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begründet von Karl Andree. In Verbiß "oung mit Fachmännern herausgegeben von Dv. Richard Kiepert. -QIsluusly lueIlf - Bände L 24 Nuinmcril- Durch alle Buchhandlunqcn und Postanstaltcn 1 L LO ?um Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. * Das heutige Syrien. (Nach dem Französischen des M. Lortct.) XX. (Sämmtlichc Abbildungen nach Photographien.) Neben der Quelle cl-Dschcdi finden sich Ruinen einer Muhle und mehr dem Strande zu die von zwei ziemlich tiefen antiken Bassins. Zahlreiche sonstige Maucrrcstc rühren von Terrassen her, auf denen einst Weinreben und Obstbäume gezogen wurden; von den Palmen, die nach Josephus in alter Zeit hier gediehen, ist keine Spur mehr vorhanden. Die Küstenebcne im Süden der Quelle wird heute von den Rscheidc-Bcduincn, die zu dem großen Stamme der Ta'amirah gehören, mit Getreide, Durrah und besonders mit Gurken, die rasch reifen und in Jerusalem sehr gesucht find, bebaut. In den Bergen der Umgebung giebt es außer Gazellen zahlreiche Steinböcke, deren knotige Hörner in Jerusa lem zu Dolchgriffen verarbeitet werden, dann Panther, Hyänen, Füchse, Schakale und viele magere, hochbeinige Hasen. Prächtig ist die Anssicht von Ain Dschcdi: man übersieht das Tvdte Meer fast in seiner ganzen Ausdeh nung, nach Norden das Ras Fcschkab und die Einmündung des Jordan, nach Osten die hohen Steilrändcr von Moab mit der Stadt nnd Festung Kerak und die großeweit in das Meer vorspringende, flache und sumpfige Halbinsel Lisan (d. i. Zunge). Gegen Süden ist der Ausblick durch den finstern Berg des Kasr Sebbeh, das als Masada bald nach der Zerstörung Jerusalems eine so hervorragende Rolle gespielt hat, beschränkt. Im Westen erinnern die hohen Stcil- abfülle, zerrissen und kahl, an Alpcnlandschaften, und hier wie in den Alpen wecken Scharen von Krähen (Oor^us aUinis) das Echo mit ihrem Heisern Krächzen. Erst am Abend wird alles ruhig und friedlich ; majestätisch steigt der Mond empor und übergießt die spiegelglatte Fläche des gchcimnißvollcn Salzsees mit seinem Lichte, und das Murmeln der Zicgenquellc ist das einzige Geräusch, das das Schweigen der Nacht unterbricht. Von Ain Dschcdi an wird das Land unsicher; cs sitzen dort bis zum Südcudc des Todten Meeres die Dschellahin, welche zur Zeit von Lortel's Reise sich in offenem Kampfe mit dem Pascha von Jerusalem befanden nnd sich an das Ostnfcr des Meeres zurückgezogen hatten. Dank diesem Umstande ließ es sich ermöglichen, einen Ausflug nach Masada zu machen, ohne den Nomaden den üblichen schwe ren Tribut dafür zu bezahlen ; doch galt es fehr schnell zu reisen, alles Gepäck zurückzulassen und nur Waffen, Instru mente und Decken mitzunehmen. Sobald der Tag anbrach, saß die Gesellschaft zu Pferde; sie bestand aus Lortct, dcm Dragoman nebst zwei seiner besten Diener, dem einäugigen Scheich Goblan und vier seiner Adnan-Beduinen. Der Weg führt zuerst durch die Trümmer der antiken Ortschaft Engeddi nnd tritt dann in eine steinige Wüste. Es riecht dort stark nach Schwefelwasserstoff, ohne daß irgendwo Thermalquellen zu Tage treten; wahrscheinlich fließt das Mineralwasser in geringer Tiefe unter dem Steingerölle, wie ein an manchen Stellen aufsteigeudcr weißlicher Dampf anzndeuten scheint. Um 10 Uhr legte nian sich in Wadi- el-Chalil hinter einen großen Felsblock und nahm das Frühstück ein. Weiterhin verbreitert sich der Strand zu Globus XMI. Nr. 18. 35