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Güter durch Tampfkraft schnell laden und löschen zu können, stehen in keinem nothwendigen Verkehr mit dem holländischen Territorium, haben sür die Güter weder Ucberladungs- noch Speditionsgebührcn an niederländische Agenten zu entrichten und entgehen dem Zwischenhandel nach dem Rechte der poli tischen Verträge. Der direkte Seeverkehr von Rheinland, und Westfalen ver mittelst des Rheinstroms ist deshalb jetzt nur eine unbenutzte, aber keineswegs unausführbare Sache. Die geringe Wasser tiefe des Stroms ist nicht mehr ein uuüberstcigliches Hinderniß; Schiffe besonderer Konstruktion sind dazu jetzt nicht erforderlich ; die vorhandenen reichen vollkommen aus, nur müssen sie zur Aushilse mit Dampskraft versehen sein. Die Waal hat bis oberhalb Tortrecht hinreichende Wassertiefe für die größten See schiffe. Deutsche Rheinschiffe führen ihnen die Ladungen zu und nehmen dieselben auf dem freien Rheine ab. Holland kann einen Einspruch gegen dieses Verfahren r icht erheben, es muß gestatten, was es so lange verhindert hat und jetzt durch Privat- vcrträge noch beständig zu verhindern sucht. Der Export sowohl wie der Import der Haudelsproduktc von Rheinland und Westfalen bilden wesentlich das Funda ment des holländischen Handels nach der deutschen Ostsecküste. Dieser Handel wird zum großen Theil durch eine Anzahl eiserner Dampfschiffe der Nederlandschen Stroombot-Maatschappij in Amsterdam vermittelt, die in großer Besorgniß für jede Ent wickelung eines selbständigen Verkehrs von Seiten Deutschlands alljährlich mit den diesseitigen Produzenten und Konsnmenteü besondere Verträge abschlicßt, in denen sich dieselben verpflichten, ihre Güter den Schiffen dieser Maatschappij gegen einen be stimmten Frachtsatz ausschließlich zu überweisen. Im Jahre 1864 betrug der Import Stettins aus den westlichen Provinzen 62,546 Ztr.; 1865 162,182 Ztr. und 1866 115,150 Ztr. Der Export Stettins nach Holland rssp. den westlichen Pro- i vinzen betrug 1864 87,469 Ztr., 1865 155,217 Ztr. und 1866 196,985 Ztr. Das macht für Schiffe von 200 Lasten durch- ! schnittlich über 16 Doppelreisen jährlich aus. Rechnet man ! hierzu den ebenfalls bedeutenden Verkehr von Danzig, Königs berg und Memel mit den Rheinlanden und Westfalen über Holland hinzu, der jedenfalls den deutschen Schiffen infolge des fehlenden direkten Verkehrs verloren geht, dagegen indirekt l durch die Schiffe der niederländischen Maatschappij vermittelt wird, so geht unsern deutschen Schiffen ein sehr wesentlicher und wohlberechtigter Antheil an lohnender Arbeit verloren. Dieser Verlust, wie das Gefühl des Mißbehagens über die Abhängigkeit von Hollands Zwischenhandel berechtigten zur Wiedererlangung des früheren Gewinnantheils für unsere deutsche Rhederei an dieser Stelle öffentlich aufzufordern. Dem großen Kohlenreichthum Westfalens erschlösse sich durch direkten Seeverkehr ein ergiebiger Absatz, der jetzt auf in direktem Wege nur unbedeutend, aber doch vorhanden ist. So bezieht unter anderen der Baron von Unger-Sternberg in Kertel auf der russischen Insel Tagoe den Bedarf an Steinkohlen für die dortigen Etablissements über Holland aus Ruhrort. Bei der Zurückforderung des uralten Rechts auf die Schif fahrt des Rheinstroms, „jusgu'ä la, msr" handelte es sich um keine inhaltlose Phrase; es lag vielmehr darin das wichtige Verlangen, direkten Antheil zu nehmen an dem überseeischen Verkehr der Völker, die damit verbundene Ehre den Anwoh nern der Mündungen eines deutschen Stroms, die den germa nischen Ursprung verleugnen, nicht allein zu überlassen und nationale Befriedigung als Repressalie für erlittene Willkür in der Unabhängigkeit zu suchen. Städtische Bauteil iu Paris. Seit 1852 sind umgebaut oder neu hergestellt worden das ! Stadthaus (Uütöl cis Vilis), das neue Museum im Hotel Car- navalet und der Thurm S. Jacques. Die Mairiegebäudc des 1-, 3., 4., 7. und 11. Arrondissements wurden vollendet, die des 13., 15., 16. und 20. Arrondissements sind noch im Bau. Erbaut wurden ein Hotel für den Generalstab der National garde, zahlreiche Gebäude für die Sapeurs-Pompicrs (Feuer wehr) und 24 Octroi- (Accise-) Häuser. — Vierzehn neue ka tholische und zwei reformirte Kirchen wurden vollendet, zwei neue Synagogen sind im Bau, eine Anzahl älterer Kirchen wurde erneuert. — Fünf Theater wurden infolge der neuen Straßeuanlagen niedergeriffen und anderswo aufgcbaut. Eine Vergrößerung der Sorbonne (Universitätsgebüude) ist im Werke, das Haus Engsne-Napoläon ist neu erbaut, bedcutcude Erwei terungsbauten wurden an den Lyeeen Bonaparte, St. Louis, Louis Napoleon, Charlemagne ausgeführt, ebenso an den Kol legien Rollin und Chaptal, viele andere Schulen sind erneuert, erweitert und neu begründet worden. — Im Werke sind jetzt die Vollendung der Opera, der Neubau des Hotel Dien, die Verlängerung der Räaumur-Straße, die Eröffnung des Boule vard vou Rennes, die Vervollständigung der Wasserwerke der Vanne, der neue Park auf Mont-Souris, die Verlängerung des Boulevard St. Germain, die Vollendung der Avenue Napoleon. Das Hospital Lariboisiöre wurde vollendet, das Hospital St. Eugsnic für kranke Kinder und das Hospital zu Vergnes an der Nordsee, wie das Znfluchtshaus in Chardon Lagachc neu gebaut, die allgemeinen Hospital-Kaufläden begründet, ! Land für ein neues Hospital in Menilmontant gekauft, das städtische Gesundheitshaus in Vorstadt St. Dsnis, und St. Pierre in Auteuil abgebrochen und an anderen Orten ne» ge baut, desgleichen das Villas-Hospital in Ivry und das Hospital für Unheilbare in Ivry; erweitert wurden die Hospitäler St. Antoine und die Charitu, die Salpstriäre und das Hospital in Bicstre; das Hospital de la Pists erhielt ein Entbindnngshaus, das Hospital St. Louis ueue Bäder; 28 neue Hilfshäuser (maisons äs osoours) wurden errichtet. In allen diesen wohl- thätigen Anstalten stieg die Anzahl der Betten von 6743 auf 7820, ungerechnet 500 Reservebetten, welche für dringende Fälle bereit sind. JmJ. 1867 wurden 63,398 Kranke inden Spi tälern von Paris verpflegt. Aerztlicher Rath wurde unent geltlich ertheilt 329,521 mal in den Spitälern, 355,089 mal in den Hilfshäusern. In den Asylen waren 11,260 Betten; 105,119 Personen erhielten Almosen von den Wohlthätigkeits- anstalten. Es ist dies der zwölfte Theil der Gesammtbe- völkerung! Im I. 1852 hatten die Straßen der Stadt eine Länge von zu sammen 384 Kilometer (52 deutsche Meilen), jetzt durch Gerad- legung vieler größeren und Beseitigung vieler kleineren Straßen nur noch 335 Kilometer (46 deutsche Meile»), Dagegen hat der Flächenraum, den diese Straßen einnehmen, zugenommen. Die Zahl der auf den Boulevards und öffentlichen Plätzen ge pflanzten Bäume war damals 50,466, jetzt ist sie 95,577; die Gehölze von Boulogne (847 Hektaren) und Vincennes (800 Hektaren) sind umgestaltet und vergrößert worden, drei neue Parks in Buttes-Chaumont, Mont-Souris, Monceau (zusammen 52 Hektaren) wurden angelegt. Die Elysäischen Felder haben eine wesentliche Umgestaltung erfahren. Die Seine hat vier neue Brücken erhalten: Pont Napolson, Solferino, Alma, Point du Jour; Pont neuf ist umgebaut worden. Statt 12,579 erleuchten jetzt 21,061 Straßenlaternen die Stadt, statt 2918 jetzt 12,791 Straßenlaternen die neuen Anbauten (8uburbs). Besondere Thätigkeit hat man auf Vermehrung des Wasser- zuflusses verwendet. Während früher der Kanal de l'Ourcq 105,000, die Wasserleitung von Arcueil 1000, die Quelle von Grenelle 600 Kubikmeter täglich lieferten und 7000 Kubikmeter aus der Seine durch Wasserkünste gehoben wurden, liefern die Wasserwerke an der Seine jetzt täglich 88,000, an der Marne 40,000 Kubikmeter, in Tricbardou und Jle-les-Meldenses sind an der Marne große Wasserwerke erbaut, welche täglich 80,000 Kubikmeter Wasser in den Kanal de l'Ourcq pumpen; der neue Aquädukt vou la Dhuis liefert täglich 24—30,000 Kubik- 13*