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bahnen benutzten Schienen kosten unter dem jetzigen Tarife 80 Doll. Courant die Tonne, obwohl sie auS sehr schlechtem Mate riale bestehen. In Kanada beträgt dagegen der Preis der besten Stahlschienen, die geradezuunzerstörbar sind, nur 50 Dollars Courant die Tonne. Anstatt nun den Vereinigten Staaten die Möglichkeit zu geben, sich ebenfalls Hinfort solcher Schienen zu bedienen und auf diese Weise die so häufigen Eisenbahnun fälle, deren Ursache nur zu oft in ausgefahrenen, schlechten Gleisen liegt, um ein gutes Theil zu vermindern, nimmt der Vorsitzende der Weg - und Straßeukommifsion im Kongresse, General Schenck, keinen Anstand, ans eine Erhöhung des jetzigen Zolles anzutragen, so daß die Vereinigte» Staaten alsdann für eben genannte Schienen nicht weniger als 100 Doll, pro Tonne würden zu zahlen haben. Die Antwort mehrerer seiner Wähler in Ohio auf ein solches Verlangen ist aber auch nicht ausge blieben , und künftig dürften solche Männer nicht wieder zn Ver tretern gewählt werden. Möchten sich bald gesündere, wahrhaft nationalökonomische Ansichten in dieser Tarifkommission geltend machen! Der so schwer darnieder liegende Handel Nordamerika's, zu dessen Berathung seit einiger Zeit so viele Kommissionen berufen werden, sollte den Herren Repräsentanten im Kongresse doch endlich die Augen offne». Nach einer langen Debatte ist den», wie ich schon früher bemerkte, jener drückende Zoll, wenn auch nur mit einer Majorität von zwei Stimmen, wenigstens um einiges erniedrigt worden nnd zwar auf 5 Doll, pro Tonue für Roheisen (piZ-iron); der Zoll auf „vast sorax-iron" ist mit 4 Stimmen Majorität auf 5 Doll, pro Tonne und derjenige auf „vrouAllt sornp-iron" mit 15 Stimmen auf 6 Doll, er niedrigt worden. (Ans Abfällen von Schmiedeeisen, welche mau in Pallete von 70 bis 240 Pf. Gewicht zusammenlegt, schweißt und ausstrcckt, wird neues Stabeisen, sogenanntes Ramaßeisen (sorax-iron), verfertigt, welches sich gewöhnlich durch große Zähig keit auszeichutt)*). Ein gleiches ist zn sagen von dem im Februar 1869 für Kupfer nnd alle seine verschiedenen Kompositionen auf nicht weniger als 45"/g erhöhten Zolle. Zu diese» letzteren gehört auch das sogenannte unechte Blattgold, hier mit dem Namen „vutoll wvtU" bezeichnet, welches ausgeschlagenes Tombak ist und in 100 Theilen etwa 86 TheileKupfcr und 14 Theile Zink enthält. Dieses „Vutoll metal" wird »nn sehr viel in der Tapetenfabrikation benutzt und war früher mit IO«/g Zoll be legt. Seit der Zollerhöhnng auf Kupfer nnd dessen Zusammen setzungen aber mußte natürlich auch sein hiesiger Preis bedeutend steige», so daß ei»e Rolle Blattgold, welche früher 5 Cents kostete, jetzt für 25 Cents verkauft wird, was aber auch wieder seinen Einfluß auf de» Preis der Tapeten hat. An eine Her stellung dieser Kupferkomposition hier im eigenen Lande kann aber wegen des höheren Arbeitspreises nicht gedacht werden. Anch auf den Import von südamerikanischem Kupfer hat dieser hohe Zoll de» Einfluß gehabt, daß derselbe fast aufgegeben ist und England die ganze Quantität nahezu allein bezieht, wodurch frei lich die Schiffahrt Nordamerika's beeinträchtigt wird. Ein nicht minder ungerechter Zoll ist derjenige auf S alz als eines sowohl znm Leben, als anch für die Kultur der Banm- *) Von welcher tiefgreifenden Bedeutung für das ganze Vcrkehrs- leben eine Reduktion des Eisen- und Stahlpreises aber sein würde, das wird am besten ein Einblick in den jetzigen Stand der Eisenbahnen Nordamerika's veranschanlichcn. Im verflossenen Jahre wurden 1434 deutsche (6588 englische) Meilen, d. h. ein Achtel sämmtlicher jetzt im Betriebe befindlicher Eisenbahnen gebaut. In einem Jahre wurde das geleistet, wozu man früher 6—10 Jahre gebraucht haben würde. Es sind angenblicklich nicht weniger als 5337 Meilen Eisenbahnen projektirt, welche in wenigen Jahren vollendet sein werden. Dieses wird dann eine Totallänge von 1tj60l deutsche Meilen ergeben. Im Betriebe be finden sich augenblicklich 10,622 deutsche Meilen. Die Gesammtkosten vom Bau- nnd Bctricbsinven,tare betragen 2,212,412,719 Dollars. Pennsylvanien hat das ausgedehnteste Eisenbahnnetz mit 1090 Meilen, deren Baukosten über 300Mill. Dollars betragen. Nach Pennshlvanien kommen Illinois mit 1023 Meilen; alsdann Ohio mit 809 Meilen und Neu-Dort mit 790 Meilen. Wolle durchaus nothwendigen Artikels, zumal die amerikanische Salziudustrie nach dem Urtheile ihrer eigenen Fabrikanten jetzt vollständig so weit entwickelt ist, um eines jeden Schutzes zu ent behren und solches auch durch einen jährlichen Export von über 500,000 Bushels nach den englischen Besitzungen beweist. Während z. B. der Durchschnittspreis für ein Bushel Salz im Jahre 1860 iu Cincinnati 26 bis 30 Cents Conrant kostete, be- trng derselbe im Jahre 1868 48 Cents, im November 1869 40 bis 45 Cents. Die Ursache dieser enormen Preissteigerung liegt aber keineswegs in dem jetzt höheren Preise der auf die Fabrikation zu verwendenden Arbeit, denn diese ist in jenem Zeiträume nur um 5 Cents pro Bnshel gestiegen, sondern in dem unverhältnißmäßig hohen Zolle, der zwischen 80 und 150"/g rangirt. Eine gleiche unverhältnißmäßig hohe Steigerung hat der Preis von gesägtem Holz („Lumber") erfahren, worauf jetzt ein Zoll von 200/g ruht. Da aber hier in Amerika eine große Menge Häuser fast nur aus Holz erbaut wird, so macht sich die Wirkung dieses Zolles anch sofort in einer Erhöhung der Haus rente geltend und kann natürlich auch die Preise der verschiedenen Möbeln nicht nnbeeinflnßt lassen. Die ungerechteste Steuer aber, welche der jetzige Tarif einem Theile der nordamerikanischen Bevölkerung aufbürdet, ist ent schieden der Zoll auf Kohle. Wie ich schon früher bemerkte, sind die Vereinigten Staaten und Britisch Amerika gerade in dieser Beziehung von der Natur überaus reichlich bedacht. Un geachtet dessen hat es aber der Kongreß verstanden, gerade den jenigen Theil Nordamerika's, nämlich die Neuengland-Staaten und Neu-York, welcher infolge seiner großen Industrie die meisten Fabriken besitzt und somit anch die »leisten Kohle» nöthig hat, dieses natürlichen Bortheiles gänzlich zu berauben. Denn anstatt diesen Staaten zu erlauben, ihre Kohlen von dem nahen Nova Scotia zu beziehen, sind dieselben infolge des Tarifs von 1 Doll. 25 Cents Gold pro Tonne gezwungen, die vonWest- Pennshlvanien über die Alleghanies gebrachten nnd hierdurch natürlich sehr vertheuerten Kohlen zu kaufen. Wäre es nicht wahr, so sollte man es kaum glauben, daß ein freies republi kanisches Volk, welches sich so gern seiner natürlichen praktischen Begabung rühmt, sich eine solche nicht blos höchst unpraktische, sondern anch sehr kostspielige Last hat aufbürden lassen. Da die Arbeitskosten für die Gewinnung der Kohle in allen Minen so ziemlich dieselben sind, so folgt daraus, daß die Verschiedenheit im Kohlenpreise durch mehr oder weniger beträchtliche Trans portunkosten bedingt wird. Da nun aber jene östlich gelegenen atlantischen Staaten nimmermehr den ini Bereiche der Union gelegenen Kohlenfeldern näher rücken können, so liegt es auf der Hand, daß, so lauge als der jetzige Tarif besteht, dieselben anch stets genöthigt sein werden, wegen ganz unnützer Erhöhung durch die längere Transportation, auch stets einen hohen Kohlenpreis zu zahlen. In allen anderen praktischen Berufszweigen gilt cs als allgemeine Regel, so viel als möglich nnnütze Arbeitsunkosten zu vermeiden: in diesem aber will man im Interesse einiger reichen Minenbesitzer jede vernunftgemäße Praxis von sich weisen? Welch ein Wahn, die Kohle, diesen Motor des heutigen Ber kehrslebens , zn besteuern nnd ihre Erlangung dem Fabrikanten und Maschinisten so schwer als möglich zu machen! Bei aller pflichtschuldigen Hochachtung, welche der gesetzgebende Körper eines großen Landes als den gesetzlichen Ausdruck seiner Bewohner für sich in Anspruch uehmeu kann, muß man aber dennoch unter den jetzigen thatsächlich gegebenen Verhältnissen nach vorurtheils- freier Prüfung zugestehen, daß der Handel und die Industrie Nordamerika's iu den letzten zehn Jahren durch die vorherrschende Protektionspolitik von seilen der Mehrheit des Kongresses keineswegs in einer solchen Weise gefördert nnd erweitert worden sind, als man es von einem durch die natürlichen Verhältnisse so überaus begünstigten Lande und von seinem energievolle» und unternehmungslustige» Volke hätte erwarten sollen. Die Ursache aber, daß eine solche Politik zehn volle Jahre in den Vereinigten