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Begründet von Karl Andree. Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von Dr. Richard Kiepert. Braunschweig 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle BuchhandümMUNd Postanstalten 1882, zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. Eine Pilgerfahrt nach Nedschd). (Nach dem Englischen der Lady Anne Blunt.) I. lSämmtliche Abbildungen nach Skizzen der Reisenden.) „Für alle Diejenigen/' heißt es in der Vorrede des interessanten Buches, das mir nachstehend im Auszuge mit- theilen, „für alle Diejenigen, welche den Bericht über unsere vorjährigen Abenteuer im Enphratthale y gelesen haben, bedarf es wohl kaum einer Erklärung, weshalb wir diese neue Reise unternommen, noch auch, weshalb wir sie als eine „Pilgerfahrt" bezeichnet haben. Denn einer seits bildet ja die Reise nach Ncdschd nur die natürliche, folgerichtige Ergänzung der Reise durch Mesopotamien und die syrische Wüste, andererseits aber erscheint gerade Nedschd durch das romantische Interesse, das sich au seinen Namen knüpft, einer gewissermaßen frommen Sehnsucht nicht un- werth; einer Sehnsucht, wie sie eben die Pilgerfahrten zu den großen religiösen Heiligthümern veranlaßt. In der Phantasie der nördlichen Beduinenstämme ist Nedschd ein Land der Romantik, die Wiege ihres Volkes, die Heimath aller jener Vorstellungen von höchster Ritterlichkeit, die noch heute ihr Ideal sind. Für die Angzch und Säpammar be sonders, die erst vor wenigen Generationen nach dem Nor den gekommen sind, ist die Tradition ihrer alten Heimath fast noch eine Erinnerung; aber auch für die Araber der früheren Invasionen, unter ihnen die Bewohner der Städte Bozra, Palmyra (Tadmor) und Deyr, sowie die IbUBedui- i) A Illlxriinags to Nssä, Ilm orackls ok Um Raos. 2 vol. Uonäon, Nurra^, 1881. , 2) rks Lsäouiu tribss ot tim Nui.Urates. Lx 1-065 Anns Rinnt. 2 vol. Ronäon, Nurra^, 1880. Globus XÜII. Nr. 6. neu, die einstigen Beherrscher von Dschebel Schammar, hat Nedschd einen größern Reiz, eine höhere Bedeutung, als sogar Hedschas. Was Palästina für die Juden, was England für seine amerikanischen und australischen Colo- nistcn, das ist Nedschd für alle diese Araber; freilich mit dem Unterschiede, daß sie von dem Lande ihrer treuen Ver ehrung gründlicher getrennt sind, als jene; denn die weite Wüstenstrecke, welche die Bewohner Nordarabiens und Sy riens von Nedschd scheidet, ist bei weitem unwirthlicher, als irgend ein Meer. So findet man denn im Norden auch nur höchst selten einmal einen Araber, der das große Ne- ssid passirt hätte. " „Auch für uns, die wir wohl unwillkürlich manches von der in der Wüste heimischen Anschauungs- und Denkweise in uns ausgenommen hatten, trug Nedschd schon lange die romantische Färbung eines heiligen Landes; und als es fest stand, daß wir Dschebel Schammar besuchen würden, den Hauptsitz des beduinischen Lebens, da erschien uns unser Unternehmen in der That fast wie ein frommes Werk. Und die Umstände, unter denen wir dasselbe ausführten, waren, trotz einiger kleinen Enttäuschungen, über die wir weiter unten zu berichten haben werden, kaum weniger ro mantisch, als die ganze Idee der Reise selbst." Am 13. December 1878 traten Mr. Wilfrid und Lady Anne Blunt von Damaskus aus die ebenso beschwer liche wie gefahrvolle Reise an. Während eines vorher gegangenen mehrwöchcutlichcn Aufenthaltes in dieser Stadt 11