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Vic „Btiendorfel Heilung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Druck und Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode", Annahmt von Inseraten bi» vormittag zo Uhr. Inserate werden mit ;o Pf. für die Spaltzetle berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Nr. 132. Freitag, den 3. November 1905. 4. Jahrgang. Bekanntmachung. Donnerstag, den 2. November l905, abends 3 Uhr öffentliche Kemeinderatssihung. Ottendorf-Moritzdorf, am 3l. Oktober 1905. Der Gemeindevorstand. Oertliches und Sächsisches. GttcnLorf-Bkrilla, 2. November zaos. — Die sächsische Regierung beabsichtigt die Einführung eines besonders organisirlen Fluß- Aussicbtsdienstes. — Die Bekanntmachung, den Schutz des Eisenbahn- und TelegraphenbetriebeS betreffend vom 6. November 1852. wird, wie das Kgl. Finanzministerium bekannt gibt, aufgehoben. Es bleibt den Eisenbahnverwallungen Vor behalten, je nach den Umständen des einzelnen Falles auch im Eisenbahndienste nicht be schäftigten Personen, die durch entschlossene« und zweckmäßiges Handeln eine dem Eisenbahn betriebe drohende Gefahr abwenden oder den Urheber eines Bahnsrevels zuerst dergestalt zur Anzeige bringen, daß seine Bestrafung erfolgen kann, nach ihrem Ermessen Belohnungen zu gewähren. — Frau Fortuna hat ein Einsehen gehabt. Sie hat nun. nachdem sie sich lange Tage — zur Freude der Herren Kollekteure — kokett geweigert, das große Los herauszugcben. dies nun getan und Dresden und Flöha damit be dacht. So fällt großes Lo» und Prämie, wie befürchtet worden, nicht zusammen und die Freude wird um so größer, weil sie sich auf mehr Spieler der Kgl. Sächs, LandcSlotterie verteilt. Wie man aus Dresden mitteilt, wird das große Los, welches in die dortige Kollektion von L. Riedel fiel, zum großen Teil von ver mögenden Leuten gespielt; nur ein kleiner Teil der Gewinner gehört den unbemittelten Ständen an. — Den Kollekteuren der Königlich sächsischen Landeslotterie ist es neuerdings erlaubt, ihre Lose auch schriftlich zum Kauf anzubieten, und die» geschieht in vornehmer und diskreter Weist. Jedem Angebot liegt ein adressierter Briefumschlag mit Marke bei, und die Em pfänger werden gebeten, bei Nichtannahme die Lose umgehend an den Kollekteur zurückzusenden. Dem wird aber nicht immer Folge gegeben, und manches Los wandert in den Paoierkorb, ohne daß bedacht wird, daß dadurch den Kollekteur ein großer Nachteil zugefügt wird, denn einerseits wird ihm die Möglichkeit ent zogen, die Lose überhaupt zu verkaufen und andererseits muß der Kollekteur für jedes fehlende Lo» auskommen und den Einlagebetrag an die Lotteriedirektion bezahlen. Man lasse daher den Kollekteur nicht im unklaren darüber ob die Lose behalten werden oder nicht. Im letzteren Falle genügt es, die Lose in den Umschlag einzulegen und in den Briefkasten zu stecken, nur achte man darauf, daß bei der Sendung als Drucksache die Umschläge nicht zugeklebt werden sonst hat der Kollekteur Nach porto zu bezahlen. Langebrück. Im Gemeinderat beschäftigt man sich jetzt mit der Beleuchtungsfrage. Es ist viel Stimmung dafür, eine eigene Gas anstalt zu errichten. Die Kosten für eine Acetylenanstalt dürsten sich auf 67 000 Mk. belaufen. Dresden. Die von Zigaretten - Arbeitern Ünd -Arbeiterinnen bei Gelegenheit des letzten Ausstandes in der hiesigen Zigaretten-Jndustrie geplante Gründung einer Produktiv-Gcnosten- scbaft als Gesellschaft mit beschränkter Haft pflicht ist nunmehr verwirklicht worden. — Der hiesige Rechtsanwalt Höffert ist vom Disziplinargerichtshofe zur Nkderlcgung der Anwaltspraxis verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hat der Anwalt Revision ein gelegt. Es hat sich nun der Gerichtshof des Reichsgerichts mit der Sache zu befassen. Bis zu dessen Entscheidung steht die Rechtskraft den obigen Urteils noch aus. Gegen! den Be schuldigten haben schon früher ehrengerichtliche Verhandlungen wegen Gebührenüberschreitung in vielen Fällen stattgefundcn. — Seines Postens enthoben wurde, wie dem „Leipz. Tagebl" gemeldet wird, der Bevollmächtigte des Deutschen Metallarbeiter- vcrbandes, Hofmann-Dresden, da bei dem Streik in der Fabrik vorm. Seidel und Nau mann Unregelmäßigkeiten mit der Auszahlung der Streikgeldcr entstanden sind. — Am Donnerstag versuchte sich aus der Tharandter Straße ein Heizer an einem Gartenzaume zu erhängen. Ein Arbeiter, der noch rechtzeitig den Mann vorfand, schnitt ihn sofort los und brachte ihn mit Hilse anderer in ein nahes Hausgrundstück, von wo aus der noch Bewußtlose in das Siechenhauö über- geführt wurde. Er hat den Selbstmordversuch in einem Zustande schwerer Trunkenheit unter nommen. Dobritz. Am Mittwoch in der elften Stunde ist hier ein dem Herrn Gärtnereibesitzer Korps gehöriges Schuppengebäude niedergebrannt. Verbrannt sind ein Tafelwagen mit Pflanzen, 30 Hühner, 5 Gänse, sowie ein Pferd erstickt. An der Brandstelle waren zehn Feuerwehren erschienen. Dobra. Am Sonntag sand in den Vormittagsgottesdienste in hiesiger Kirche die feierliche Einweisung unseres neuen Pfarrers, Herrn Pastor Carl Alfred Eichenberg statt. Sie wurde von Herrn Superindendent Pache- Großenhain, vollzogen. Seine Antrittspredigt hielt Herr Pfarrer Eichenberg auf Grund von 1. Kor. 2, 2. Kamenz. In der Nacht zum 31. Oktober brannte hier die Traugott Müllersche Tuch fabrik, an welcher 12 Fabrikanten beteiligt sind, nieder. Es wird Selbstentzündung ange nommen. — Die hier zu Ostern 1904 gleichzeitig mit der neu ins Leben gerufenen Realschule der Bürgerschule angegliederte höhere Knaben- und Mädchen-Abteilung scheint sich für die Dauer nicht lebensfähig zu erweisen. Die Schülerzah der Klaffen dieser höheren Abteilung der Kamenzer Bürgerschule ist zum größeren Tei eine derartig geringe, daß die der Schulgemeinde infolgedessen erwachsenden nicht unbeträchtlichen Opfer die städtische Vertretung vor die Frage gestellt haben, ob man nicht unter den ob waltenden Umständen sich zu einer Wieder einziehung der Klaffen dieser höheren Abteilung genötigt sehen müsse. Königstein. Der^Reitschulendreher Kändler welcher verdächtig ist, am 17. Oktober im Langen Grunde bei Königstein die Frau gesch. Opitz erwürgt und beraubt zu haben, ist am Sonnabend vom Gendarm Fischer aus Neun dorf aufgegriffen und in das Amtsgericht Pirna eingeliefert worden. Kändler leugnet jedoch die Tat. — Nicht Kändler, sondern Händler heißt der Karuffeldceher, der der Ermordung der Frau Opitz im Langen Grunde bei Königstein bezichtigt ist. Er erklärt in bestimmter Weise, unschuldig zu sein, vermag jedoch nicht anzu geben, wo er zu der in Frage kommenden Zeit geweilt hat- Der auf ihn gelenkte Ver dacht findet dadurch natürlich eine Verschärfung. Händler stammt aus Thürmsdorf bei Königstein ist also mit Weg und Steg in dortiger Gegend genau vertraut. Teplitz, Die durch das planmäßige Vor gehen de: Eisenbahnbediensteten der Staats- iahn hervorgerufene Verzögerung des Zug verkehrs macht sich, wie gemeldet, im ganzen nordwestböhmischen Kohlenrevier, besonders in Brüx, OberlautcnSdorf, Bruch und Offeg empfindlich fühlbar. Die Bestellung leerer Waggons zu den Schächten ist völlig un zureichend und erschwert. Es herrscht großer Wagenmangcl- Bei längeren Andauern dieses Zustandes steht eine Verstopfung der Stationen und damit eine Betriebseinstellung der Schächte in Aussicht. Die Bewegung geht, wie aus einer Meldung der „Wiener Arbeiterzeitung" jervorgeht, von der tschechisch - nationalen Organisation der Eisenhahnarbeiter aus, während die Sozialdemokratie ihr ruhig gcgenübersteht. — Die letzten Nachrichten machen ein Ueber- greifen der Ausstandsbewegung unter dem tschechischen Bahnpersonal auf das westböhmische Kohlenrevier wahrscheinlich. Die deutsche Eisenbahnorganisation sympathisiert mit der Bewegung, der Anschluß der sozialdemokratischen Organisation ist nicht ausgeschloffen. Die Bahnstationen sind überfüllt, auch der Personen verkehr wird durch die Bewegung beeinträchtigt. Böhla b. Ortrand. Die Kunde von einem entsetzlichen Jagdunglück — um ein solches handelt es sich zweifellos — durcheilte in den Montag Abendstunden unseren sonst so stillen Ort. Der Pächter des hiesigen Jagdreviers, Herr Zahnarzt Rothenbach-Dresden, war mit noch drei Dresdner Herren, darunter Bankier Richard Krüger, Inhaber des Dresdner Bank geschäfts Riebe, zur Jagd nach hier gekommen. Der letztgenannte Herr hatte sich hierbei an dem von Böhla nach dem sogenannten Trebisch führenden „langen Weg" auf einem transportablen Hochstand postiert. Beim Dunkelwerden in der sechsten Stunde haben sich die drei anderen Herren immer langsam nach dem hiesigen Ortsgasthofe begeben in der Annahme, daß Herr Krüger, dem die Gegend gut bekannt war, bald nachkommen werde. Sie glaubten, als sie unterwegs cinen Schuß fallen hörten, ihr Jagdfreund sei nochmals zum Schuß gekommen, Als jedoch Herr Krüger ziemlich lange auf sich warten ließ, be gaben sie sich, ein Unglück ahnend, nach dem Orte, wo sich Herr Krüger pastiert gehabt hatte. Hier bot sich ihnen ein schrecklicher Anblick. Ihr Jagdfreund lag mit vollständig abgedecktem Kopfe tot am Boden. Infolge Zerbrechens der obersten Leitersproffe des 2—3 Meter hohen Hachstandes ist Herr Krüger vermutlich zu Fall gekommen und abgestürzl, dabei hat sich sein Jagdgewehr entladen und der Schuß ist dem Bedauernswerten in den Hinterkopf gedrungen. Am Dienstag weilten Vertreter der Königlichen Staatsanwaltschaft zu Dresden am Unglücksorte und stellten den Tatbestand fest. Ortrand. In die Arnsdorfer Mord angelegenheit wird hoffentlich bald Licht kommen. Der mutmaßliche Mörder soll nunmehr in Dresden hinter Schloß und Riegel sitzen. Der Verdacht, die Mordtat bei Arnsdorf ausgeführt zu haben, hatte sich bekanntlich auf einen jungen Menschen gelenkt, der in der Nacht, da das furchtbare Verbrechen begangen wurde, nach Blochwitz gekommen war und dort dein Begegnen des Nachtwächters diesen nac Wasser zum Zwecke des Händewaschens gefragt hatte. Der Nachtwächter war mit zum Wasser gegangen und hatte bemerkt, daß die Hände des jungen Menschen der sich noch nach dem Wege nach Freiberg erkundigte, blutbefleckt waren, ebenso dessen Taschentuch. Chemnitz. Auf dem Hauptbahnhofe sind am Montag abend zwei Wagen beim Rangieren infolge falscher Weichenstellung entgleist. Hier durch war das Hauptgleis für die Züge nach Reichenbach i- V. bis gegen 2 Uhr nachts gesperrt. Leipzig. Am Sonnabend abend in der scheuten Stunde stürzte im Brühl ein 16 jähriger Fleischer-Lehrling von einem Fleischer- geschirr herab und trug eine schwere Gehirn erschütterung davon. Bewußtlos in das Stadt rankenhaus gebracht, ist er noch in derselben Nacht gestorben. — Am 18. d. M. starb hierselbst plötzlich der 33 Jahre alte an der Bayerischen Bahn angestcllte Bremser Emil Müller. Die von den Angehörigen beantragte Sektion der Leiche ergab, daß der Tod infolge Arsenik-Vergiftung eingetreten war. Bei der behördlichen Unter- uckung lenkte sich der Verdacht, dem Toten )as Gift beigcbracht zu haben, auf einen 44jährigen Schleifer aus Agnetendorf in Schl, welcher bei Müller wohnte, er wurde in Haft genommen. — Der Leipziger Aufsatzfabrik, die in letzter Zeit durch ihr unverfrorenes Benehmen viel von sich reden machte, hat die Amtshaupt- mannschast unter Androhung einer Ordnung- 'trafe von zwei Wochen Haft für jeden Fall verboten, Anerbieten zur Anfertigung von Aufsätzen an Schüler abzusendcn und diese zu Täuschungen zu verleiten. Meerane. Da die Aussperrung der Weber und Weberinnen im Bereich« des Sächsisch- Thüringischen Webereiverbandes sich auch auf Glauchau-Meerane erstreckt, hat dies hier eine gewisse trübe Stimmung verursacht, und dies um so mehr, als die Ausgesperrten für die erste Woche keine Unterstützung erhalten sollen. In Glauchau-Meerane kommen 52 Betriebe mit 5148 Stühlen in frage. In Ver- ämmlungen, die die Textilarbeiter in Meerane und in Glauchau abhielten, erklärten sich die Arbeiter mit dem Vorgehen der Geraer Kollegen einverstanden. — Die beiden Kaufmannslehrlinge Lorenz und Demmrich, die am Dienstag vor acht Tagen, nachdem Lorenz durch Fälschung eines Schecks sich in einem Bankgeschäft 1000 M. erschwindelt hatte, das Weite suchten, sind am Sonnabend in Budapest verhaftet worden. Die Burschen hatten von dem erschwindelten Geld« noch 350 Kronen bei sich. Aue. Zwischen Bockau und dem hiesigen Bahnhofe entgleisten am Montag von dem gegen 1/28 nachmittags von Adorf nach hier abgehenden Perfonenzug infolge Schienenbruchs die Maschine mit Tender, der Zugführerwagcn und ein Wagen 4- Klaffe, Dabei kamen be dauerlicherweise einige Verletzungen von Per sonen vor. Nach endgülüger Feststellung trugen Verletzungen davon: Handelsmann Hackebeil aus Lößnitz, Frau Wilhelmine Schmidt aus Aue, Fräulein Gretchen Müller aus Reuth bei Plauen, Buchhändler Hermann Haase aus Klingenthal, Kaufmann Felix Mohsdorf aus Annaberg, Zivilingenieur Fritz Bast aus Zwickau. Der Verkehr blieb unter Umfingen der Reisenden aufrecht erhalten. Plauen i. V. Die Lohnbewegung der Lohnschiffchen-Maschinenbesitzer hat eine günstige Wendung genommen. Ein großer Teil der Fabrikanten hat sich bereit erklärt, den ge forderten ^erhöhten Lohn zu zahlen, andere Fabrikanten haben ihre Bereitwilligkeit dazu kund gegeben, so daß voraussichtlich eine all gemeine Schließung der Betriebe und die Ent lastung der Sticker sowie des Hilfspersonals nicht eintreten wird. Alle Fabrikanten haben größere Aufträge zu erledigen und sämtliche Stickmaschinen sind jetzt voll beschäftigt. Dem Vorstand des Lohnschiffchenmaschinenbesitzer- Vereins sind in den letzten Tagen mehrere Arbeitsangebote zu erhöhten Löhnen für Maschinenbesitzer gemacht worden, die von den Fabrikanten bisher keine Lohnerhöhung er halten sollten. Schon jetzt wird den Maschinen besitzern von einzelnen Fabrikanten anheim- gegebcn, dafür Sorge zu tragen, daß der er höhte Lohn auch bei weniger guter Beschäftigung gezahlt wird, um wieder eine Gesundung im Stickereigewerbe herbeizuführen.