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User Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und M VttmdochOkrtLs. Gemeind« - Gtrv« Nummer 3^ Sonntag, den März ^926 25. Jahrgang. MielPIiuZs- Dieft Zeitung veröffentlicht die des Gemeinderat« Mit dm BeLogM „Neu« Illustrierte", „Msd« »ad Hel«" sack .Der KoLoltz". SchrisUeAmg, Druck und Drr!sg Herman» Rühle. OttmLschOLrika. - LN, ,Ott««d»rs»r«rsch«t»t rn-wo » la,, t>»r«rk,isz mw Lermat««L. - V« vPk «i. »Ut «tt » t«d« Monat» seiden. * 2* »all» -öh«r»r V»»»U türk« »». sich. » I i-»»d»«lch« Stvrims«« d« tz« " 8 3«tiuu-, » U^naat«, «L. ». V»Kch««M>» 8 » EtartchtiUtgraj hat »«r Vqkh« Ra» 8 8 s»»«a «f SkfcnMi üdn Kachlkin»«, h« » L AttUmz MMMhkiar d. » »»»»»»»»« Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. M WWMf Amtlicher Lei!. Bekanntmachung. Die Hälfte der Eltern, die diese Ostern ein Kind in die Schule schicke«, haben bei Anmeldung die Verordnung-- gemäß nötige E'llärung über Teilnahme oder Nichltetlnahme de« Kinde- am Religionsunterrichte nicht abgeocn. E« wird daher gebeten, diese E-k.ärung, dis von Water «nd Mutter untcischtiedcn sein mvß, bir zum 20. März dsr. Jr. beim Schulleiter der VskSschule abgeben zu wollen Die Er klärung kann im Lause der Schulzeit, jeweilig vor Ostern oder Michaelis, rbgeäadert oder widerrufe«! werden; es liegt also in ihr nichl, w<e manche Eltern mem-m, rine Bindung für die gesamte achtjährige Schulzett des Kinde«. Gleichzeitig sei allen Eltern der Schulanfänger ein Be schluß der Lehrerveesammlung mitgeletlt, daß bet der Aus nahme der Kinder keine Zuckertüten mehr verteilt werdeu. S« ist sür tue Lehrer siet« peinlich zn beobachten gewesen, wie ungleich diese Gaben gewiß gutmeinender Eltern aurge- streut werden, und man muß nur einmal den schmerzvollen Blick eines Kinde« gesehen haben, das sein kleines Tütchen in Empfang nimmt, ganz zu schweigen von dem, das über- Haupt mit leeren Händen die Stätte verläßt, die r« mit Lust und Liebe von nun an besuchen soll. Wer seinem Kinde beim ersten Schulgange eine Freude durch rin Geschenk machen will, der sei herzlich gebeten, den altgewohnten Brauch aufzugeben und die Tüte vor dem Schulgebäude oder daheim zu überreichen. OertlicheS «nd Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, den iS. März zSrs. — In der Nacht zum Freitag drangen Diebe in den Laden des Fletschermeister« Schubert in Hermsdorf ein und stahlen zirka einen Zentner Fletsch- und Wurstwaren. — Eisenbahuwünsche. Am Donnerstag weiden Ver treter der Reichrbahndirektton mit dem Verkehrsausschuß über den Sommersahiplan verhandeln. Erörtert werden u. a. die Fragen, welche Züge liegen durchaus ungünstig sür den Beruss-und sonstigen Verkehr? Wann sollen neue Züge ein gelegt werden? Ist eine ganz bedeutend« Beschleunigung sämtlicher Züge zu erreichen? Welche Mängel auf unsere Bahnhöfen und beim fahrenden Material sind so offentsicht- Itch, daß unbedingt Abhilfe erfolgen muß? Ist es für unsere Gemeinde von Vorteil, wcna ein direkter Vorort verkehr mit leichten Dampfzügen oder Triebwagrn bis Otten- dors-Okrilla durchgeführt wird, ähnlich dem Vorortverkehr Dresden—Arnsdorf? Würde die Einwohnerschaft schon mit rtnem Tnebwagenpendeloerkehr Klotzsche—Ottendorf-Okrilla einverstanden sein? Diese uno noch andere Fragen können nur zur Zufriedenheit aller gelöst werden, wenn all« be teiligten und interessierenden Kreis« unserer Gemeinde An regungen dem Verkehrsausschuß übermitteln. Heute zum Sonnabend, abends 8 Uhr werden eingehend die Eisenbahn- fragen im Hirsch behandelt. Ein B-such ist sehr zu wünschen. Gäste herzlich willkommen. Besonders sind aber dir Mtt- glUder de« Ortso-reins gebet-», zahlreich sich einzufiaden, um auch dadurch die Hauptversammlung auszuzeichnen. — Am Sonnlag findet im Gasthof zum Hirsch ein Theaterabend statt, auf drm wir auch an dieser Stelle Hin weisen. Nachmittags findet eine Famrlirnvorflellung statt. Wir wünschen beiden Veranstaltungen einen zahlreichen Besuch. (Näheres stehe Inserat.) — Zur Erlangung weiterer Ideen für ein neues Gc- Mrindesiegtl können die Gemetndemitglieder Entwürfe, welche dar Wrsen der G-meinde in geeigneter Weise zum Abdruck bringen im Rathause einr«ichen. . — Sitzung drr Kirchgemeindevertreter. Zunächst wird beschlossen, daß denen die mehr al« 10 Wochen erwerbtlos sind, aus Antrag drr 2. Termin der Kirchensteuer erlassen wird. Ferner nimmt man Kenntnis, daß die Turmuhr wieder hergrstelll wird. Sodann wird beschlossen, daß auch diese« Jahr ein« Nachfeier der Konfirmation im Hirsch abends 7 Uhr abgehalten werden soll. Der Ernst de« Tages der Konfirmation, aber auch FrühlingSfreude und Heimat- liebe sollen dabet zu Wort« kommen. Den Konfirmierten soll außerdem rin leiblicher Genuß in Gestalt von Kaffee und Gebäck zuteil werden. Am Karfreitag veranstaltet der freiwillige gemischt« Kachencho: eine geistliche Abendmufik bet freiem Eintritt. Auch nimmt man dankbar davon Kennt- »i«, daß der M.-G.-V. „Deutscher Gruß" am Sonntage seiner Fahnenweihe Kirchgang und Ehrung der gefallenen und verstorbenen V-reinsmitglieder auf dem Friedhof vor- ("sehen hat und erklärt seine Zustimmung Der Bericht des OrtSpsarreiS über den Sektsnkursus in Dresden wird ver-s tagt. z Döbeln. Ein arbeitsloser Korbmachergeselle, der von« der Landstraße weg von eiuem hiesigen Korbmachermeister! in Albert eingestellt wurde, e-warb ein Los der Skiheim-s lotterte und hat j«tzt drn Hauptgewinn erhalten, ein Fünf-i sitzerauto oder ein Wohnhaus im Werte von 11000 Mark. Der glückliche Gewinner beabsichtigt nun, tn das Unternehmen seines Arbeitgebers als Teilhaber einzutreten. Frankenberg. Durch das in der Nacht zum Mitt- woch mit einem mächtigen Sturm und Hagelschauern ver- dundenen Gewitter wurden von einer hohen Fabrikefse zwölf Mrler abgrbroch-n und aus das danebenstehende Kesstlhaus- dach geworfen, das dadurch in Trümmer ging und im In- nern des Raumes großen Schadrn anrichtete. Am Zschopau- bad wurde ein massiver Zaun mit Zementsäulen glatt um gelegt. Bautzen. Da« schwere Kraftwagen-Unglück, da» sich am 10. Dezember v. I. auf der Linie Bautzen—Kamenz er eignet hatte und bei dem 16 Personen zum Teil schwer verletzt worden waren, gelangte jetzt an drr Unglücksstätte, im Dorfe Prischwitz, zur gerichtlichen Verhandlung. Der 26 Jahre alte Krastwagenführrr Oskar Winter aus Bautzen war angeklagt, durch Fahrlässigkeit das Unglück verschuldet zu haben. Nach drn Aurfühcungen des StarttanwaltS und der Verteidigung gehöre auch die Kraftverkehr-A.°T. Frei staat Sachsen auf die Anklagebank. Rechteanwalt Dr. Schuster brtonte, daß die Gesellschaft ein Erwrrbsbetrieb sei, bei dem es nicht so um das Renschenmaterial gehe, al« da rum, möglichst hohen Gewinn herauszuholen. Das Draht seil der Handbremse, welches b-i der Unglücksfahrt gerissen ist, war nach dem Sachverständigengutachten bereits lädiert und abgenutzt. Der Kraftwagensührer wurde wegen Fahr lässigkeit zu drei Monaten Gefängnis verurtrilt. Nach Ver büßung von einem Monat der Strafe wurde sür den Rest Bewährungsfrist in Aussicht genommen. Bautzen. In der Maschinenfabrik Johne-Werke stürzte beim Vtrladtn eines zentnerschwere Schnellschaeidr- maschine vom Kran ab und traf zwei Arbeiter. Der Zimmer mann Palmasch erlitt so schwere Verletzungen, daß der Tod nach wenigen Stunden eintrat. Oelsnitz i. Erzgeb. Nachdem sich nach einer Mel dung d«s „Qelsnitzkr Volksboten" bereit« vor einigen Wochen ?in drr Unteren Hauptstraße die ersten Anzeichen einer unge wöhnlichen Bodensenkung bemerkbar gemacht hatten, sind in zwischen weitere Senkungen in Erscheinung grtreteu, die um so mehr zu ernsterer Besorgnis Veranlassung geben, als sie mit den Anfängen der großen Senkungen im sogenannten Metsterviertel ziemlich übereinstimmen. Unterhalb der Straßenbahnhaltestelle „Windbergstraße" hat sich rin etwa 100 Meter langer Geläudestreifen drn überbauten Hegebach entlang «lwa Ltnen Meter gesenkt. Da sich der Bach mit gesenkt hat, können die Keller- und Schleusenwässer nicht mehr abfließen, so daß in den nahegeligenen HauSgrund- stücken da« Wasser ständig bis zu 20 Zentimeter im Keller steht. Die Beunruhigung der Bevölkerung ist groß. — AmjFreitag früh 6 Uhr stieß aus dem Bahnübergang in Neuölsnitz ein Kraftwagen der Chemnitzer Wollindustrie mit einem Güterzug zusammen. Der Kraftwagen wurde vollständig zrrtrümmrrt. Chauffeur und Beifahrer konnten sich im letzten Augenblick durch Abspringen retten. Chemnitz. Das Kriminalamt teilt mit r Vorgestern fand ein Holzsawmler im Crimmitschauer Wald im Dickicht die Lriche eines gutgekleidrten Mannes, der eine Kopfschuß- wunde hatte. D-r Kriminalpolizei stellte fest, daß Tötung von fremder Hand »echt oorlregt. Es handelt sich um einen Chemnitz« «efchästsmanu, den wirtschaftliche Sorgen in drn Tod getrieben haben. — Sport. Sonntag, den 14. März 1926. (Fußball.) Tv. Groß-Oelsa - „Jahn", Ottendorf-Okrilla. Dieses Pflicht-Spiel findet nach«. 2 Uhr auf dem Sportplatz in Groß-Orlsa statt. Die Kunst -es Hungerns. Noch gar nicht allzu lange ist es her, daß das Hungert« zur vaterländischen Pflicht wurde, weil man uns von der Ausfuhr abgeschnitten hatte und wir „durchhalten" muß ten. Da haben selbst recht „materialistisch" veranlagte Ge müter aus der Not eine Tugend gemacht und von Tag zu Tag den Schmachtriemen enger geschnürt. Nun, da diese schlimme Zeit schon etliche Jahre hinter uns liegt und wir wie gewöhnlich auch sie verhältnismäßig schnell vergessen haben, ist das Hungern gewissermaßen eine Modetorheit geworden und sehr populär, wie etwa das Boxen und das Jimmytanzen. Nach natürlichen Gesetzen kann ein Mensch etwa 12 Tage ohne Nahrung leben, wobei eingeschränkt werden muß, daß er natürlich Wasser zu sich nehmen muß, durch das auch winzige Bestandteile von Nahrungswerten dem Körper zugeführt werden. Die meisten Vögel können kaum 8—9 Tage ohne Nahrung zubringen. Hunde vertra gen ein Hungerperiode von etwa 20 Tagen. Dann be ginnen bereits die „Hungerkünstler" der Tierwelt. Dis Frösche können 360 Tage. SchrldkrSts» 500 Tage, Schlangen 800 Tage und Fische sogar 1900 Tag« hungern. Was nun die hohe Kunst des Hungerns anbetrifft, so gibt es zur Zeit in Deutschland und in Frankreich, wo die eigentliche „Hungerkur" neben der verfeinerten Etzkunst gleichermaßen klassisch und zuhause ist, zahl, reiche Vertreter, die gegenseitig auf „Rekord" und um die Wette hungern. In Frankreich lebt noch der Vie kW I« Ä I-kbMM IlMMM? -SS - «so» ffentjunFör ertragen : berühmteste aller Hungerkünstler, den man auch vor Jahr zehnten in Deutschland bei seiner eigenartigen „Kunst" be obachten konnte, Sneci. Dieser heute 65jährige älteste Ver treter der Hungerkünstlcrzunst gewann beim ersten großen Wetthungern in Paris den ersten Preis in Höhe von 75 000 Franken, indem er 26 Lage hungert^. Heute geht man an die Hungerrekorde mit sportlichen Systemen heran. Zum Hungern gehört danach zunächst ein regelrechtes Trai ning. So vorbereitet steigt der Hungerkünstler moderner Zeit in den versiegelten Glaskasten, wo er mit Zigaretten rauchs» Und Radiohören seine Zeit verbringt. So hielt im Januar d. I. in Cassel der Hungerkünstler Kernhof mit 33 Lagen im plombierten Glashause den Rekord feiner Kunst. Schon ist ihm aber ein neuer Vertreter seiner Zunft hart auf den Versen. In Berlin hungert zur Zeit der Künstler Jolly, ein 24 Jahre alter angeblicher Student der Medizin, der allerdings in den 44 Tagen, die er „durchzuhalten" be- asichtigt, 300 Flaschen Selterwasser und 5000 Zigaretten zu verbrauchen beabsichtigt. Einen besonderen „Reiz" hat dis Hungerei — wenigstens für die in Scharen hinzuströmen den Zuschauer — dadurch, daß sie in einem für sein gutes und — reichliches Essen bekannten Restaurant vor sich geht, Das Hungern regt zum Appetit an. Um den armen Künst ler hierdurch nicht zu sehr zur irritieren, ist an der eine» Wand des Glaskastens ein großes Schild angebracht: „Man bittet das verehrliche Publikum, in Gegenwart des Hungerkünstlers keine Speisen zu sich M nehmen!" Daß das Hungern letzten Endes für den „Künstler dafür da Ist, daß er — so paradox das klinge» mag — zu esse» hat, dürfte jedem klar sein. Auch die Hungerkunst geht eben nach — Brot. Eine hübsche Summe bildet merst die ^Eage' für diese eigenartigen Künstler. 60 000 Mark solle» Meister Jolly beispielsweise sicher sein. Also: W,r wünschen wohl zu — hunger»! U. Airche««achrichte«. Sonntag, den 14. März. Vor«. 9 Uhr Predigtgottesdienst. tienu eine