Volltext Seite (XML)
mögen e 1928 20 000 keit sei ei eine j Ver- -rt a» rungs- Bilan, ine be e Ein- rkaufs- rzeitig- lschast n. De> 'leiben ng dö )endet wechst mtgeli wurde, mg ec finanx .'trägen I- Zu' t. Von tmsatz- idwirt- nn de! >f voll' suchtest rige- en von astliche gerunS Ich de> idwirt- cd ver- Scha 'triebS' rsichten tZtc die wachsen aus zn 4 wuc en Be tt bei» n. Ge ber den r Kab liieren' uf dein eis von nende» steigen wiodel wungs- >eiträg< 1. Jen utrags' eng gc cd voin ist noä mer Miet- ms des >29 be- lewcrlr S 8 5n rdc.rge' in Al' erweist ichtigel luste p >r alte> Schuld lOO°/o lmerhd äufigei sprüns Otbcsch lnleihes , sowci 330 i> 10 d' n wird rkaffeN X. au» ert die inerzei chwert w rech ch noi nameN j KunS nflaüo> Kern j elhaft^ ast all )ingehl um all l Wick weit« enaum für dl man fil rte uck M Ge> bei vd :n Vck luch an aus dt nstatiä etzt ult >en do° Grun« gesteh ie dann itnre«^ los. Tagesspruch Wir werden beide manchmal fehlen, Drum lerne zu verzeih'», mein Kind! Laß uns einander nicht verhehlen, Daß wir auch beide Menschen sind. Me lange kann man hungern? Die Wanze als Hungerkünstler Ostern 1930 verläßt die erste «Generation der Kriegs- kinder die Volksschule. Ihre Kindheit fiel in die Zeit der englischen Hungerblockade; Hunger und Unter ernährung wirkten sich an ihnen besonders aus. Tausende ihrer Altersgenossen sind in das frühe Grab eines unbewußten Heldentodes gesunken. Standen doch ihnen und ihren Müttern bereits 1916/17 nur etwa zwei Drittel der erforderlichen Kalorien- und zwei Fünftel der notwendigen Eiweißmenge zur Verfügung. Und bei dieser mangelhaften Ernährung mußten die Kinder nicht nur leben, d. h. ihre Körpcrmaschine in Betrieb -halten, sic mutzten auch wachsen, also ihre Körpermaße vermehren. Wie war dies möglich? Wie äußert sich überhaupt eine wngcre Hungerperiode auf den Organismus? . hungernden Körper nehmen die Organe nicht gleichmäßig ab. Zuerst werden die vorhandenen Vorrats- ftosfe, ^ett und Stärke, verbraucht. Fett ist vor allem in der Leber (Lebertran) und unter der Haut ab gelagert. Die Fettpolster der Haut sind aber nicht nur Reserven für knappe Tage, sic sind vielmehr auch dazu Körper vor Wärmeverlust zu schützen (Wmtcrspeck). Ihr Abbau wird zur Folge haben, daß der Hungernde fnen, daß er also seinen Körper noch stärker hetzen, d.h »och mehr Nährstoffe verbrauchen muß. .. »Hsi, "E.'iE verbraucht, so kommt die Stärke an hss besonders in Leber und Muskeln gestapelt i , können die Leber bis 54 Prozent, die Muskeln ms 31 Prozent an Gewicht einbüßen. Der Körper magert immer weiter ab. Hiernach werden alle Organe angegriffen, die nicht unbedingt zur Erhaltung des Lebens notwendig sind. Am längsten bleiben Nervensystem und Blut erhalten. Jenes muß ja die Körpermaschine steuern und ist zum Aufsuchen, zur Prüfung und zur Aufnahme neuer Nahrung unentbehrlich Das Blut ist das Transport mittel, welches die verdaute Nahrung oder die abgebautcn Stoffe an den Ort ihres Verbrauchs und von dort als Abfallstoffc zu den Nieren schleppt, wo sie ansfiltriert und als Harn abgeschieden werden. Es ist also erklärlich, daß Nerven und Blut bis zuletzt in bestem Zustand gehalten werden müssen. . , Wie lange vermag nun cinTierzu hungern, «i?^^br als 60 Prozent des normalen Körper aewichts verbraucht so tritt meist der Tod ein. Wann dieser Punkt erreicht ist, hängt natürlich von der Schnellig keit des Stoffverbrauchcs, also von der Lebhaftigkeit der Bewegungen des Tieres, und außerdem von seiner Körper wärme ab. Ein Kaltblüter, dessen Körperwärme der Außentempe ratur entspricht, benötigt weniger Heizung, also geringerer Nahrungszufuhr als ein Warmblüter, der eine hohe Jn- ncntemperatur besitzt, die nicht unter einen bestimmten Grad sinken darf, wenn es nicht zu schweren Schädigungen und gar zum Tode des Tieres kommen soll. Weiter müssen kleine Tiere, da sie im Vergleich zu ibren großen Geführten eine verhältnismäßig größere Oderflache haben und mehr Wärme au ihre Umgebung abgeben, mehr Nahrung verbrennen, um ihre Eigenwärme zu halten. Daher können kleine, insektenfressende Vögel nichi langer als einen halben Tag ohne Nahrung bleiben, ein p c rling geht nach zwei Tagen zugrunde, ein Meer- schweinchen hält sechs Tage, der Mensch bis zu zwolfTagen Hunger aus. Es folgen das Kanin- ch e n , das im Verhältnis doppelt soviel Nahrung braucht N " d . mit 16, der H u n d mit 20 und dieKatzc mit 3.) Tagen. Kaltblüter ertragen sehr lange Hunger To kann ein Frosch ein ganzes Jahr, eine Schildkröte 1'-^ Jahre ohne jede Nahrung aushalten. Mesenschlangen sollen bis zu zwei Jahren keine Nahrung zu sich genommen haben; allerdings würgen sie auch „Bissen" bis zu 50 Kilogramm hinunter. Den Rekord schlagen Insekten. Es wird berichtet, daß eine Wanze nach reichlicher Mahlzeit sechs Jahre ohne weitere Fütte rung ausgehalten hat. Wenn wir die berufsmäßigen H u n g e r k ü n st l e r unberücksichtigt lassen, deren „Kunst" unter unnatürlichen Verhältnissen geübt wird, so gibt uns das täglicheLeben Ge legenheit genug, die körperlichen und die seelischen Ver änderungen des Menschen bei völliger Rahrungs- entziehnng festzustellen. Wie das kleine Tier unter gleichen Verhältnissen schneller als das große verhungert, so sterben bei Katastrophen, wie bei Belagerungen, Blockaden, Bergwerksunglücken, Schiffbrüchen usw., die Kinder früher an Hunger als die Erwachsenen. Bekannt sind die Sinnestäuschungen (Hallu zinationen) und Delirien, die den Hungernden befallen und von Gereiztheit, Grausamkeit und schließlich Wahnsinns anfällen begleitet sind. Die Mutter, die vor .Hunger ihre Kinder schlachtet, und die Kämpfe der Kberlebenden um die Leichen der Gefallenen und Gestorbenen, gehören keineswegs in das Reich der Fabel, sondern legen Zeugnis davon ab, wie angesichts des Hungertodes das Tier im Menschen alle natürlichen nnd sittlichen Gesetze verdrängt und der Selbsterhaltungstrieb uneingeschräntt seine Herrschaft behauptet und vermehrt. -Dr. F. Pritze - Berlin. Dr. Köster, der deutsche Gesandte i» Belgrad, der sich einer Blind- darmoperaiion unterziehe» inußie. Infolge des Auf tretens einer allgemeinen Vergiftung ist sein Zustand sehr ernst. ReuerSntsernungs- und Nauerluffrekord. Eine Leistung der Flieger Costes und Codas. Die beiden französischen Rekordflieger Costes und Codos die am Sonnabend nachmittag aus dem Flugplatz von Jstres gestartet waren, um die Weltrekorde für Entfernung, Dane, und Schnelligkeit mit einer Nutzlast von 1000 Kilo zu brechen, sind am Sonntag vormittag wieder in Jstres gelandet. Es ist ihnen gelungen, den Emfernungs- und Dauer rekord an sich zu bringen. Die Flieger waren 18 Stunden eine Minute in der Luft und haben damit den bisher von dem deutschen Flieger Horn mit 14 Stunden 23 Minuten ge haltenen Rekord geschlagen. Gleichzeitig haben sie mit 3278 Kilometer durchflogener Strecke den Entfernungsrekord an sich gebracht, der bisher von dem deutschen Flieger Steindorff mit 2515,318 Kilometer gehalten wurde. Den Schnelligkeits rekord haben sie nicht schlagen können. tleberschNemmungen als Grenzschutz. Mischung von Meerwasser mit Süßwasser. Anläßlich einer Besichtigung der Befestigungen an der französisch-belgischen Grenze äußerte sich der fran zösische Kriegsministcr. über Überschwemmungsvorrichtungen als Befestigungsanlagen.! Den Hauptnachteil des Mittels sah der Minister darin, daß das überschwemmte Gebiet für 25 Jahre keine Ernte mehr hervorbringen könne. Allerdings bestehe die Möglichkeit, diese Folge zu vermeiden, wenn man nur ein Drittel Meerwasser mit zwei Drittel Sützwasser ver mische. Ende des Jahres werde bei einem Manöver ein Versuch durch Öffnung von Schleusen angestellt werden. Warum die Arbeitslosigkeit in Sachsen so groß ist. In der Sächsischen Industrie schreibt Reg-Nat Dr. Fr. H. Waller vom Statistischen Landesamt Dresden u. a.: In keinem anderen deutschen Wirtschaftsbezirk ist ein so hoher Prozentsatz der Arbeitnehmer in den Verbrauchs üier- industrien beschäftigt wie in Sachse n. Da sich nun der konjunkturelle Rückgang in diesen iin allgemeinen stärker be merkbar gemacht hat als in den Produktionsgüterindustricn, ist es erklärlich, daß in unserem Gebiet die Beschäftigungskurve so tief gesunken ist. Zu berücksichtigen ist aber weiterhin, daß die sächsische Industrie unter verhältnismäßig u ngünstige n Produktionsbedingungen arbeitet. Sie ist beim Be zug der Rohstoffe mit höheren Frachten und vielfach auch mit Höheren Löhnen belastet als ihre inneudeutsche Konkurrenz; ihre zumeist mittelgroßen und kleineren Betriebe leiden unter dem Kapitalmangel mehr als die andererorts vorherr schenden Grotzunternehmungen, denen die Kapitalbeschaffung leichter fällt. Hierzu kommt, daß die Zusammenballung des Geldverkchrs in Berlin zu einer Verzögerung und Verteuerung des Kredits führt. Der Zwang zur Senkung der Pro d u k t i o n s k o st e n beschleunigte den Rationalisicrungs- und Konzeutratiousprozeß, wodurch wiederum der Arbeitsmarkt eine starke Belastung erfuhr. Der Auftragsrückgang und der Kapitalmangel führten zu einem weiteren Ansteigen der Kurzarbeit und zu einer Vervielfachung der Betriebs stillegungen. Entsprechend dem Rückgang der Beschäftigung dürfte sich auch der Umsang der industriellen Produktion im ganzen mcht unbeträchtlich verringert haben. Der Rückgang der U m s a tz t ä t i g k e i t in der Produktionsphäre hat sich fortgesetzt. Die von sächsischen Bahnstationen abgcgangenen Gütermengen bleiben um saft 7 Prozent und die Postpaket auflicferung um beinahe 10 Prozent hinter dem Vorjahrs umfang zurück. Aus der sächsischen LandNirtschast. In der Weinbauvcrsuchsanstalt Schloß Hoslötznitz sind für das Jahr 1930 vom 17. bis 19. Februar ein Lehrgang zur Anlage von Jungpflanznngen, für den 29. und 30. Mai ein Lehrgang zur Sommcrbehandlung des Weinstockcs, jur den 11. Juli für Beerenobstwein- und Saftbercitung und für den 9. und 10. Oktober zur Weinlese, Kelterung, Ävsclwciu- bereitung angesetzt. Anmeldungen sind an die Weinbau- Versuchsanstalt Schloß Hoflößnitz, Post Obcrlößuitz-Nadebeul, zu richten. Die Vorsitzenden der Jungmädchenabtcilungen des Jung- landbundcs und alle landwirtschaftlichen Haussrauenvercins Vertreterinnen für Jugendsragen treffen sich für die Bezirke Chemnitz, Leipzig, Vogtland am 11. Februar iu Chemnitz in der dortigen Kreisdirektion, für die Bezirke Dresden und Oberlausitz am 17. Februar in Dresden im Schwimmerhcim, Wiener Straße 13. Der Landesverband Sachsen für Obst- und Weinbau ver anstaltet am 15. Febrnar im Saale „Meißen" des Hauptbahn- Hoses in Dresden seine 6S. Ausschnßsitzung mit einem Vortrag von Oberlehrer Gricselcr über die „Bedeutung der Biene für den Obstbau". In Grimma findet am 5. und 6. Juli eine Kreis lierschau der Landwirlfchastskammer statt. Tic nächste Prüfung von Gcflügclzuchtgchilfen findet am 4. und 5. Mär; im Gcflügclgut Schlobachshof in Guudorf bei Leipzig statt. Tic Bcschälstcllc Großenhain ist aufgehoben nnd nach dem Staatsgut Skassa verlegt worden. Das Oswald-Friedrich-Heim in Bad Elster wird am 15. Februar wieder eröffnet. Karneval -er „Goitlosenverbände". Die Sowjetregierung besteht auf ihrer kirchsnfeindlichen Politik. Aus Moskauer Berichten geht hervor, daß trotz des Protestes des Auslandes und der Aufrufe des Papstes und anderer hoher Würdenrräger der westeuropäischen Kirche gegen die Kirchenpolitik der Sowjetunion von russischer Seite amtlich erklärt wird, daß diese Proteste keinen Eindruck auf die Regierung haben würden und sie ihre Politik in dieser Frage unverändert bei behalte. Die kommunistische Diktatur habe u. a. auch die Aufgabe, die Arbeiter und die Bauern im Geiste des Atheismus zu erziehen, und es könne daher keine Rede davon sein, daß die Regierung in dieser Frage duldsam sein könne. Alle kirchlichen Würdenträger, die sich in den Kampf gegen die Sowjetregierung stellen, würden rücksichtslos der Bestrafung verfallen. Die „Goitlosenverbände" planen zu Ostern einen Karneval, bei dem die Karikaturen auf den Papst, den Bischof von Canterbury und andere hohe kirchliche Würdenträger umhcrgciragcn werden, die dann öffent lich verbrannt werden sollen. In weiteren Entschließun gen fordern die Gottlostuv^bände das Einfuhrverbot von Bibeln nach Sowjurusstand. 22. Fortsetzung Nachdruck verboten ^r^b^"^rschön sah das aus im Glanze vieler weißer Inspektor Werdenberg wartete nebenan mit Jutta Lin- A auf das Oeffnen der Tür zum Wohnzimmer. Mühsam Meppte sich ein lahmes Gespräch zwischen ihnen hin. Beide Waren sich ihrer gegenseitigen Abneigung voll bewußt, nur verstand es die Frau besser, ihre Gefühle zu verbergen. Und doch mußte Ulrich Werdenberg zugeben, Jutta Lin dtw konnte manchem den Kopf verdrehen. Ihm aber war sie das unangenehmste weibliche Wesen, das je seinen Weg gekreuzt. Bei ihm zog auch ihr unwiderstehliches Lächeln nicht. . Drinnen im Wohnzimmer aber legte Ilse die letzte Hand an die Geschenktische und dabei beschäftigten sich ihre Ge danken, wie heute schon den ganzen Tag, mit den vergan genen Weihnachtsfesten. Früher hatte sie zwischen den El tern unter dem Baum gestanden, dann mit dem Vater. Nun waren beide tot. Hinter dem Baum hing an der Wand ein großes Bild ihres Vaters. Es war erst voriges Jahr gemalt worden und sehr lebenswahr. Ihr war es, als beobachteten sie die gütigen Vateraugen unablässig, als könne sie keine Bewegung tun, die ihm ent ginge. Sie stand vor dem Tischchen, das die Gaben für den Inspektor trug. Sie blickte zum Vater hinüber und ihr schien, er betrachte die Gaben, überzeugte sich, ob sie auch gut für Ulrich Werdenberg gesorgt. Da lag Tabak für die Pfeife in einem Dutzend Päckchen, da gab es mehrere Kist chen Zigarren verschiedener erlesener Sorten, da gab es guten Likör, Wein und Schlipse aller Farben. Da lag eine elegant« lederne Brieftasche, in der sich die ,Weihnachtsgra tifikation' befand. Sie hatte di« Summe in diesem Jahr für den Inspektor verdoppelt. Sie hatte sich überhaupt viel Mühe gegeben für ihn. Und sie hatte es herzlich gern getan, damit er sich ein bißchen freuen sollte. Er kam ihr bedrückt vor in letzter Zeit. Vielleicht beschwerte ihn irgend eine Sorge, daß er jetzt immer so unruhig und rasch den Mittagstisch verließ. Viel leicht fand sich heute eine Gelegenheit, ihn zu befragen. Nebenan hatte sich jetzt auch das Doktorspaar eingefun den, das schon seit Jahren an diesem Abend zur Bescherung erschien und ein Stündchen blieb, um danach im eigenen Heim für sich zu feiern. Jutta fand das ganze Getue blöd. Wenn sie hier Her rin würde, bekamen die Leute am Weihnachtstage Geld und damit war es gut. Ilse aber hatte sich noch wegen der jüng sten Kuhmagd den Kopf zerbrochen, worüber sich die Person vielleicht freuen könnte. Der Doktor unterhielt sich lebhaft mit Werdenberg. „Es kommt mir ganz eigen vor," sagte er, „daß Rauneck diesmal nicht mehr bei uns ist. Das arme Wurm, die Ilse, wird es heute auch noch mehr als sonst fühlen. Die beiden haben ja sehr aneinander gehangen." Hermine Seydel betrachtete ungeniert Jutta Linden. Alles was rechts und links war, aber so sehr hätte das mondäne Dämchen doch nicht Toilette machen brauchen in einem Trauerhause. Sie trug ein weißseidenes Kleid und ein Sträußchen wie echt wirkender Veilchen an der Brust. Dazu silberne Schuhe. Was so eine für Modefatzkereien in den Rauneckhof trug. Die gute Frau Hermine mußte sich sehr zusammenreißen, um jetzt nicht laut zu denken. Ilse steckte ihren Kopf durch die Tür: „Sind alle da? Ja, ja, ich sehe schon. Guten Abend Herr und Frau Doktor!" Sie trat näher, drückte die Hände des Paares, dann be grüßte sie Alrich Werdenberg. Jutta Linden fand, daß Ilse ihre Hand viel zu lange in der des Inspektors ließ. Ein Gedanke erschreckte sie plötzlich. Sollte Ilse vielleicht doch Interesse für den Menschen haben? Daß er sie schwärmerisch verehrte, darüber war sie sich ja bereits am ersten Tage ihres Hierseins klar geworden. Hoffentlich erlebte man nicht noch etwa eine unange nehme Uebcrraschung. denn Ilse zog ihre Hand noch immer nicht zurück. Endlich schien sie sich zu besinnen. Sie eilte jetzt ins Wohnzimmer zurück und gleich darauf ertönte ein Glöckchen von drinnen. Hermine Seydel öffnete weit die Tür. Der Doktor trat zu Jutta Linden, bot ihr seinen Arm, Hermine Seydel am Arm des Inspektors schritt voran. Heller Lichterglanz füllte das Wohnzimmer und am Klavier saß Ilse Rauneck. Schwer und getragen, doch voll unendlicher Süße schwebte es den Eintretenden entgegen: Stille Nacht, heilige Nacht! Ilse spielte das schlichte, zu Herzen gehende Weihnachts lied mit besonders tiefer Empfindung, weil ihr dabei wieder der Heiligabend des vergangenen Jahres vor Augen stand. Ihr Blick hing beim Spiel an dem großen Bilde des Vaters, das sie von ihrem Platz aus gut zu sehen vermochte, und ihr war es, als grüße sie sein liebes Lächeln heute be sonders herzlich. Tränen traten ihr in die Augen, als cs sich aus den Tasten schwang: Schlaf' in himmlischer Ruh'! Sie meinte ihren Vater die Worte singen zu hören, wie am vorigen Christabend. Er hatte eine weiche, angenehme Stimme und der Klang der Stimme war mit einem Male so deutlich und -lebendig in ihr wach geworden, daß es ihr war, als stände der Vater neben ihr und singe. Ihre Finger verirrten sich, ein schriller Mißakkord riß das schöne alte Lied entzwei und Ilses Kopf senkte sich tief, während verhaltenes Schluchzen laut ward. Schon waren der Doktor und seine Frau zu der ganz hilflos am Klavier zusammengeduckt Sitzenden geeilt. Auch der Inspektor gesellte sich dazu, nur Jutta Linden stand ein wenig abseits und beobachtete, weil sie nicht recht wußte, wie sie sich benehmen sollte. (Fortsetzung folgt.)