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14 Einleitende Bemerkungen. Wesen bewegen sich nach allgemeinen Gesetzen nur ans einen erhaltenen Anstoß oder durch gegenseitige Anziehung, die be seelten auf diese und zugleich auf inneren Antrieb. Nicht alle Naturforscher und Philosophen dieser Zeit leugnen die Seele als ein besonderes Wesen, so Henle nicht, ebenso wenig Pfleiderer (Ztschr. f. Philos. Bd. 70, S. 111) und der Psychiater Hagen (Ebend. S. 305), welche alle sich gleich mäßig gegen den Monismus aussprechen und letzterer unterscheidet noch Thier- und Menschenseele und vindizirt nur dieser das Prädikat Geist. Desto mehr mußte man sich wundern, daß der verstorbene Herr v. Cotta der monistischen Weltanschauung anhing und Gott außer oder gar über der Natur leugnet, der überhaupt uur als Naturgesetz existire. vr. Mayer in Mainz, welcher die Seele nur für einen Ausdruck der Verrichtungen von Sinnen- und Nervensystem ansieht, zugleich als einen der Menschheit seit Jahrtausenden vorgemachten „blauen Dunst", macht sich über vr. Jäger lustig, der in: Ernst meine, im Aus dünstungsgeruch und Fleischgeschmack eines Thicres das Spezi fische des „Seelenstoffes" gefunden zu haben; der primäre Stoff sei aber der „Eiseelenstoff" und die psychische Erscheinung geht nach Jäger Hand in Hand mit der Eiweißzersetzung. — So barock diese Ansichten sind, so enthalten sie doch die Wahrheit, daß ein theilweiser Parallelismus zwischen körperlichem und seelischem Leben stattfindct, ohne daß letzteres nur das Produkt des ersteren wäre. Der jüngere Fichte definirt die Seele als ein individuelles, beharrliches, vorstellcndes Quäle, in ursprünglicher Wechsel beziehung mit andern Realen begriffen. Realsein ist nach ihm, seinen Raum und seine Zeit setzen erfüllen und die Seele ist in jedem Theil ihrer Raumexistenz, d. h. ihrem Leibe dynamisch allgegenwärtig. Insofern die einstige sinnliche Erscheinung des Menschen, sobald die Zeit gekommen, schon im Chaos der Erde angelegt sein mußte, kann mau ihm (wenigstens der Gattung nach) mit Fichte allerdings ein apriorisches Dasein zuschrcibcn. Der individuelle Mensch ist übrigens nicht blos Produkt seiner Eltern, denen er oft nicht gleicht, sondern es tritt bei seinem Werden immer noch ein Neues, Besonderes hinzu, wie schon