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264 desto spitzer die Berge, desto unnatürlicher die gegenseitigen Verhältnisse und die Oberflächenformen, wie die obigen Quer durchschnitte des Rigi im Verhältniß von 1:1 (s—b) und von 1:2 (i—le) zeigen. Aus der Zusammenstellung der Profile bilden sich die Reliess. Aber die Reliefs von ungleichem Maß stabe für Horizontal- und Vertikalverhältnisse sind von sehr zweifelhaftem Werthe. Auf der einen Seite geben, auf der andern nehmen sie; auf der eineu Seite geben sie charakte ristische Anschauungen , scharf ausgeprägte Kontraste, auf der andern nehmen sie die Treue und tragen übertriebene, unwahre Bilder in den Beschauer hinein, von denen es schwer hält sich wieder loszumachen. In diese Kategorie müssen wir alle die Versuche rechnen, die bis jetzt gemacht worden sind, Karten ganzer Länder, ja, der Erdtheile, und selbst Globen mit Re liefdarstellungen zu versehen. Auch manche fleißige und müh ¬ same Spezialarbeiteu, wie z. B. die Hickmann'sche Karte von Böhmen (Reichenberg 1868), mehrere Darstellungen von Pa lästina re. haben sich den oben genannten Mängeln nicht zu entziehen vermocht. Bei näherer Betrachtung der Reliefkarten wird man ge stehen müssen, daß alle Anzeichen ihnen eine Zukunft verheißen, daß sic einer allgemeineren Würdigung gewiß sind. Die innncr mehr sich verbreitenden Höhenaufnahmcn nnd die Bezeichnung der topographischen Flachkarten mit den Höhenziffern oder mit Höhenschichtcnlinien sind Vorarbeiten dazu. Die Reliefs werden sich für Unterricht und Selbststudium zur Einprägung der geographischen Grundbegriffe unentbehrlich machen. Aber beschränkt wird ihr Gebrauch bleiben. An eine Relicfdarstclluug der Länder im ganzen, an einigermaßen vollkommene Relies- atlantcn wird nie zu denken sein. Mi scellen. Die Postverwaltniig dcsNorddentschcn Bundes hatte in den Jahren 1868 und 1869 4489 und 4545 Postanstalten, die Zahl der ausgestellten Briefkästen war 21,148 und 21,911, Reisende wnrden befördert 6,411,396 und 6,229,590 (von denen 5 und 18 wegen größerer, bei der Fahrt er littener Beschädigungen Kur- und Verpflegungskosten erhielten). Die Gesammtzahl der beförderten Briefe, Drucksachen, Waarenprobcn be trug 307,294,000 und 341,940,000, unbestellbar blieben im Jahre 1869 nur 601,887 Sendungen, von denen indessen 473,350 an die Absender zurück gelangten. Die Zahl der beförderten Zeitungsnummern war 145,964,961 und 152,369,734, der Packetverkehr fiel von 2,017,138 auf 1,973,423 Zentner, während die versendeten Gelder von 2,167,576,716 Thlr. auf 2,436,063,772 Thlr. stiegen. Die Zahl der verwendeten Frei marken stieg von 273,806,299 auf 293,067,290. Einnahme und Aus gabe (zwischen 20 und 21 Millionen Thaler) glichen sich ziemlich aus, indem das Jahr 1868 ein Defizit von 138,621 Thaler, das Jahr 1869 einen Ueberschuß von 256,073 Thaler nachwies. Ueberall war eine er freuliche Steigerung des Verkehrs: die Verminderung der beförderten Personen und Güter erklärt sich durch die Eröffnung neuer, für den Verkehr wichtiger Eisenbahnstrccken, theilweise auch durch die Erhöhung der Frachtsätze. (Statistische Uebersicht aus der Zeitschrift des k. Preuß, statischen Bureaus von Iw. Ernst Engel.) Im Königreich Preußen wurden im Jahre 1867 geboren 921,798 Kinder, nämlich 473,995 Knaben und 447,803 Mädchen, getraut wurden 222,466 Paare, gestorben sind 651,538 Personen, nämlich 339,421 männlichen und 312,117 weiblichen Geschlechts, darunter 1079 im Alter von 90 bis 100 , 55 von 100 bis 105 und 14 von mehr als 105 Jahren. Unter den Todten befanden sich 3625 Selbstmörder, 385 Personen wurden ermordet, 11 hingerichtet (die Zahl der zur königlichen Ent schließung gebrachten Todesurtheile war 1372), 9977 kamen dnrch Un- glücksfällc um's Leben. Der Ueberschuß der Geborenen über die Ge storbenen betrug 270,260, d. i. etwa 1'/» Prozent der Bevölkerung. Unter den Getrauten befanden sich 151 Paare, wo der Bräutigam über 60, die Braut unter 20 Lebensjahre zählte, und 5 Paare, wo der Bräu tigam unter 20, die Braut über 60 Jahre alt war. Die Deutsche Gesellschaft der Stadt Neuyork ist seit ihrer Grün dung im Jahre 1784 unermüdlich bestrebt gewesen, deutsche Einwan derer nnd deren Nachkommen zu unterstützen und hat anch im Jahre 1869 ein weites Feld sür ihre Thätigkeit gefunden. Bankgeschäft, Agen tur, Auskunftsbureau, Vermittelung von Brief- und Geldsendungen, Wohlthätiakeitsansschuß, Hausinspektionen sind die einzelnen Zweige jener wohlthätigen und unentbehrlichen Gesellschaft, deren Präsident (gegenwärtig Friedrich Kapp) als solcher zugleich Mitglied des allge meinen „Loarck ok Lommiooionors ot" NmiAration", der offiziellen Em- wanderungsbehörde in Neuyork ist. Die Insel Lord Howe, 97 Meilen ONO. von Sydney und an dem Kurs der Schiffe von diesem Hafen nach Neu-Kaledonien gelegen, zählt 35 Einwohner, die von Gartenbau und der Viehzucht (Ziegen, Schweine, Geflügel) leben und ihre Produkte in Sydney absetzen oder noch be quemer an die vorüberfahrenden Schiffe verkaufen. Das Klima der Insel ist angenehm und gesund, der Pflanzenwuchs tropisch; die Ba- niane wächst zu einer bedeutenden Größe und bildet mit ihren eigen- thümlichen Gruppen den ansfallendsten Zug der Laudschast. Die Berge sind hoch, mit Grün besetzt, der Boden ist fruchtbar; Wlldschweine sind zahlreich. Die Einwohner leben ruhig, friedlich und zufrieden, ohne geschriebenes Gesetz, ohne Obrigkeiten; jede Familie hat ihr Haus und ihr Feld sür sich. Der Vulkan von Santorin ist noch immer thätig. Dumpfes, unter irdisches Getöse kündigt einen nahen Ausbruch an, eine weiße Dampf säule steigt aus dem Kegel, dann folgt schwarzer Rauch mit zahlreichen Schlackentrümmern nnd einzelnen großen Steinen; bei Nacht zeigt s»? ein leichter Feuerschein über den setzt 123 i». hohen Kegel. Dies M» die regelmäßig nnederkehrenden Erscheinungen. Die kleinen Inf"" haben sich fämmtlich mit Nen-Kameni vereinigt, die ganze J»» bietet einen faust ansteigenden, aber zerrissenen nnd mit rauhen sM» bedeckten Kegel, an dessen Fuße ein heißes Aschenfcld sich ausbrm^ Lavaklippcn umsäumen die Küste. Der östliche Theil der Insel M " stetiger Hebung begriffen. Heiße Quellen und Gase strömen an verlas»' denen Orten ans dem Boden. Gerhard Rohlfs, Land und Volk in Afrika, Berichtes den Jahren 1865 bis 1870, Bremen 1870. Unter diesem Titel crham wir eine Reihe von Beobachtungen aus Algerien, dem Gebiete de- Tsadsees, der Küste von Guinea, dem Hochlande von Abessinien, einiges über Damiette, Andschila, Malta — wol das Interessanteste lM Belehrendste, was wir bis jetzt aus der Feder des berühmten Äsr»»' Reisenden empfangen haben. Steinkohlen in Brasilien sind von dem Ingenieur Rudolf Brause entdeckt worden, im Distrikt Ararangua, Provinz Santa? tharina. Das Flötz, welches, wie mehrere nordamerikanische Mr.f auf Granit ruht und einer tertiären Bildung anzugchören scheinst,,, mehr als 1m. mächtig und streicht in einer Länge voii mehreren Me» zn Tage aus. Die Kohle ist von guter Beschaffenheit. Atlanta im Staate Georgia, erst nach 1845 gegründet, letzten Kriege nach Lee's Ergebung von Sherman zerstört, ist wieder aufgebaut worden und hat sich durch seine Lage im Centrum » Banmwollcnrcgion und als Knotenpunkt der südlichen Eisenbahnen) der bedentendsten Binucnstadt des Südens erhoben. Nach der SaMN»-, von 1869 hatte die Stadt 35,000 Einwohner, darunter 2000 DcuM und 13,000 Neger. Das bisher vernachlässigte Schulwesen beginnt Q zu heben: ein sicheres Zeichen von der Rührigkeit der Bevölkerung. Q reichen Eisenstcingruben am Etowah zwischen Kingston und Rome, Merlen NW. von Atlanta, versprechen einen weiteren Aufschwungs st, im NO. feit längerer Zeit bekannten Goldadern im Quellgebict derWst Chattohochce und Etowah werden nur wenig ausgebeutet. Die r»' der Stadt, 400 m. über dem Meere, gibt ihr em gesundes Klima. Die Baumwollcncrntc der Vereinigten-Staaten von Nordaine^ im Jahre 1868 wnrdc ans 2,439,039 Ballen (10,975,676 Zentner) S. schätzt, gegen 2,593,993 Ballen (11,672,968 Zentner) im Jahre Der Durchschnittspreis in Neuyork 1868 war 12>/z Sgr. für das P>"' die Preise schwankten zwischen 10"/., und 15»/» Sgr. Vor dem krieg, im Jahre 1859, war die Ernte 4,669,770 Ballen (21, Zentner) gewesen — seitdem fehlen in den Vereinigten-Staaten dü beitskräftc für die Baumwollenknltur, und durch das Steigen der ist es in vielen andern Ländern der Erde möglich und vörtheillM worden, Baumwolle zu kultiviren. E. G. Ehrenberg, Gedächtnißrede auf Alexander Humboldt, im Auftrage der königl. Akademie der Wisscnschaw' Berlin gehalten in der Leibnitz-Sitzung am 7.Juli1859. Berl. 18m. dieseRedeauchnichtmchr neu (1859wurde sie, wenn auch nur theu» dnrch den Drnck veröffentlicht), so behält sic doch ein dauerndes 3" ^1« tycils durch die persönliche Beziehung, in welcher die beiden bcryh»^l Männer ans gemeinsamen Reisen und in langem Wirken neben emm gestanden haben, thcils durch de» hinzugesügtcnBrieftvechsclHnmt^ mit seinem Studicngeuossen, dem späteren Berghauptmann Freies — einem Briefwechsel, welcher einen recht wohlthuendcn Einblick n Gcmüthslebcn des berühmten Mannes gestattet. Verantwortlicher Redakteur: vr. Gtto Lettisch in Leipzig. — Verlag von lln-olf LoLs in Leipzig. — Druck von Giesecke L Devrient in Leipzig.