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312 Beinahe alle romanischen Schulbücher sind Uebersetzungen aus dem Deutschen, so: Hebel's biblische Geschichten, ältere graubündnerische Lesebücher, und in der neuesten Zeit Scherr's und Eberhard's Lesebücher rc. Original ist die Elementar grammatik („kuormas Arammatiealas") von Heinrich in Ccle- rina. Auch zwei Lesebücher im Unter-Engadiner Dialekt, von zwei u Dorts., sind Originale. Im Oberländer Romanisch sind seit etwa 1836 unter ver schiedenen Namen immer eine oder zwei Zeitungen erschienen. Jetzt erscheint die Disentiser Zeitung, Ossvtts da Nüster, früher ^mitA del Zievel (Volksfreund), und die Ingis griseba (der graue Bund), dem früheren Orisoiluu (Graubündner) ähnlich. Im Ober-Engadiner Dialekt hat mit diesem Jahre das Enga- diner Blatt (kögl d'Lugisdius) seinen 13. Jahrgang ange fangen. Mehrere derartige Unternehmungen im Unter-Engadin haben allemal nur kurze Dauer gehabt. Das jetzige Sprachgebiet des Oberländer Dialektes geht von den Quellen des Rheins bis Chur, mit Ausnahme von Vals, Obersaxen, Savien, Tschappina, Rheinwald, Avers, Mutten, Wiesen, Davos und den deutsch gewordenen Valendas, Versam, Tamins, Felsberg, Thusis, Sils-Domleschg und Schmitten. Noch eine bedeutende Menge Dörfer ist daran, deutsch zu werden, und man würde sie vielleicht schon heute besser zu den deutschen als zu den romanischen Gemeinden rechnen. Der En- gadiner Dialekt oder das Ladin wird im ganzen Ober- und Unter-Engadin (mit Ausnahme vom deutschen Tarasp) und im Münsterthale gesprochen. Eine ähnliche Mundart hat sich noch in Tirol erhalten, das enneberg-gröden'sche Romanisch. Der Unterschied zwischen dem heutigen Romanisch im Ober- Engadin von dem des 16. und des 17. Jahrhunderts erhellt aus den Uebersetzungen, von denen wir zwei kleine Proben folgen lassen: Biveroni's Apostelgesch. 3, 1—2. (1560.) Nu Saulus dulläut aunebia imuatsodas «k murtaglia ineüntor I's disoipuls dolg soguor, giot tiors 'Ig parzura dols saeordots ck sgrsgiö «la dol ekiartas da purtmr n Uamasoü alias s^usgogss, par ebo scli'ol aodäatas «zuswstiüus da guvlla via olio küssou Iiü- mous u duimauus, Gio! l's mnas liüs s Iliorusalom. Luzius Gabriel (Oberländer Romanisch, 1648). No Saul sdurtlav' oune or smauatsolias a mordorias aneuutor ils duvnals d'ilg 8sngor, a inä t'ilg Uarsura d'ils Laeordots a dumaudä dad ol drots da purtar a Uamaseum alias 8iusgogss, par olr'el, sed'ol akllass aneiii» da gudla soota, Irumous, nor dunauns, ils inanass Ugians a llerusalom. Menni's Uebersetzung (1861). No8aul, sdurüand aunelia saimpor imnatselias od Iiomioidi ountor ils diseipuis dal 8ognor, giot tiors il grand-saoordot v duinandot dad el obartas per Uaniaseo allas siuagogas, aoeiu ob'el podess inner ils aderonts da guaista religiun, eb'el oliattess, komens e duonnas, lios a Uerusaloin. Joh. 1, 1—5. Biveroni: 1n prinoipi ors Ig viork L'Ix viert ora tiers Dien ed Slzuol viert ora Diou. i^guel era in prinoipi tiors Dien. Tuottos eliosos sun tättas traos el H sainrs el nii ois tat ünguotta «la guo eiii ois tat. In el ora la vitta L la vitta era la liüsell della lieud L la liüseli liüselia iii la seknroxxa, «L la soleüroxxs nun l'Iio piglieda. Menni: diel prinoipi oira il Ulod, o«I il kle«I oira tiors Diou v'l Ulvd eira Vien, tjuel vira nol prinoipi tiors Diou. Tuottas oiiosas sun tattas tros el; e ssinxs «piol nun ais tat üuguotta da gue eli'ais tat. tu el eira la vita, e la vita eira la glüsoli dols orastiauns. II la glüsoii splendura nella selmr- dün, ino la s cliürdün nun l'Iio ooinpraisa. Gabriel: kinton l'antsolietta tov' ilg Disid, ad ilg Dlaid tova tior Deus; ad ilg klaid ora Deus. — tjuel tova outen l'asolietta tiors Dous, 'l'uttas oaussas oan taoliias tras el« a sonx' ul ois ei tam nsgutts, da guoi oli'oi taig. — Unten ul tova la vitta, a la vitta era la Ich sei« d'ils orastiauns. -V guella Ichseb dat olaroxia onton la soüradongia, ino las.soüradongias ilg lian liuooa oumziilgisu. Wie viele Dialekte im Ober-Engadin und in dessen Nähe sich berühren, ergibt ein Vergleich der Wörter für den Begriff Wasser, lateinisch agua (französisch eau, auch in den deutschen Flußnamen Aa, Au, Aue, Ach, Ache, Acheu kenntlich). Im Jtaliänischen heißt es aogua, im Bergcller Unterporta-Jta- liänisch ögua, Obporta-Jtaliänisch «vs oder svs, im Enga- diner Romanisch ova, im Oberländer Romanisch aua. Da Ma loja auf Bergeller Obporta-Gebiet liegt, so heißt das Oucll- wasser des Inn Uva oder .4ovs d'Oon. Das Engadiner Ladin, welches als Sprache für den Gottes dienst wie für obrigkeitliche Verordnungen, öffentliche Verhand lungen rc. gebraucht wird — während an vielen Orten das Deutsch daneben als Umgangssprache dient — enthält eine große Menge Ausdrücke, die vom Latein herstammen, aber eben so viele Wörter gehören jenen Ursprachen an. Die romanische Literatur beschränkt sich beinahe nur auf Andachts-, Schul- und Gesetzbücher. Ju der neuern Zeit sind einige Sammlungen Gedichte herausgekommen, von denen sich die des Landamman Pallioppi in Celerina auszeichnen. Dieser Antor hat die Form des italiänischen Sonetts, sowie die antiken Odenmaße so zn brauchen verstanden, daß man glauben sollte, er habe diese Formen erfunden, um seinen poetischen Empfindungen das rechte Kleid zu geben. Von demselben sind auch eine Orthographie und Orthoepie der romanischen Sprache und ein Werk über das romanische Verb in romanischer Sprache erschienen. Gegen wärtig arbeitet er an der Herausgabe eines großen Wörter buches seiner Muttersprache, des Ladin. Miscellen. Die Stadt Leipzig vergrößert sich nach allen Seiten. Während für die Ansdehnung gegen Süden nach Konncwitz hin ein umfassender Bauplan festgcstellt ist, ist im Norden der unschöne Lauf der Parthe durch Kais uud Kaistraßcn regnlirt worden, und bald wird von dieser Seite her die Stadt ein verändertes Bild darbietcn. Im Westen ist durch die Unternehmungen des Dr. Karl Heine ein Straßensystcm ge schaffen worden, welches durch die grüuen Wiesen und Wäldchen der Eistcrane hinüber bis Plagwitz reicht, während ein anderer Bürger der Stadt. Bankier Wilhelm Sepfferth, einen schönen Plan für das Terrain vom Johannapork (einem früher» Geschenk des Genannten an dieStadt) bis über die Rennbahn Hinans entworfen hat, nach welchem ein Theil des Raumes städtisch bebaut werden, der andere als Park verbleiben und mit einer Reihe von schönen Villen besetzt werden würde. Die Stadt Aigucs Mortes in Südfrankrcich, wo Ludwig X , der Heilige, sich mit seiner Expedition nach dem Heiligen Lande ein- schifste, sollte — wie auch Voltaire und Buffon behaupteten — einst ein Seehafen am offenen Meere gewesen sein: „das Meer nehme durch Ver dunstung fortwährend ab, und so seien Hafenstädte, wie Ravenna, Fräjus, Aigues Mortes allmählich in's Binnenland versetzt worden." Dem ist indessen nicht so. Die Stadt hat stets nur einen Kanalhafen gehabt, und noch heute sind Spuren des „Alten Kanals" zu sehen, der bis an den Stadtteich oder Wallgraben heranführte, ja, es ist nahe demselben das Hinterthcil eines Fahrzeuges in Form der alten gallischen Schiffe znm Vorschein gekommen. Dr. I. H. von Mädler, Reden nnd Abhandlungen über G«W» stände der Himmelsknndc, Berlin 1870. Robert Oppenheim. Der bekannte Verfasser, früher Professor der Astronomie an der Universa«» Dorpat, gibt hier 25, zum Theil schon früher einzeln oder in Zeü schriften gedruckte Abhaudlungeu und Reden, zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten ausgearbeitet und gehalten. Außer dem rciu astronomischen sind auchAbhhandlungcu über das Leben nndThun wissenschaftlicher Vereine, über Rußlands geographische Arbeiten, nb" Kalenderrcsorm, Einfluß der Astronomie auf de» Handelsverkehr in dem Werke euthalteu, welches dem gebildeten Leser in leicht faßlicher Fori» vielseitige Belehrung gewähren wird. Quittung nnd Dank. Bei Unterzeichnetem gingen ein: für da- Merkator-Denkmal in Dnisbnrg: — Thlr. 22 Gr. von Klag 3 X der Realschule in Leipzig; — Thlr. 3 Gr. für schwedische ». »^ Briefmarken. Beiträge für die zweite Deutsche Nordpol-Expr' ditivn auzuuehmcu, bin ich fernerhin gern bereit. Dr. O. Delitsck. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Btto velitsch in Leipzig. — Verlag von Rudolf Loi s in Leipzig. — Druck von Giesecke L Levrient in Leipzig.