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518 Florinde und ist eine Jüdin, aber ihr Leben steht auf dem Spiel, wen» sie al» Zubin erkannt wird; sie hat Don Juan'S Liebe erwiedcrl, ist zur Kirche gegangen, nm Don Juan'S willen, Hal zu de» Fußen Christi gebetet wie alle Andere, nm Don Juan'S willen, und nun, da er sie zum Weibe nehmen will, zitiert sie und zagt, da ihr nun einmal das Geständniß auf die Lippen gezwungen wird: „Don Juan, ich bin eine Jüdin!" Don Juan tritt ans. Unser Publikum ist schon lange genug an die Liebesscene» der neueren Schule gewöhnt. Die Liebenden sagen sich gar vieles mehr, als sonst; sonst war die Leidenschaft gemäßigter und gezügelter; Junia und Britanniens sprechen in schönen Beesen mit einander, und ich glaube, sie berühren sich nicht einmal mit der Hand. Hier sehen wir eine Spanische Leidenschaft. Endlich, als sie Lon Juan so hingerissen sieht von ihrer Schönheit und der Glut ihrer Liebe, gewinnt sie den Muth über sich, ihm ihr banges Geständnis; abzulegcn. Es ist dies mit großer Kunst gemacht. Anfangs empört sich der Castilianische Stolz Hegen den Gedanken, eine Jüdin vor den Altar zu führen. Aber Sarah ist so schön, so engelgut, ist seine erste, reine, heilige Liebe, und er selber, weiß er denn, wessen Sohn er ist? Sarah und ihre Schönheit siegt, und Don Juan sinkt zu ihren Füßen. Da erscheint wieder der König. Dies ist der Hauptmangel dieses schönen Prama s, dies stete Dazwischenlrcten des Königs Philipp. Man siebt ihn zu viel, und er wirkt nicht genug. Immer ist er da, immer auf der Bühne, wie ein Vormund im Lustspiel, eine Art Bartolo, nur zu furchtbar, als daß er so oft vorgeführt werden dürfte. So steht also Philipp zwischen Don Juan und seiner Gebieterin! Aber wie wird dem Könige, als er in Sarah ei» Mädchen wieder erkennt, das er, der König, schon lange liebt, das er nur aus den Augen verloren, aber für das seine Leidenschaft sich noch kcineSwegeS abgekühlt. — Ich muß bekennen, daß mir diese Leidenschaft Philipp s ll. zu einem unbekannten Mädchen keine sonderliche dramatische Erfindung zu sehn scheint. — Doch lassen wir dies zunächst und verfolgen unsern Faden weiter; Phi lipp geräth in die höchste Wuth. Don Juan, der ihm schon so lästig gewesen, nun sein verhaßter Nebenbuhler, hat alle seine Geduld erschöpft; es ist dem Tprannen Bedürfniß, sich dieses Menschen zu entledigen, der Knie und Nacken noch nicht beugen gelernt. Ec deutel mit der Hand auf die Thür: „Wehe Luch, junger Mann, wenn Ihr noch einmal diese Schwelle betretet!" Don Juan kehrt sich nicht an diesen Befehl. Der Unglückliche ist verloren. (Fortsetzung folgt.) Einige Notizen zur neuern Geschichte von Frankreich. (Nach der Revue retroxpeetZve.) Der zweite Abschnitt der in Nr. I2S des Magazins genannten Sammlung historischer Dokumente enthält die administrativen Details über die Anfertigung der ersten Guillotine während des Sommers 1792 in der Korrespondenz des I'roeureur gönorsl «ffnsiic Röderer mit dem Minister Claviöre, verschiedenen Justiz-Beamten in Paris und in de» Departements, so wie mit einigen Handwerkern. Böhmer'» kritische Geschichte der Guillotine (Kuriositäten IX. I.) erhalt hierdurch man chen ergänzenden Nachtrag. Zuerst wird mit vieler Genauigkeit das Gutachten des Arztes Louis, des beständigen SccretairS der Akademie der Wundärzte in Paris, erfordert und die Zweckmäßigkeit der Ma schine bei einem Leichname untersucht, woraus sie zum ersten Male bei einem gewissen Pelletier gebraucht ward, wo die Behörden militairische Vorsichts-Maßregeln für »ölbig erachteten, um den Auslauf zu verhüte». Ferner werde» die Bau - Anschläge sehr sorgsam geprüft, deren erster vom Hof-Zimmermeister (oharzierttior rin rol nennt ihn Röderer in einem Briese vom 10. April 1782) Guido» sich auf 8660 Livres be lief, wobei als Gruiid der hohen Forderung angegeben wird, daß cs schwer halte» würde, Arbeitsleute für die Anfertigung dieser Maschine zu finden. Doch wollen Andere cs für einen geringeren Preis thun, wenn ihre Namen unbekannt bleiben würden (z>. 82). Ein anderer Architekt, Schmidt, will das Ganze für 824 Livres Herstellen, was zu weitläustiger Korrespondenz Anlaß giebt, bis endlich der Architekt Gi raud eine» Anschlag cinreichl (z>. 102 ff.), wonach die Guillotine» (hier heißen sie immer los waclnnos ü llöcaznttr) von einem Zimmer- meister Clairin und einem Maler Garnier das Stück zu 800 Livres ganz vollständig hergestcllt werden sollen. Röderer räch daher, den Schmidt mit seinen übermäßigen Forderungen abzuweisen, und macht (z>. 110) aus die Mängel der Schmidtschen Maschine bei einer in Paris stattgefundenen Hinrichtuug ausmerksam. Die Justiz-Behörden in den Departements werde» darauf veranlaßt, sich Ähnliche Maschinen mit einer Gebrauchs-Anweisung aus Paris komme» zu lassen. Als Beilage zu diesem Artikel können die von den öffentlichen Anklägern Fouquicr - Tinvillc und Judicis in dem ersten Jahre der Französischen Republik erlassenen Todes-Urthcile, sechs an der Zahl, dienen. Wir geben zur Probe dasjenige, in dem die berühmtesten Namen vorkommen: I-vxveüteno <G« jnxemvn» oriminols ne kor» laute sie se rensire, ce jaursi Iini, ä lu maixon sie juxtico sie !a Ounciorzmrio, zgonr V insttro a oxöouüvn le jn^ement <zui ennsiamne lex nmn- »nöx I-aeroix, Danton, De^moulinx. Ichelineaux, Heraelt, äVoxtor- !»an, ssalne, Delaunay, Ghabot, »a/.ire. Dosz>-Anac, äaniux kreff, lkinanuel Icheff, Domosionx et tiuzoi ». ü la zreine sie innot. I-'execntion aüra lieu ä czuatoos üourox sie oelevee. «uv la zsiaco sie la rövoiution sie eetie ville. h'ait au trihunal le 6. AlUnnina^ I an xoeonsi sie la ce;nsisiigoe keanraiüe. — Einer ganz anderen Zeil gehört das letzte Stück der Aölanzr, an, «in (so viel viel wir wissen, ungcdruckler) Befehl Napoleon'» an den Marschall Berchier ans St. Cloud vom I. August 1806, die Hinrich tung des unglücklichen Buchhändlers Palm betreffend. Die Begeben heit erregte zu jener Zeit in Deutschland großes Ausscheu und gerechten Unwillen, von dem freilich die neuesten Lobredner Napoleon's unter uns nichts wissen wollen, ja sein neuester Biograph oder Panegprist, der Engländer Hazlitt, übergeht die Sache mit gänzlichem Stillschweigen. Um so mehr glauben wir, den Anfang des Befehls, in dem der herrische Sinn des Kaisers und seine Geringschätzung des Völkerrechts so deut lich hcrvorlreten, hier mitthcilen zu müsse». Aon couRn, schreibt Na poleon, j'inaagine ezuo voux sver lait arreter Io» lihraices si'XnKS- laaucg ot sie Auromborg. Aon Intention ost ezu'ilx «nient trasinits sievant une commission inilitaire, ziour etre juAes et iuxiHe» sians lex vinAt-izuatre iieurex, Go n'est zmx un criine orsiinaire, gue sie rözmusire sie» lihellex sianx les lo ux oü so Gouvent les arinees t'oanxalses, zamo vxciter les halsitanx conlre elles; c esl UN erime sie staute trastison. I-a sentenee ziooteoa czue- l'arlout on il ff » une armee, le sievuio äu oliei etant sie veiller a sa sürete, le» insiivisius tels et telx, convaiucus ä'avoio tonte sie soulever les stastitans sie la 8uu»he enntre l'arinee Iranxaise, sont consiainnes ä inort. G est.sians ee sens czne sera resiigee la sentence. Also nicht einmal eine» Bertheidiger sollten die Angeklagten erhalten, nicht einmal der Schein des Rechtes sollte beobachtet werden. Und so ist es auch bei Palm gewesen, wie aus der im Jahre 1814 über ihn erschie nenen Schrift des Grafen von Soden (S. 118 und 136) hervorgebt, und das ganze Kriegsgericht war eine bloße Verhöhnung des Rechtes, wie bei de» cils Preußischen Offiziere», welche zu Wesel am 16. Sep tember 1809 erschossen wurden, wie bei der Verurthcilung des Herzogs von Enghie» im Schlosse Vincennes. I. Bibliographie. Diclionnaire eritiezue et vaisonne siu langago vicieux. ?sr rm ancieu zaokexxouo. — 6 Fr. I-oxons et Aosiöles sie I-itteoature franxaise. — 16 Fr. liecueil sie motx (rsnxais, ranzöx ziar ocsire sie rnatiöres, »vec sies noles »ur les locutions vicieuses elc. — Bon B. Pautex. Fr- , . . Ilistoioe sie la Oonvenlion nationale, si'anrös vlle-ineine. — Bon Leonard Gallois. Th. V. 7j Fr. Histoice sie I« vie et sies ouvrages siu cstancelier ü'Xguosseau, zirecesiee si'un siisconcs sur le ministere ziustlie, suivie si'un cstoix sie zieosees et inaxinies tirees sies onvraßes sie si'Jguesscau, et si'uue notiee stistoriczne suo Henri si'Xguex- seau, ziere siu cstaneelier. — Bon A. Bonllee. 2 Bde. 12 Fr. liistoirv sies lüancs. — Von H. G. Woke. Th. I. 8 Fr. diouvenirs et Voffage sie X. I-auj -n. — 2 Bde. 12 Fr. Haite sies msteriaux rnanuscrils sie siivers Lences si'stistoiro. — Vo» Amans-Alexis Monteil. 2 Bde. 16 Fr. Nord-Amerika. Indianische Skizzen, von John T. Irving. (Schluß.) In dem Dorfe Groß-Pawni wurde die Kommission mit allen Zeichen der Freude und des Willkomms empfangen; die Krieger hatten ihre Schlacht-Gesänge vcrstummcn lassen, die Knabe» ihre Bogen und Pfeile auf die Seite geworfen und die Frauen ihre schwere Arbeit ver lassen, um sich festlich zu bemalen. Al» die düstere Formalität der ersten Aufnahme vorüber war, folgten Vertraulichkeit, Neugier und Gastfreundschaft. Das Dorf bestand aus viele» dicht an einander ge reihten Häuschen, und wegen des Holzmangcls waren mehrere Familie» in dieselbe Hülle zusammengedrängt. Der Häuptling empfing die Mission vor seiner Wohnung mit echt Indianischer Würde. Er war ganz i» ein Gewand aus weißem Wolfsfell eingebüllt, auf welchem seine Helden- tbalcu in einer Art von Hieroglpphenschrist verzeichnet waren. Dieses Gewand überreichte er dem Commiffair, mit der Bitte, es als Geschenk anzunehmen. Dayn wurden die Geschenke des Commissair» übergeben, Als die Gesellschaft in der weitläustigen Behausung des Chefs sich nie dergelassen halte, wurde der ganze Inhalt eines großen, mit Büffelsieisch und hartem Korn angefüllten Kessels in eine hölzerne Bowle von re spektabler Dimension äusgelcert. Eine der fünf Frauen des Chefs reichte jedem Gast ein aus Büffelborn gearbeitetes Jnstrummt zum Einstippen und forderte sie durch Zeichen auf, zu csscn. „Wir warteten nicht auf eine zweite Einladung, sondern machten uns gleich, mit Fingern und Instrumenten, an den Berg von Speise, der vor uns aufgetbürmi war. Da wir den ganzen Tag (cs wollte schon Abend werden) nichts gegessen halten, so nahm Jeder von uns eine enorme Portio» zu sich. Allein jedem Exzeß folgt Lie Strafe auf dem Fuße nach, und so ging es auch hier.' Kaum waren wir mit Essen fertig, als ein kleiner Indianischer Bube sich mit Rippenstöße» in die Hütte drängle und dem Häuptling, der mit unlergeschlagenen Beinen in unserer Nähe^saß, Etwas in's Ohr flüsterte. Der Häuptling stand sogleich auf und kündigte uns an, der „Langhaarige" (der zweite Krieger des Dorfe») habe ein Festmahl zu Ebren unserer Ankunft be reitet, und erwarte uns als seine Gäste. Wir waren etwa» unschlüssig, ob wir diese Einladung annehmcn sollten. Der Dolmetscher bedeutete uns aber, man müsse sich durchaus in das Wohlwollen der Wilden bineinesscu, wenn ein Manischer Traktat von Erfolg sepn sollte. Die Ausrede, daß wir zur Genüge gegessen hätten, half ganz und gar nicht», weil dies bei rincm Indianer, der immer seinen Vorrath Appe tit bei sich führt, zu den unglaublichen Dingen gehört." Es kam nun eine Invitatio» »ach der anderen, bis die Fremdlinge an sunszebn gastfreie Halten besucht hatten. Des folgenden Tages sollte eine Bcralbung gehalten werde», worin man über den Inhalt des zu schließenden Traktates sich verständigen wollte. Die Frauen sind, wie die» bei uncivilisirtc» Völker» gewöhnlich, auch bei dm Pawni» wahre Sklavinnen; man ficht sie jeden Morgen j» lkinen TruppsÜber dir