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Hrtsblatt für DreWm, ZMelrhain, Ackgerzjjllin, Ae«lßa, Ivrriisrf, Ma, Mmmrljm, IHsßm 8r»Wiittt, Mi«, Ahn, SlckMu, Msteiiteq, LnWt, Pmßn, Snfntshsiii, StiMH, Hnm, WiIWiiii, ZmeiW ml MMii. Mil öev Sonnlcrgs-Krrctlis-Meitctge „Deutsches Jamittenbtutt". Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pf., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ei«. 5. Aahrg IreiLag, den 20. Juli 1894 Nr. 84 Oertliche unv sächsische Nachrichten. Naunhof, 18. Juli. Die Sommerferien an der hies. Volksschule nehmen Montag, den 23. d. M. ihren Anfang. Der Wiederbeginn der Schule ist auf Donnerstag, den 9. August festgesetzt. — Fort mit den Ferienarbeiten! ertönt es aus Lehrerkreisen. Diese Forderung ist gewiß zu unter stützen, denn Ferienarbeiten sind eine Qual für die Kinder und nach Beendigung eine Qual für die Lehrer. Jeder Familienvater und Lehrer weiß, daß zu Anfang der Ferien die Schularbeiten unterbleiben und allmählich in Vergessenheit geraten. Erst in dm letzten Tagen wird den Mahnungen der Eltern Folge gegeben. Aber doch sind die Gedanken mehr draußen beim Spiel, als bei der Arbeit; auch sind nur noch wenige Tage frei, und die Aufgaben nach Inhalt schwer, nach Umfang groß. Ist es zu wundern, daß sie, wenn sie überhaupt vollständig gemacht werden, flüchtig und fehlerhaft ausfallen? Was empfindet aber der Lehrer bei Durchsicht der Arbeiten? Aerger und Verdruß, und die Folge ist — Strafe. Also: Laßt die Ferienarbeiten fallen. Naunhof. Wie aus dem Inseratenteil zu er sehen ist, geht nächsten Sonntag von Leipzig nach Freiberg zur Industrie- und Gewerbe-Ausstellung ein Extrazug, welcher 6,52 Min. früh hier hält und nachts 12,50 wieder hier ankommt. Der Besuch der Ausstellung gestaltete sich in den letzten Tagen wie folgt: Sonnabend 5920; Sonntag 12175; Montag 6512; zusammen 24607 Personen. Dazu kommen noch einige tausend Besucher mit Dauer karten. Naunhof. Am Sonntag, den 22. Juli wird von Leipzig, Dresdner Bahnhof, ein Sonderzug nach Naunhof, Grimma, Colditz und Rochlitz zu ermäßigten Preisen verkehren. Die Abfahrt von Leipzig erfolgt vormittags 6 Uhr 55 Min. — Die 2. Klasse der 126. K. S. Landeslotterie wird am 6. und 7. August gezogen. Die Erneuerung der Lose hat bis zum 28. Juli zu erfolgen. — Beschwerden über das Dienstmaklerwesen. Das Königl. Ministerium des Innern hat eine Verordnung an alle sächsischen Kreishauptmannschaften erlassen wegen der vom deutschen Landwirtschaftsrat beim Reichskanzler erhobenen Beschwerden bezüglich des Dienstmaklerwesens; es wird von den Polizei behörden Bericht erfordert über die diesbezüglich ge machten Erfahrungen und gutachtliche Auslassung darüber verlangt, ob für Gesindemakler behördliche Konzessionspflicht nnd Aufstellung einer Gebührentaxe notwendig sei. — Erzgebirgische Gewerbe- und Industrie-Aus- stellung zu Freiberg in Sachsen. Im Interesse der großen Zahl von Losinhabern teilen wir mit, daß der Lotterieausschuß der erzgebirgischen Gewerbe- und-Industrie-Ausstellung soeben folgende 5 Haupt gewinne zur Verlosung angekauft hat: 1. Haupt winn: u) ein kompleter Salon im Empire-Stil, d) ein Speis-, Spiel- und Wohnzimmer in Eiche, vlä- mische Renaissance, e) ein Schlafzimmer, massiv Eiche und fourniert; 2. Hauptgewinn: ein Salon, modern englisch; 3. Hauptgewinn: ein Damensalon, deutsche Renaissance; 4. Hauptgewinn: ein Pianino in Nuß baum, deutsche Renaissance; 5. Hauptgewinn: eine elegante Halbchaise. — Lose Stück 1 Mark sind in allen Orten Sachsens zu haben. Die Verpflegung der Truppen im Manöver wird in Folge einer neueren Anordnung eine wesentliche Aenderung erfahren. Bisher gab es zwei Arten der Verpflegnng: entweder die Gemeinde erlnelt für die Beköstigung ihrer Einquartierung die volle Marschverpflegungsgebühr, d. i. 80 Pf. bis 1 M. pro Mann, wofür der Wirt den Soldaten auf einen Tag vollständig zu verpflegen hatte, oder die Verpflegung wurde durch die Manövermagazine ge ¬ regelt. In diesen wurde geschlachtet, gebacken, Kaffee, Reis, Erbsen, Linsen, Bohnen, Fleisch, Brot rc. an die besonderen Lieferungsempfänger einer jeden Compagnie ausgegeben. Diese brachten die Bedürf nisse oft 3 bis 4 Stunden weit in die Quartiere, wo dann geteilt wurde. Erst darnach konnte die Zubereitung stattfinden. Es ist begreiflich, daß dieser Hergang sehr umständlich war, und die Beköstigung der Mannschaften oft ungemein verzögerte. Zur Vermeidung dieser Widerwärtigkeiten soll fortan, z wo es angängig ist, von dec Magazinverpflegung abgesehen und jedesmal dem Quartierwirt die Ver pflegung überlassen werden. Als Vergütung wird hierfür der Wert der bisher gelieferten Magazin portionen gewährt. — Preisausschreiben. Die deutsche Land- ! Wirtschafts-Gesellschaft erläßt ein Preisausschreiben über Herstellung von Dauerkartoffeln im Großbetrieb. Daran sind beteiligt die Königl. Preußische ^taats- ! regierung mit 5000 Mk., der Verein der Spiritus- fabrikanten und der Verein der Stärke-Interessenten ! in Deutschland mit 3000 Mk., die Deutsche Land- ' Wirtschafts-Gesellschaft mit 3000 Mk., sowie die Landwirtschaftlichen Zentralvereine für Schlesien und für Anhalt mit je 5000 Mk. Der Zweck des Preisausschreibens ist, zur besseren Verwertung der Ueberschüsse reicher Kartoffelernten ein im Großbetrieb ausführbares Verfahren zu finden, wonach die Kar toffeln in eine haltbare und preiswerte Dauerware übergeführt werden, die a) als Futtermittel, b) als Rohstoff für technische Gewerbe, z. B. Brennerei, v) als menschliches Nahrungsmittel verwendbar ist. Für etwa zu verteilende Preise steht ein Betrag von 15 000 Mk. zur Verfügung. Die Geschäftsleitung für das Preisausschreiben ist dem Professor Dr. Delbrück übertragen. Die Anmeldungen zur Be teiligung an dem Wettbewerb sind bis spätestens den den 1. März 1895 einzmeichen; die Entscheidung des Preisgerichts erfolgt spätestens am 1. Juli des selben Jahres. Zur Preis bewerb» ng sind nur Ver fahren zugelaffen, welche trockene, auf mehrere Jahre haltbare Ware Herstellen. Der Feuchtigkeitsgehalt darf 14S nicht wesentlich überschreiten und die Ware darf weder verbrannt noch mit fremden Bei mischungen oder Gerüchen behastet sein. Bei der zur menschlichen Ernährung bestimmten Dauerware wird besonderer Wert darauf gelegt, daß das Fabrikat ein appetitliches Aussehen besitzt und in der Küche bei behält und daß es bei verschiedenen Zubereitungs arten in Geschmack und Aroma möglichst demjenigen der frischen Kartoffeln nahe kommt. Es ist dabei hinzuweisen, daß dieses Erzeugnis nicht nur für den Inlands-Verbrauch bestimmt ist, sondern auch für den Export in kartoffelarme Länder, daß also an die Haltbarkeit und Schönheit besonders hohe Ansprüche gestellt werden müssen. Das als Rohstoff für tech nische Gewerbe, z. B. Brennereien als Maisersatz oder für Preßhefefabriken als Kornersatz hergestellte Fabrikat muß leicht verzuckerbar und vergärbar sein und die zur Berfütterung bestimmte Ware muß die leichte Verdaulichkeit der frisch gekocht oder als Kar toffelsuppe verfütterten Kartoffeln besitzen. Das zur Preisbewerbung gemeldete Verfahren braucht nicht alle drei Ansprüche zu erfüllen, es genügt auch, wenn es nur einem einzelnen derselben Genüge leistet. — Ein eigentümliches Bittgesuch wurde von einer Frau Rentier, deren Gatte zu längerer Gefäng nisstrafe verurteilt wurde, an den König von Belgien gerichtet. Unterstützt wurde die Bitte um Begnadig ung nämlich damit daß der Verurteilte ein ebenso vorzüglicher Byziclist, sei, wie der König selber, und man unter Sportgenofsen doch sicherlich leichter Gnade für Recht üben könne. Grimma. Am 16. Juli früh wurde am Schützen der Pauschwltzer Fabrik der vor 14 Tagen beim Baden in der Mulde ertrunkene, 30 Jahre alte Kaufmann S. von hier aufgefunden und am Abend auf dem Gottesacker in Tretsen beerdigt. Leipzig. Großes Aufsehen erregt die Zahlungs einstellung der seit 40 Jahren bestehenden Herren konfekttonsfirma H. A. Baum. Die Passiva be tragen 680000 Mk. Ein gebotenes Arrangement von 50 Proz. hat Aussicht auf Annahme. Großzschocher. Wie tief gesunken manche Menschen sind, bezeugt wieder einmal folgender Füll. Als sich am Sonntag während der Mittagsstunden zwei junge Mädchen im Alter von 16 und 19 Jahren von hier nach Albersdorf begeben wollten, trat ihnen kurz nach dem Bahnübergang ein Mann im vollständigen Adamskostüm entgegen und versuchte ein Sitklichkeitsattentat an ihnen zu verüben. Auf den Hilferuf der bedauernswerten Mädchen wurde der zufällig mit dem Zuge angekvmmeue hiesige Gendarm Abriel von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt und ge lang es ihm, den verwahrlosten Menschen, einen verheirateten Schlosser aus L.-Kleinzschocher, zu ver haften. Lausigk. Das sehnliche Verlangen der Lausigker, als Ersatz für die Garnison mehr Industrie in den Ort zu bekommen, findet erfreulicherweise allmählich seine Erfüllung. In dem benachbarten Köllsdorf, welches ergiebiges Thonlager birgt, begründen die Herren Emil Bergner aus Öderan und Edwin Feilgenhauer aus Pulsnitz ein Etablissement unter der Firma: „Sächsische Dachsteinwerke und Stein baukastenfabrik." Besonders sei noch darauf hinge wiesen, daß diese Steinbaukastenfabrik die einzige ist, welche außer der bekannten Richter'schen auf dem Kontinent existiert. Zöblitz. Wegen fortgesetzter Tierquälereien, be gangen an jungen Vögeln, wurden hier dreizehn Schulknaben polizeilich durch Hiebe bestraft, und zwar erfolgte die Strafe in Gegenwart eines Arztes und in Anwesenheit der Mitschüler durch den Schul hausmann. Der Vater eines der bestraften Knaben hat hierüber bei der Königl. Staatsanwaltschaft in Freiberg Beschwerde eingereicht, ohne jedoch damit Erfolg zu haben. * Sicheres Mittel gegen die Wirkung des Bienen stiches. Das probateste und am schnellsten wirkende Mittel gegen Bienenstich ist die Arnika-Tinktur. Da mit eingerieben, kommt es kaum zur Geschwulst, und wo dieselbe schon eingetreten, verschwindet sie schnell. Wer es versucht hat, wird sich vor keinem Bienen stich mehr fürchten. * Beim Hochzeitsmahl eines jungen Paares in einer kleinen Landstadt brachte ein behäbiger Bürger folgenden Toast aus: „Ich trinke auf das Wohl der jungen Braut — möge sie noch viele solcher Tage erleben. * Die Mitgift der armen Mädchen. Fast jedes Weibchen strebt nach einem Mann, Doch ohne Mitgift giebt es keine Haube; Ihr armen Mädchen hört mich an, Was Jedem ich zu sagen mir erlaube: 10 000 Mark ist wert Dein sanftes Herz, Die Häuslichkeit wiegt 20 000; Wenn Du nicht kokettirst nach allerwärts, Nicht Putzsucht treibst, erschrecklich, grausend, Gilt dies an Wert der Mark 10 000, Und kannst Du lieben, treu und wahr Und sehnst Dich nicht nach eitlem Flimmer. Zählt das 10 000 Mark fürwahr . . . So schätzen es die Männlein immer. — Hat Gott Dir Alles dies bescheert, Bist 50 000 Mark Du wert: Und mit der Mitgift sicherlich Nimmt jeder brave Kerl auch Dich!