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Wit besonderer Berücksichtigung äer Antkroxologie uncl Gtknologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. Braunschweig Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. 1877. CH. Ariarte^s Wanderungen in Dalmatien. i>). Von Spalato nach Salona, Clissa und Sinj. Wenig mehr als eine Stunde nordöstlich von Spalato liegt in dem innersten, östlichsten Winkel des tief in das Felsgestade einschneidenden Busens des Canale dci Castelli das Dorf Salona und in dessen Nähe die Reste des anti ken Salonae, welches zur Römerzeit eine der wichtigsten Städte des ganzen Landes war. Beide Orte verbindet eine gute Straße, welche sich kurz vor Salona in zwei Arme theilt, deren einer an der Küste westwärts nach Trau und Sebenico geht, während der andere nördlich landeinwärts über Clissa und Sinj der türkischen Grenze zuführt. Unter wegs sieht man noch Reste der Leitung, welche dem Dioele- tianischen Palaste, dem heutigen Spalato, das Wasser zu führte; xonts ssooo (d. i. trockene Brücke) nennen sie die Einwohner, weil die Bogen über kein Gewässer führen. Be zeichnender Weise heißt auch der einzige Ort, welchen die Straße berührt, noch Pozzo Buono, d. i. Guter Brunnen. Die Gegend ist überaus anziehend, lachend und grün; Wein stock und Oelbaum bringen erstaunlich große Früchte und auch Pappeln zeigen sich, eine Seltenheit in dem baumarmen Lande. Beginnt man zum Canale dei Castelli wieder hinab zusteigen, so erblickt man unter sich auf der Spitze einer langgedehntenLandzungedasDorfVragnizza, welches noch Spuren römischer Besiedelung aufzuweisen hat. Der Erd streifen, welcher es mit dem Festlande verbindet, ist so schmal U Siche den Anfang und die Fortsetzungen dieser Reise, welche in der hiermit anfangenden Reihe von Artikeln ihren Abschluß fin det, in Bd. XXVII, S. 389, Bd. XXVIll, S. I, 17, 209, 225 UIld Bd. XXX, S. 49, 85, 81, 97. Globus XXXI. Nr. 14. und niedrig, daß der Ort wie im Meere zu schwimmen scheint, ein Umstand, welchem er feinen italienischen Namen Venezia piccola zu verdanken hat. Weiterhin überschreitet die Straße mittelst einer Brücke, welche noch deutlich den ursprünglichen römischen Bogen zeigt, den Fluß Giadro, den allen Jad er. Derselbe entspringt unweit davon — fein ganzer Lauf ist kaum eine halbe Meile lang — in eineni Felsenwinkel des Mossor - Gebirges, und zwar in solcher Stärke, daß er sofort eine Mühle treibt; fchon Diocletian preist seine trefflichen Forellen. Auf den ersten Anblick enttäuscht das Ruinenfeld der langgedehnten Salonae, deren Erstreckung Constantin Porphyrogenitus stark übertreibend so groß macht wie halb Constantinopel. Was an Trümmern über dem Boden vorhanden ist, ist unbedeutend, obwohl man an den Mauerresten immerhin den einstigen Umfang der Stadt erkennen kann, welcher von Osten nach Westen noch keine Biertelmeile beträgt. Theils mag die Zerstörung, welche im Jahre 639 durch die Avaren stattsand, eiue sehr gründliche gewesen sein, theils dienten die Reste Jahrhunderte laug nicht nur den Umwohnern als bequeme Fundgrube schon zugehauener Steinblöcke, sondern so manche edlere Architektur stücke wanderten auch nach Spalato, Trau und selbst in die Mauern vcnetianischer Paläste. Immer dickere Lagen von Staub und Erde überdeckten die Trümmer, Feigen- und Mandelbäume wuchsen darüber, und zu Anfang dieses Jahr hunderts erinnerte nur eine Wasserleitung und der Namen des kleinen Dorfes in der Südostecke des Stadtgebietes an die einstige Hauptstadt Dalmatiens. Denn das wurde Sa- 27