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il o. 10. W-chmU v One Nummer. Leipzlsi, 8. Dc;eml>cr 1869.>- Vierteljährlich 18 Sgr. I. Iahrganq. Familmiblntt für Milder- mid Uölkerkuiidc. Zu beziehen durch Nedigirt von Der Jahrgang alle Buchhandlungen des In- u.Auslandes Dr. ,^ttv Dklitsch, (52 Nummern oder 12 Monatshefte) sowie Postämter. Privat Docont nnd Nealschnl-Oberlehrer. läuft von Oktober zu Oktober. Die schulen der Tataren in den an der Wolga liegenden Gnbernien Kulilands. Bon Du. Hifchner. Dic Mohammedaner der krimschen Halbinsel, im Kaukasus und in Sibirien, leben unter ganz andern Verhältnissen, und ihre Schulbildung kommt der der Tataren an der Wolga nicht gleich; die krimschen Tataren übertreffen vielleicht noch ihre wolgaischen Glaubensgenossen, aber die kaukasischen und sibi rischen Mohammedaner stehen letzteren entschieden nach, besonders die Baschkiren nnd Kirgisen, welchen in dieser Beziehung ihre nomadische Lebensweise sehr hinderlich ist. Die Schulen der Tataren an der Wolga kann man in zwei Kategorien thcilcn: Elementarschulen und höhere Schulen. So Iverden sic auch selbst von den Tataren eingethcilt, welche die erster» Maktab nnd die letzter» Madrassc neimen. In den Mak- tabe» lernen die Kinder lesen, schreiben und die fünf Gebote. Tie Schulzeit ist nicht genau festgesetzt; der Unterricht beginnt mit Beendigung der Feldarbeiten und endigt gegen den Früh ling. J,n Winter versammeln sich die Kinder entweder in der Wohnung des Mulla oder in einem besonder» Schulgebäude, wenn sie ein solches haben. Jeden Morgen bringen sie das Abc-Buch, einen Kienspan oder ein Licht, nnd Ruthen mit. Die Knaben lernen von den Mädchen abgesondert; mit den erstem beschäftigt sich der Mulla selbst, aber mit letztem seine Frau. Diejcuigm, welche eine höhere Bildung suchen, treten in die Madrassen; dort werden dic hohem theologischen und philosophischen Wissenschaften nach arabischen Lehrbüchern, die Elcmenlar-Mathematik nnd die Buchhaltern gelehrt. Tie Lehrer sind gelehrte Mullas, welche ihre höhere Bildung vorzüglich in Buchara erhalten haben. Ein solcher wählt sich die besten dcr ältcrn Schüler zu Gehülfen und beschäftigt sich selbst nur mit diesen, indem er ihnen die Belehrung der jünger» überläßt. Die Sck üler der Madrassen besuche» die Anstalt entweder täglich oder wohnen in derselben. Tie Taner dcr Lehrzeit sowie das Alter ist nicht festgesetzt, denn es kommen unter den Schülern solche vor, die schon 30 Jahre alt und sogar verheirathet sind. Tie Kinder wohlhabender Elter» verlasse» die Schule mit den, 15. Jahre und auch jünger nnd werden gleich bei Handelsge schäften verwendet; den armen sucht der Mulla irgend eine An stellung oder Beschäftigung. In einigen Madrassen, welche durch ihren gnten Unterricht berühmt sind, steigt die Zahl der Lernenden bis ans einige Hundert. Der Unterricht findet hier, wie anch in den Maktaben, vorzüglich zur Winterszeit statt, im Sommer wird er zwar nicht unterbrochen, doch sehr viele Schüler kehren zn dieser Zeit, um die Felder zu bestellen, zu ihren Familien zurück, oder suchen sich als Lohnarbeiter einige Mittel znm Fortsetzcn ihrer Studien zu verschaffe». Für dic Erhaltung nnd den Unterricht der Schüler sind bestimmte Summen festgesetzt, welche durch freiwillige Unterstützungen vermehrt werden. Bei einer kostenfreien Schlafstelle lebt hier der Schüler (Schakird) von Almosen, Geschenken oder von seiner Arbeit. Ost bringen die Eltern wohlhabender Schüler den altern Schülern, welche sich mit ihren Söhnen beschäftigen, Geschenke, dic in unentbehrliche» Kleidungsstücken bestehen. Außerdem werden die Schakirde» eingeladen, bei Kranken den Koran zu lesen, wofür sie sehr gut bezahlt werden. Das Abschreiben von Büchern gewährt den Schülern, welche eine schöne Hand schreiben, auch einen guten Ertrag. In diesen Schulen wird kein Unterricht im Russischen ertheilt, eben so wenig in den Wissenschaften, welche schon in den russischen Kreisschulen (aus welchen die Knaben nach Beendigung des Lehrkursus in die Tertia der Gym nasien aufgenommen werden) zugänglich sind. Die Erlernurig der russischen Sprache ist das non plus ultra der Wüusche eiucs wißbegierigen Schakird; aber der Mangel au Mitteln benimmt den meisten die Möglichkeit, es dahin zu bringen; dennoch findet man Leute, welche alle Schwierigkeiten überwinden und sogar das Schreiben selbst erlernt haben. Im Gubernium Saratow gibt es drei Schalen zweiter Ordnung, in welchen die Tataren ihre Kinder lesen, schreiben und rechnen lehren, auch in der russischen Sprache unterrichten lassen. Außerdem besteht im Gybernium Kasan, in der Stadt Mamadüsch, seit 1849 eine Schule, wo 20 Schüler in der russischen Sprache Unterricht er hallen, um sie zu Gcmeindeschreibern heranzubilden; für diese Schulen werden jährlich 800 U. 8. verwendet. Ferner sind anch alle Schulen, Gymnasien und Universitäten des Reichs den Ta taren geöffnet; aber dies wird vorläufig von ihnen wenig be nutzt, weil die Väter fürchten, daß ihre Kinder in ihrer Re ¬ to