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328 sonders fünf bedeutendere, die von Norden her sich folgen, der Waimakariri (der kalte Fluß), der Courtenay der Kolonisten, der Rakaia (oderCholmondeley), derRangitata (oderAlford), der Waitangi und der Matau, den die Europäer Molyneux oder Clut ha neunen, die beiden letzten die größten und längsten Flüsse auf der südlichen Insel. Ihre Thäler haben eine sehr eigenthümliche Bildung. Der Anfang des untere» Laufes wird durch tiefeingeschuittene und schmale Schluchten bezeichnet, in denen sie ans den Bergen in die Ebene von Canterbury hinaus treten; am Rangitata ist diese Schlucht so eng und von so steilen Bergen umschlossen, daß man die Straße über die Berge führen mußte, um iu das Juuere eiuzudringen. Darüber siud die Thäler dieser Flüsse sehr breit und werden von ihnen in vielen Armen durchzogen; dabei sind sie häufig auffallend gerade und gehen so zwischen den hohen Bergen, die beide Seiten des Thals begrenzen, bis an den Abhang der centralen Gebirgsmasse der Art hin, daß man in einzelnen Fällen schon im Anfänge die Gletscher sehen kann, in denen der Flnß seinen Ursprung hat. Außerdem liegen namentlich in den Quellthäkern Mr beiden süd lichsten jener Flüsse, aber nicht wie in den europäischen Alpen am Ende des Gebirgtaufes, vielmehr im Anfang desselben und Misc Das russische Gouvernement Archangelsk zählte im Jahre 1861 272,863 (im I. 1851 234,064) Einwohner, davon 28,765 in den Städten. Nur 355 Häuser sind von Stein, alle andern von Holz ge baut. Ein großer Theil der Bevölkerung gehört den Sirjänen an, einem Stamm aus dem permischcn Zweig der tschudischcn Völkerfamilie, ein anderer Theil einem Mischlingsstamm zwischen Russen und Sirjänen, den russisch redenden Jschemvern. Sirjänen nudJschcmyer jagen fleißig, ihre großen Rcnnthierherdcn sind seit 5 Jahren durch gefährliche Krank heiten zusammengcschmolzen. Da gleichzeitig Herings- und Salmfang einen geringen Ertrag gaben, die Pelzthierc fast verschwanden, die ohne hin spärlichen Ernten an den Ufern der Petschora mißriethen, kamen Elend und Hungcrsnoth über das arme Volk. Aus Renuthierflechten, Stroh und Baumrinde war das „Brot" bereitet, womit sie im Winter 1868 ihr Leben fristeten. Hunderte von Familien sind bereits nach Si birien ausgewandert, die klebrigen wollen im Frühjahr 1869 ihnen fol gen. Viele dieser Auswanderer finden am Amur eine neue Heimat. Im Auftrage der kaiserlichen Geographischen Gesellschaft in Peters burg hat Herr TschubinSky das Gebiet der Dwina bereist, um den Getreidebau und Getreidehandel in diesen Distrikten zu studiren. Er veröffentlicht jetzt seine Beobachtungen, welche sich auf die Gouvernements Archangel, Wologda, Wjätka, Kreis Tscherdyn von Perm, die Kreise Bje- losersk und Kirilosf von Novgorod, Kreise Wytcgra, Pndosch, Kargopol von Olünez beziehen. Dieses Gebiet umfaßt vorzugsweise das Flußsystem der Dwina. Die Verbindungswege sand Tsch. im rohesten Zustande, die Bevölkerung gering und zerstreut, Boden nnd Klima ungünstig. Er theilt das Gebiet in 4 Zonen: Die erste, Wologda und Wjätka, hat keine Wälder, aber viel kulturfähigcn Boden, Getreide und Hanf gedeihen, Hungersnoth kommt nie vor. Eine zweite Zone, einen Theil von Kostroma, Kargopol und das östliche Pndosch in Olonez und das mittlere Wjätka enthaltend, hat mehr Wald als Getreideland und baut wenig Hanf. Die dritte Zone besteht aus dem mittleren Wologda, der Nordostecke von Wjätka , den Kreisen Tscherdyn von Perm, Schenkursk von Archangel, Kirilosf und Bjelosersk von Novgorod. Der Boden ist mager, das Klima ungünstig, ohne starke Düngung giebt es keine Ernte, und doch ist die Viehzucht gering, weite Wälder decken das hügelige Land, der Hanfban ist weit verbreitet, der Getreidebau ungenügend. Die vierte Zone endlich, den Nordosten von Wologda nnd fast ganz Archangel umfassend, hat sehr geringe Kulturen, in 10 Jahren ist 3mal Hungcrsnoth dagewesen. Die Distrikte Wytegra und Pudosch im Osten des Onegasees sind gleich arm und unfruchtbar. Jedenfalls könnte man in diesen weiten Strecken mehr Viehzucht haben. Bei der Abgrenzung dieser Regionen auf der Karte sieht man den Einfluß des kontinentalen Klimas recht deutlich: die Kultur nimmt gegen Südosten und Süden zu, gegen Nordwesten, Norden und Nordosten ab: hier auch gegen Nordwesten, wo die großen Seen flächen und die zahlreichen Meerbusen die Sonnenwärme wesentlich her abstimmen. Das Stromgebiet der Dwina führt auf der Wolga und überArchau- gcl jährlich etwa 840,000 Zentner Roggen nnd Mehl nach Petersburg aus, 1,200,000 Zentner liefert es den Brantweinbrennereien des In nern; für den eigenen Bedarf verbraucht cs 1,640,000 Zentner — zu sammen 3,680,000 Zentner. An anderem Getreide verschisst es 1,000,000 Zentner nach St. Petersburg und auf der Wolga, 800,000 Zentner lie fert es an andere Städte und an die Fabriken. Der Gesammtwerth dieser Verantwortlicher Redaktenr: vr. MW vclitsch in Leipzig. — Verlag nicht weit unterhalb der Gletscher große Alpenseen, der Tekapo, Pnkaki und Ohan im Gebiete des Waitangi, der Hawea, Wanaka und Wakatipn an den O-uellarmen des Matau, Landschaften von großer Schönheit und Erhabenheit bildend, die denen um die ähnlichen Seen anderer Hochgebirge wenig nach geben werden. Wenn einst in diesen Thälern eine Menge Dörfer uud Städte entstanden, der fruchtbare Boden der Niederungen angc- bant, die Viehzucht auf die höheren Bergabhänge zurückgcdräugt, überhaupt die höhere Entwickelung der Europäer vollständig ciu- geführt sein wird, daun werden diese Thäler sicherlich die gleiche Anziehungskaaft auf die Bewohner der Umgegend auSüben und in gleicher Weise durchwandert und bewundert werden, wie das in den Alpen Enropa's der Fall ist. Jetzt freilich ist alles, Berz und Thal, niit dichtem, finsteren Walde bedeckt von der Einsam keil nnd Stille, die den an Thicren so armen Wäldern Neusee lands eigenthümlich ist; nur selten finden sich in den Nie derungen einzelne Niederlassungen der Hirten zerstreut, ganz nach der Art der australischen Stationen eingerichtet, in denen auf den natürlichen Wiesen oder auf dem Boden des auSge- rodetc» Waldes meist Schafe geweidet werden. (Schluß folgt.) ellcn. Getreideausfuhr beläuft sich auf etwa 7 Millionen Thaler. Während Rußland sich mit Schienenwegen bedeckt, vernachlässigt es diesen Nord osten. Peter der Große hatte die Wichtigkeit von Ärchangcl erkannt, Katharina II. führte Peter s Pla», cinc Kaualverbindung zwischen Dwina und Kama, aus, aber dieser Kanal — erst 1822 vollendek — ist seit 1834 wieder aufgegeben worden. So ist der Mangel an VerkehrS- straßen und Wasserwegen der Hauptgrund des Rückschrittes jener russischen Nordostprovinzen. Die Petschora ergießt sich nach einem Laufe von 200 Meilen ins nördliche Eismeer, ihre Schiffbarkeit wird durch Stromtheilungcn und eine Mündungs-Barre, welche nur 309 Ccntimeter Wasser über sich hat, beeinträchtigt. Nur der südliche Mündungsarm am Kap Bolwauskaja ist fahrbar. Die Petschora durchströmt in ihrem Oberlauf weite Lärchem wälder (TiNrix onropnen); man schlägt das Holz, verbindet die Stämme zu Flößen und befördert diese mühsam flußabwärts bis zum Einschiffungo- hasen; kleine Dörfer liegen am Flußufer, weit von einander entfernt, das legte, Kuja, mit 50 Einwohnern, 30 Meilen von der Mündung. Das Leben in diesem äußersten Nordosten Europa's ist dürftig; die Woh nungen sind hölzerne, mit Moos verstopfte Hütten, unter einander zu sammenhängend, so daß in dem langen Winter niemand auszugehcn braucht, jede in der Mitte mit einem großen Herd oder Ofen; alleLebens- bedürfnissc werde», gewöhnlich zu Schlitten, selten zuWasscr, in drciwöchcnt- licben Reisen von Meze», in sünfwöchcntlichen Reisen von Ärchangcl geholt, natürlich zu hohe» Preise». Das Land ist eben, morastig, der Boden ist schwammig, clastisä', ohne Bäume und Sträucher, nur grünende Moospolster verleihe» iu der wärmere» Jahreszeit der La»dschaft einige heitere Farben. Tie Bevöl kerung, von samojedischcm Stamm, mit kurze»! Wuchs, plattem Gesicht, hervorsprittgenden Backenknochen, kleinen Augen, schwarzen strasseu Haare», gelbbrauner Gesichtsfarbe, führt mit ihre» Rcimthierc» ciuNo- madenlebe»; es sind gutmüthige, gastfreie, aber dem Trunk ergebene Leute. Die Reunthierc, deren einige von ihnen 300—400 Stück be sitze», liefern Hänte zu Kleidern und Zelten, Milch und Fleisch zur Nah rung, ziehe» z» 12 oder 15 angespannt die Schlitten; es siud genügsame, gelehrige, sehr schnelle Thicre. Die Samojede» kommen im Frühjahr au das Meer, uni Weideplätze zn suche» und gleichzeitig zu fische», im Herbst kehren sie in'S Binnenland zurück. Au der Petschora, namentlich inKuja, fängt man sowohl den gewöhnliche» Lachs (8ulmo meine l„), als auch ei»e» sehr wohlschmeckende» weiße» Lachs; i» den stehenden Gewässer» werden Enten und Schnepfen geschossen; die Mücken sind im Sommer eine furchtbare Landplage. Ei» russischer Offizier ist Befehlshaber in Kuja uud erhebt dort die genügenden Abgaben vom Fischfang, von der Pelzjagd w. Die englischen Schisse, welche dort das treffliche Holz hole», müßen mit alle» Lebens- undSchifssbcdürfnissen versehen sein. Wind undWit- terung sind während des kurzen Sommers sehr verschieden, jeder Nord wind bringt scharfe Kälte, im Juli fällt das Thermometer bisweilen in 2 Stunden-von 18" bis auf 2", wenn der Wiud von dem mildcu Sud plötzlich nach Nord umspringt uud EiSmasscn das benachbarte Meer er füllen. Im Juni und Juli decken häufig kalte Nebel das Land, während der August gewöhnlich mildes klares Wetter bringt. In der zweiten Woche des September kommen scharfe Windstöße von West — dieSchiffc thun recht, wenn sic bis dahin schon diese rauhe Zone verlasscn haben. on Nudolf Laes in Leipzig. — Druck von Fischer le willig i» Leipzig.