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411 Oelmühlen. Sulz am Wald (8oult2-8ou8-toröt8), mir 1740 Einwohnern, Eisenbahn- nnd Telegraphenstation. Lem bach im Gebirge an der Sauer, mit 1674 Einwohnern. Surbnrg, unweit der Sauer, mit 1562 Einwohnern, Woll spinnerei und Tabakssabriken. G undershofen, am Falken- steiner Bach, mit 1336 Einwohnern. Ober-Belschdorf, unweit der Sauer, mit 1290 Einwohnern, Töpferei. Görs- dorf, unweit Wörth, mit 999 Einwohnern. Dürrenbach, an einem Arm der Sauer, mit 990 Einwohnern. Damb a ch, Städtchen im Gebirge am Falkensteiner Bach, mit 905 Ein wohnern. Von kleineren Orten sind noch zu nennen: Schwab- weiter mit Eisenbcrgwerk und Pechsiederei; Lampertsloch mit Eisenbergwerk, Erdpechgruben und Druckerschwärzefabrik; Hermersweiler mit bituminösen Quellen; Birlenbach mit (unbedeutenden) Steinkohlengrnben; Biblishcim oder Bibelsen mit Garnspinnerci und Leinwebcrei; Walburg mit Post-, Eisenbahn- und Telcgrapheustation. Interessant ist die Bewegung der Bevölkerung im Arrondissement Weißenburg, welches im Jahre 1821 88,900, im Jahre 1841 92,700, im Jahre 1851 93,700, im Jahre 1861 84,423 Sccleu zählte und bis zum Jahre 1866 wahrscheinlich wieder um eiu weniges zugenommen hat. Die Abnahme der Bevölkerung in der Periode 1851 bis 1861, besonders in den Auswanderungsjahren 1854 bis 1856, geht durch die ganzen Rheinlande hindurch, ist in dessen in wenigen Bezirken so auffällig eingelreten, wie im Arron dissement Weißenburg. Urga, die Hauptstadt der Mongolei. Dou vr. Htto Arktisch. Nachfolgende Schilderung entnehmen wir der Hauptsache nach einem Reiseberichte des französischen Gesandten de Bour bouton, welcher im Jahre 1862 mit seiner Gemahlin nach drei jährigem Aufenthalte von Peking auf dem Landwege über Jrkutzk in seine Heimat zurückkehrte. Dschirgalantu ist der erste Aul der Khalkhas, des mächtig sten Mongolcnstammes; eine weite grüne Steppe ist ringsum von Bergen eingefaßt; der Anl, welcher etwa 150 Seelen zählt, be steht aus einer Anzahl ärmlicher Zelte, besitzt aber an 10,000 Stück Vieh. Die Bewohner rühmen sich der Abstammung von Dschingis-Khan, dem Welteroberer, sind jetzt aber wie alle Khal- khas friedliche Nomaden, welche nnter chinesischem und russischem Einflüsse stehen. Gegen Abend hielten die Reisenden in dem Anl Dolo», am Rande einer liefen Schlucht, in einer wilden, felsigen, mit ver krüppelten Fichten bewachsenen Gegend. In der Nacht störte das Geheul der Wölfe. Diese Thiere haben sich aus der weiten Steppe, wo sie den Verfolgungen ihrer erbitterten Feinde, der Khalkhas, erliegen müssen, in die Gebirge nnd Schluchten zurück gezogen ; aber auch hier werden sic entweder auf dem Anstand geschossen oder in Schlingen gefangen; für vereinzelte Reisende sind sie freilich bei Nacht noch gefährlich genug. Nach einem Rill von 5 Stunden erreichte die Karawane am folgenden Morgen die Station Susulutu, bis wohin ihnen der russische Vizekonsul Schechmaroff von Urga aus mit Wagen entgegeukam. Unter einem mit Blumen und bunten Seidenbändern geschmückten Zelte wurde ein glänzendes Frühstück servirt; glän zend — denn es gab ein Tischtuch, Butter, frisches Brot, eine wilde Gans nnd Schöpsenbraten, beide am Holzfeucr und nicht wie in der Steppe bei dem Brande von getrocknetem Dünger zu- bcreitet! Die kräftigen Pferde, die Pelzmützen und Lanzen der Kosaken, die vergoldeten Knöpfe ihrer Offiziere, der Pelzrock des Vizetonsuls gaben der Szenerie einen halb europäischen Anstrich, gegenüber dem, was die Reisenden bei ihrem langen Ritt durch die Wüste gesehen hatten. Nach dem Mahle mußten die Reisenden den russischen Beam ten die Ehre anthnn und die bereit gehaltenen Wagen besteigen, nnd nun ging es auf dem harten steinigen Boden von dannen: es würde dem hohen Range der Reisenden nicht entsprochen haben, wenn man langsamer gefahren wäre. Die Landschaft verliert bald den Steppencharakter. In sandigem, vielfach getheiltem Bett, zahlreiche mit Pappeln, Erlen und Weiden bedeckte Inseln bildend, fließt die Tula dahin, das enge kleine Thal, durch welches der Weg führt, erweitert sich wieder. Zahlreiche Herden weiden im Vordergründe, Schare» munterer Pferde nnd Hacks tummeln sich im Grünen, Frauen und Kinder schöpfen Wasser am Flusse, andere liegen dem Fischfänge ob oder baden; im Hiutergrnnde breitet sich die Zeltstadt Urga aus, mit ihren Pallisaden einem großen Lager ähnlicher als einer Stadt, überragt von den Knppeln, Glockcnthürmen und Pagoden der zwei Paläste des lebendigen Gottes der Lamas, des Guison-Tamba, des geistlichen nnd welt lichen Oberherrn über das Volk der Khalkhas. Die rechte Seite der reizenden Landschaft schließt der heilige Berg, das geheimniß volle Asyl alles buddhistischen Aberglaubens, an seinem Felsen fuße von der Tula bespült, an seinen Abhängen mit dunklem Wald bedeckt, zwischen welchem hin und wieder weiße behauene Steine hervorblickcn. In Urga richtete sich der Zug nach dem russischen Konsulat, auf welchem neben der Nationalfahne die französische Flagge wehte. Die Ankommenden wurden mit Flintenschüssen begrüßt, unzählige Neugierige, lässig aber friedlich von Natur, nmdräugten den Zugang, nnd mit Peitschenhieben machten die Kosaken Platz. Alle Personen von Stande waren in Galauniform, die Dol metscher, die Kosakenoffiziere — das ist nöthig in einem Lande, wo der Reichthum der Kleidung ein Kennzeichen der persönlichen Majestät ist. Das russische Konsulat ist der ehemalige Palast des chinesischen Mandarinen, welcher die politische Verbindnng des Kaisers mit dem Guison-Tamba zu unterhalten hatte. Dieser Palast enthält drei mit Bäumen bepflanzte Höfe, die Gebäude sind niedrig, mit chinesischen Dächern bedeckt, rings herum führt ein starker Pallisadenzaun. Im dritten Hofe war für die Frem den ein Pavillon zurecht gemacht, in russischer Weise menblirt: Armstühle mit grünem Maroquin, englische Tapeten, Tische und Schreibtische von lackirtem Holz — aber keine Betten! Das Gefolge fand in einem großen Zelte im ersten Hofraum seinen Platz. Am folgenden Tage unternahm Herr von Bourbonlon einen Spaziergang ohne Begleitung. Er durchwanderte das russische Viertel und kam bald an das Ufer der Tula, deren Thalauc hier mehr als 2 Kilometer breit ist. Bei dem ungewohnten Anblick des fremdgekleideten Mannes brüllten die Ochsen, die Hacks beugten ihre zurückgekrümmten Hörner vor, die Pferde galoppirtcn umher und schlugen aus, die kahleu Hunde zeigten trauernd ihre Zähne, mit unverwandten Augen betrachteten ihn die Schäfer. Der Wanderer ließ diese stummen Drohungen ruhig an sich vor übergehen, stieg den Hügel hinab nnd setzte sich unter einer Birke am Ufer der Tula nieder. Versunken in die Betrachtung der herrlichen, grünen, nach der harten Wüstenreise wahrhaft er quickenden Landschaft, wurde er durch Stimmen unterbrochen: vor nehme Mongolen boten ihm bereitwillig ihre Pferde an, wenn er über den Fluß setzeu wolle. Zur gleichen Zeit zogen die Diener dieser Leute mit einer ansehnlichen Herde von Füllen vorüber, die sie in Urga gekauft hatten und heimführten. Die Haltung der Herren wie der Diener war eine ernste, würdige und zugleich äußerst höfliche. Eine Mütze von karmoisinrother Seide, mit Marderpelz gefüttert und mit einer Falkenfeder geschmückt, ein pelzverbrämter Mantel von gelber Seide, ein karminrothcr Pelz rock und lange schwarzsammtnc Kamaschcu bildeten den eleganten Anzug der Herren, als Wassen trugen sie nur einen leichten chinesischen Säbel. Leider konnte Bourbonlon, der Sprache un kundig, sich mit ihnen nicht verständigen, und sie verließen ihn nach ehrerbietigem Gruß.