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Kurze Mitteilungen. 25. April 1928 Auf dem Flugplatz der Offiziersschule in Demb- l i n (Polen) stürzte gestern ein aus England geliefertes Militärflugzeug infolge Versagens des Motors aus großer Höhe ab. Die beiden Insassen waren a u f d e r S t e l le t o t. Der „Petit Parisien" meldet, daß eine eingehende Prüfung desfranzösischenKriegsverzichts- paktvorschlages das Staatsdepartement in sei nem ersten Eindruck bestärkt habe, daß zwischen der Pariser und der Washingtoner Auffas sung starkeEegensätze bestehen. Die Berufung mehrerer Aerzte an das Kranken bett Briands hat dem „Petit Parisien" zufolge zahlreiche Freunde des Außenministers stark beunruhigt. Aus Erkundigungen bei der unmittelbaren Umgebung Briands gehe aber hervor, daß der Krankheitsverlauf durchaus normal sei und daß es für den Augenblick keine beunruhigenden Anzeichen gebe. Die Landwirtschaft in P o m e r e l l e n hat infolge der letzten Kältewelle, die mit heftigen Schnee stürmen verbunden war, durch Ausfrieren der Saaten großen Schaden erlitten. Die Felder müssen teilweise noch einmal vollständig umgepflügt werden. Seit 30 Jahren ist kein so strenger und später Winter mehr erlebt worden. In Smyrna ist gestern ein neuer Erdstoß verspürt worden. Das Verbot -es Rotfronl-Bun-es. 25. April 1928 v. Keudell vor dem Ueberwachungsausschuß. Unter zahlreicher Beteiligung begann gestern nach mittag die Sitzung des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung, die sich vorzugsweise mit dem Ersuchen des Reichsinnenministers an die Länder, den Roten Frontkümpferbund zu verbieten, befaßte. Von deutschnationaler Seite nahmen an den Beratungen teil: der politische Beauftragte der Partei, Abg. Treviranus, ferner Graf Westarp und und Abg. Schulz-Bromberg. Von Anfang an war Reichsinnenminister v. Keudell anwesend, des gleichen Vizekanzler und Reichsjustizminister Hergt. Auf Anfragen nach der Stellung des Ministeriums zu den vorliegenden Anträgen, erwidert Minister v. Keudell: „Was den kommunistischen Antrag an geht, so darf ich mir vorbehalten, zu seinem Inhalt Stellung zu nehmen, wenn ich die Begründung gehört habe." Der Minister erklärt weiter, daß er sich ange sichts der Tatsache, daß das Reichsgericht demnächst Stellung nehmen soll, im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht dazu entschließen könne die Denk schrift an die Länder dem Ausschuß vor zulegen. Reichsinnenminister Dr. v. Keudell betonte weiter, daß seit zwei Jahren angesichts der bekannten Recht sprechung des Reichsgerichts eine Maßnahme gegen den Roten Frontkümpferbund erwogen worden sei. Heute sei ein neues juristisches Moment hinzugekommen. Zwei Urteile aus dem Dezember des vorigen Jahres Hütten die revolutionäre Natur des Roten Frontkämpferbun des in so eindeutiger Weise festgestellt, daß sich für den zuständigen Reichsminister die Pflicht ergab, weitere Maßnahmen gegen den Bund einzuleiten. Der Bund verfolge das Ziel, die Revolution gewaltsam herbeizu- sühren. Der Minister betonte, er müsse die Auffassung ablehnen, daß ein Unterlassen des Vorgehens gegen den Bund mit Rücksicht auf den bevorstehenden Wahlkampf besser gewesen sei. Wenn das entsprechende Verbot amtliche Pflicht sei, so dürfe es keineswegs bis nach den Wahlen aufgeschoben werden. Der Reichskanzler, der selbstverständlich seit Wochen über das Material von ihm unterrichtet worden sei, habe wiederholt Bedenken gegen ein Verbot in diesem Zeitpunkt geäußert. Es handele sich aber bei dieser Frage um eine reine Nessort- angelegenheit des Innenministers. Er brauche nicht zu wiederholen, daß er keinerlei Deckung hinter dem Kabinett als solchem suche. Er habe das Verbot ledig lich als seine Pflicht angesehen. Bei dem Roten Front kämpferbund falle der außerordentliche militärische Wert und die erstaunliche Offenheit ins Gewicht, mit der die revolutionären Ziele seitens der führenden Männer bekanntgegeben würden. Zwecks Vorbereitung der Revolution beständen Wehr- und Kampforganisa tionen ganz eigenartiger Natur. Man denke an die Fahneneide. Der Minister ging dann auf die Frage ein, ob es zweckmäßig sei, sich vor einem Verbot mit den Länderregierungen in Verbindung zu setzen. Ein solcher Gedanke sei aber schon von seinen Amtsvorgängern er örtert worden. Der Weg für die Durchführung des Verbots sei gesetzlich vorgeschrieben. Der Staat habe die Verpflichtung, eine militärische revolutionäre Orga nisation aufzulösen. Ein Reichsminister, der dies nicht tue, mache sich einer Amtsverletzung schuldig. Reichsminister v. Keudell erklärt, die anwesenden Minister im Kabinett seien über das Vevorstehen der Aktion durchaus unterrichtet gewesen: das Kabinett habe aber einen Beschluß nicht gefaßt. Die anderen Kabinettsmitglieder hatten lediglich Bedenken wegen des Zeitpunktes der Maßnahme geäußert. Die Sozialdemokraten beantragten, den Reichskanzler zu ersuchen, unverzüglich die Zurücknahme des vom Innenminister an die Länderregierungen ge richteten Antrages herbeizusühren. Reichsinnenminister v. Keudell erklärte, wenn der Ausschuß einen solchen Beschluß fassen werde, so würde er der staatsrechtlichen Grundlage entbehren. Die Abgeordneten Schulte- Breslau (Ztr.) und Koch (Dem.) stellten folgenden Antrag: Ohne zu der « Frage, ob die gesetzlichen und tatsächlichen Voraus- ! setzungen für das Vorgehen des Reichsinnenministers ! gegeben waren, Stellung zu nehmen, hültderAus- schuß diese Maßnahme für den gegen- ! wartigen Zeitpunkt nicht für zweck mäßig. — Abg. Dr. Scholz (D. Vp.) erklärt, wenn auch über die Zweckmäßigkeit der Maßnahme seine Freunde verschiedener Ansicht seien, so werde er doch innerhalb der Rechte des Ausschusses bleiben und gegen diesen Antrag stimmen. Die Anträge der Kommunisten und Sozialdemo kraten werden mit elf gegen acht Stimmen abgelehnt. Der Antrag Schulte, Koch, wird mit zehn gegen zehn Stimmen abgelehnt. Gegen diesen Antrag stimmten auch die Kommunisten. Damit ist diese Angelegenheit erledigt. Aus aller Wett. 25. April 1928 * General Nobile in Berlin. General Nobile ist gestern abend, von Stolp kommend, aus dem Stettiner Bahnhof eingetroffen. In seiner Begleitung befanden sich die Herren, die mit ihm die Nordpolfahrt in den nächsten Tagen antreten werden. Zu Ehren des Gene rals wird heute im Reichsverkehrsministerium ein Früh stück stattfinden. Für den heutigen Abend ist ein Essen im Aeroklub vorgesehen. Dem bisherigen Programm zu folge wird General Nobile am Donerstag mittag vom Reichspräsidenten empfangen werden. * Tragischer Dod eines Kindes. Um die Mittags stunde ereignete sich an der hohen Bahnböschung in Koblenz ein schwerer Unglücksfall, der den Tod eines sechsjährigen Knaben verursachte. An der Bahnböschung, die von einer hohen Mauer umsäumt ist, waren große Mengen Schotter für die Bahngleise aufgeschüttet wor den. Beim Vorübersahren eines Zuges gab die Mauer nach und die gewaltige Schottermasse verschüttete einen sechsjährigen Knaben, während im gleichen Augenblick eine größere Anzahl anderer Kinder die Nachläufen spiel ten, von der Unsallstelle wegliesen. Bahnarbeiter und Feuerwehr, die sofort nach dem verschütteten Kinde gruben, konnten nur noch die zerschmetterte kleine Leiche bergen. * 170 000 Mark erschwindelt. Ein Duisburger Kaufmann hat es verstanden, von einer Anzahl Per sonen insgesamt 170 000 Mark zu erschwindeln. Das Geld sollte für geschäftliche Zwecke in wenigen Wochen mit 100 Prozent Zinsen zurückgezahlt werden. Ein Reichsbahnbeamter und ein Kaufmann sind allein um 64000 Mark geschädigt worden. Der Betrüger ist flüchtig. * Verhaftung eines Vankdirektors. Aus dem Eeld- schrank der Treuhand und Kreditbank A. G. in Saar brücken waren vor drei Wochen 60 000 Franken ver schwunden. Ms Dieb wurde ein Direktor der Bank ent larvt, der mit einem Nachschlüssel den Geldschrank hatte öffnen können. In schwerstem Verdacht hatte der Bank kassierer gestanden, dessen Unschuld nunmehr bewiesen ist. * Boykott deutscher Filme in Ost-Oberschlesien. Die polnischen Kinobesitzer in Ost-Oberschlesien haben be schlossen, sämtliche deutsche Filmerzeugnisse zu boykot tieren, solange nicht die Aufführung des nach Ansicht der Kinobesitzer aufhetzenden Film „Brennende Grenze" untersagt wird. Der Boykott soll sich vor allem gegen die deutschen Filmgesellschaften Deulig, Eicko und Emelka wenden. * Ein Denkmal zur Erinnerung an den Bomben anschlag ans den König von Italien. An der Stelle, wo der Anschlag gegen den König von Italien verübt wurde, wird die Stadt Mailand ein künstlerisch ausgeführtes Gitter aufstellen, das zusammen mit dem Laternenmast, in dem die Bombe versteckt war, eine Art Denkmal an die dem Anschlag zum Opfer gefallenen darstellt. Versammlungen un- Kongresse. Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz. Der Ee- samtverein, der im vorigen Jahre aus sein 50jähriges Bestehen zurückblicken konnte, hielt am Sonntag im Fremdenhof Weißer Schwan in Pirna unter Leitung von Regierungsrat Prof. Dr. Lampe (Dresden) seine Frühjahrs-Abgeordnetenversammlung ab. Vor Eintritt in die Beratungen widmete der Vorsitzende dem vor einigen Tagen verstorbenen Gründer und Ehrenmitglied des Eesamtoereins, Bürgermeister a. D. Apotheker Krie bel einen warmherzigen Nachruf. Die Rechnung des Eesamtoereins, die auf beiden Seiten mit 30 600 RM. abschließt, und die Rechnung über die Bootfahrten wur den richtiggesprochen. Der Reinertrag der vom Eebirgs- verein seit langem unterhaltenen beliebten Bootsfahrten auf der Oberen Schleuse bei Hinterhermsdorf, die im Vorjahre unter Unwetter zu leiden halten, wird be stimmungsgemäß je zur Hälfte zur Unterstützung von Waldarbeitern und von Bedürftigen im Vereinsgebiete verwendet. Oberlehrer Lutze (Niedersedlitz) berichtete über die 1927 ausgeführten Jugendwanderungen. Der Verein besitzt auf dem Latz bei Königstein ein schmuckes Vereins- und Jugendheim, das mit 19 Betten und 16 Lagerstätten ausgerüstet ist. Der Bericht zeigte, daß der Eebirgsverein im abgelaufenen Jahre ein gut Stück vorwärts gekommen ist. Baubeihilfen aus Mit teln des Eesamtoereins wurden bewilligt an die Orts gruppe Nosenthal-Schweizermühle für Ausbesserungen am Bernhardstein und an die Ortsgruppe Rathen zum Aus bau der Anlagen am Tiedgeselsen sowie zu Ausbesse rungen am Kanapee (Basteigebiet). Wie der Vertreter der Ortsgruppe Rathen berichtete, wird gegenwärtig mit Unterstützung seiner Ortsgruppe der bekannte Kottesteig ausgebessert. Der Ortsgruppe Bad Gottleuba wurde zur gründlichen Erneuerung ihres Pflanzengartens ein Beitrag zugesprochen. Ueber die Sammlungen im Ver einsgebiet erstattete Kaufmann Süß (Dresden) Bericht. Eine Aussprache entspann sich über die Frage der im Besitze des Eebirgsvereins befindlichen Burgruine Wehlen. Mit der weiteren Erörterung der Angelegenheit wurde der Vorstand betraut. Der diesjährige gemeinsame Aus flug des Eesamtoereins soll am 1. Juli von Neustadt über die Götzinger Höhe, Unger nach Sebnitz durchge führt werden. Aus einer Mitteilung des Vorsitzenden ging hervor, daß gegenwärtig eine durchgreifende Wie derherstellung des Pslanzengartens des Vereins in Bad Schandau, dessen wissenschaftliche Leitung Hofrat Prof. Dr. Naumann übernommen hat, in Angriff genommen worden ist. Die übrigen Punkte der umfangreichen Tagesordnung betrafen in der Hauptsache innere An gelegenheiten. — Die diesjährige Hauptversammlung findet im Herbst in Neustadt statt. LejUWnäHot t-onrism VON? k.stir->s» 17. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Einer Lichtgestalt gleich stand das schöne Mädchen, stand Katharine vor seinem inneren Auge, so mild und ruhig, so abgeklärt — von ihr aina fürwahr ein Kimm» Wer Friede aus — sie wäre die Rechte für ihn gewesen — und er war schwach genug gewesen, einem Irrlicht zu fol- gen, das ihn nur ins Unglück bringen würde. Noch einmal wollte er bei paßender Gelegenheit mit Gerda reden — und es dann zum Ende bringen; er wollte fort von Brefsenhof. Er schämte sich vor Katharine; es tat ihm web, ihr bleiches Gesicht und die traurigen, lieben Augen zu sehen. Wohl fühlte er, daß er daran die Schuld trug; denn sie liebte ihn. Wie oft hatte ihm Gerda in ihrer spöttischen Weise ange- deutet, was er selbst geahnt Aber wer konnte jenem ver- bihrerischen Geschöpf widerstehen — man mußte ja alles vergessen, wenn sie so weich, so hingebend war, wie gegen ihn, wenn !ie die weißen Arme um seinen Hals schlang, ihn mit den Nixenaugen so seltsam ansah und leise bat: küsse mich! Aber nun hatte sie selbst durch ihr Wesen den Zauber '."stört, den sie in warmen Somniertagen um ihn ge. woben; jetzt war er erwacht und sah klar. Füni Tage waren vergangen. Hellmut sprach seine Lurwunderung aus, daß Katharine sich in dieser Zeit gar "ich» einmal wieder hatte sehen laßen. „Weiß ich's!" gab ihm Gerda schnippisch zur Antwort. - Wenn du Sehnsucht hast, dann besuche doch die Walküre." „Will ich auch, Lonstnchen. und zwar gleich heute nach- wittag. Das schöne blonde Mädchen fehlt mir wirklich." Aber er kam nicht dazu, diesen Vorsatz auszuführen. . Man wartete mit dem Mittageßen auf Krafft, der nicht . ünktlich zur Stelle war. Als es dem Baron aber zu lange dauerte, fing man zu eßen an. Er sprach seine Verwunde rung aus, wo der sonst so pünktliche Mann eigentlich steckte, denn im Hause war er nirgends zu finden. „Eigentlich eine große Rücksichtslosigkeit von ihm," sagte die Baronin. „Nun, nun," beschwichtige der Baron, „wer weiß, was ihn abhält; denn ohne Entschuldigung ist er noch nie weg geblieben. Wird schon noch kommen —" und atz mit gutem Appetit weiter. Da trat Krafft hastig ins Speisezimmer. „Verzeihen die Herrschaften meine Verspätung —" „Mensch, Krafft, wie sehen Sie denn au«? — Sind Sie krank?" rief Herr von Freesen bei seinem Anblick er schreckt au». „So reden Sie doch, was ist Ihnen denn passiert?" „Mir nichts, Herr Baron; krank bi« ich auch nicht —." „Na, was ist » denn? Was gibt'» denn? Rau» mit der Sprache! Sie spannen mich ja auf die Folter!" Krafft sucht« nach Worten. Endlich sagte er dann: „Eine traurige Nachricht, — aber bitte, Herr Baron, sich nicht zu erschrecken oder aufzuregen, Herr von Buchwaldt ist vor zwei Stunden ganz plötzlich gestorben." Alle waren erschüttert von der plötzlichen Nachricht; sie konnten es kaum glauben. Der Baron sprang auf und schüttelte den jungen Mann derb an den Schultern. „Krafft, find Sie denn ganz verrückt geworden, da« ist doch gar nicht möglich! Buchwaldt tot — noch gestern hab' ich ihn gesehen —." „Doch, Herr Varon, es ist wahr — Herzschlag. Als ich aus dem Holze kam. hörte ich davon und bin infolge dessen sofort ins Dorf gegangen. Frau von Buchwaldt ist ganz faßunaslo«; auf Fräulein Katharine ruht die ganze Last. Ich bin ihr gleich behilflich gewesen, die nötigsten Depeschen an die Geschwister abzusenden, deshalb meine Verspätung, die ich gütigst zu entschuldigen bitte." „Schon gut, Krafft, haben Sie ganz recht gemacht! — Laßen Sie den „Marius" satteln; ich will gleich 'runter- reiten, und wenn Sie gegeßen haben, kommen Sie nach, Krafft! Sie werden sich nützlich mache« könne«." „Papa, iß wenigstens erst fertig, ehe dein Eßen kalt wird!" klang Gerdas Stimme scharf und kalt; das junge Mädchen aß nach dem ersten Schrecken und einigen teil nehmenden Worten allein weiter — „du mußt auch an dich denken; du kannst weiter nichts tun, so traurig und betrü bend auch die Tatsache ist." Mit einem schwer zu beschreibenden Blick sah Krafft zu Gerda hinüber; sein schönes Gesicht war wie von Stein. Er wandte sich hinauszugehen, um den ihm erteilten Be fehl zu vollziehen. „Bitte, Herr Inspektor, laßen Sie für mich den „Othel lo" satteln —" rief ihm Hellmut nach — „weißt du, Onkel, mir ist der Appetit vergangen, ich möchte mit dir hin über!" wandte er sich an den Baron, „und wenn es nicht aufdringlich ist, Fräulein von Buchwaldt teilnehmend die Hand drücken! — Es ist doch zu traurig. Buchwaldt war doch ein famoser Mann; ich hatte ihn wirklich gern." Er wischte sich eine Träne aus dem Auge, die ihm wider Willen darin aufgestiegen war, denn er war von Natur sehr gutmütig und mitleidig. „Was willst du jetzt in dem Trauerhause?" sagte die Baronin mit ihrer klagenden Stimme — „man ist doch nur im Wege — du bleibst hier, Gerda — man regt sich nur noch mehr auf und kann doch nichts helfen! — Sage vorläufig unser innigstes Beileid, Joachim!" Dieser saß da, das Gesicht in der Hand verborgen, und hin und wieder schüttelte er den Kopf, wie zum Zeichen daß er das eben Gehörte noch gar nicht glauben könnte „Die Pferde sind bereit, Herr Baron," meldete Krafft, der wieder eingetreten war. Er würdigte Gerda keines Blickes; ihre Herzlosigkeit hatte ihn bis ins tiefste Mari erkältet. Wie anders hätte Katharine an ihrer Sielle ge bandelt; sofort wäre sie in das Trauerhaus geeilt und hätte mit warmen Worten zu trösten versucht! „'s ist gut; dann komm, Hellmut," sagte der Varon wehmütig; sie bestiegen ihre Pferde und ritten nach dem Dorfe, die Damen allein laßend. „Lächerlich von Hellmut," sagte Gerda, „er tut gerade, als ob er ein Recht dazu hätte, überall dabei zu sein!" (Fortsetzung folgt.)