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inil sein Werk gewesen, für deren Erweiterung cr unermüdlich thälig war. — Folgende zehn Gebolc zur Angcnpflcgc verdienen weiteste Verbreitung: I) Bei jeder Arbeit, besonders aber beim Lesen nnd Schreiben, sowie bei den weiblichen Hand arbeiten u. s. w. achte genau darauf, daß genügend Licht zur Arbeit vorhanden ist, und, wenn irgend möglich, von der linken Seile und von oben auf die Arbeit fallt. 2) Vcr- mcidc cö thnnlichst, daö Sounculichl, sowie auch das Licht der Lampe re. dircct in'S Ange falle» zu lassen oder durch den Reflex desselben ans Schnee, weissem Papier u. s. w. die Augen zu blcndcu. 3) Das lünstliehc Licht darf nicht flackern, nnstät und ungleich sein, der Anblick der Flamme muß dem Auge durch einen Schirm entzogen sein. 4) Schirme von Milchglas sind die besten, wogegen Kuppeln und Schirme von mattem Glase mit cingeschliffcncn Streifen und Figuren fiir die Augen höchst gefährlich und schädlich sind. Ebenso sind diejenigen Schinne verwerflich, die das Lich! gar nicht durchlasscn, wie z. B. die grünen Papier- und Pappschirmc, weil sic das Ange zu einem steten Wechsel zwischen greller Helligkeit und Dämmerung zwinge». 5) Mail achte stets darauf, dass die Auge» »ichl zu nahe a» die Arbeit gehalten werden, wie dies gar leicht beim Schreiben nnd bei den weiblichen Handarbeiten der Fall ist. Daö ist von vorn herein nur eine Angewöhnung nnd macht kurzsichtig. 6) Hm svgennimte» Zwielicht darf mau niemals lesen, schreibe» oder seine Handarbeiten machen, weil dadurch die Sehkraft der Augen uunölhigcr Weise zu staik angestrengt wird. 7) Wen» die Augen bei der Arbeit schmelzen oder Ihräncu, oder wenn die Buchstaben beim Lesen oder Schreiben zn- sammculaufcu, so muß man von der Arbeit eine Weile wcg< und in die Ferne, wenn möglich ins Grüne sehen nnd eist nach kurzer Nast die Arbeit wieder anfuchmen oder im Wieder holungsfälle ganz davon abslehcn. 8) Das Lesen beim Liegen im Belt oder ans dem Sopha, im Gehen oder während der Fahrt ans der Eisenbahn«, ans der Pferdebahn und iu anderen Wagen ist zu unlcilasscn; diese veiderblichc Gewohn heit schadet den Ange» ebenso wie flackerndes Licht. Auch nach Genesung von einer sch»,Kcanlhcil miiß man die Angcu vorsichtig schauen. 9) Bullen darf man »nr auf Nerardnnng eines Arztes gebrauchen, sic dürfcn nicht fort während getragen nnd bei jeder Arbeit benutzt werden, weil dadurch die Angcnschwächc mehr befördert wird. Dasselbe gilt auch von blauen Brillen. 10) Man bewahre die Augen so viel wie möglich vor schnellem Wechsel von Licht nnd Finstcrniß und bestrebe sich, dieselben dnrch eine vernünftige Lebensweise überhaupt und namenllich dnrch eine ncbtigc Vcrtheilnng der Zeit für Schlafen und Wachen zn kräsligcn. Wer diese Gebote hält, der wird sein Augenlicht sich bis ins hohe Alter bewahren und erhallen. Am Sonnabend Abend bcnntzlc ein etwa 20jührigcr Aärbcreiarbcilcr ans Spitzennncrsdorf die günstige Gelegen heit, in einem Prodnctcngcschäfl in Pirna, da» cr wahr scheinlich nm zu fechten betreten und augenblicklich lccr ge funden Halle, mil kühnem Griff die Ladcnkassc mit über 40 Mark Inhalt zn anucclircu und damit natürlich schleunigst zn vcrdnftcn. Der Diebstahl wmdc aber alsbald entdeckt, dem kühnen Räuber sofort nachgcsctzt nnd ihm seine Bente auch glücklich wieder abgcjagt; cr selbst aber wanderlc »nn- mehr »ach Rammer Sicher. Dresden. Nach miv Mcnlonc cingcgcmgcncn Nach- richlcn ist daö Befinde» Ihrer königl. Majestäten ein vor zügliches. Ihre Maj. die Königin Hal Sich von einer Er kältung, die Allerhöchst dieselbe Sich Anfangs der Charwochc ziigezogcn hallte, wieder vollkommen erholt, so daß dicicgcl- mäsjigcn Spaziergänge wieder haben unternommen werden können. Als Ansflngöorlc waren von Ihren kgl. Majestäten in der vergangenen Woche namentlich da« Cap Martin, das Borigothal nnd Monte Cailo gewählt worden. Am Mor gen des zweiten Osterfcicrlagcs unternahm Sc. Maj. der König ciuc Promcnadc nach dem Pont St. Lonis, wo in den Fclscngrottcn dcö Rochcr rouge kürzlich cmfgcfundcnc menschliche Skelette aus der Steinzeit besichtigt wurden. Nach dem Dejeuner fuhren beide königl. Majestäten nach Cap Martin, nm Ihrer Majestät der Kaiserin Cugcnie eine» Bestich abznslatlcn. Abends '/^9 Uhr begab Sc. Maj. der König Sich, einer Einladung des Fürsten von Monaco folgend, in Begleitung des Obcrhosmcislcrö, Wiikl. Geh. Nath von Watzdorf, Exccllcuz und des Flügcladjnlantcn Major v. Haugk, z»m Hosba» »ach Monaco. Die 100 bis 120 Personen umfassende Gesellschaft hatte Mitglieder fast aller cmopäischcn Nationen auszuwciscn. Bon fremden Fürstlichkeiten war zn diesem Feste noch anwesend: Herzogin von Aosta, Infantin Eulalia, Prinz nnd Prinzessin Philipp von Sachsen Cvbnrg Gotha. Das Ballfest, welches äußerst originell war, endete um 2 Uhr. Am letzten Sonntag un ternahm Ihre königl. Majestät eine Seefahrt. Ihre kgl. Hoheit die Frau Herzogin-Mutter vou Genua ist am Sonn abend in Mcnlonc ciugclrosfen. Im Laufe der letzten Woche waren von Ihren königl. Majestäten mit Einladungen zu Dejeuners, rcsp. Diucrö beehrt worden: der Erbpunz von Monaco, Prinz nnd Prinzessin Rcnß, Graf Hochberg, Oberst v. Globig nebst Gemahlin, Obcrforslmcislcr v. Löben nebst Gemahlin, sowie Fran und Fräulein von Oppell. Nach den neuerdings getroffenen Dispositionen gedenken Ihre kgl. Majestäten am Mittwoch, den 27. d. M., Mcn lonc zn vcrlasscn nnd ans der Rückreise nach Dresden Ihren Majestäten dcm König und der Königl» vo» Württemberg einen Besuch in Stuttgart abzustallcm — Iu öffentlicher Sitzung wurden am Sommbcud Millng in Dresden u. A. nachstehende Herren als Haupt- geschworene für die nächste, im Mai bcgimicndc Schwur- gcrichlssitzuug beim dortigen Landgericht auSgcloost: Ritter gutsbesitzer Moritz Winltcr in Nickern, Privatuö Reinhold Grützner in Pirna, Fabrikbesitzer Robert Kummer iu Nieder sedlitz, Rittergutsbesitzer Hannibal v. Lüttichau iu Bären stein und Hotelbesitzer Friedrich Louis Rohde in Schandau. Al» Freilag Bormillag iu der 10. Sluudc ist an der Elbbrückc in Niederwartha ein mil Sandsteinen beladc- >icr, von Postclwitz kommender Kahn lotal havarirl. Bon der Mannschaft des Fahrzeuges ist Niemand verunglückt. Dieser Tage kam in Meißen ein Fabrikant aus der Nachbarschnsl nach dem dortigen Bahnhof, nm den Zug nach Dresden zu benützen. Der Herr löste sich ein Billet 2. Klasse, übelschrilt den Perron und öffnete, ohne sich nm einen Beamten zu lummer» oder den Schasfuc« nach seinem Platz zn fragen, eine Wagcuthür 2. Klasse. In die schwellende» Polstcr zurückgelchitt, brannte sich der Reisende ciuc Havanna an und stad» tc eifrigst seine Geschäftsbriefe. Er mochte sic wohl Alle gelesen haben, die Langeweile plagte ihn nnd so schanlc cr cinmal zum Fenster hinaus. Wer beseh« cibt jetzt sein Entsetzen — der Zug war fort! Unter dem Gelächter der Bnhnhosögartcnbcsuchcr mußlc der Herr wieder auS- stcigeu, cr haltc sich in einen abgchängtcn Wagen gesetzt! Die Schaffner hatten den Herrn wahrscheinlich ciustcigcn sehen, aber gewiß gedacht: „Hat sich der Hcir nicht nm Euch gekümmert, so kümmern wir uns auch nicht nm ihn!" In der am 2l. d. Bk. in Leipzig stattgcfnndcncn HanptvclHandlung dcö Königl. Landgcuchl« gcgcn Mitglieder dcö Rudcrclubö Saxonia, von welcher wir am Sonnabend knrz berichteten, wurde das Urlhcil am Donnerstag abends gegen 6 Uhr verkündet. Es wuldni durch dasselbe der am 11. Jimi 1858 iu Lützschena geborene Kaufmann Gnstav Adolph Möritz zu 3 Monaten 2 Wochen Gcfängniß, der am 20. Octobcr 183!) in Leipzig geborene Mnsiklchrcr Georg Emil Theodor Stoll zn 3 Monalcn, dcr am 5. August 18(18 in Leipzig geborene Kaufmann Friedrich Wilhelm Cajeri niid dcr am 20. Octobcr 1867 in Leipzig geborene Hand lungsgehilfe Carl Alfred Becker, zu je 2 Monate», der nm 16. Marz 1868 i» Leipzig geborclic Ha»dlu»gSgchilfe Max Alwin Haase und dcr am 23. Scpicmbcr 1867 zn Leipzig geborene Kanfmami Friedrich Otto Müller zn jc 3 Wochen, die am 1. Mai 1871 in Ficnslädt (Kreis Halle) geborene Proslilnirlc Pauline Emilie Minna Jahuö, die am 26. No vember 1865 in Apolda geborene Prvstitnirtc Wilhelmine Thcrcsc Lina Koch und die am 23. Februar 1870 zu Rchmö- doif geborene Proslilnirlc Amalic Clara Seidler zu jc 1 Woche Gefäiigniß, sowie dcr am 29. Mai 1869 i» Ollen dorf geborene Friscnrgchilfc Heinrich Wilhelm Paul Stahl- man» zn 20 Mk. Geldstrafe vcrnrlheill, während dcr am 4. Inli 1862 in Leipzig geborene Kanfmann Karl Oscar Jacobi, dcr am 16. Juni 1867 in Leipzig geborene Kauf- mann Karl Louis Albert Schäfer, der am 15. Juli 1855 in Leipzig geborene Holzbildhauer Franz Oscar Schneider und dcr nm 17. Januar 1862 iu Licbcuhoru gcborcuc Kauf- maun Ernst Richard Richter von dcr Anklagc frcigcsprochcn wurden. Die Berurlhcitungcu erfolgten ans Grund des 8 183 dcö R.-St.-G.-B.s, welcher mil Gcfängniß bis zu 2 Jahre» oder mil Geldstrafe bis zn 500 Mk. denjenigen bestraft, welcher dnrch eine unzüchtige Handlung öffentlich Acrgcrniß gicbt. Den Boi sitz führte Herr LandgerichtSdircctor Obcr- justizrath Bollert, während die Anklagc durch Herrn Staats anwalt 1)r. dinget vertreten wnr. Die Bcrnrlheilnng dcr gcnnnulcn Angeklagten erfolgte wegen des in Mitlhäterschaft verübten Bcrgchcnö gcgcn den angezogcncn Parngraphcn, die Stahlmnun's wcgcn Bcihilfe zn diesem Bcrgchcu. — Hnudcit Badeärzte und Direktoren grjindclcn in Leipzig einen allgemeinen denlschcu Büdcrvccband. Recht Ihcncr dürfte eine Salbe werden, die ein Dro- gnist Ende Februar d. I. dcm Hofmeister eines Rittergutes bei Wurzen gegcu Ungeziefer des Rindviehes verabfolgte. Die sehr giftige Salbe war nämlich schlecht znbcrcitcl nnd enthielt nicht weniger als drcinnddrcißig Proccnt Quecksilber. Es crkiankicn deshalb ucnnzehu Stück Jungvieh in höchst bedenklicher Weise. Davon sollen drei Stück gefallen sein. Nachdem die Sache zur Anzeige gebrach! wordcu war, be schlagnahmte die Polizei bei dcm Dioguislcn den noch vor handenen Borralh dcr Salbe. Bor einigen Tagen wmdc dcr Gnslhvfspächtcr Hoch- ans in Obcrhäßlich bei Dippoldiswalde nulcr solch eigen- thümlichcn Umständen lobt aufgcfnndcn, daß ei» Mord nicht nuögcschlosscn schien. Di ei dcr That dringend verdächtige Personen, dcr Schuhmacher Hamaun, dcr Waldarbeiter Kästner nnd die Ehefrau Hochaus'ö, wurden verhaftet, die selben haben sich vor dcr «Staatsanwaltschaft sämmllich als schuldig bclannt und ein ofsciicö Gcsläuduiß abgelegt, Neber den Bcrlanf dcr Mordaffairc verlautet nun Folgende«: Nach Schluß der Tanzmusik am zweiten Ostcrfcicrlagc im Gasthof zn Obcrhäßlich haben sich dcr Schnhmachcr Ha mann und dcr Waldm bester Kästner vou Reinberg noch einige Zeit iu den Räumen des Gasthauses aufgchaltcu. Dcr Eislgcnanulc ist daraus mit dem Wirth in Gegenwart dcö Käslucr, sowie dcr Ehefrau des Wirths mit ihrer 13- jährigen Tochter in Streit gerathcu, wobei die letztgenann ten drei Personen ans der Seile Hamanu's standen und gegen den Wirth Partei ergriffen, sowie auch an thällichcu Mißhandlungen lhcilgcnommcn haben. Dcr letztere ist nnn von Hamann überwältigt, mit einem Taschcntnchc erwürgt und an dcr Thür aufgehängt worden, ohne daß von den Mitauwcscndcn in irgendwelcher Weise Widerspruch dagegen erhoben worden wärc. Es scheint vielmehr, als ob die grau sige That im Einverständnis; mit dcr verehclichlcn Hochanf auögcführl wordcu ist. Diese hat am Morgen nach dcr Ausführung des Berbrcchcnv dcr Orisbchörde die Anzeige erstattet, daß sich ihr Mann in dcr verflossenen Nacht dnrch Erhängen daö Leben gciwmmcn habe. Die bei dcr darauf hin erfolgten Besichtigung au der Leiche Vorgefundene» Blut flecken haben indes; den Bcrdachl anskommcn lasse», daß die Aiigabc» nicht dcr Wahrheit cnlsprcchcn, woranf die be hördliche istttcrsuchung ciiigclcitcl worden ist. Dcr Schnh- mnchcr Hamann ist nm Abend des 22. Aprit mit dem 6 Uhr 58 Nii», in Dippoldiswalde abgehende» Zuge an das Kgl. Lnudgcricht Freiberg überführt worden, während nm 23. April Bormitlag 11 Uhr dcr Waldarbeiter Kästner von Remberg nnd am Abend desselben Tages die Ehefrau des Hochcmf als Milschnldigc ebenfalls dahin nbgcholl worden sind. Dcr 28 Jahre alle Hnmcmn verbüßte bereits wcgcn sillciipolizcilicheii BergchcnS eine einjährige Freiheits strafe, wohingegen der 20 jährige Kästner noch unbestraft und bei dcr letzten Rclrnliruug zur Festungs-Artillerie nach Metz nnsgchvbcu worden ist. Merkwürdiger Weise fiel dcr letzte Mord, welcher im Anfänge dcr sechözigcr Jahre im Anstögcrichlsbczirk Dippoldiswalde verübt wnrdc, ebenfalls einem Hamann (in Panlsdvrf) nnd zwar einem Bcrwandtcn des obigen Schuhmachers Hamanu zur Last. Zum Tode vcrurthcilt, wurde derselbe vou Sr. Maj. dem König zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt, woselbst cr vor ganz kurzer Zeit verstorben ist. Dcr Gasthof zu Oberhäslich ist vorläufig geschlossen und für allen Berlchr gesperrt worden. Rühmend anzucrtcnncu ist noch das Bcrhallcn des dortigen GcmcindevorstandcS Herrn Weinhold, welcher, nachdem cr Bcrdacht geschöpft, die Angelegenheit mit giößtcr Energie verfolgte, alsbald den Hamann als Hatlptschuldigeu ermittelte und dem Königl. Amtsgericht Dippoldiswalde überlieferte. T st q e s g c s ch i ch t e. Deutsches Reich. Berlin. Das preußische Königs- Haus ist durch das Hinscheidcu dcr Großherzogin - Mutter in liefe Trauer versetzt wordcu. Demi die edle Fürstin, welche nunmehr im hohen Alter vou 89 Jahren zur ewigen Nnhc cingegaugcn ist, war bekanntlich die einzige Schwester des unvergeßlichen Heldcnkaiserö Wilhelm l.; mit ihr ist dem nach daö letzte Kind König Friedrich Wilhelms Hl. von Preußen und seiner Gemahlin Lnisc dahingcschicdeii. Die verewigte Großherzogin Alexandrine genoß in Mecklenburg, ihrer zweiten Hcimath, die allgemeinste Liebe und Verehr ung nnd darum hat daselbst ihr Hinscheidcu in allen Krei sen dcr Bevölkerung die aufrichtigste, schmerzlichste Theil- uahme hcrvorgcrufcm — Dcr Kaiser ordnete anläßlich dcö HinschcidcnS dcr Großherzogin-Multer von Mccklcubnrg- Schwcrin für den königlichen Hof die Anlegung einer Trauer für drei Wachen an. — Die jüngste Sitzungsperiode dcö dculichen Colouial- rnlhcS ist am Freitag dni ch dcn Boi sitzenden, Wirkt. Geh. Lcgalionöralh l)r. Kayser, geschlossen worden. In der Schlußsitzung stimmte dcr Cvlonialrath zunächst cincr Ne- solntion dcö Ausschusses zn, betreffend die Regelung dcr Zollsragc in dcn deutschen Schutzgebieten. Weiler hieß die Bcrsammlnng dcn AnSschußanlrag gut, wonach für die Schutzgebiete als Eisatz sür die einstweilen »ichl durchführ bare Bcrmchruug dcr Zollstclleu schucllsegcliide Zollkntlcr beschafft werden fallen. Hinsichtlich dcr Sclavcrcisrage be. schloß dcr Coloninlrnth, dcn Behörden in den Schutzgebieten anfzugcben, nach dcn vom Colonialralh ausgestellten Gc- sichlspnnklcn Ermittelungen cinzulcite», die cincr Regelung dcr Sclnvcnfrage zn Grnndc gelegt werden könnten. Fer ner genehmigte die Bcrsammlnng Resolutionen dcö Auö- schusscö, welche sich ans Strafbestimmungen hinsichtlich des Sclavenrnnbes nnd Aufwendung größerer Mittel zur Be kämpfung dcö Sclavcnranbcs und des Sklavenhandels be ziehen. Zuletzt nahm die Bcrsammlnng cinc von dcn Mit- glicdeiii Fürstcn Hohenlohc-Laugcnburg nnd Slnalöminislcr von Hofmann geslcllle Resolution an, welche den Wunsch aussprichl, daß bei Regelung des AnSwandcrnngSwcscnS auch auf Hiulcittmg dcr denlschcu Auswanderung nach dcn hierzu geeigneten Theilen dcr Schutzgebiete Rücksicht genommen werde nnd daß dem Colonialralh dcr Entwurf eines Aus- wandcrungsgesetzes thnnlichst noch vor Zusammentritt dcö Ncichslagcö vorgclcgt werden möge. Am Ende der Sitzung dankte Geh. Lcgalionöralh I)r. Kayser de» Anwesenden sür ihre arbcilsfrcndige Bcthciligung, worauf Namens der Vcr- sammluug Fürst Hohenlohe Langenburg dem Borsitzcndcu den Dank sür die umsichligc Leitung dcr Geschäfte auösprach. — Dcr Reichskanzler v. Caprivi ist am 25. d. M. fiüh 8 Uhr nach Karlsbad nbgcreist. — Wie der „BorwärtS" mitlheilt, gicbt cS gegenwärtig in Berlin 10 000 beschäftigungslose Maurer. — Wie in gut unterrichteten Kreisen verlautet, wird das italienische Königöpaar, begleitet vom Ministerpräsiden ten di Rudini, vier Tage in Berlin bez. Potsdam und einen Tag in Dresden vei weilen. Dcr Rendant Weughöfer aus Gumbinnen hat sich in Berlin erschossen. In dcr Kreissparkassc schien 19 000 Mark. Wieviel in dcr Krciskassc noch fchlt, ist nnbcstimmt. Das Polizeipiäsidium zn Frankfnrl a. M. hat folgcndcö Telegramm über dcn Untcrschlcif im Frankfurtcr Hause Rothschild au die auswärtigen Sicherhcitöbchörden gerichtet: „Nach Unterschlagung vou zwei Millionen Mark, vcrbnndcu mit Buchfälschuugcn, ist dcr Kassircr Rudolph Jacgcr vo» dort flüchtig geworden. Er ist 44 Jahre alt, Hal dunkles, hochstehendes Haar, blanc Augen nnd cincn Bollbarl." Auf die Ergreifung Jacgcrö ist ein Preis von 1000 Mark gcsctzl. Am Donnerstag früh ist in Görlitz cinc Doppel- Hiurichlung durch dcn Scharfrichter Ncindel ans Magdeburg vottwgen wordcu. Die Dcliugneulcu, Aug. Kuoll und Wil helm Heidrich, hatten in dcr Nacht znm 22. Dcccmbcr v. I. die Willwc Buchelt iu Lcopoldshain ermordet nnd beraube. — Die Kgl. Strafkammer in Görlitz verhandelte am 23. d. in Sachen dcö Kohlfurtcr Eisenbahnunglücks. Dcr Angeklagte Locomolivenführcr Trcnncr erhielt wcgcn fahr lässiger Tödlnng, Körperverletzung und Gefährdung eines Eisenbahntransports zwei Jahre Gcfängniß; dcr Mit angeklagte Raugircr Scheibe wurde freigcsprochcn. Ein 13jähriger Knabe in Muskau trat am 24. d. M. mit einem Bultcrbrodc in dcr Hand in einen Hof, wo Federvieh sich befand. Ein Pfau, dcr daö Brod erblickte, lief dem Knaben nach und hackte, nach dcm Brodc springend, dcm Knaben ei» Auge ans. Uni das andere Auge zu er halten, wnrdc dcr Unglückliche soglcich iu die Klinik gebracht. Die Wcrncr'schen Ehclcntc in Silberberg in Schl, fließen beim Umgrabcn ihres GarlcnS ans cinc alte Granatc, welche kiepirle und beide Leute zerriß. Man schreib! ans Thorn: Die letzte Alarmirnng un serer Thorncr Gacnison üble ans unsere russischen Nachbarn eine komische Wirkung ans. Eine Schwadron unscrcr Ulanen nnd ciuc Ablhciluug Infanterie hallen nach dcr Alarmirnng Preußisch Lcibilsch besetzt; au dcr Brücke über die Drcwcuz, welche die beiden Nachbarländer trennt, war ein Posten auf- gestellt. Als der auf dcr Brücke postirtc russische Grenz- «Soldat die preußische Wache aufziehcn sah, nahm cr sein Gewehr unter den Arm und machte sich schleunigst auö dem Staub. Biuucu Kurzem waren nach dcr „Thorn. Ztg." sämmtlichc in Polnisch-Lcibilsch liegenden Grenz - «Soldaten alarmirt und kriegsbereit, mit gesattelten Pferden, nnd nah men bei dcr Zolllammcr während der ganzen Dauer dcr Ucbuug Ausstellung, während dcr russische Posten auf dcr Brücke nicht wieder erschien. DaS Ministerium iu Weimar hat für daö Groß- hcrzoglhmn Weimar öffentliche Versammlungen und Ans züge 7M 1. Mai verboten. Im Großhcrzogthum Baden begeht mau am 29. dö. die officiellc Feier dcö 40jährigcu Rcgierungöjubilänmö dcö Großhcrzogö Friedrich. IuStuttgart verschied vorige Woche infolge Schlag anfalles dcr russische Gesandte am württembergischcn Hofe,