Volltext Seite (XML)
Die indischen Aufnahmen im Jahre 1880 bis 1881. 61 sore, Centralindien und Radschputana, in Assam und Bri tisch-Birma die umfassendsten Detailaufnahmen fortgesetzt und somit ein reiches Material gesammelt, das jetzt in den Bureaux von Calcutta, dem Hauptquartier des Indian Survey, zusammengestellt und verarbeitet wird. In diesen Bureaux, in denen, wie bei den Vermessungen selber, viele auf britisch indischen Hochschulen ausgebildete gelehrte Eingeborene thätig sind, soll, dem Berichte zufolge, augenblicklich mit demselben rastlosen, unermüdlichen Eifer gearbeitet werden, der die Thätigkeit des »Land-and-Marine-Survey-Departements« ja auch im Großen charakterisirt und die in der That be deutenden Leistungen dieses Instituts erklärlich macht. Die Triangulirung von Tenasserim, dem südlichen Theile von Britisch-Birma, die sich an die Vermessung des Gebietes von Bangkok schloß, mußte leider früher als be absichtigt unterbrochen werden, da ein Anfangs Januar eintretcnder, dichter atmosphärischer Nebel, der das schmale Küstenland andauernd bis zum Oktober, dem Beginne der kalten Jahreszeit, bedeckt, bald die Beobachtungen unmöglich machte. In dem hügeligen, mit dichtem Walde bestandenen Lande stießen die Arbeiten ohnedies schon auf große Schwierigkeiten; namentlich hielt es schwer, ein zur Messung einer Basis nur einigermaßen geeignetes Terrain ausfindig zu machen. Nach mancherlei vergeblichen Exkursionen durch das waldige Hügelland mußte man sich schließlich für einen schmalen, etwa drei Miles langen Streifen alluvialen Boden im Gebiete der Stadt Mergui entscheiden. Hier maß man, bevor man an die Aufnahme des Mergui-Archipels ging, die Berifikationsbasis für die im Laufe des nächsten Jahres zu beendigende »östliche Grenzreihe«, die zn einem andern Vermessungsgebiete, als dem des eigentlichen Indiens ge hört. Die Arbeiten im Mergui-Archipel, dessen an einigen Stellen dicht zusammengedrüngtes Jnsclgewirr die größte Geduld, Vorsicht und Aufmerksamkeit der Schiffer erfordert, brachten die Mitglieder der hier beschäftigten Survey-Ab- theilung in mehrfache Berührung mit den Selungs, den Hauptbewohnern dieser Inselgruppen, einem kleinen Stamme seltsam scheuer, wilder Geschöpfe, die keine festen Wohnungen besitzen. Im Archipel sieht man nicht selten ganze Flotten ihrer Boote, doch ergreifen sic bei dem Anblick von Fremden stets die Flucht. Sic leben fast ausschließlich in ihren Booten, und nur während der Regenzeit machen sie sich am Lande rohe Wohnungen auf Bäumen und Pfählen. Mit großen durch verschiedene Ursachen hervorgcrufenen Schwierigkeiten hatte die in Sylhet (östlich des untern Brahmaputra) arbeitende Abtheilung zu kämpfen; das hier vermessene Land besteht ans Hügeln, Wald und Sumpf, freier Boden oder Lichtung ist nur wenig vorhanden; die Flüsse, Seen und Ströme schwellen während der Regenzeit unverhältnißmäßig stark an. Der Hakaluki Howhar z. B., den man im Winter zu Fuß passiren kann, nimmt während der Regenzeit die Ausdehnung eines 20 Miles langen und 9 Miles breiten Sees an, in dem alljährlich mehrere Menschen umkommen und der von eingeborenen Beamten jener Gegend als »ein wildes, stürmisches Meer« beschrieben wird. Ein nicht geringes Hinderniß für den ungestörten Fortgang der Vermessungen bestand auch in der Schwierig keit, sich zunächst Kulis, dann aber auch den uothwendigen Proviant zu beschaffen. Mehr als einmal wußten einige angesehene und einflußreiche Personen die Reishändler in den Bazars dahin zu bringen, daß sie sich hartnäckig wei gerten, selbst für den höchsten Preis den Leuten der Ex pedition etwas von ihrer Waare abzulasscn; mehr als ein mal gelang es auch, sie zu Unruhen und Gewaltthätigkeitcn gegen die Fremden aufzureizen. Zum Glück fand der Hanptanstifter aller dieser Belästigungen, ein großer Grund besitzer der Gegend, sich gerade um diese Zeit veranlaßt, einem alten Haß gegen einen seiner Nachbarn dadurch Aus druck zu geben, daß er in das Haus desselben einbrach und ihn und seine Familie fast zu Tode mißhandelte; die Landes polizei nahm ihn in sichern Gewahrsam, und die geodä tische Expedition, Major W. F. Badgley und seine Offi ziere, wurden etwas weniger belästigt. Die Ausnahme von Mysore wurde schon im Jahre 1875 begonnen, durch die große Hungersnoth aber für lange Zeit gänzlich unterbrochen. Während des Jahres 1880/81 arbeitete man hier sowohl bei der Triangulation als auch bei der Detailaufnahme ausschließlich unter schwierigen Bedingungen, in theils wilden und schroffen, theils sumpfi gen und mit Gestrüpp überwucherten Gegenden. Major Strahan, der Chef dieser Abtheilung, hält die bis jetzt noch gültige Schätzung des Flächeninhalts von Mysore (27 000 m Miles) für viel zu niedrig gegriffen; er schätzt die wirkliche Größe des Landes auf 30 500 Miles, von denen etwa noch 17 800 zu vermessen sind. Der Südrand des früher schon triangulirten Landes wird von den Baba- buden-Bergen gebildet, deren Abhänge von einer dichten Masse meist aus Bambu bestehender, undurchdringlicher Dschungels bedeckt ist, in denen wilde Elephanten und Bisons Hausen. Auch der größte Theil des jetzt vermessenen Landes bot ähnliche schwer zu besiegende Hindernisse dar. Die Wälder, die sich in einer ununterbrochenen Linie von über 100 Miles Länge längs der Ghats hinziehen, sind fast gänzlich unerforscht. Die Eingeborenen wagen sich nur äußerst ungern hinein, theils aus Aberglauben, theils auch aus Furcht vor Fieber und wilden Thiercn. Es hält hier ungemein schwer, sich Nahrungsmittel zu verschaffen; denn die wenigen überhaupt vorhandenen Niederlassungen liegen weit auseinander, und die Kommunikation wird durch wilde und schroffe Berge, die an mehreren Stellen sich zu einer Höhe von mehr denn 6000 Fuß über dem Meere er heben, noch bedeutend erschwert. Die wenigen von Wald oder Gestrüpp freien Stellen, die man hin und wieder an- trisft, sind gewöhnlich kleine nasse Felder, tief unten in den Thälern, von wo aus man keinen hervorragenden Punkt für die Vermessung erblicken kann, und wo nichts anderes übrig bleibt, als die langweilige Anwendung der Meßkette. Die Träger der Kette müssen dabei oft genug bis zu den Knien im tiefen Schlamme waten. Es giebt jedoch auch einige vorzügliche Wege durch die Ghats, und so lange man glücklich genug ist, sein Lager immer neben einem derselben aufschlagen zu können, kann man sich nichts Genußreicheres wünschen, als in dieser Gegend zu reisen, wo man auf allen Seiten von einer Landschaft umgeben ist, die an Schönheit vielleicht kaum ihresgleichen in der Welt hat. Die Triangulirungsarbciten in Katsch (Cutch) erstreck ten sich zncrst über einen Theil des »Großen Runn« und das weitausgedehntc, unter den Namen »Bani« bekannte Grasland, sowie auch über die niedrige, schönbewaldete Ebene, die sich im Süden und Südwesten der Stadt Lakh- pat ausbreitet; danach kam ein dicht bewaldetes, von tiefen Schluchten zerrissenes Hügelland an die Reihe, und endlich das freie, gut eingebaute Land an der Meeresküste. Das »Runn« wird als ein einzig in seiner Art dastehender Land strich geschildert. Während der trockenen Jahreszeit ist cs einc sandige Wüste, ohne eine Spur von Vegetation, nur hier und da von gefährlichen Sümpfen und ausgedehnten Salzstreckcn unterbrochen, während des Südwestmonsuns aber ein ungeheures, flaches Binnenmeer. Bei heißem Wetter wehen die Winde wie ein höllischer Gluthauch über das Runn hinweg, und gewaltige Staubwolken machen