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288 zum Theil unter Hauptmann Cybulz, beschäftigt hatte, über. Berchtesgaden, welches er hypsometrisch aufnahm, nach Lienz zurück, um sich ganz der plastischen Darstellung der Tauernkette zu widmen. In drei Sektionen, im Maßstab 1:18,000, 527 mm. breit und 395 mm. hoch bearbeitete er die Gegend vomBieschbach- (Wiesbach-) Horn bis zum Gailthal und vom Dörfer Thal bis zum Möllthal (Winklern), ein Gebiet von 24 Quadratmeilen. Die Arbeit ruht auf den Aufnahmsmappen des k. k. G.-Q.-M.- Stabes, auf sämmtlichen Triangulirungshöhen und weit über 300 eignen Höhenmessungen, theils durch Winkelinstrumente, theils mittels des Barometers, nnd auf achtjähriger allseitiger Erforschung des ganzen Gebiets. Die besten Alpenkenner, wie vr. Anton von Ruthner, rühmen die allgemein gewahrte Natur treue der Plastik in dieser Arbeit. Als Keil nach Salzburg, später nach Wien übcrgcsiedelt war, erweiterten sich jene drei Sektionen dnrch das sehr gelungene Relief von Berchtesgaden in 2 Sektionen (dem König Max II. von Bayern überreicht) und andres zu einem großartigen Reliesbilde des halben Salzburger Landes in zehn Sektionen, von Oberbayern bis Heiligenblut. Eine Menge Höhenbe steigungen, unter großen Gefahren ansgeführt, verschaffte dem Verfasser die unentbehrliche Autopsie. Die erschienenen Sek tionen wurden ans Verlangen in zweifacher Bearbeitung ge liefert, einer topographisch ausgearbeitetcn und einer geologisch kolorirten; dasselbe geschah bei dem Relief des Schneebergs in Unter-Oesterreich, das sich durch Genauigkeit nnd richtige Wie dergabe der Bodenformcu auszeichnet. Ein Relief des Unters- bergs in größerem Maßstabe scheint ans das Original beschränkt geblieben zu sein. An Anfertigung weiterer bestellter Exemplare und an der beabsichtigten Wetterführung der Aufnahmearbeitcn wurde der strebsame Mann durch eine Rückeumarkslähmuug gehindert, zu welcher die übermäßigen Anstrengungen der Alpenfahrten den Grund gelegt hatte». Dnrch die freundliche Fürsorge eines Gönners dem Drucke gänzlicher Mittellosigkeit entrissen und von dem Schmerze erfüllt, seinen mit ausgezeichnetem Erfolg ge krönten wissenschaftlichen Bestrebungen entsagen zu müssen, lebt er jetzt auf den Kohlcnwerken des Grafen Spaner zu Sagor iu Krain. In Bezug auf topographische Geoplastik stehen die öfter rcichischen Arbeiten gegenwärtig obenan. Fragen wir uns, warum in Nvrddcutschland diese Arbeiten so wenig gekannt und benutzt sind, so müssen wir antworten, daß die Versendung von Relieskarten mit Schwierigkeiten verbunden und kostspielig ist, daß man aber auch unterlassen hat, in den Metropole» der Wissenschaft nnd des Buchhandels Proben derselben durch dauernde Ausstellung dem Publikum zugänglich zu machen. Zngcbcn müssen wir freilich auch, daß das Studium der Relief darstelluugeu und der Hypsometrie iu Norddcutschlaud in all gemeinen Kreisen vielfach versäumt wird. Wünschenswcrth ist unter allen Umständen, daß die trefflichen Arbeiten eines Panliny, eines Eybnlz und Keil n. a. bei ihrer praktischen Ver wendbarkeit nicht länger nngenützt in den Wiener Archiven und Magazinen liegen bleiben! 0.1). Miscellen. Die Geheimnisse der Osterinsel. Mitten in der weiten Südsee, mindestens 550 Meilen vom nächsten Festlandc, liegt eine räthsclhafte Insel, deren Geheimnisse die Erdkunde und die Anthropologie bis jetzt noch nicht haben lösen können. Sie hat nur 7 Meilen im Umfang. Kahl, baumlos, arm an Produkten gewährt sic wenigen Eingeborenen einen kümmerlichen Aufenthalt. Aber auf diesem kleinen, armen, fast öden Boden sieht der Forscher mit Staunen einen Wald riesiger Statuen; steinerne Statue», über deren Ursprung nnd Bedeutung die jetzigen Bewohner nicht das »lindeste wissen. Die kleineren dieser Standbilder messen 6 m., andere 9, einige sogar 15 m. Einige ruhen ans langen cyklopischcn Fußgestcllc», die meisten tragen Kronen von 2 m Höhe, die aus vulkanischem Tuff ausachaucn und wahrscheinlich erst später den Slawen aufgesetzt wordcu sind. Die letzteren haben schiefe Stirn nnd vortretendcn Mnnd, die Arbeit ist roh, aber nicht ohne Charakter. Was stellen diese Bilder vor? wer hat sie gemacht? wie sind sie dorthin gekommen? Die Eingeborenen der Osterinsel wissen gar nichts davon. Sie leben im Angesicht dieses ewigen Fragezeichens, ohne daß es ihnen einige Unrnhe verursachte, ja ohne daß sic seine Wichtigkeit ahnen. Die Insel hat keine Metalle, ja nicht einmal Kiesel. Einige Steiuarteu sind indessen so hart, daß man Acxte daraus verfertigen kann. Sind das die Werkzeuge gewesen, mit denen man jene gchcimnißvoUen Steinbilder ansgehaneii hat? Alan weiß es nicht. Bon den benachbarten Ländern können sic nicht stammen. Welches Volk, welches lebhaft init Schiffahrt beschäftigte Volk hätte existircn mttffen, um seine Todten in solcher Ferne zu bestatten oder seine Götter auf solch fernem Eiland zu verehren und dort diese Stcinkolossc anfzurichten! Und wenn es ja existirtc, wie hätte es uns unbekannt bleiben können? Die Zahl dieser Säulen, ihre Größe, ihre Charaktere stehen in scharfem Widerspruch mit der Armuth und Kleinheit des Landes. Wie hat eine solche Insel ein Volk ernähren können, welches solche Monnmenke aufbante? Wo ist dies Volk? wo das Land, das cS bewohnte? Wahrscheinlich unter den Fluten! Bis zum Anfang der jetzigen Erdpcriode muß ein weiter Kontinent die Stelle des jetzigen Polynesiens eingenommen haben. Die jetzigen Inseln sind nur die aus dem Meere ragenden Gipfel dieses verfnnkencn Kontinents. Au den Gesichtern der Slawen, von denen mehrere in's Britische Museum gebracht worden sind, haben Beobachter den mexikanischen Typus finden wollen. — Land nnd Meer werden erst noch manche ihrer Schätze hcrgcben müssen, ehe jene Räthscl sich lösen werden. Virginia-City, die Hauptstadt des Staates Nevada, liegt 4 bis 5 Meilen von der Pacific-Eisenbahn (mit welcher es durch eine Zweigbahn verbanden werden soll) am östlichen Abhange des 2350 m hohen David son-Bergs, 1890 m. über dem Meere. Nächst Cerro de Pasco ist es die bedeutendste Miuenstadt Amerika's und zählt mit dem unmittelbar daran gebauten etwa 150 m. tiefer liegenden Goldhill etwa 15,000 Einwoh ner. Die Häuser sind zum großen Theil massiv, die Straßen gerade, gut gepflastert, des Nachts mit Gas erleuchtet. Ein ungemein reges Leben herrscht in der kaum 10 Jahre alten Stadt. Schacht reiht sich an Schacht, jeder mit großen Fördcrnngsgcbäuden nnd Dampf getrieben; das Thal von Goldhill erdröhnt Tag und Nacht von dem Getöse der zahlreichen Pochwerke. Ihre Gründung verdankt die Stadt der 1859 entdeckten Comstock-Silberader, die unter der Stadt hiustrcicht und ans welche alle Schächte dnrch die Quarzfelsen des Bodens nbgetenst werden. Bis 1867 betrug die Ausbeute dieser Ader 90,tt00,000 Thaler, seildcni hat sich der Ertrag bedeuteud vermindert, nnd nachdem die Hauptadcr erschöpft scheint, werden die Seitcnadern ansgebeutct. Jetzt geben dic Erze nnr 2 bis 3 Thaler Ansbeute für den Zentner, die früher jo reiche Mllowjnckct-Minc sogar nnr 1'/» Thaler. Tas Erz wird gepocht nnd ans nassem Wege amalgamirt; das Quecksilber von Neu Almadeu findet hier großenthcils feine Verwendung. Alles Brennmaterial muß 1 dir 5 Meilen weit hcrbeigeholt werden, daher eine Klafter Holz im Winter schon mit 30 Thalern bezahlt worden ist. Vom Monnt Davidson genießt man eine ungemein ansgedchnte herrliche Rnndschan über die Plains, die fernen Gebirgszüge von Austin im Osten und die dichtbcwaldeten schnecgekrönten Berge der Siew' Nevada im Westen. Die Umgebung der Stadt ist traurig und öde. Nirgends ein Banm oder grüner Stranch, kaum dürftiges souueuvcr dvrrtes Gestrüpp, kein Garte» gedeiht »»ter der pflegenden Menschen Hand; der Amerikaner selbst nennt die Gegend ,,tbv ^mi-ldrÄrlien-Iuuä"' das gottverlassene Land. Alle Laster einer großen Stadt sind nnter der bnnt zusammengewürfelten, zum guten Theii ans Abenteurern bestehen den Bevölkerung in lockendstem, reichlichstem Maße vertreten, das Hazardfpiel wird in ausgedehntester Weise betrieben, besonders ist das Pharospicl üblich. Früher waren Straßenrand, Mord und Todtschbfö an der Tagesordnnng; erst die summarische Ausübung des Lyuch systems hat eine verhältnißmäßigc Sicherheit hergestcllt. Valencia. Das Ccntrnm der Orangenknltnr ist in Carcogeutc nnd Aleira. Der Banm verlangt guten Boden und fette Tüngnug, gwt aber anch dic reichsten Ernten; ein einziger Zweig trng im vorige» Jahre 22 Orangen im Gewichte von zusammen 13 Pfnnd. Leider snw dic Bänmc der Provinz Valencia nicht besonders kräftig; unbeständige Witterung nnd große Feuchtigkeit habcu iu den letzten 7 bis 8 Jahre» mehrere Tansendc derselben vernichtet. Viele Bäume kränkeln: au de» Hanplwurzcln bilden sich offene Wnndcn, welche viel Harz abfoudcr» nnd den Baum eulkräften; ciu schwarzer Braudpilz verdickt die Blatte) und bringt sie zum Absterbe». N»r die beiden obengenannte» Tistrn» mit ihrem locker», eisen- nnd kalkhaltigen Anschwemmnngsboden W» bis jetzt von diese» Krankheiten der Büiime frei geblieben. Mau d»> nicht vergesse», daß der Orangenbaum, aus dem wärmeren Kleinapc» ciugcführt, iu Valencia die Nordgrenze feines Verbreituugsbezirks o reicht nnd daher nnr nnter besonders'günstigen Bedingungen grdf .» kann. Die Provinz Valencia hatte im Jahre 1869 117,ttOO K»l Orangen ansgeführt, davon 82,000 nach Großbritannien nnd 3o, nach Frankreich; zusammen im Wcrthc vou 468/»00 Thalern. Verantwortlicher Redakteur: I)r. Vito velilsch in Lcipftg. — Verlag von tliidolf Laes in Lcipftg. — Druck von Sirscckc L Vrvricut in LOpYS-