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215 cm „Auslöschen" der individuellen Existenz in dem Nirwana, indem eigenschaftslosen Nichtsein, in Aussicht, wo der Mensch durch Erwerbung der höchsten Erkenntniß und durch Ausübung der vollkommensten Tugenden die ewige Ruhe ohne Aufer stehung und Wiedergeburt finden könne. Den einzigen Weg tu dieser Seligkeit fand er in der Flucht aus der Welt des Scheins und der Vergänglichkeit, in einem thateulosen, vege tativen Dasein, in dem Ertödten aller Leidenschaften und Begierden, in einem Leben voll Sanftmnth nnd passiver Tugend. Allein die Lehre Buddha's erhielt sich nicht lange rein; der Glaube an Götter und Geister wurzelte zu tief in der Vor stellung der orientalischen Völker, als daß nicht niit der Zeit die brahmanischen Götter wieder ihre» Weg in sein Rcligions- iystem gefunden hätten. Zunächst wurde er selbst Gegenstaud göttlicher Verehrung; seine körperlichen Ueberreste, schließlich in 84000 kleine Theile getheilt nnd in kostbaren Gefäßen von ^old, Silber und edlem Gestein anfbewahrt, bildeten den Mittelpunkt des Kultus, seine Statuen in sitzender, sinnender Stellung mit gekreuzten Armen schmückten die Stätten der Andacht. Ihnen folgte bald der ganze Schwarm der über- toundenen Götter und Geister, denen zwar kein selbständiger Krütus zu Theil ward, die aber gleichsam den Hofstaat Budd ha's bildeten, dessen Macht und Größe dadurch in ein glänzen deres Licht gestellt wurde. In dieser Gestalt hielt der Buddhismus mit seinen Bonzen, At seinen Mönchen und Nonnen, mit seinen verschiedenen selten seinen Einzug in Japan. Vom Anbeginn an wußten es die Bonzen dahin zu bringen, daß man ihnen die Anfbe- ^ahrung nationaler Heiligthümer, ja selbst tragbarer Kapellen der Kanns in ihren Tempeln anvertrante. Bald nahmen sie "Zonale japanische Gebräuche in ihr Ecremoniell auf und südlich vermischten sic beide Religionen, indem sie Kanns unter fische,» Namen und mit indischen Attributen in ihre Tempel einsührten und indische Gottheiten in japanische Kanus nm- lormten, was in dem Dognia der Seelenwanderung seine "Erliche Begründung fand. Mit Hilfe dieser Verschmelzung dcidcrReligionen, derma» denName» Riobu-Sinto gegeben M, wurde der Buddhismus die herrschende Religion Japans. Hogen das Ende des 4 7. Jahrhunderts zählte man im Weich- "stde Kioto's 3893 Tempel der verschiedenen buddhistischen Sekten, während gleichzeitig 2127 Kamitempel vorhanden waren. Die buddhistischen Tempel unterscheiden sich wesentlich von den Mia's. Liegen sie auch wie jene in reizenden Garteuan- lagen oder auf Punkten von hervorragender landschaftlicher Schönheit, so deuten doch schon die in ihrer Nähe gepflanzten, in Nippon nicht einheimischen Palmen, sowie die als Ornamente benutzten Elephantenköpfe auf ihren indischen Ursprung zurück. Gleiches gilt von den Tempelbauten selbst und von den zu ihnen gehörigen Glockenthürmen, Schatzhäusern und sonstigen Ge bäuden, die mehr oder weniger die bizarren, phantastischen Formen der indischen Pagoden zur Schau tragen und zum Theil gewaltige Dimensionen haben. So der große Tempel des Kwannon, des Beherrschers des Luftkreises, in Jedo, dessen mitten im weiten Hofe emporragender Glockenthurm aus ge waltigem , kunstvoll geschnitztem Gerüste die größte Glocke der Welt von 22 in. Höhe und mehr als 15000 Zentner Gewicht trägt, die allerdings nicht geläutet, sondern nur von den Prie stern angeschlagen wird. (Die größte Glocke Europa's war die bei einem Brande 1701 zerbrochene und halb in die Erde ver sunkene in Moskau von 19>/z m. Umfang, 61 ein. Dicke, 6 m. Höhe und 4400 Zentner Gewicht, jetzt hat Moskau noch eine Glocke von 1000 Zentner Gewicht; ihr folgen die Glocken von Toulouse, Olmütz, Wien, Paris, Mailand, Rom, Erfurt mit 550, 358, 354, 340, 300, 280, 275 Zentnern.) Ueb- rigens gleichen die späteren Kamitempel den buddhistischen mehr oder weniger an äußerer Form und Ausdehnung, wie unter anderen der große Hatschiman-Tempel zu Kamakura, welcher die nationalen Trophäen Japans, die von den Kriegen mit Korea, von der Vernichtung der mongolischen Flotten, von der Vertreibung der Portugiesen und der Ausrottung der japanischen Christen herrührenden Beutestücke als Denkmäler japanischen Kriegsruhms eifersüchtig vor den profanen Blicken der Fremden birgt. (Hatschiman war der Sohn der ebenfalls unter die Kanns versetzten heldenmüthigen Herrscherin Zingu, welcher er im Jahre 270 n. Ehr. in der Regierung folgte. Seit seinem Tode 313 n. Ehr. zählt er zu den großen Kamis, gilt nament lich als Patron der Soldaten und hat fast in allen größeren Städten des Reichs seinen Tempel.) (Fortsetzung folgt.) Wetterbeobachtungen in Jena. Von H. Schneider. Die ersten meteorologischen Aufzeichnungen auf der von ?°ethe im Jahre 1812 gegründeten Sternwarte zu Jena ^"mcn von dem damaligen Direktor C. D. v. Münchow, von bis 1819 Professor in Jena, dann in Bonn. Sie fangen ^dem 11. Oktober 1813 an, fanden täglich viernial, 0, 2 10 Uhr abends und 8 Uhr morgens statt, ohne fest an die stunde und noch weniger an die Minute, welche aber pünkt- "ch ausgezeichnet siud, gebunden zu sein. Sie erstreckten sich Barometer, Thermometer im Zimmer und im Freien, Hh- Emcter, Stärke und Richtung des Windes, Znstaud des "nstkreises im Bezug auf Trübung, Bewölkung, Witterung '"ö besondere Anmerkungen. ».Schon am 13. Oktober fallen zwei Beobachtungen „wegen Mite» am Passagerohr" aus und sind durch kleine Notizen ?^nzt, und schon von hier an werden dieselben auf täglich rednzirt, noch weniger an bestimmte Zeit gebnnden und ^um 7. Dezember desselben Jahres fortgesetzt. Eine einzige ^Uichnung in den „Bemerkungen" lautet: den 21. Oktober ^nouade bei Kösen und Freiburg, und eine fehlende kvbachtuugsreihe vom 22. Oktober ist durch die Entschuldigung ,„gestillt: „die Kriegsbegebenheiten nnd was ihnen anhängt reu die Ordnung der Beobachtungen". 7 3m I. 1806 wurden nur noch vom 18. November bis zum .Dezember Aufzeichnungen gemacht, von letzterem Tage an erbrochen bis zum 2. Januar 1815. Die von letzterem Tage Etirten Beobachtungen wurden täglich 0 und 10 Uhr abends und 8 Uhr morgens gemacht, ohne streng an die Mi nute gebunden zu sein, und endigen am 20. August 1816. Außer einigen schweren Gewittern sind keine auffallenden Ab weichungen niedergeschrieben, und nur einige ausgefallene Auf zeichnungen durch die Bemerkung ausgefüllt: „wurde nicht beobachtet". C. D. v. Münchow's letzte Beobachtungen sind vom 2. De zember 1816 bis zum 10. Oktober 1817 in bisheriger Art niedergeschrieben; vom 31. März bis zum 8. April war ein über 28 Zoll hoher Barometerstand. Mit dem 11. Oktober 1819 beginnen die Beobachtungen des Direktors der Sternwarte, Professor Posselt, täglich früh, mittags und abends, ohne streng an Stunde und Minute ge bunden zu sein, in der bisher geführten Art, jedoch ohne Auf zeichnung des Wolkenzugs und der Angabe nur der stärksten Grade des Windes. VoM 1. Januar 1820 fallen die letzteren Mängel wieder weg und sind von diesem Tage an die Mittel des Barometers und Thermometers berechnet und persönlich von demselben bis zum 21. März desselben Jahres eingetragen. Vom 22. März 1820 sind die Tabellen vom damaligen Kon dukteur, jetzigen Direktor der Sternwarte, Prof. I>r. L. Schrön, und den verschiedenen Amanuensis geführt worden; am 30. März 1823 starb Prof. Posselt. Die Beobachtungen wurden erwei tert. Goethe ließ Hilfsstationen auf der Wartburg, zu Eisenach, Ilmenau, Weimar, Schöndorf, Belvedere, Weida und später zu Frankenheini errichten, die Beobachtungen durch sachkundige