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Ottendorfer Zeitung Bezugs-Preis: vierteljährlich 1,2O M. frei ins Haus. In öer Geschäftsstelle abgeholt 1 Mk, Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint Dienstag, Donnerstag unü Bonnabcnö Nachmittag. UnterttaltungL- und ^nreigeblatt Knz ei gen-Preis: Die einspaltige Zeile oöcr Seren Naum 15 pfg. Nelilamen Sie einspaltige Petit- zeile oöer Seren Naum M Pfg. Bei belangreichen Aufträgen u.Meöer- holungen entsprechens er Rabatt. M Wöchentlich erscheinenöer Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie öen abwechselnö wöchentlich erscheinenden illustrierten Beilagen - „Feld unü Karten" unü „Deutsche Moöe unö hanöarbeit". ung yeAgg von Hermann Uühle, Ottenöorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Kühle, Lrotz-Okrills. Nummer s L>onuabend, den ft Januar M6. (6. Jahrgang Neujahr M6. Das neugeborene Kindelein, das herzens liebe Jesulein, Bringt abermal ein neues Jahr der aus erwählten Christenschar. Es bringt das rechte Jubeljahr: Was trauern wir denn tmmervar? Frisch auf, es ist jetzt Singenszeit, das Jesulein wend't alles Leid! So heißt es in einem der alten WethnachlSlieder aus dem Jahrhundert der Reformation, irgendwo im Volk ent standen und von Mund zu Mund fort- aepflanzt. Es weht auch eiwas von dem Jubelton der Relormauonszeit hindurch. Das freilich merkt man jmen Zeiten nicht an, daß sie, wie ein anderer Vers des Liedes lerrät, mitten in bitterster Kriegs not enstanden sind. Eins jener Jahre ging zr Ende, in dem wieder ganz Deulschand gezittert hatte unter den Schrecket der Kriegsweiter. Dunkle Wolken von Znjetrachc unter des Reiches Fürsten und viN Furcht vor äußeren Feinden hingen über dem anbrechenden Morgen eines nuen Jahres. Fast war es, als müßte lem deutschen Volke das fröhliche Singen,das die Wiitenbergische Nachtigall es wiebr gelehrt, angesich's solch eines neuen Ihres au, den Lippen ersterben. Doch da hebt mutig und unverzagt irgend wo im Zoll eine Stimme an: „Frisch auf es ist jeü Singenözeil l" In das Helle Licht der Weihnacht, der ja damals Neu jahr äußrltch enger noch verbunden war, rückt sie das anbrechende sorgenschwere Jahr. 2a fällt etwas vom Glanz des WeihnachSsternes auf die dunklen Pfade voraus. Da wird cs hell in der deutschen Seele, «ommt, lernen wir am Neujahr 1916 etros von dieser Kunst der Väter! Rücken wr den Beginn des neuen Jahres in das Licht von Weihnachien! Wir scheuen ins mehr als je, sürwitzig nach vorwäris zu schauen hinter den Schleier, der die «ächste Zukunst verhüll'. Aber umsomeh: laßt uns rünwätts blicken auf das Weinochten, das hinter uns liegt. Zum zweien Male war es in ganz be sonderem sinne ein deutsches Weihnachien. Noch reicht als vorm Jahr hat uns die Güte Gries den Weihnachtstisch mit äußeren Gegen und Erfolgen gedeckt — wie sollte uns das nicht getrost und zu- ve> sichtlich machen gegenüber allen Auf gaben, di« uns das Neue Jahr bringen kann. Abr zum zweilenmale haben wir auch wohlalle den eigentlichen Kern des Weihnacht,festes so ties durchlebt wie noch nie: die Lebe Goitcs, die um die Welt ringt, har uns durch das Kind in der Krippe geoüßt. Es ist eine alte schöne Sitte im ieurfchen Haus, daß am Neu jahrstage noch xi„nial die Kerze am Weshnachijbaum brennt. Sie werde uns zum Shnboil Wenn wirklzch unser Weihnachüerlebnis echt war, dann muß es auch probeMtig s^n jm nüchternen Llchie dieses R-wahrsMo gens. Ob dann auch ein Schmeökstsjahc aus uns warten mag, so bitter s0«er, wie das scheidende, eö soll dann doch unter Tränen etwas vom Klang evatkeU'cher Freude durch unser Herz ziehen. solange nur das deutsche Herz und dai deutsche Volk sein frommes fröhliches Estill noch nicht verlernt hat, solange brauhk UNS nicht bange zu sein! es ist äußerich wie auch innerlich un besiegbar. Tsum: Frisch außeS ist jetzt Singenszeil! Das Jesulin wend't alles Leid! Neuestes vom Tage. — Die lebhafte Kampftätigkeit, die seit einigen Tagen nach einer Periode der Ruhe nnverkennbar eingesetzt hat, hält an. Und auch die Engländer suhlen das Bedürfnis oder die moralische Verpflichtung, sich wied,r einmal zu regen. Ihr Versuch, in unsere Stellung nordwestlich von Lille einzudringen, ist allerdings gründlich mißglückt, da gegen führte eine kleine nächtliche Unter nehmung unsererseits bei Albert, an der Bahn Am'ens-Arras-Calais, zur Ge fangennahme von etlichen Dutzend Engländern. Ferner ging es auch am Hartmannsweilerkopf noch einmal ziemlich lebhaft zu, mit dem Er folge, daß wir die letzten noch in französischer Hand gebliebenen Grabenstücke zurückeroberten. Auch an vielen anderen Stellen der Fdont anden Kämpfe statt, und auch die beider- eitigen Luftflotten betätigten sich eifrig. Zu den drei englischen Flugzeugen, deren Ver nichtung am Donnerstag gemeldet wurde, hat sich erfreulicherweise sitzt noch ein viertes ge sellt, das bei Cambrai im nordwestlichen Frankreich, südöstlich von Arras, abgeschossen wurde. — Der „Radical" erörtert die allgemeine Kriegslage und erklärt: Trotz des Mutes unserer Armeen und der moralischen Kraft der Zivilbevölkerung besitzt der Feind noch immer Belgien und befindet sich nur 80 Kilo meter vor Paris. Die süßen Weisen und die Trompetenklänge berauschen niemand mehr. Frankreich weiß, daß es den Frieden durch den Sieg nur um den Preis der langen Ge duld erringen kann, und daß wenig Hoffnung auf einen baldigen entscheidenden militärischen Erfolg besteht. Die bittere Notwendigkeit, einen Abnutzungskrieg za führen, bedeutet aber Trauer und Unglück in vielen, bis jetzt verschont gebliebenen Häusern, eine weitere Verteuerung des Lebens, das für die Armen trotz der ohnmächtigen Maßnahmen der Regierung immer schwieriger wird, immer mühsamere Anstrengungen unserer Industrie und des Handels, um die täglich ungewisser werdende Existenz zu erhalten, eine schlechte Bestellung der Felder und Verarmung des Viehbestandes. Der „Radical" beantwortet im Hinblick auf die düstere Zukunft die auf- geworfene Frage, ob es nicht bester sei, einen vorzeitigen Frieden zu schließen, nicht; über läßt vielmehr jedem einzelnen die Ver antwortung für die Entscheidung. — Der „Köln. Volksztg." zufolge erfährt tnr „Corriere della Sera" aus London, die Zahl der von Derby Angeworbenen sei voll ständig illusorisch, da sich meistens diejenigen einschrieben, die schon vorher wußten, daß sie als Eisenbahn- oder Staatsbeamte oder als Mechaniker nicht angenommen werden könnten. Oberst Repington, der Militärkritikcr der „Times", ist der Ansicht, daß selbst die Ein führung der allgemeinen Wehrpflicht nicht genüge, die unumgänglich notwendige Zahl von Soldaten herbeizuschaffen, um 70 Divisionen ans Kriegsfuß zu halten oder neue auszubilden für den Frühjahrsfeldzug. — Als man vor mehreren Wochen von gewaltigen russischen Truppenhäusungen in Beßarabien hörte, wurde das vielfach dahin gedeutet, daß die Russen die Absicht hätten, entweder durch Rumänien hindurch oder von der See her Bulgarien anzugreisen. Von anderer Seite wurde wieder ein russischer Angriff auf den südlichste^ Flügel unserer Ostfront, auf Südostgalizien und die Buko wina, vorausgesagt. Weder das eine noch das andere ist eingetroffen. Die russischen Truppen sind in ihrer Mehrzahl wieder aus Beßarabien abgezogen. Wohin, ist nicht be kannt geworden, wahrscheinlich wurden Fe aber aus die ganze russische Front verteilt. Ein wesentlicher Teil dieser Truppen scheint aber doch an der beßarabischen Front ver blieben zu sein. Wenigstens läßt der Um stand darauf deuten, daß gerade in der letzten Zeit an der beßarabischen Grenze im süd östlichen Winkel Galiziens mehrere russische Angriffe unternommen wurden, denen jetzt sogar ein Maffenangriff größeren Stils ge folgt ist. Dieser Angriff richtete sich gegen eine Frontbreite von etwa 50 Kilometern, die nördlich vom Dnjestr am Sereth beginnt und bis an die beßarabische Grenze östlich von Czernowitz nach Süden führt. Be sonders heftig war der Angriff nordöstlich von Zaleszcyki am Sereth und nördlich von Toporoutz, einem Ort, der wenige Kilometer von der beßarabisch-bukowinischen Grenze und i5 Kilometer nordöstlich von Czernowitz liegt. Bei Toporoutz erfolgten sogar sechs Angriffe hintereinander, von denen der letzte mit fünfzehn bis sechzehn aufeinanderfolgen den dichten Reihen unternommen wurde. Alle Angriffe blieben aber ohne jeden Erfolg und brachen meistens schon im österreichisch ungarischen Artilleriefeuer zusammen. Trotz des russischen Trommelfeuers, das die An griffe einleitete, waren die österreichisch ungarischen Verluste nur gering. — Was früher über die Gleichgültigkeit und Mutlosigkeit des russischen Volkes in den Zeitungen nur angedeutet wurde, wird von der Presse jetzt oft als Tatsache festgestellt. Die „Rjetsch" gibt in einem Leitartikel eine Aeußerung des reaktionären Blattes „Kolokol" wieder, wonach das russische Volk eine über aus schwere und qualvolle Zeit durchlebe, die sich in zunehmender Apathie und sonderbarer Mutlosigkeit äußere. Die „Rjetsch" bestätigt diese Auslassung und erfährt, der wachsende Einfluß der fortschrittsfeindlichen schwarzen Reaktion habe die Russen so weit gebracht, daß jede Kriegsbegeisterung geschwunden ist. Die inneren Verhältnisse Rußlands seien nicht dazu angetan, den Glauben an die Zukunft wieder neu zu beleben. Nur eine Aenderung des inneren Systems wird den Kampsesmut wieder heben. OertlicheS und Sächsisches. VttenLorf-Vkrilla, sp Dezember WS. — Eine Ausnahme von der Verordnung vom 10. November 1915 ist für die Sylvesternacht vom Ministerium des Innern ^urch Gestattung des Ausschanks von Grog und Punsch bis zum Wirtschaftsschluß (bis höchstens aber 2 Uhr) für das ganze Land nachgelassen worden. Radeburg. Am Mittwoch brach früh gegen ft, 3 Uhr in der Wurstküche des Fleischermeisters Richard Klotsche im Gast haus zum Deutschen Haus Feuer aus, daS diese wie auch das angrenzende Waschhaus in kurzer Zett zerstörte. Dem tatkräftigen und umsichtigen Eingreifen der Freiwilligen Feuerwehr ist es zu verdanken, daß daS Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb. Ueber die Enlstehungsursache ist zurzeit noch nichts bekannt. Riesa. Am Dienstag früh fuhr im Dunkeln der mit Kohlen beladene Kahn des Schiffseigners Müller aus Elster bet der Talfahrt auf einen Pfeiler der hiesigen Elbbrücke au», wurde leck und legte sich quer auf den Pfeilerunterbau. Die Be mannung mußte sich schleunigst an Land retten. Der Oberteil des Kahnes ragt noch etwas aus dem Wasser heraus. Zur Zcit des Unfalles herrschte sehr heftiger Sturm. Kirchennachrichten. Ottendorf-Okrilla. Freitag, den 31. Dezember 1915. Abends 7 Uhr Syloesterfeier. Kollekte für den allgem. Landeskirchenfonds für die geistliche Versorgung unsrer Truppen (Feldgeistliche, Gottesdienste, Lesestoff und die Seelforge in den Lazaretten.) Sonnabend, den 1 Januar 1916. Neujahrsfest. Vorm, ft, 10 Uhr Predigtgoitesdienst. Kollekte für die Mission. Sonntag, den 2. Januar 1916. Vorm, ft, 10 Uhr Predigtgottesdienst. t»« MN». Unssrn Zsskrtsn Konsumsntsn drlnZSn ckir Sie bisi» MM rm Mnrmckrl. KsuN r. Mem KU O WMM WMkl. Allen unseren werten Gästen, Freunden und Gönnern übermitteln wir hiermit Herzlichste lirzverl! ött»1«k-Mitr«l»ff G. m. b. H.