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Japan. Bearbeitet von Professor Dr. Kühne. (Fortsetzung.) Mikado. mios unter minder kräftigen und umsich tigen Sioguns von neuem anfingen, ihr Haupt zu erheben. Zu den Fehden der Großen gesellten sich bald die Streitigkeiten der ver schiedenen auf einander eifersüchtigen budd histischen Religions genossenschaften, die schließlich in Brand und Mord ausarteten. Am Hofe von Kioto selbst kam es zu ei ner Palastrevolution, durch welche die legi timen Herrscher genö- thigt wurden, ihre Residenz in Josimo, einem südlich von der Hauptstadt in der Pro vinz Jamato gelegenen kleinen Flecken aufzu schlagen, während in Kioto sechs Usurpa toren nach einander den Thron des Mikado einnahmen, bis end lich nach 60 Jahren ein Familienvertrag den legitimen Herrscher zurückführte und da mit dem skandalösen Zustande ein Ende machte. An blutigen Streitigkeiten zwischen den Höfen von Kioto und Kamakura fehlte es des wachsamen Siogun nach der Insel Kiusiu, wo 1549 erste christliche Mission unter dem Jesuiten Franz Laver c auch keineswegs, und so bot Japan vom vierzehnten bis zum sechzehnten Jahrhundert das Schauspiel eines immerwährenden Bürgerkriegs, der schließlich zuni gänzlichen Verfall des Reichs zn führen schien, als der 27. Siogun, Nobunanga, Sohn des Mikado, im Jahre 1582 mit seiner ganzen Familie von den in voller Empörnng begriffenen Damnos in seinem eignen Palaste ermordet wurde. Da trat in der Person des Damno Fide-josi ein neuer Retter des Vaterlands hervor. Als armer Bauernsohn im I. 1535 geboren, hatte er als Stallknecht im Dienste des Siogun durch sein ernstes, nachdenkliches, durch die Sorge um das zer rüttete Vaterland hervorgerufenes Wesen die Aufmerksamkeit seines Herrn auf sich gezogen. Nobunanga öffnete ihm die mi schicnen war und wunderbare Erfolge errungen hatte. Die glücklichen Bemühungen der fremden Mission"^ auch die großen Vasallen des Reichs für ihren Gla»^ zu gewinnen, erregten in Fide-josi den Argwohn, ob E zwischen dem Glaubenswechsel der letzteren nnd ihren reve^ tionären Tendenzen eine nähere Beziehung stattfinde. Dü! Argwohn steigerte sich, als er entdeckte, daß die Missionen v einem mit einer dreifachen Krone geschmückten geistlichen Herrsni ausgingen, der die Gewalt habe, Fürsten ein- nnd abzusU" nnd nen entdeckte große Länder nach Willkür zu vergeben. der Argwohn begründet, so drohte dem Staate eine ernste den kommen ließe. Kaum waren düb Unruhen im 1586 gedämpft, sor^, teteu sich die iE litärische Lausbahn, in welcher er rasch zum General Faxibe emporstieg und als solcher glänzende Siege über die rebellische« Datmios erfocht, die seine Erhebung zum Daimio Fide-josi zur Folge hatten. Um die Ermordung Nobunanga's zu räche«, stellte er sich jetzt an die Spitze seiner Truppen, um die auf rührerischen Großen in ihren eignen Provinzen zu züchtigen. Zwei Jahre genügten, um sie zur Unterwerfung zu zwinge«. Im Triumph kehrte er nach Kioto zurück, w« der Mikado ihm feier lich den höchsten Titel des Hofes, „Kam- buku", beilegte und ihn zum Siogun er nannte. Dann wandte er seine Waffen gegc« die mordbrennerische" Banden der buddhisti schen Rcligionsgenvs- senschaften. Erstürmte die in Festungen ver wandelten Klöster der selben , ließ die FestnngswerkederErde gleich machen, die Un ruhestifter auf entle gene Inseln deportirc" und stellte die gesamt japanische Geistlichkeil ohne Unterschied mücl die strengste Polizei aufsicht. Gleichzeitig erklärte er die im löc- sitz der geistlichen nosscnschaften befind lichen Ländereien str Staatsgut, deren nießung er zwar jene" überließ, aber ausdrücklichem Vorst' halt vollständig freies auderweiter Dishvl" tion, im Falle sich GeistlichkeitUebergE über den Bereich de" ihnen lediglich stehenden geistliche'!' Funktionen zu Sch"' Nächst dem Schicksal verdankte das Vaterland dem Siogun seine Rettung — kein Wunder, wenn von nun an der Hof von Kamakura jenen von Kioto in den Augen der Japaner verdun kelte, wenn schließlich die Leitung des Staats aus den Händen des Mikado gänzlich in di« des Siogun überging. Uebrigens war das Amt des letzter» vom Anfang an kein erbliches, wurde vielmehr wiederholt auf Söhne von Mikados übertragen. War schon hierdurch der Grund zu Jntriguen aller Art gelegt, so konnte es andrerseits nicht fehlen, daß die unterworfenen Dat-