung eines Hochmuts, zu dem keine einzige Waffenthat der neueren Zeit im Felde oder auf geistigem Gebiete das britische Volk berechtigt. Man wird sich die Frage vorlegen, was von einer Armee verlangt werden kann, deren Elite-Regimenter von exklusivem Dünkel erfüllt sind, bei denen nur das Vermögen des Offiziers den Ausschlag giebt, während der strenge Dienst durch Sport und gesellschaftliche Zerstreuungen oft minderwertigster Art bei Seite ge drängt wird Das große Publikum applaudiert nur der „Tapferkeit". Als ob nicht die Offiziere aller europäischen Heere gleich tapfer wären! Es achtet die geistige Thätigkeit gering und vergißt, mit der gebühren den Verachtung den Prahlereien von Generälen zu be gegnen, die nach einem Verlust von noch nicht 4Vr Prozent ihrer Truppen von „einer der blutigsten Schlachten in den Annalen der Armee" zu reden wagen. Was von der Armee gilt, das gilt in geringerem Maaße auch von unseren Schulen und Universitäten. In den Augen des Auslands sind Oxford und Cambridge nicht viel mehr als Vereinigungen von Sportklubs. Bei der Auswahl von Rektoren für die Schulen spielt die sportliche Veranlagung der Be werber eine Hauptrolle und jeder Lehrer kann davon erzählen, wie sehr bei den Ernennungen der geübte Criket- und Fußballspieler dem nur wissenschaftlich tüchtigen Marin gegenüber bevorzugt wird. Fußball zumal ist zu einem der Hauptberufe in England ge worden; Millionen werden jährlich darin angesetzt. Die Universitäten üben im öffentlichen Leben weniger eine intellektuelle, als vielmehr eine gesellschaftliche und politische Wirksamkeit. In der Politik herrscht derselbe Geist. Das Kabinet ist thatsächlich in den Händen einer einzigen vornehmen Familie. Ein fähiger Kopf ohne großes Einkommen Hit kaum irgend welche Chancen bei einer der beiden politischen Parteien, wenn er nicht reich heiratet oder über gute „Beziehungen" verfügt. Noch heut gilt in England der Grundsatz, daß kaum eines der höchsten Aemter durch Fähigkeit und Kenntnisse allein zu erlangen ist. Die diplomatische Laufbahn ist ihnen verschlossen; das Kriegsamt steht ihnen kaum weniger zurückhaltend gegenüber; Versetzungen ins aus wärtige Amt, die Creme der Beamtenschaft, sind über haupt nur durch persönliche Protektion zu erreichen." Deutsches Reich. Die Versuche, ein Kompromiß betreffs des Fleisch schaugesetzes herbeizusühren, sind, wie die „Nat.-Ztg." meldet, vorläufig gescheitert. Gegen die Warenhaussteuer sind bei der Ver einigung deutscher Fabrikanten gegen Sonderbesteuerung von Großbetrieben weitere 1500 Petitionen von Fabri kanten eingegangen und dem Abgeordnetenhause durch den Vorsitzenden des Vereins, Stadtverordneten Rosenow, überreicht worden, so daß die Zahl der Petitionen nun mehr auf über 3000 gestiegen ist. Die Schutztruppe Kamerun soll von SOO auf mindestens 750 Köpfe erhöht werden, wozu noch eine Artillerie-Abteilung von 50 Mann und eine Stamm kompagnie von 100 Köpfen zu treten haben. Es ist nämlich ein weiteres Vorgehen in das Benuegebiet (Hinterland) und die Anlage einer festen Station bei dem an diesem Flusse gelegenen Platze Garna geplant. In parlamentarischen Kreisen wird angenommen, daß die am Sonnabend Abend unterbrochene Weiter beratung der Isx Leines und die Gesamtabstimmung über dieselbe vom Präsidenten zu gelegener Zeit, nämlich erst nach Ostern, auf die Tagesordnung im Reichstage gesetzt werden wird. Vor der Hand soll in erster Linie die Etatsberatung so weit gefördert werden, daß der Etat rechtzeitig fertiggestellt werden kann. Neue Postwertzeichen. Die 196 verschiedenen deutschen Kolonial-Postmorken sind nunmehr erschienen. Während die Marken bis zum Werte von 80 Pfg. die selbe Größe wie die neuen 10 Pfg.-Germania-Marken haben, sind die Marken im Werte von 1 und 2 Mk. erheblich größer gehalten. Alle Marken weisen daS Bildnis eines deutschen Reichspostdampfers auf, über welchem sich auf einer verschlungenen Bande in latei nischer Schrift der Name der betreffenden Kolonie be findet. Die Steuerkommission des württembergischen Landtages lehnte einen Antrag zu Gunsten der Umsatz steuer der Warenhäuser ob. Das Patengeschenk der Stadt Hamburg für den jüngsten Sohn des Prinzen Heinrich von Preußen be steht aus einer Nachbildung der hamburgischen AdmiralS- yacht vom Jahre 1755, aus Silber hergestellt und reich vergoldet. Eine auf dem Verdeck befindliche Luke läßt sich öffnen, so daß die „Ladung," ein silbernes Besteck, sichtbar wird. Das Kunstwerk erhält eine Höhe von 80 bis 90 Zentimeter. Der Fleischverbrauch in Deutschland ist seit 1872 um 58 Prozent gestiegen. Ausland. Krieg in Südafrika. Nach einer Meldung der „Daily News" auS Bloemfontein vom 16. d. M. Abends hätte sich in Pretoria ein aus 2000 Frauen bestehendes, bewaffnetes, den kurzen schottischen Rock tragendes Amazonenkorps (?) gebildet. Die Ueberführung der gefangenen Truppen Cronjes nach St. Helena ist aufgeschoben worden, weil 70 Mann erkrankt sind. Unter den gefangenen Mannschaften sind viele Fälle von Infektionskrankheiten vorgekommen, doch hoffen die Behörden, daß die Fälle vereinzelt bleiben werden. Nach einer Blättermeldung sollen die TranS- vaalmannschaften nach St. Helena gebracht werden, während die Freistaattruppen vorläufig in Simonstown bleiben sollen. Pretoria, 16. März. Der Chef deS AuSkunsts- dienstes der Buren teilt mit, daß die Verluste der ver bündeten Freistaaten vor dem Entsatz von Kimberley und Ladysmith an Gefallenen 677 und an Verwundeten 2129 tragen. Infolge von Unfällen wurden ferner 24 getötet und 171 verwundet. 99 starben an Krankheiten, 1251 Kranke wurden geheilt oder befinden sich noch in Be handlung. Der Gesamtverlust betrage mithin 4351 Mann. Cngland. Das O berhauS hat die Kriegsanleihe- Bill in allen Lesungen angenommen. Der böhmische Kohlenarbeiterstreik hat nach zweimonatlicher Dauer mit einer Niederlage der Arbeiter geendet. Bei der Montagsschicht sind in fast allen Gruben die Arbeiter vollzählig angefahren. Das Streikkomitee erließ einen Aufrunf, die Arbeit be dingungslos wieder aufzunehmen, da weitere Unter stützungen unmöglich seien. Nur in Kladno in Mittel-