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Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, p. März 1SV4. — Aw kommenden Dienstag findet im Gast hofe „zum Hirsch" vormittags */,9 Uhr die diesjährige Musterung der militärpflichtig wer denden jungen Leute statt. Gommlitz. Herr Gutsauözügler Heinrich Oswald Dachselt hier ist als Gemeindevorstand für den hiesigen Ort gewählt und in Pflicht genommen worden. — Falsche Einmarkstücke mit dem Münz zeichen P und der Jahreszahl 1893 sind im Umlauf und von öffentlichen Kaffenstellen bereits angehalten und beschlagnahmt worden. Sie unterscheiden sich von den echten Markstücken durch wesentlich leichteres Gewicht und haben so gut wie keinen Klang, dagegen ist die Prä gung geschickt ausgeführt. — Bei der Abstimmung über die Aufhebung des ß 2 des Jesuiten-Sperr-Gesetzes haben die Vertreter Sachsens, Württembergs und einiger thüringischer Staaten im Bundesrate gegen die Aufhebung gestimmt. Den Ausschlag dafür ga ben die Vertreter Bayerns und die der „pro testantischen Vormacht" Preußen. Wahrscheinlich wird demnächst eine bezüglich- Interpellation im sächsischen Landtage erfolgen. In Sachsen ist das offizielle Eindringen der Jesuiten üb rigens trotz des letzten BundeSratöbeschlufses durch das Landesgesetz unmöglich. — Der Sächsische Atleten-Verband hält seinen 13. Wettstreit am 1. Osterfeiertag in Roßwein auf der Wettinhähe ab. Zu demselben werden zirka 400 Atleten au« allen Gegenden Sachsen» erwartet. Dresden. In einem Hause der Sch n straße ist am Mittwoch abend unter besonders erschwerenden Umständen ein Dieb festgenommcn worden. Ein zum Reinigen von Öfen nach dem erwähnten Hause geschickter Arbeiter hatte sich nach dem Boden des Hauses begeben, die dort befindlichen Kammern erbrochen und daraus Wäsche und sonstige GcbrauchSgegenstände im Werte van mehreren hundert Mark gestohlen. Beim Verlassen des Hauses vom Hausmann betroffen, war der Täter nach dem Boden zurück geeilt. Auf Veranlassen eines inzwischen hinzu gekommenen Gendarmen waren die Haus- und Hoftüren des Hauses abgeschloffen, dem Täter mithin der Rückweg versperrt worden. Infolge dessen war er vom Boden aus durch eine Fenster luke auf das Dach und von diesem an der Dach rinne herab bis auf einen schmalen Sim im zweiten Obergeschosse geflüchtet, und auf dem er sich lang hingelegt hatte, bis er dann von dort hereingeholt wurde. — Seit gestern zeigt sich auf der Elbe wie der nach längerer Winterpause ein altgewohntes und besondern den Dresdnern anheimelndes Bild. Die schmucken Schiffe der Sächsisch- Böhmischen DampfschiffahrtS-Gesellschaft haben ihre Fahrten wieder ausgenommen, freilich vor läufig nur erst in engbegrenztem Rahmen, wie es ja auch bei der noch frühen Jahreszeit nicht anders zu erwarten steht. Jedenfalls belebt aber der Verkehr der Dampfschiffe sofort das ganze Strombild, wozu nicht zum allerwenigsten auch das nette Aussehen der Schiffe beiträgt. — Am Dienstag abends gegen 10 Uhr stieß in der Nähe der Altstädter Hauptwache in Dres den ein Landauergeschirr mir einer Droschke zu sammen. Die dadurch scheu gewordenen Pferde des Landauers jagten in der Richtung nach dem Taschenbergpalais zu und wurden am Jüden- hofe von Straßenpassanten aufgehalten. Von den Insassen sprang einer am Wettin-Obelisk aus dem Wagen und erlitt Hautabschürfungen an der Stirn, an den Händen und Knien, wäh rend die sitzen gebliebenen Insassen mit dem Schreck davonkamen. Die Schuld an dem Zu sammenstoß ist dem Führer des Landauers bei zumessen. — In der Nähe der Pieschener Fähre fiel am Sonntag nachmittag gegen 4 Uhr ein vier jähriger Knabe in die dort 6 Meter tiefe Elbe. Der Steuermann Forkert aus Mickten sprang schnell entschlossen in den Strom, schwamm dem im Wasser treibenden Knaben nach und ver mochte ihn noch lebend wieder an das Land zu bringen. — In der Nacht zum Freitag haben Buben hände versucht, an der Fährstelle zu Dresden- Ubigau die beiden Landebrücken abschwimmen zu lassen. — Seit einiger Zeit ist die bekannte Firma August Scherl in Berlin bestrebt gewesen, durch Verhandlungen mit der Dresdner Druck- und Verlagsfirma Arthur Schönefeld den Verlag des Dresdner Adreßbuchs zu erwerben. Diese Ver handlungen haben indessen zu keinem Resultat geführt, vielmehr ist der Verlag des Dresdner Adreßbuchs vorbehältlich der Genehmigung der Oberbehörde und der Zustimmung der Stadt verordneten in das Eigentum der Dresdner Güntzstiftung übergegangen. — Wegen Beleidigung des Bautzner Osfizier- korpS wurde die letzte Nummer des „Beobachters an der Elbe" von der Königlichen Polizeidirektion in Dresden beschlagnahmt. Radeberg. In der letzten Stadvcrord- neten-Sitzung wurden die einzelnen Abteilungen des Haushaltplanes geprüft. Die Anlagen- hauptkasse wies am Ende des Jahres 1902 ein Defizit von 14 356 Mark auf. Diese Summe hat sich nach den Erträgnissen des Jahres 1903 auf ca. 10 000 Mark herabgemindert. Weiter ist hervorzuheben, daß die neue Realschule einen Aufwand von rund 20 000 Mark beansprucht. Die in unserer Stadt nachgerade brennend ge wordene Volksbadfrage konnte leider auch in der Schung nnck nicht definitiv erledigt werk" . Z >'NÄst 'M .n die M llkinder wenigs! eo mö chentlich einmal ein Brausebad aus Stadtmitteln erhalten. Wegen des Schwimmbadbaue« soll in anderen Städten Umfrage gehalten werden. Pirna. Die für die Zeit vom 15. Januar bis Ende Februar dieses Jahres in dem Ge lände zwischen Pirna, Radeberg und Bischofs werda seitens der 3. Division Nr. 32 in Aus sicht genommen gewesene zweitägige große Winter- felddienstübuttg mit gemischten Waffen wird nachträglich doch noch stattfinden und zwar im Laufe des März. Unsere Stadt erhält etwa 2000 Mann und 100 Offiziere sowie 400 Pferde als Einquartierung. Mügeln. Ein wahre« Mardernest hat hier die Polizei aufgestöbert. Sie nahm auf Er suchen der Staatsanwaltschaft zu Greifswald bei einer vor etlichen Tagen von Stralsund dort zugezogenen Familie eine Haussuchung vor und fand damit den gegen dieselbe gehegten Verdacht, fortgesetzt Diebstähle verübt zu haben, vollauf bestätigt. Es ist fast unglaublich, was die Gesellschaft zusammengemaust hat, Wäsche in geradezu ungeheuren Mengen, Brotchenbeutel vorn einfachsten bis zum feinsten gestickten, aller hand Geschirr, Flurlampen, Schuhwerk, Reise körbe, kurz und gut alles, was auf den nächt lichen Streifzügen sich nicht unter sicherem Ver schluß befunden hatte war einfach annektiert worden. Mehr noch, als in der Wohnung vor gefunden wurde, war bereits in die Leihhäuser gewandert, wie eine mit Pfandscheinen gefüllte Brieftasche ergab- Bautzen. Das 17 Jahre alle Dienstmäd chen Maria Schaaf ist, nachdem es bei ihrer Dienstherrschaft Unredlichkeiten verübt hatte, aus Furcht vor Strafe in selbstmörderischer Absicht in die Spree gesprungen und ertrunken. Den ihr von Paffanten zugeworfenen Rettungsring hat sie zurückgestoßen. Meißen. Die „Allgemeine Deutsche Fleischer zeitung" in Berlin gewährt demjenigen Abon nenten, welcher ein volles Tausend abschiießl ein Geschenk, und ein Fleischermeister rechts der Elbe war so glücklich, der Tausendste zu sein. Er erhielt als Prämie eine goldene Uhr. Leipzig. Der Kampf zwischen der Leip ziger Ouskrankenk-sie und den Ärzten entbrennt immer heftiger uno ist bereits in das Sta dium der Plakaterklärungen getreten, die Schlag Ottendorfer Zeitung. Vie „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Gkrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Amuchmr von Inserat«« tt, »ermitt«- i» wsr. Inserate »erben mit Pf. fLr bi« Spaltzeil« ««rechnet. Tabellarisch« Satz nach te- s«nber«m Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühl« in Groß-Vkrilla. Nr. 31. Sonntag, den 13. Mär; 1904. 3. Jahrgang. auf Schlag einander folgen und in erregtestem Tone gehalten sind.,. Heute wieder wirft der Kaffenvorstand den Ärzten vor, daß sie Kollegen die sich der Kaffe gegenüber durch Wort und Unterschrift gebunden hätten, durch Versprechun- gen, Drohungen und Geldangebot zum Wort- und Vertragsbruch verleiteten, währendMe Ärzte einzelne Kaffenvorstände bezichtigen, eine Willkür herrschaft etabliert zu haben, unter der - durch Vettern und Basen, Stammtisch und Kegelei oft überraschend schnell die Frage de« Bedürf nisses an neu anzustellenden Ärzten gelöst würde. Dieser unerträgliche Zustand könne nur durch die Einführung jder freien Ärztewahl, beseitigt werden, welche die ganze deutsche Ärzteschaft verlange. Das von der württembergischen Re gierung gegebene Arztsystem, als dessen über zeugten Anhänger sich der preußische Handel«- minister Möller bekannt habe, wird al« da» beste empfohlen. Was den Kaffenvorstand ab halte, die freie Äcztewahl einzuführen, sei einzig und allein die Sorge, die Herrschaft über die einzelnen Aerzte zu verlieren. Die jungen Aerzte sollten erst immer und wieder um Än- stellung betteln. Wenn sie dann verschiedene Jahre hindurch, anstatt ihre Schaffensfreude be tätigen zu können, gezwungen seien, müßig zu gehen und so durch mehr oder weniger Entbeh rungen genügend bescheiden geworden seien, dann lasse sie der Vorstand zur Behandlung der Kaffen mitglieder zu. — Nachdem die Firma August Scherl, G. m. b. H., den Verlag des neuen Leipziger Adreß buches, der „Gartenlaube" und anderer in Leipzig - «gesessener Zeitschriften an sich gebracht hat auch di-- „Woche" wird hier gedruckt — in' d e'ech dem Vorort Stötteritz einen gro ßen Fabcikneubau gemietet und dessen sämtliche Räume zu Druckersälen eingerichtet. Der Be trieb wird in Kürze mit vorläufig 200 Mann beginnen. Scherl hat zwar die Nachricht de mentiert, daß er hier demnächst mit einem neuen Zeitungsunternehmen hervortreten werde, nach dieser Etablierung ist man aber allgemein der Überzeugung, daß etwas Derartige» doch geplant sein muß. Crimmitschau. Ein Führer der hiesigen Sozialdemokraten, Hugo Goethe, der sich bei der letzten Reichstagswahl besonders rührig zeigte, ist freiwillig aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschieden. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich in Crimmitschau in einer Buckskinfabrik. Die be schäftigte 40jährige Droussiererin Z. kam auf noch unaufgeklärte Weise mit dem rechten Arm in die von ihr bediente im Gamge befindliche Krempel. Der Arm wurde hierbei aufs schreck lichste verstümmelt und konnte erst durch teil weises Auseinandernehmen der Maschine befreit werden. Im Krankenhaus« mußte der ver stümmelte Arm abgenommen werden. Zwickau. Von den 4 Personen, welche bei der am 19. Februar in der Apotheke des Vor ortes Schedewitz erfolgten Petroleumäter - Ex plosion durch Brandwunden schwer verletzt wur den, sind der Provisor Petersen und der Markt helfer Schmiedeberg aus demKöniglichen Kranken: stift als geheilt entlassen worden. Auch die Verkäuferin Fräulein Czirr wird in kurzer Zeit geheilt die Anstalt verlaffen können. Apoteken- besitzer Starke wird noch im Krankenstift bleiben müssen, befindet sich aber auch auf dem Wege zur Besserung. Niederplanitz. Die Spur des entflohenen hiesigen Gemeindekassierers Colditz führt nur bi« Grüna. Auch durch den Prozeß gegen Colditz Mitwisser, Ziegeleiarbeiter Ludig ist nickt« nähe res ermittelt worden. Letzterem hatte Colditz vor der Flucht nur mitgeteilt, daß er „Luderei" gemacht, tief in die Kaffe greifen und dann nach Transvaal gehen wolle. Die Bankbücher und Wertpapiere stahl C.lditz aus dem Gemeinde- geldschrank in Gegenwart des Gemeindevorstan- oe«, den er zum Oeffnen desselben unter dem Vorgeben veranlaßte, die KouponS abzuschneiden, um sie in die Tage-kaffe überzuführen- Nutz« dem Ludig, der ihm bei der Abwickelung der Bankgeschäfte indirekt und beim Transport sei ner Effekten nach dem Bahnhof behilflich war, ihn auch bi« Reichenbach begleitete, scheint Colditz Mitwisser nicht gehabt zu haben. Ludig wurde vom Landgericht Zwickau zu 1 Jahr 10 Mo naten Gefängnis verurteilt. Plauen. Die Motorwagenfabrik A. Horch L Ko. in Plauen und Reichenbach,i. V., deren Systeme und Patente bekanntlich auf der letzten Ausstellung in Leipzig das lebhafte Interesse der Fachleute erregten, soll in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden und ihren Sitz in Leipzig haben- Lichtenstein. Sonntag Abend kam ein Fechtbruder in ein hiesiges Restaurant und sprach um eine kleine Gab« an. So kam er auch in ein solches, in dem Skat gespielt wurde. Wenn man nun die „vier Alten" oder eine gute Karte überhaupt in der Hande hat, ist man etwa« mehr als sonst bei der Sache und beachtet nebensächliche Dinge weniger. Schnell wurde deshalb auch der plötzlich an den Tisch tretende „arme Reisende" abgefertigt und ihm eine Geldmünze in den Hut, einen echten Po madentopf, geworfen. Wenige Minuten später fuhr einem Skatspieler der Schreck in alle Glieder; er hatte dem Kunden statt einer Kupfer münze ein Zehnmarkstück gegeben. Die Ver folgung de» „armen Reisenden" wurde sofort ausgenommen und er in einer Herberge, fröhlich bei „ff. Lager sitzend, angetroffen. Man nahm Einblick in die „Vermögen«verhälmiffe" de» Ge suchten und fand noch 8 M. 89 Pf. bei ihm vor, die dem etwa« unvorsichtig gewesenen Skat spieler wieder eingehändigt werden konnten. Stollberg. Ein bi» jetzt noch Unbekannter ist vor einigen Tagen in der Arrestzell« zu Niederdorf gestorben. Er wurde wegen Trun- kenhett und Obdachlosigkeit dort untergebracht. Der Unbekannte ist ca. 80 Jahre alt und von mittlerer Statur. Lößnitz. Die Vorberatungen für Errichtung einer höheren Lehranstalt in unserer Stadt sind vom Au«schuß für diese Angelegenheit beendet. Es wird von demselben die Errichtung eine» Progymnasium« nach dem Unterricht-plan für ein Realgymnasium von Ostern 1905 ab sehr empfohlen. Schlettau. Am vergangenen Sonntag fanden sich im hiesigen Ratskeller die meisten von den zirka 30 Wasserwerks-Besitzern de« oberen Zschopautalea von Crottendorf bi« Schön- seid ein. um gegen ein Projekt der Stadt Buch holz, die auf Crottendorfer und Neudorfer Staat«- forstrevier gelegenen Quellen der Zschopau be hufs Legung einer Wasserleitung zu erwerben, Einspruch zu erheben. Die interessierten Waffer- Werksbesitzer haben bereit» mehrere Gesuche ab gesandt und beschlossen in der Versammlung die Absendung einer weiteren Eingabe an da« Königliche Finanzministerium. Durch die Weg nahme des Waffer« mehrerer Zschopauquellen sehen die Wafferwerksbesitzer, die ohnedir» im Sommer oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, sich in ihrer Existenz gefährdet, manche erblicken sogar darin eine Lahmlegung ihrer Betriebe. Buchholz. Au« Verkehrs-, wohlfahrt»- und feuerpolizeilichen Gründen wird da« Um füllen von Petroleum au» sogenannten Trank wagen, sowie da» Entleeren der Kannen in die Anschlußtrichter auf den hiesigen öffentlichen Straßen und Plätzen verboten. Langenwetzendorf. Auf dem Nachhause wege von der Schule sind am Montage zwei hiesige achtjährige Mädchen auf dem Eise ver unglückt. Die beiden Mädchen wagten sich auf die dünne Ei»decke bei der Schneidemühle und brachen ein. Der Vater de» einen verunglückten Kindes, Herr Frisch, sah es, eilte herbei und zog beide Mädchen au» dem Waffer; sein ei genes Kind leider als Leiche. Da» andere Mädchen, die achtjährige Tochter de» Herrn F. liegt krank darnieder.