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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Mit Postscheck-Konto Leipzig Nr. 2S14L d« Drills,rr »Nrvr Illustrierte*, Mod» »«tz Kei»* »L ,D«r «**»»*. SchrWeiruns, Druck Mrd Vrrksg Herma«« Wühle, OttmhGchOLrwa. SÄ AM!M «MtlichW BMüMtmachun-m 8» OUMdschOKMa. sr-ME« üsterhsitsüßs- I E ZEitung VALffMÜicht die I»« - des GemekchWStW Nummer 82 Keitag, den ^6. Juli ^926 25. Jahrgang »MW>W>MMM>»»»WWWW»WM Amtlicher Csil. Grundsteuer betr. Der 2. Termin Grundsteuervorauszahlung 1926 ist am 15. Juli 1926 fällig und zur Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung bi« spätesten« 22. ds«. Ml«, an die hiesige Ortrsteuereinnahme abzuführen. Htteudorf-Hkrilla, den 13. Juli 1926. Der Geryeinderat. OertlicheS und Sächsisches. Bttendorf.DkriUa, den p. Juli ,Srs. — Am Mittwoch früh in der 5. Stunde fuhr ein Auto in der Nähe de« Wolf-Denkmal« in den Straßen- graben, dabei einen Baum wegbrechend. Der Führer kam «it dem Schrecken davon. Auch da« Auto wie« außer Zer trümmerung der Windschutzscheibe keine nennenswerten Be schädigungen auf und konnte die Fahrt fortsetzen. — Woher stammt die Bezeichnung Kirsche? Die Wenigsten Menschen, dir Kirschen essen, werden beim Genuß dieser köstlichen Frucht über den Ursprung der Bezeichnung Kirsch« sich Gedanken machen .Die Kirsche hat aber eine nicht uninteressante Geschichte. Sie soll aus Kleinasien importiert «orden sein, und zwar durch jenen Feinschmecker Lucullu«, der seine feldhcrrlichstru Lorbeeren späterhin zu den herrlichsten Ragouts verarbeitete. Al« er — so erzählt Wartha von Zobellitz im neuesten Heft der beliebten Frauen zeitschrift „Der Bazar" — in Kerasus, einer Stadt der damaligen Provinz Pontus, auf einen veredelten Kirschbaum traf, stabtllflerte er seinen inzwischen etwa« wacklig ge- «ordenen Kriegrruhm durch dessen Beschlagnahme und Urber- sührung in seine Heimat, worau» ihm ein Denkmal entstand, M über vergänglichen Senatorenpurpur hinaus. Der Ursprungrname aber hat sich in allen europäischen Sprachen «halten: Im Lateinischen Cerasur, im Englischen Eheny, i« Französischen Cerise, und — in der deutschen „Kirscht". Dresden. Am Dienrtagvormittag spielten die 6 und b Jahre alten Knaben de« Möbelpolierer« Sündrrhauf, wohn haft Ztegelstraße 25, am Elbufer bei der Earolabrücke. Der Kai ist dort etwa« überschwemmt, die Kinder wateten in diesem Wasser herum. Dabei kam der Kleine dem Rande der Kaimauer zu nahe und rutschte in die Fluten. Der ältere versuchte den Bruder noch zu erlangen, wurde aber selbst mit fortgerisscn. Trotz aller Rettungsversuche konnte tnan die Kinder nicht bergen; sie wurden von der Strömung immer weiter weggetriebrn und mußten ertrinken. Ihr« Leichen sind noch nicht geborgen. Dresden. Im Grundstück des Dresdner Arbeits nachweise« an dec Marien- und Breite Straße war gestern vormittag um 9 Uhr aus noch unermittelter Ursache ein dort in einem Schuppen untergebrachter Lastkraftwagen Unter dem Führersitz in Brand geraten. Die Feuerwehr konnte den Braud mit einer Schlauchleitung und einem Perceoapparat bald unterdrücken. Da« Auto war durch dis Flammen schwer beschädigt worden. Radeberg. In der Nacht zum Dienstag wurde in d« Dresdner Heide unweit de« Dachsberge« der in Puls- Uitz wohnhafte Kaufmann Alfred Militzer neben seinem Motorrad liegend besinnungslos aufgefunden. Er wurde nach dem Radeberger Stadlkrankenhause, gebracht, wo Ge hirnerschütterung sestgestellt wurde. Ueber den Unglücksfall konnte noch nicht» ermittelt werden. Kleinwolmsdorf. Der in Radeberg wohnhafte Brauer Wiesner wollte in der Dienrtagnacht beim Nachhaus»- 8«hen eine Eisenbahubrücke in Kleinwolmsdorf überschreiten. Er stolperte dabet über eine Schwelle, die zu Reparatur- Wecken ausgehobrn war, und stürzte die Brücke hinunter. Er wurde früh tot aufgesunden. Rohna. Auf der Straße zwischen Naundorf und Rohna brach aus einen Lastkraftwagen ein Bergaserbrand au«, der eine Explosion de« Benzinbehälter« zur Folge hatte. Das Auto wurde zerstört. Der Führer konnte sich durch schnelle« Abspringen retten. Zittau. Siu arge« Mißgeschick betraf einen vchmuggl«, der einen Doppelzentner Zucker über die Grenze nach der Slowakei paschen wollte. Gr versteckte den Zack« unter einer Eiche und wollte ihn beim Morgengrauen über die Grenze bringe«. Als er aber Morgen« zur Eiche kam, hatte strömender Regen den Zucker gänzlich aufgewetcht, so daß er nur noch den Keren Sack vorfaud. Das Unglück hatte es auch gewollt, daß -in Greuzbsamt« den Sack Zucker endeckt hatte uud richtig vermutete, daß die Pasch- wäre von dem Schmuggler in der Frühe abgeholt würde. Er legte sich auf die Lauer und verhaftet- den Pascher, al« dieser den Zucker abholen wollte. Rathen. Vom Tode des Ertrinken« gerettet wurde am Dienstag ein 11 Jahre alter Knabe au» Schmorkau bei Königsbrück durch den Forßgendarm Genzel aus Rathen. Der Knabe halte mit seiner Schulklaffe au« Weißbach einen Ausflug in die Sächsische Schweiz unternommen. Er war trotz de« Verbots des Lehrer« ins Wasser gegangen, vom Strudel erfaßt und fortgetrieben worden. Kurz entschlossen, sprang der zufällig vorüberkommeud» Forstgendarm in voller Uniform in die Elbe, und e« gelang ihm, den bereits unter- gehenden Knaben am Arme zu fassen und mit ihm au« Land zu schwimmen. Freital. Tödlich verunglückt ist am Montag abend im Grundstück des Ausfluglokale» „Zum Steiger" im Stadt teil Döhlen wohnende Fabrikarbeiter Bruno Richter. Er hatte auf dem Anhänger eines, Lastauto« der mit Bier fässern beladen war gesessen. Das Auto hielt eine Zeitlang, und beim W-iterfahren rückte e« so kräftig an, daß Richter herunSerfirl und so unglücklich zu liegen kam, daß der An hänger ihm über den Kopf ging. Deutschenbora. Dieser Tage entgleiste iun«- halb d,r Station der von Meißen kommende Personenzug. Lokomotive, Tender und Packwagen entgleisten und schoben sich quer über alle Gleise, so daß die Strecke völlig gesperrt war. Vom ersten 4. Klaffrwagen wurde die Stirnwand eingedrückt. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Glösa. Bei einer Dacharbeit stürzte der Schiefer deckergehilfe Dieder au« Chemnitz ab und mußte mit schweren inner-» Verletzungen ins Krankeuhau« gebracht werden. Mittweida. Der 21jährige Sohn des Gutsbe- fitz:rs R. siel beim Kirschenpflücken vom Baum auf einen etsrrucn Gartenzaun, dessen Spitzen ihm in den Kopf »in- drangen. Die ärztliche Untersuchung ergab eine Gehirn erschütterung. Jeßnitz. Aus den Solpa - Zschornewitzer Werken kam der Maschinenarbeit« Hermann Wieland einer Stark stromleitung zu nahe. Er erlitt einen Gehirnschlag der seinen sofortigen Tod herbeiführte. Oel« nitz. Der verheiratete Bergarbeiter Fritz Löffler wurde auf dem Schacht „Gotterhilfe" durch herab- fallende Kohlenmaffen erstickt. Fraureuth. Hier geriet der Pferdehändler Seidel mit dem Kellermeister Kästner in einen Wortwechsel, in dessen Verlauf Kästner plötzlich ein dolchartige« Messer zog und damit auf Seidel etnstach. Seidel erhielt einen Stich in die Schulter und einen furchtbaren Stich in den Leib. In ; hoffnunglosem Zustande wurde er in dar Landkrankenhau« in Greiz gebracht. Trotz einer sofortigen Operation ist es fraglich, ob er die schwere Verwundung überstehen kann. Der Messerstecher wurde verhaftet und in das Greizer Gerichtsgefängnt« eingeliefert. Plauen. Der 18 jährige Saltlergeselle Kneisel von hier hat sich Dienstag früh von einem Eisenbahnzug über fahren lassen. Dabei wurde dem jungen Mann der Kops oom Rumpf getrennt, so daß der Tod auf der Stelle ein getreten ist. Nach hinterlassenen Briesen ist die Ursache de« Selbstmorde« Liebetkummer. Plauen. Im November vorigen Jahres befand sich ein 33 Jahre alter hiesiger Kaufmann Walter Engelhard, Sohn eine« angesehenen Plauener Fabrikanten, auf einer Geschäftsreise, dir ihm zuletzt nach Magdeburg führte, von der er spurlo« verschwand. Erst jetzt konnte trotz unablässiger Nachforschungen der Angehörigen sestgestellt werden, daß der Vermißte bereit« Ende Januar al« Toler im Kreise Lüne burg au« der Elbe geborgen und im Orte der für Aufhebung zuständiger Behörde beerdigt worden ist. Die neuerlich auf Betreiben der Angehörigen von der Berliner Behörde bei der Vttmtßtrnzentrale unternommenen Nachforschungen haben zu diesem Ergebnis geführt. E« ist noch festzustellen, welch» Fehler oder Nachlässigkeiten diese verspätete Aufklärung ver- fchuldet und die qualvolle Ungewißheit der Angehörigen um viele Monate verlängert haben. Der Tote ist mit ein« Schußwunde im Kopfe seiner sämtlichen Wertsachen beraubt und mit Steinen beschwert ausgesunden worden was »in gewaltsames Ende de« jungen Maune« al« sicher «scheinen läßt. Sm der Derschen. Van unserm volkswirtsche-sklichen Mitarbeiter. Es ist in Deutschland nur wenig beachtet worden, daß die Ablehnung der Fürstenenteignung durch den Volks entscheid am 20 Juni im Auslände überall dort Befried:- guna hervorgerufen hat, wo man uns ernstlich wohlwill. Man konnte in den Betrachtungen zu dem Abstimmungs ergebnis lesen, daß das „Nationallaster der Deutschen" — der Neid — in entscheidender Stunde doch nicht triumphiert habe. Wenn wir gegen uns ehrlich sein wollen, so müssen wir bekennen, daß es andere Gründe hatte, wenn am 20. Juni nicht 50,1 Prozent, sondern nur 30,2 Prozent dkl wahlberechtigten Deutschen für die Fürstenenteignung summten. Einen nicht unbeträchtlichen Prozentsatz machen bekanntlich diejenigen aus, die grundsätzlich jeder Wahl fernbleiben, und ein weiterer Prozentsatz dürste aus die jenigen entfallen, die an jenem Sonntag etwas anderes vorhatten und nur deshalb nicht zur Urne gingen. Be stünde in Deutschland, wie z. B. in Bulgarien, Wahlpflicht, so ließe sich das Abstimmungsergebnis vom 20. Juni schon eher als Aeußerung des deutschen Nationalcharakters be zeichnen. — Mit der Feststellung, daß der Neid ein leide» recht weitverbreitetes deutsches Laster ist, soll natürlich nicht gesagt sein, daß andere Völker von diesem Laster frei seien Wir können sogar ohne Uebertreibung sagen, daß der ganze Weltkrieg ein Ausbruch des Neides gewesen ist, den andere Völker jahrzehntelang gegen uns gehegt haben. Dagegen wird jeder ehrliche und aufmerksame Beobachter finden, daß in anderen Ländern das Gefühl de« Neider gegenüber den scheinbar oder auch wirklich Wohlhaben deren weniger scharf zutage tritt als in Deutschland. So kann der Engländer, und mag er ein noch so armer Teufel sein, einen Bessergestellten im Kraftwagen an sich vorbei fahren sehen, ohne daß ihn das Gefühl ergreift, ich möchte dem anderen seinen Besitz sortnehmen. — Man hat ge legentlich behauptet, der Sozialismus sei die „Religion des Neides", und es sei kein Zufall, daß der Sozialismus in seiner herrschenden Gestalt die Erfindung deutscher Köpfe sei. Hierin liegt zweifellos eine große Uebertreibung. Der Sozialismus ist eine Idee, die sich mit der bis dahin allein berrscb-moen Idee des Kndivignnüsmns verschmilzt und dadurch der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Menschheit neue Bahnen Hereiten hilft. Was aber charakteristisch ist. ist die Tatiache. daß der praktische politische Sozialismus in Deutschland io schnell und so stark Boden gewinnen konnte ktür dis erdrückende Mehrheit der sozialdemokratischen Anhänger und Wähler ist der Sozialismus nichts andres als große Bewegung, die den Besitzenden möglichst vie! 'ortnehmen will, um es denen zu geben, die glauben und behnupisn, bei der Ver teilung der irdisch"! Gütet zu ich!echt abgeschnitten zn haben. Man wird znaeben mü'Ln. daß viele Besitzende, die von ihrem Reichtum einen anireizenden und moralisch bedenklichen Gebrauch machen es den Aposteln des deutschen Nationallastsrs erl-i^ern.. immer neue Gefolgschaft zu gewinnen JedenGfss einet langwierigen inneren Arbeit, bis der Neid im w'nnchm V-U'» in erheblichem Uminngc a^m'bont ist nn» dis >ie Wohlhabenden ihren Bentz in erster Linie als eine Duells erhöhter Pflichten erkennen und empfinden. Hierzu eine Beilage.