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128 richtigt. Das seit 1868 an Nordamerika faktisch abgetretene Land bietet manche bis jetzt nicht gehobene Ausbeute und wird binnen kurzem weiter bekannt werden, wenn aucheinebedeutende Ansiedlung dort nicht zu erwarten steht. Der Botaniker Macoun, Professor in Belleville, und der Geolog Bell arbeiten im Westen und Nordwesten des Obern Sees, von wo auch eine Fahrstraße nach der Red-River-Kolonie gebaut wird: das richtigste Mittel, die Kultur nach Westen vorzuschieben. Nachdem der Goldsucher I. White 1867 seine abenteuerliche Fahrt auf dem Kolorado des Westens bestanden, hat Major Powell 1869 von Green-River City an der Pacificbahn den Green-River abwärts bis zur Mündung des Uintah befahren und auch da jene tiefen engen Canons vorgefunden. Weiter südlich hat die Voruntersuchung für eine unter dem 35« n. Br. über Albuquerque und das Thal des Gila führende Eisenbahn das Laud besser kennen gelehrt, ebenso wie im Norden die Vor untersuchung für eine Bahn vom Obern See bis zum Puget- Suud. So hat die in einem Zeitraum von etwa 40 Monaten erbaute, von Omaha bis San Francisco 2856 Kilometer oder 385^2 deutsche Meilen lange, am 10. Mai 1869 eröffnete Pacificbahn bereits gute Aussicht, zwei Parallelbahnen zu erhalten. Die ethnographischen Verhältnisse der Jndianer- stämme studirt seit mehreren Jahren vr. Hans Beraz aus München; Professor Robert von Schlagintweit hat die phy sikalischen Verhältnisse des Erdtheils auf einer neunmonatlichen Reise bis San Francisco studirt. Am Rio Gila im südlichen Arizona, Vereinigte Staaten, sind bei Gelegenheit der Landesermessung viele Ruinen aufge- fnnden worden. Die prachtvollen Bauarbeiten, wie Geräthe und Handwerkszeuge, lassen auf eine kultivirte, industrielle Urbe völkerung schließen. Die Hauptruinen führen den Namen Casa grande. In Südamerika haben die durch ihre Forschungen in San torin, Madeira und andern Vulkangebieten bekannten vr. Alfons Stübel und vr. W. Reiß eine Anzahl von Vulkanen, nament lich in Kolumbien, geologisch untersucht. Chandleß unter sucht die Quellgebiete des Maranon und seiner Nebenströme in den Anden von Peru und Bolivia. III. Polarmeer. Eine besondere Theilnahme haben im Jahre 1869 die Fahrten in dem nördlichen Polarmeere erregt. Zum größern Theil waren es Fahrzeuge, die auf Robbenschlag und Walfischfang ausliefen, aber auch wissen schaftlich gebildete Leute an Bord hatten. Die Rosenthal'schen Schraubendampfer „Bienenkorb" (400 Tonnen), kommandirt von Kapitän Hagens, mit dem Physiker und Astronomen vr. F. I. D o rst aus Jülich, und „Albert" (200 Tonnen) unter Kapitän Hashagen und mit dem Zoologen vr. Emil Bessels aus Heidelberg kehrten, jenes aus der See von Spitzbergen, dieses aus der See zwischen Spitzbergen und Nowaja-Semlä, am 31. August und am 22. September mit reichem Erfolg wieder heim. Carlsen war auf der Schaluppe „Soldi" vo» Hammerfest aus nach Nowaja-Semlä und ins Karische M" gefahren, ebendahin war Kapitän Palliser mit einem Segel schoner von 45 Tonnen und einer Dampfschaluppe durch die Mathew-Straße gelangt, beide Schiffe kehrten nach glückliche"' Fang zurück, letzteres um in Tromsöe zu überwintern undsÄ für eine neue Fahrt zu rüsten, während Kapitän Rieck (?)""! i dem Dampfer Sidoroff's „ Georg " durch das Eismeer undKarische Meer in den Obischen Busen gefahren ist und die bisher unzu gängliche Mündung dieses Flusses erreicht hat. Auch ü- L amont kehrte, nach einem reichen Fang an den Küsten vo" Nowaja-Semlä und Spitzbergen, mit seiner Schrauben-DaM- - jacht „Diana" (200 Tonnen) nach Dundee zurück. Die nord deutsche Expedition, aus dem Schraubendampfer „Germania von 143 Tonnen unter Kapitän Koldewey, und der Segel brigg „Hansa" von 240 Tonnen bestehend, letztere geführt vo" Kapitän Hegemann, befuhr das Meer zwischen Spitzbergen um Grönland und überwintert im hohen Norden, nachdem^ 1. August uns die letzten Nachrichten zugegangen sind. Mannschaften waren in bester Gesundheit, die Gelehrten der Expedition in reger Thätigkeit. Auf der „Porcupine" arbeite" auch in diesem Jahre wie 1868 im nördlichen Atlantische" Ozcan vr. Carpenter und Professor Wyville Thomson a" ! Untersuchung der in der Tiefe und auf dem Meeresgründe be fiudlichen Fauna wie der Tiefen-Temperatur. Wie die Meeresfläche zwischen Jan-Mayen und Spitzbergc"- so sind auch die Meere westlich von Nordwest-Amerika Scho" platz reger Thätigkeit. Im nördlichen Stillen Ozean, im Ochohtd Meere, an der Insel Kodiak, in Bristolbai und nördlich dd Behringsstraße waren 68 Schiffe, darunter 61 Nordamerika nische, mit Walfisch- und Seehundfang beschäftigt, 12 and^ arbeiteten in Cumberland-Jnlet. Dagegen lag M. Gustav Lambert's zu einer Fahrt dusch die Behringsstraße angekauftes, 700 Tonnen großes Schm „le Boro al" wegen Mangels an Mitteln noch immer in H"^.' die zusammengebrachten 300,000 Francs reichen nicht aus, Ausrüstungskosten zu decken, das Comitü hat sich aufgeW weil es mit den von Lambert getroffenen Maßregeln »UZ^ frieden war, und die Angelegenheit liegt in den Händen des UE nehmers allein, vr. Hall ist nach fünfjähriger Abwesenh^ nach Neu-Bedford zurückgekehrt, er hat in King-Williams-La"" Ueberreste von der Franklin'schen Expedition aufgefunden denkt in kurzem wieder dorthin zu gehen. Bis auf den Verl"' eines Schiffs ist seine Reise eine glückliche gewesen, vr. Ji"" I. Hayes ist dagegen mit dem Dampfschiff „Panther" nach dem Norden aufgebrochen, im Juli war er iu Grönlo" und gedachte die Westküsten dieses Landes bis zum Smith-Sa" zu befahren und Vorbereitungen für eine 1870 beabsichtig größere Nordpolarfahrt zu treffen; er hat die Kryolith-Grulu" Grönlands eingehender untersucht. Misc Die Einwanderung in Kanada betrug in den Jahren 1866—1868 10,091,10,666 und 12, <65 Personen; von den in den Hasenplätzen lan denden Einwanderern, die eine 5—6 mal so große Zahl ausmachen, Pflegt der größte Theil in den Bereinigten Staaten sich anzusiedeln. Für Kanada wäre eine zahlreichere Einwanderung wünschenswerth. Aber die strengen Winter scheinen abzuschrecken. Dasselbe ist mit der Kolonie am Red River der Fall, welche bei einem großen Reichthum an Acker- und Weideland, Holz, Kohlen doch erst 15,000 Bewohner zählt. Nahe am 49. Paralleikreis, also in gleicher Breite mit Mannheim, Würzburg, Brünu, hat dieses Gebiet zwar heiße Sommer, aber sehr kalte und lange Winter; am 9. April 1869 konnte man erst mit dem Pflügen anfangen. Der Boden gibt guten Ertrag. Pcru ist auch im Jahre 1869 von heftigen Erdbeben heimgesucht. Seit dem 28. Juli bis Anfang September fanden Erdstöße in Puna, Arequipa, in ganz Süd-Peru statt, die Bewohner von Callao verließen die Stadt, in Arequipa war am I9. August ein 60—80 Sekunden an dauerndes Erdbeben, und bis zum 8. September fanden häufige Stöße statt, die stärksten am 24. August in Tarapaca, Arequipa, Jquique, auch aus dem Meere machten sich dieselben bemerklich. Nachdem am 17. September wieder ein starkes Erdbeben auf St. Thomas in West- Verantwortlicher Redakteur: vr. Btto OcUych in Leipzig. — Verlag el len. indien sich fühlbar gemacht hatte, begann am 20., 2l., 24. SepteM^ in Peru und Chili abermals die Erde zu wanken und man sah mit sorgniß der Zukunft entgegen. Auch mehrere Vulkane, unter anos. der Jsluga, sind in ihre Thätigkeit gekommen, und Nachts siehtm weithin ihre Flammen leuchten. Den Kolonien in Argentinien, Provinz Santa F6, scheint cs gar sehr an einer geordneten Rechtspflege zu fehlen. Ohne eigene F . waltnng sind sie der Unfähigkeit, Willkür oder Eifersucht der Bca<" z des Landes preisgegebcn. Am 15. Oktober d. I. wurde in San ein Hausbesitzer nebst Familie, zusammen 6 Personen, von Schuldner, einem argentinischen Offiziere, und 4 Leuten desw^ ermordet. Da nicht sofort Schritte zur Bestrafung der bekonm^ Thäter geschahen, übten die Kolonisten Lynch-Justiz, zogen vor Haus des Garnison-Kommandanten und tödteten diesen, da cr § Dichter auszuliefern sich weigerte. Gouverneur Cabal in Santa Fs "4 einige Kolonisten verhaften lassen, aber nichts zur Verfolgung Mörder gethan. So kommen die französischen, schweizer und denn" « Kolonien in eine schwierige und ihrem Gedeihen nachthciligc Lagc, welcher sie nur durch eine kräftige und gerechte Regierung sich erheben können. liudols Loes in Leipzig. — Druck von Giesecke L Vevrient in Leipzig-