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Endlich fliegt der erste Knüppel durch die Luft, trifft indeß die Tonne nicht, der zweite „sitzt" aber. Dem armen Thiere da drinnen mag sonderbar zu Muthe sein, denn seine Lage ist wahrhaftig eine furchtbare. Ein neuer Wurf trifft die Tonne mit voller Kraft. Der Kater stößt ein markdurchdringendes Geschrei aus, welches aber vom schallenden Gelächter der rohen Menge überstimmt wird. Immer mehr Würfe treffen die Tonne, herzzerreißender werden die Klagetöne des gemarterten Thieres, lauter und wilder das Schreien der Menschenmenge. Der Boden der Tonne fängt an zu krachen und zu wanken, noch ein entscheidender Wurf und das Thier scheint frei zu sein. Die Menge drängt sich immer mehr heran, sich am Anblick des gemarterten Katers zu ergötzen, der fortwährend jammert und heult und bei jedem Wurfe in seinem Gefängnisse die wildesten Sprünge macht, so daß die Tonne in fortwährender Bewegung ist. — Der entscheidende Wurf gelang und der Kater sitzt in der Ocffnung seines Kerkers. Die Höhe scheint ihm zu bedeu tend und er wagt den befreienden Sprung noch nicht. Ein bestialisches Gehen! der Zuschauer gibt deren Freude kuud, und der Glückliche, der den Boden zertrümmerte, steckt die ans den Altar der Thierquälerei niedergelegteu Fünfgroschenstücke in seine Tasche und läßt sich später von seinen Mitkämpfern, die er, wenn er ein „reeller Kerl" ist, traktirte, nach Hause tragen und in's Bett werfen. — Noch ein Knüppel und das geängstigte Thier springt, grimmig schäumend, auf das glatte Eis. Ist seine Pein nnn zu Ende? Nein, nur ein zweiter Akt derselben beginnt. Es will dem scharfkralligen Kater auf dem glatten Eise ein rasches Forteilen nicht gelingen. Stockschläge und Fußtritte er hält er in reichlichem Maße von allen, in deren Bereich er kommt. Hat er aber endlich den Schnee erreicht, daun eilt er mit riesigen Sätzen davon und läßt sich nie in eines Menschen Behausung wieder sehen. Die Thierquälerei geht aber oft so weit, daß man dem Kater, bevor man ihn in sein Gefängnis; sperrt, halbe Nuß schalen unter die Füße bindet und dadurch dem mißhandelten Thiere, wenn es endlich Licht sieht und die Freiheit ahnt, un möglich macht, auf solchen Schlittschuhen seinen unmenschlichen Verfolgern zn entrinnen. An seinem qualvollen Tode ergötzt sich alt und jnng. Kopfschüttelnd und solche gotteslästerliche Tierquälerei scharf tadelnd, geht der bejahrte und gebildetere Niederländer heimwärts, um im nächsten Jahre der erste wieder am Platze zu sein. Unternehmer und Aktionäre gehen indeß befriedigt nach Hanse und erholen sich für ihre Extra-Anstrengungen bis an's Ende ihres Bewußtseins mit einem (?) Extra-Soopjc. Wir aber sagen: ein solches Fest ist eine Schande unserer Provinz, und Lehrer und Prediger sollten es unmöglich machen. Können diese es nicht, dann hat gewiß die Polizeigewalt cin- zuschreiten. Miscellen. Thierlcbc» im Golfstrom. Die in den Jahren 1867 und 1868 bei Gelegenheit der nordamerikanischen Küstenvermcssnng von L. F. de Ponrtalös und H. Mitchell auf den dazu besonders ausgerüsteten Dampfern „Corwin" und „Bibb" ausgeführten Untersuchnngen des Meeresgrundes und des auf demselben vorkommcnden thierischen Le bens im Bereiche des Golfstroms (bearbeitet von Lonis Agassiz, Lyman und de Pourtalös), haben ebenso interessante als wichtige Resultate er geben. Von den Küsten der Florida-Riffe senkt sich der "Boden rasch zu ciucr Tiefe von 17V in. nnd ist mit Trümmern von Muscheln, Korallen und wenigen lebenden Thieren bedeckt. Dann folgt ein 3 bis 4 Meilen breites unterseeisches Plateau von 170 bis 550 in. Tiefe, mit felsigem, unebenem Boden, welchen eine sehr zahlreiche Thierwclt belebt. Hier geht die Rifsbildnng unaufhörlich vor sich: kalkige Trümmer von Ko rallen, Seeigeln, Muscheln und Schnecken häufen sich an, werden durch die Röhren der Serpula-Arten verbunden, Foraminiferen und Nulli- podcn füllen die kleinen Zwischenräume, und wenn auf solche Weise Schichten des „neuesten Kalksteins" sich bilden und bis zum warmen Wasser der Oberfläche cmporsteigen, siedeln sich ans demselben die Ma- drcporen und Seesterne an, wie sie auf den jetzigen Riffen jener Meeres- gegendcn sich finden. Mit einem starken Abhang beginnt die dritte bis über 1500m. tiefe Region, der Grund der Florida-Straße, auf welchem, wie draußen im Ozean, Foraminiferen und Globigerinen in unend lichen Massen sich ablagern. Bis zur Tiefe von 700 m. finden sich noch lebende Thiere der niederen Geschlechter, sämmtlich von kleinen Arten, nnd völlig verschieden von den auf höheren Plateaus lebende» Thieren. Fische wurden nur bis zur Tiefe von 200 m. beobachtet. Baler ist am 12. Januar in Khartum angekommen, hat seine Truppen gemustert und in gutem Stande gesunden. Der durch den zweiten Mlkatarakt verursachte Aufenthalt hat der Expedition Verlegen heiten bereitet. Baker beabsichtigt nnn, mit 1000 Mann aus 3 Dam pfern und 15 Nilbarken nach Gondokoro zu fahren, dann sollen die Schisse zurückkchren und Higgin-Cotham, der mit dem Geniecorps und 700 Mann durch die Wüste von Korosko zieht, nach Gondokoro nach- bringcn. Diese Unternehmung wird für die türkische Macht nm so er sprießlicher sein, als (nach Berichten von Jules Poucet vom 28. Dezbr. v. I., iu denen seltsamer Weise der Baker'schcn, den Elfenbein- nnd Sklavenhändlern freilich höchst unliebsamen Expedition mit keinem Worte gedacht wird) die Neger im Süden und Südwcsten von Gondokoro z» den Wassen gegriffen nnd mehrere Niederlassungen der Händler, im Ge biete der Dschnr und der Rol, zerstört haben. In Khartum sind der französische Bizckonsnl Thibaud am 9. November (mit seiner Familie) und der Arzt Ori am 14. November dem Fieber erlegen. Das vorige Jahr hat viel Elfenbein geliefert; die Händler sind in Aegypten, de Bono in Kairo, Poncet in Alexandrien, Lafargue in Berber; der nn- ermüdlichc Miani allein ist in Khartum, um bei dem türkischen Gcne- ralgouverncur des Sudan, Djasfer-Pascha, eine neue Expedition zu den Niam-Niam vorzuberciten. 132,537 Deutsche, 64,938 Irländer, 60,286 Britten, 40,292 Skandinavier, 20,910 Kanadier re., 12,874 Chinesen, 3879 Franzosen, 2234 Westindier, 1922 Belgier, 1488 Jtaliäner, 1134 Holländer/ 1123 Spanier, 420 Bewohner der Azorcn, 343 Russen, 320 Mexikaner, 184 Polen, Die Ginwandcrung in den Vereinigten Staaten betrug vst 1. Juli 1868 bis 30. Jnni 1869 im ganzen 389,651 Personen, ««>« st 240,477 männlichen und 149,174 weiblichen Geschlechts. Der Henna nach waren unter den Einwanderern 3650 Schweizer, 3649 Dänen, 378 aus andern Ländern. Tie Einwanderung aus Irland erfolgt nicht mehr in so riesigem Maki stabe wie ehemals. Die Bevölkerung dieses Landes ist beträchtlich E jammeugeschmvlzcn. Die Romanen entsenden ihre Auswanderer «ist" nach Südamerika, Algerien re., doch hat namentlich Frankreich bei seiest geringen Bevölkernngszunahmc nicht Ursache, viele Auswanderer a>«- znscudcn, während die meisten Provinzen Deutschlands, Großbrita« niens, Belgiens, Skandinaviens bei ihrer starken BcvölkerungszuuaM ohne Nachtheil eine ansehnliche Menge von Menschen entlassen köniw« „Hamburgs Handel im Jahre 1869", hcrausgcgcben auf Mwst lassnng der Handelskammer. Unter diesem Titel erscheint jetzt, austa" früherer einzelner Berichte, eine Zusammenstellung des HandelsM kehrs, mit einer eingehenden und übersichtlichen Behandlung der st« zclncn Handelsartikel. Wir entnehmen diesem Schristchen', daß Zahl der angckvmmenen nnd abgegangenen Schisse betrug: angckommcn: Tonne» Schisse 1,621,998 55'Vo 64°/„ 67"/., 68°/„ 5186 5210 5071 5287 1,631,204 1,770,230 1,908,010 2,043,554 64",» 66"/« 68"/° l865 l866 I867 MN 186!» darnE DauMÜstst 54"/« 5186 5185 5055 5297 5192 Tonnen darunter abgeganaen: Schiffe (L SVOU Psund) Dampfschiffe (Tonnen) 1,766,750 1,912,750 . . . 2,038,458 -— 2,138,416 70°//, 5201 2,127,928 Flußschiffe sind dabei nicht mit gerechnet. Ersichtlich ist, da dicToMstst zahl sich bedeutend, die Zahl der Schisse nicht erheblich vermehrt h"^ daß immer größere Schiffe zu den Fahrten verwendet werden. Die Regenmenge in Tscherra-Pnndschi aus dem 1257 m. h > Steilrandc des Khassia-Gebirgs (westliche Ghats) in Vorderiudic» - trägt nach mehrjährigen genauen Beobachtungen jährlich 15,700 miii. (M bis 620 engl. Zoll) nnd ist demnach die bis Etz', ms tcndstc der Erde, sic ist fünfmal so groß als die des regenreiclffteu P> in Enropa, Coimbra, und etwa drcißigmal so groß als dm M Regenmenge in Deutschland. Verantwortlicher Redakteur: vr. Vtw velitsch in Lewsig. — Verlag von Rudolf LoLs in Lcipsig. — Druck von Gicscckc L UcvrtcM in Lcipsi4